Coltello in Festa, 20. und 21. Juli 2019 in Maniago

pitter

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Für das Coltello die Festa 2019 hat die Italienische Handelskammer ein paar Schreiberlinge eingeladen. Neben einer Redakteurin vom DWJ, Herrn Wieland vom Messermagazin war auch ich dabei. Zum Grüppchen kamen noch zwei Teilnehmer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die in Dubai in der Restaurant/Lebensmittelbranche tätig sind. Das klingt ein bisserl schräg ;). Schräg geht immer.

Damit wir uns in der Fremde nicht verlaufen, hat die Handelskammer Begleiterinnen organisiert, die auch übersetzen durften.

Es war eine sehr lustige und angenehme Truppe. Zusammen sind wir zwei Tage durch Maniago gezogen.


Ich hab hier mal aus Lightroom ne Fotostrecke zum Durchklicken hochgeladen: https://www.messerforum.net/_bildarchiv/Maniago_2019/index_3.html


Ein paar Bilder pick ich mal heraus.

Unsere Unterkunft, das Ristorante Antica Taverna - Palazzo d'Attimis. Mitten in Maniago direkt am Marktplatz gelegen. Der Bau aus 1500 selbigsmal, mit Bedacht restauriert - sprich, das Bad war nicht aus dem 15. Jahrhundert sondern modern (und ungefähr so groß wie mein Wohnzimmer). Neben heißer Dusche gabs alte Stein- und Holzböden, bunte Holztüren, keine Ikea Möbel, ein Labyrinth von der Rezeption in die Zimmer, einen großen Innenhof für Happahappa und einen tollen Ausblick auf die bewaldeten Voralpen.

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Vom Nebeneingang, Blick in die Hügel

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Im Labyrinth auf dem Weg zum Zimmer.

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Ich habs mir erspart, Bilder vom Essen zu machen. Essen ist Essen, da geht noch trinken dazu aber kein Fotografieren. Hier wars noch sehr früh und deswegen leer, abends sitzt es sich sehr genehm. Das Essen war hervorragend, ebenso der Wein. Und am ersten Abend die anderen Alloholika auch ;) Kann sein, dass das Bild deswegen etwas schräg ist, weil ich die holika noch verarbeiten musste.

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Am ersten Tag gings in das Museo dell'Arte Fabbrile e delle Coltellerie. Zu Fuß ein paar Minuten vom Marktplatz weg.

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Im Erdgeschoss wird die Geschichte der Messerindustrie in Maniago erzählt. Hier als Modell dargestellt:


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Ich hab unsere Museumsführerin gefragt, warum sich ausgerechnet Maniago als Messerstadt entwickelt hat. So ganz genau weiß man das offenbar nicht. Was man weiß ist, dass man in Maniago schon sehr bald die Kraft des Wassers genutzt hat. Flüsse aus den Alpen gibts ja genug. Und mit der Nutzung der Wasserkraft wurden aus kleinen Handwerksbetrieben Industriebetriebe. Verkauft wurden die Messer über Handelsreisende in ganz Italien und der Welt. So wie es uns erzählt wurde, waren diese reisenden Händler auch sowas wie laufende Nachrichten aus aller Welt ;) Über diese Händler kamen auch andere Messertypen nach Maniago. Die dort gebaut und über die Händler verbreitet wurden. So erklärt sich auch, dass in Maniago viele unterschiedliche Messer gefertigt wurden. Das, was Händler weiter verkaufen wollten.

Alte Fabrik, Schleifen der Messer. Die Welle wurde mit Wasserkraft angetrieben.

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So sah es in einer kleinen Werkstatt aus. Die Fenster sind schwarz vom Ruß der Esse. Mal ließ das auch so. Maniago ist überschaubar, es gibt und gab viele Messerwerkstätten auf kleinem Raum. Man wollte nicht, dass der Nachbar durchs Fenster sehen konnte, was man so treibt. Wurde uns erzählt. Klingt plausibel :)

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Im ersten Stock des Museums sieht man unterschiedliche - ich sag mal - Eisenwaren, die über die Zeit in Maniago gefertigt wurden.

Messer, klar. Daneben Scheren, Gartenwerkzeuge. Aber auch medizinische Instrumente, Skalpelle, so Sachen für Zahnärzte :glgl: Die Bandbreite sieht man auch an den Ständen des Festivals. Maniago ist eher ein Zentrum der Stahlverarbeitung als nur eine "Messerstadt".

