Cyril Ganivet hat LUG gegründet? Was ist mit ARTO ?

DirkWitten

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Glückauf,

es gab da ja mal die Arte-Sendung über die scharfen Klingen der Auvergne und dort gab es die Schmiede Arto Atelier von Cyril Ganivet, der die alte Werkstatt von Arthaud Chosson als Quereinstelger übernahm.

Wenn man heute nach Arto als Hersteller sucht ist eines auffällig - es gibt keinerlei Herstellerinfos, keine Verweise und die Webseiten von ARTO existieren auch nicht mehr. Ist Arto nur noch eine Handelsmarke?

In der Arte Reportage sah man den Inhaber von Passionfrance, ein Messerhändler aus Darmstadt, der mit den verschiedenen Herstellern aus Laguiole und Thiers seine Geschäfte macht. Die Messer von Cyril Ganivet gab es lange Zeit mit der Klingenkennzeichung des Seepferdchens und ARTO oder Seepferdchen und Laguiole 1937 (l'HIPPOCAMPE) und wenn man sich die aktuellen Angebote an Neuware von ARTO ansieht, dann trifft man nur noch Neuware an mit dem Hahn Logo von Passionfrance und dem l'HIPPOCAMPE im Shop von Passionfrance.

Nun hat Cyril Ganivet offensichtlich mit LUG Messern eine "neue" Firma und so frage ich mich ob der kleine Laden in Chailas (45.874726759416745, 3.6268466285708465), wo ARTO in der Reportage zu sehen war, noch diese Messer porduziert oder nun von Passionfrance übernommen wurde.

??
 
Bonjour,

hier ein paar Infos zum unrühmlichen Ende von Arto in 2017.

Einer der Hauptgründe war der Bruch mit den Regeln der Messer-Bruderschaft LeThiers, die 1993 gegründet wurde, um den Fehler von Laguiole, sich nicht die Rechte an der Marke zu sichern, zu vermeiden.

Nicht nur müssen alle "LeThiers" Messer von einer Jury freigegben werden, d. h. bestimmte Design-Kriterien erfüllen (Wiedererkennbarkeit), sondern auch zu 100 % in Thiers und Umgebung gefertigt und montiert werden.

Arto hat dies auch einige Jahre so befolgt, dann aber begonnen Komponenten der Messer, wie Klingen und Liner in China günstiger zu beschaffen und diese in Thiers zu montieren. An sich kein Problem, aber halt nicht, wenn man die Messer als LeThiers verkauft.

Arto ging im November 2017 mit C. Ganivet als Chef in die Insolvenz und wurde aufgelöst, Streichung aus dem Handelsregister Ende 2019.

Die näheren Umstände des Endes von Arto, lt. einschlägiger französischer Foren, sprechen scheinbar nicht für die Art des Managements von Cyril Ganivet, was ihn nicht daran hinderte, die Fa. LUG zu gründen und einige der modernen Modelle von Arto mitzunehmen. Interessantes Detail: alle Messer haben 7Cr17MoV (das chinesische Pendant zum 440 A) als Klingenstahl und einige werden als "Made in France" deklariert. Trifft auch auf die Serie der neu aufgelegten, historischen Modelle zu, die eigentlich ganz schick aussehen. Er führt bei LUG also das Geschäftsmodell weiter, das bei Arto wegen der LeThiers-Regeln nicht umsetzbar war.

Ein anderes "Spin-Off" war die Fa. Antretoise, gegründet von ehemaligem Mitarbeitern von Arto, aber leider auch seit Juli 2019 insolvent.

Daß Passion France den Laden übernommen hat, glaube ich weniger (aber eine 100 % Antwort kann nur Passion France liefern) - sie arbeiten üblicherweise mit verschiedenen Herstellern zusammen, lassen dort nach eigenen Vorgaben fertigen und vertreiben die Messer dann unter "Passion France", aber immer mit der Info, wer sie gemacht hat. Deswegen wahrscheinlich noch die Messer mit dem Seepferdchen aus Altbeständen bei Passion France.

Bonne soirée

Virgil
 
Zuletzt bearbeitet:
Merci beaucoup,

das sind mal umfangreiche Infos (y)
Passionfrance verkauft die Messer von ARTO aktuell ja noch und erklären zu der Marke ja heute noch die Geschichte von C. Ganivet als Chef - mir kam das merkwürdig vor weil ARTO ja eigentlich garnicht mehr da ist.

Vielen Dank für die fundierte Aufklärung (y)
 
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