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Die Exponate im Museum sind durch die Bank original. Über Jahre wurde aus alten Fabriken zusammengetragen, was es noch gab. Ich fands sehr beeindruckend und hätte mich da noch länger aufhalten können. Aber die Karawane muss weiter.
 
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Besuch bei Del Tin: http://www.deltin.it/home.htm

Fulvio Del Tin arbeitete seit 1970 in der Firma seines Vaters, seit 1989 führt er den Betrieb alleine. Die Geschichte muss ich nicht abschreiben, die gibts hier zu lesen: http://www.deltin.it/history.htm

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Damals war Mel Gibson noch cool ;) Das Schwert für Braveheart ist aus der Werkstatt von Del Tin.

In der Fertigung durfte ich keine Bilder machen. War aber so, wie man eine Messerfertigung kennt, nur sind die Klingen länger :). Fulvio baut grundsätzlich nach Auftrag. Vorlage sind historische Zeichnungen oder Bilder, nach denen er eine Replik herstellt. Fulvio schärft seine Schwerter grundsätzlich nicht. Grundsätzlich will er keine scharfen Waffen weitergeben. Er sieht seine Werke als Kunst, zum Sammeln, für Reenactment oder Schaukampf.

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Neben Schwertern, Dolchen und so weiter fertigt(e) Fulvio auch Rüstungen an. Seit einiger Zeit kommt er nicht mehr dazu - leider, meinte er, weil das auch seine persönliche Leidenschaft ist. Bisher hat er leider keinen Mitarbeiter gefunden, der ihm unter die Arme greifen kann. Und weil er mit den Schwertern voll ausgelastet ist, gibts halt keine Rüstungen mehr.

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Auf dem Weg zurück kamen wir an der alten Schmiede von Beltrame vorbei

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Leider war gerade geschlossen. Von Außen sieht man noch den alten Antrieb durch Wasserräder

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Danach gings zu Euroblades: http://www.euroblades.com

Euroblades baut professionelle Messer für den Küchen/Gastrobereich. Hier stanzt der Chef noch selbst :)

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Diese Maschine schleift die Klinge, einmal rechts, einmal links eingespannt

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Sieht dann so aus:

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Griff wird aufgespritzt

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Und geschärft

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Finish und Wärmebehandlung wurde aus Zeitgründen übersprungen ;) BTW, es standen zwar in allen Betrieben, die ich gesehen habe, Härteöfen herum. Die Serienteile werden aber zu einem externen Dienstleister gegeben.
 
Weiter gehts zu Maserin. Im Eingangsbereich ein Tisch mit den Messermodellen vergangener Zeiten. Stilettos sind schon elegant :)

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Hier gibts auch nen Laserschneider. Geht bis 6mm, ich hab extra gefragt :) Da lässts sichs rödeln.

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Wie man sieht gibts auch bei Maserin noch viel Handarbeit

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Und hier im Showroom von Maserin

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Es gibt auch Vitrinen mit "Tactical Knives", die hab ich aber nicht fotografiert. Vermutlich weil, ich vor lauter Glotzen das Fotografieren vergessen habe ;) Auch wenn Maserin sehr breit aufgestellt ist, Messer die mit Essen zu tun haben, sind in der Überzahl. Das war schlecht für mich - das bisserl, das ich koche, kann ich löffeln.

Halt, da iss ja was

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Tragbarer eher da hier (vom Maserin Stand auf dem Festival). Da Rot find ich hybsch.

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Noch ein Besuch bei einer Messerfabrik, Coltellerie Antonini http://www.coltellerieantonini.it/

Überblick über das Portfolio

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Klingen werden ausgestanzt. Das ist halt mal ne Maschin :)

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Interessant fand ich das Finishen. Die Klingen gibts entweder satiniert oder spiegelpoliert. Zum Polieren werden mehrere Klingen in einen Träger gespannt und in dieser Poliermaschine auf Hochglanz gebracht

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In neu sind die Polierscheiben nicht schwarz ;)

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Messer bekommen entweder einen angespritzten Griff

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Oder einen aus Holz. Das ist wieder viel Handarbeit

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Ein paar Eindrücke vom Markt. Zu Lionsteel wollte ich zwar und auch dort Bildchen machen, hat aber zeitlich nicht mehr geklappt. Schau mer mal, sooo weit ist Maniago ja nicht weg.

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Das private EDC von Gianni Pauletta

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Am Stand von Fox. Das Messerchen fiel mal auf

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Zu Essen gabs auch das eine oder andere

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Tecnocut - da war auch was für mich dabei, muss ich mir mal in Ruhe anschauen

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Sonntag früh gabs eine Special Event mit Terry Giacomello, Koch/Pâtissier im Restaurant Inkiostro in Parma: https://www.ristoranteinkiostro.it/

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Maserin hat zusammen mit Terry Giacomello die Messerserie TeGi entwickelt. Ich kann da wenig zu sagen, das mit dem Löffeln habe ich ja schon erwähnt. Ich fand die Messer gut ausbalanciert, dünn und erstaunlich leicht. Santoku geht eh immer.

Der Restaurantmanager aus unserer Reisegruppe hat sich jedenfalls mit der Serie eingedeckt. Muss also überzeugend gewesen sein.

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Und schneiden tuts auch :)

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Maserin hat ein Geschäft, direkt am Marktplatz

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Klar gibts in Maniago Messerläden an fast jeder Ecke. Wobei "Messerläden". Das sind nicht die Messer/Schreckschuss/Softair Buden wie bei mir um die Ecke. Und auch keine Küchengeschäfte. Das sind Lifestyle Läden - im positiven Sinne. Wo es neben Messern halt noch andere hübsche Sachen gibt. Ich wär gerne durchgeschlendert und hätte mir gerne viel mehr angesehen. Aber Freitag abend hin, Montag zurück - da bekommt man nur einen kleinen Ausschnitt mit.
 
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Tips zum Essen in Maniago ...

.. kann ich nicht wirklich geben. Unser Besuch war inklusive der Lokalitäten durchorganisiert. Weil die Restaurants, in denen wir waren, alle empfehlenswert sind, liste ich sie hier mal auf:

Antica Taverna Palazzo D’Attimis, Piazza Italia 18, 33058 Maniago - (hatten wir ja schon. War auch unser Hotel)

Ristorante U Recantu De Zena Silvia, Via Pomponio Amalteo, 5, 33085 Maniago (Unscheinbar, würde ich vorbeigehen. Wäre ein Fehler)

Hotel Al Giardino, Via Circonvallazione Nuova, 3, 33092 Fanna (Gänge hab ich nicht gezählt, waren jedenfalls zu viele)

Alla Casasola, Via Piave, 57 33085 Maniago - https://www.allacasasolamaniago.it (Ich hatte noch die Gänge vom Vortag zu verarbeiten. Deswegen nur leichte Nudeln :). Von den anderen hab ich jedenfalls kein Klagen gehört).

Grüße
Pitter
 
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Moin

Danke für den schönen Bericht..... und das Cold Steel bei Maserin fertigen lässt wusste ich auch noch nicht :super:

Gruß
chamenos
 
Moin

Danke für den schönen Bericht..... und das Cold Steel bei Maserin fertigen lässt wusste ich auch noch nicht :super:

Jupp, wo genau wusste ich auch nicht. Dass zwischenzeitlich recht viele Hersteller in Italien fertigen lassen, fällt ja schon auf.

Ich mein, die machen ja seit Jahren auf der IWA gute Werbung für den Standort Maniago. Gemeinsam auf der IWA, dann sowas sie MKM (Consorzio Coltellinai Maniago Srl- https://www.consorziocoltellinai.it/) oder eben dem Coltello in Festa. Wettbewerb hin oder her, manchmal ist man zusammen halt doch effektiver. Zahlt sich offenbar aus.

Die Messer sind cool, die Messer sind gut - aber so richtig schwuppt der Vertrieb in D noch nicht. Das weiß man bei den Firmen auch. Meiner Ansicht nach hat das aber nichts mit Design, Qualität, Vielfalt zu tun - das gibts dort alles. Ist ein reines Vertriebs-Thema

Pitter
 
Moin

Die Messer sind cool, die Messer sind gut - aber so richtig schwuppt der Vertrieb in D noch nicht. ........Ist ein reines Vertriebs-Thema

Mhhhh....weiß nicht. Die Messer aus Maniago sind ohne Frage gut gemacht.

Ich finde sie preislich nicht attraktiv für das, was sie mitbringen.
Und speziell beim 4-Max erschließt sich mir der VK mit über 500,-€ für ein Serien-Klapper wirklich gar nicht.

Gruß
chamenos
 
Hallo Pitter, vielen Dank für den detaillierten Bericht.

Ich war letztes Jahr zur Coltello in Festa in Maniago, hatte aber als normaler Besucher nicht die Gelegenheit Einblicke in dieser Tiefe zu erhalten. Dennoch war ich ziemlich beeindruckt, sowohl von Coltello in Festa selbst auch als vom Produktspektrum welches die ortsansässigen Unternehmen präsentierten.
Solingen könnte sich hier in beiderlei Hinsicht zwei dicke Scheiben abschneiden.
 
Ich finde sie ...

ok

Und speziell beim 4-Max erschließt sich mir der VK mit über 500,-€ für ein Serien-Klapper wirklich gar nicht.


1. Gähn

2. Mal BWL für Arme, da muss der Hersteller produzieren und was verdienen (zu in D vergleichbaren Kosten), der Auftraggeber vermarkten und was verdienen, der Importeur vermarkten und verdienen, der Händler im jeweiligen Zielland vermarkten und verdienen. Und wenn nach der Kalkulation ein Preis rauskommt, der auf dem Markt durchsetzbar ist, ist alles erschlossen. Das weißt Du alles ganz genau.

Hallo Pitter, vielen Dank für den detaillierten Bericht.

Gerne. Um das mal klarzustellen, uns wurden alle Kosten erstattet. Flug, Unterkunft, Essen, Trinken, dazu Abholservice vom und zum 80 km entfernten Flughafen, gemieteter Bus für die Touren, 100% professionelle Dolmetscher (perfektes Englisch mit kalifornischem Einschlag und italienischer Abrundung im Abgang hat echt was) als Begleitung und ein durchorganisiertes Programm. Da wurden ein paar Mark auf den Tisch gelegt. Ich sag das nicht, um damit anzugeben, sondern weil ich Respekt vor dem Engagement habe, nicht nur was das Finanzielle betrifft. Du hast gemerkt - zumindest ist das Gefühl, mit dem ich heimgekommen bin - dass da Leute stolz auf das sind, was in ihrem Ort passiert und dass sie sich dafür engagieren, dass das auch bekannt wird.

Ich war letztes Jahr zur Coltello in Festa in Maniago, hatte aber als normaler Besucher nicht die Gelegenheit Einblicke in dieser Tiefe zu erhalten.

Wenns nach mir gegangen wäre, ich hätt da locker zwei Wochen verbringen können. Du kennst den Geruch von Stahl, Öl und Maschinen. Dazu schlechtes Licht durch dreckerde Scheiben, überall bewegt sich was und macht einer was ;) (also ab Montag, übers Wochenende wars ja eher ruhig). Ich könnt da noch viel tiefer einsteigen und den ganzen Tag knipsen ;)

Dennoch war ich ziemlich beeindruckt, sowohl von Coltello in Festa selbst auch als vom Produktspektrum welches die ortsansässigen Unternehmen präsentierten.
Solingen könnte sich hier in beiderlei Hinsicht zwei dicke Scheiben abschneiden.

Das hat jetzt Du gesagt. Wenn ich das sage kommt wieder .... ja der Fronteddu Alles Schlechtredlaberer. Ich sehs exakt wie Du. Das Spektrum gibts IMO in Solingen durchaus. Was IMO fehlt, ist die Bereitschaft, zusammen (!) mal langfristig (!) professionelles Marketing auf die Beine zu stellen, nach dem Motto "wir hier in Solingen".


Servus
Pitter
 
2. Mal BWL für Arme, da muss der Hersteller produzieren und was verdienen (zu in D vergleichbaren Kosten), der Auftraggeber vermarkten und was verdienen, der Importeur vermarkten und verdienen, der Händler im jeweiligen Zielland vermarkten und verdienen. Und wenn nach der Kalkulation ein Preis rauskommt, der auf dem Markt durchsetzbar ist, ist alles erschlossen. Das weißt Du alles ganz genau.

:rolleyes:

Und genau deshalb werden die Dinger vom Vorjahr beim Farbwechsel der Schalen für das aktuelle Modell für den halben Preis verschleudert? Ist sicher auch alles sauber einkalkuliert :glgl:

Du schreibst "aber so richtig schwuppt der Vertrieb in D noch nicht" .... wo "schwuppt" denn der Verkauf der italienischen Messer aus Maniago?

Extrema Ratio hat seine Fanboys rund um den Globus. Aber der Rest?

Sorry... ich bleibe dabei. Für das, was die Jungs aus Maniago in Eigenregie/Design abliefern ist der Preis zu hoch. Und das ist schade.
 
Was für Preise wären denn deiner Meinung nach gerechtfertigt?

ein Beispiel?

MKM Clap M390

Ein simpler Klapper mit G10-Schalen und Stahlliner (MKM Clap M390) kostet im Angebot 209,-€ (klick)

dann: MKM Jouf Stonewash .... ein simples Fixed mit einer für den deutschen Markt schwachsinnigen Klingenlänge von 13cm soll 176,-€ kosten.

Beides sind Messer, die aus der Maschine fallen....ohne große Handarbeit... eigentlich ohne jede Handarbeit und ohne Besonderheiten.

Und dann findest du das MKMY01-T .... Titangriffschalen und einen aufwändigen Slipjoint-Mechanismus.... kostet 160,-€ (mit Alu-Griffschalen bekommst du das Messer für gute 100,-€)

Also: entweder würfeln die da die Preise oder sie wollen ihre Messer nicht loswerden.

Eine CNC läuft in Italien genau so sauber wie in China oder Taiwan.

Entweder ich will heimisches Handwerk vermarkten oder Design.... wenn ich beides kombiniere, dann wird es teuer. Und bei einem eigentlich überflüssigen Produkt, wie einem Taschenmesser, wird es dann zu teuer.
Da erreicht man eben nur noch eine kleine Nische im Markt.

Das MKM Clap M390 sollte aus chinesischer Fertigung ohne Abstriche in der Qualität keine 100,-€ kosten.

CRKT macht das seit Jahren vor.

Und weil hier im Thread von Solingen geschrieben wurde... Böker macht vor, wie es geht.
Coole Designs erschwinglich aus Fernost Fertigung.

Da müssen die Italiener nachziehen ...oder halt nicht. :)
 
Auch wenns jetzt ziemlich OT wird....

Du hattest pauschal geurteilt
Sorry... ich bleibe dabei. Für das, was die Jungs aus Maniago in Eigenregie/Design abliefern ist der Preis zu hoch. Und das ist schade.

Und bringst jetzt als Beispiel 3 Messer eines einzigen Herstellers bei denen Du die Preisgestaltung nicht verstehst.

Als Gegenbeispiel bringst Du Böker, aber wenn ich mir deren Internetseite anschaue verstehe ich die Preisgestaltung genausowenig.
https://www.boker.de/sulaco-01bo019#4f9811ea4de1b0e25f2af539d9fe4319
https://www.boker.de/kwaiken-flipper-g10-01bo286#d2f075edfd5c01c53e949ac5d05678df

Allerdings will ich jetzt keine Grundsatzdiskussion zu Preis und Wert und der Relation der beiden zueinander anfangen.
Der Eine definiert den Wert einer Sache nach der Summe der Material- und Arbeitskosten die zur Herstellung nötig sind.
Der Andere definiert den Wert einer Sache nach dem Nutzen oder der Vergnügen das ihm diese Sache bereitet.

Die Maniago Hersteller fertigen vor Ort, zahlen ihren Mitarbeitern LÖhne auf europaischem Niveau, die in Italien ca. 20% niedriger sind als bei uns in Deutschland.
Die anderen produzieren in China, wo der typische Fabrikarbeiter für einen Stundenlohn von unter einem Euro 7 Tage die Woche in 12h Schichten arbeitet.
12h an 7 Tagen deshalb weil sich das Bett im luxuriösen 6 oder 8 Bett Zimmer auf dem Fabrikgelände 2 Arbeiter teilen, der eine schläft, der andere arbeitet.
Für dieses halbe Bett, und Frühstück und Mittagessen in der Werkskantine zieht der Arbeitgeber dann den Arbeitern auch gleich mal wieder einen satten Anteil des Gehalts ab.
Arbeitsschutz gibts auch, zumindest auf dem Papier, aber so richtig interessiert das doch nicht.
Und das ist jetzt nicht nur Hörensagen, das konnte ich mir in den letzten 10 Jahren in meiner Tätigkeit als Fertigungsingenieur bei etlichen Business Trips nach Südostasien persönlich anschauen.

So gesehen stellt sich also die Frage warum ein in einem Niedriglohnland gefertigtes Produkt hier oftmals zu einem ähnlichen Preis angeboten wird wie ein vergleichbares Produkt aus europäischer Fertigung.
Beispiele dafür gibtsgenügend, würde jetzt hier aber den Rahmen sprengen.


Was ich überhaupt nicht akzeptieren kann ist dein Statement:

Beides sind Messer, die aus der Maschine fallen....ohne große Handarbeit... eigentlich ohne jede Handarbeit und ohne Besonderheiten.

So einfach fällt kein Messer aus der Maschine.

DIE Maschine müsste nämlich:
Klinge auslasern
Klnge Bohren
Gewinde für Daumenpin schneiden
Achsbohrung aufreiben
Klinge schleifen
Klinge härten, im Schutzgas, bei ~1000°
Klinge anlassen, 2h bei 200°
Klinge finishen
Kinge entgraten
Bohrung nachreiben
Klinge visuell prüfen

Liner auslasern
Liner bohren
Liner Gewinde schneiden
Liner entgraten
Liner finishen
Liner visuell prüfen
Backen ausfräsen
Backen bohren
Backen entgraten
Backen finishen
Griffschalen ausfräsen
Griffschalen bohren
Griffschalen visuell prüfen
Bei Holzgriffschalen prüfen auf Astlöcher, Risse und entscheiden ob OK oder weg

Liner aufnehmen
Achsschraube einsetzen
Washer oder Kugellager auffädeln
Klinge auffädeln
2. Washer auffädeln
2. Liner auffädeln
Verschrauben
Klingengang prüfen und ggfs einstellen
Spacer einsetzen
Spacer mit Linern verschrauben
Backen aufsetzen und verschrauben
Griffschalen aufsetzen und verschrauben
Clip ansetzen und verschrauben

Messer auf Gang prüfen
Messer schärfen
Messer visuell prüfen

Dazu kommt die definierte Zuführung sämtlicher Kleinteile in maschinenverarbeitbarer Form.....

Klar könnte man eine solche Maschine konstruieren, bauen, aufstellen, inBetriebnehmen und einfahren bis sie störungsfrei läuft.
Ob das Sinn macht, wenn man Aufwand und Kosten dieser Wundermaschine in Relation zur gesparten manuellen Arbeit setzt??
Speziell vor dem Hintergrund dass man darauf genau eine Messervariante bauen könnte und bei jedem Varianten- oder Modellwechsel umrüsten müsste?
Vor dem Hintergrund dass die Taktzeiten der einzelnen Fertigungsschritte komplett unterschiedlich sind und man das alles synchronisieren müsste? (Klinge auslasern 5 sec., Klinge anlassen 2h)


SO gesehen kann dein Stement

Beides sind Messer, die aus der Maschine fallen....ohne große Handarbeit... eigentlich ohne jede Handarbeit und ohne Besonderheiten.

wirklich nicht ernst genommen werden.
 
Moin

Auch wenns jetzt ziemlich OT wird....

Es wird nicht OT.... es wird albern.

Pitter stellt hier hübsch die Messerfabrikanten in Maniago vor, stellt fest, dass die ordentliche Sachen machen aber die schlecht verkauft bekommen und sieht dafür den Vertrieb verantwortlich.

Ich sage: nö... die Messer sind für das, was sie liefern schlicht zu teuer.

Worauf Pitter dann meint mir erklären zu müssen, wie ein Verkaufspreis entsteht (was ich erstens weiß und was zweitens hier auch nicht der Punkt ist).

Und du machst jetzt das Gleiche.

Das ist albern. Habe ich aber oben schon geschrieben.

Und dass ich nun ausgerechnet MKM gewählt habe, liegt schlicht daran, dass MKM (Maniago Knife Makers .... ein Gemeinschaftsprojekt der großen Hersteller in Maniago) vielleicht am ehesten repräsentieren könnte, wo genau das Problem liegt.

chamenos
 
... es wird jedenfalls grad Offtopic.

@Pitter, danke für den Bericht, danke für die schönen Bilder auch wenn sie zum Teil schief sind :) und danke für die Anregung, auch mal selber dahin zu fahren :super:
 
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