Das Leid der Linkshänder

WISCHI

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Hallo, zusammen!

Nachdem die Gallerie nicht der richtige Ort ist, mich das Thema aber wirklich interessiert, eröffne ich hier einen eigenen Thread.
Vorweg schicke ich, dass ich Linkshänder bin, das ist für die nachfolgenden Schilderungen wichtig.

Folgender Sachverhalt: Bei einem kleinen Treffen vor kurzer Zeit konnte ich ein Bindinger testen. Die atemberaubende, blitzsaubere Verarbeitung ließ mich vorfreudig die ersten Schnitte erwarten. Doch dann die große Ernüchterung. Das Teil sieht zwar wunderhübsch aus, aber schneidet nicht gut. Gar nicht gut. So überhaupt nicht gut. Es bremst massiv und Karottenscheiben saugen sich wirklich sehr kräftig an, vergleichbar mit flachgeschliffenen Küchenmessern diverser Amateure (das meine ich nicht abwertend, sag ich gleich dazu). @güNef stand neben mir und rollte wohl genauso mit den Augen wie ich. Wir kennen uns schon lange und wissen, dass wir in etwa die gleichen Vorlieben haben. Wenn also ein Messer für mich komplett durchfällt, wird er dieses Urteil für sich auch treffen. Umgekehrt ist es genauso. Die Erwartungshaltung war nach meiner ernüchternden Erfahrung mit dem Bindinger also wohl sehr gering, doch schon nach den ersten Schnitten wich der Skepsis einem ungläubigen Staunen, denn so schlecht schnitt das für ihn (Rechtshänder) nicht. Ein anderer sehr erfahrener, hier nicht aktiver Messerfreund, ebenfalls Rechtshänder, bestätigte diesen positiven Eindruck. Ich dachte, ich spinne, das schnitt doch richtig mies! Aber offensichtlich nur für mich. Und zu allem Überdruß machten wir mit einem Spare kurze Zeit später genau dieselbe Erfahrung. Für mich eine Katastrophe, für alle anderen eine tolles Schneidwerkzeug.

Gibt's ja nicht, dachte ich, kann ja sein, dass bewusst eine Rechtshändergeometrie geordert wurde, aber nix da, keine Vorgaben in diese Richtung. Nur zur Vollständigkeit: Das ist nicht so selten, mein liebstes Workhorse ist ein Kippington, das ich gebraucht gekauft habe und vom Vorgänger bewusst mit einer für Linkshänder optimierten Geometrie bestellt wurde. Nachdem meine Frau aber Rechtshänderin ist und alle meine Messer benutzen kann (und die meisten auch benutzt), blieb es bei dieser einen Ausnahme, der Mehrwert ist aber unbestritten.

Wir haben dann ein wenig gerätselt, woran es wohl liegen möge, dass diese beiden Messer für mich als Linkshänder gar nicht und für die Rechtshänder ausgezeichnet funktioniert haben. Folgende Theoreien haben wir gewälzt:

1. Das ist bei allen Messern so.
Konnten wir natürlich gleich widerlegen, wir hatten genug Messer da, die sowohl für mich, als auch für die anderen funktionierten (Uwe-suntravel, Shigefusa, Sturmschwalbe, Dalman, Kamon, Simon Herde - bilde mir ein, der ist Linkshänder, mag mich aber täuschen... Die Liste ließe sich lange fortsetzen).

2. Die Macher sind Rechtshänder und können daher nur Rechtshändermesser machen.
Ist eine gewagte These, es lassen sich aber Gründe finden, die dafür sprechen. Zum einen muss gesagt werden, dass zumindest ich nicht weiß, ob Bindinger und Spare Rechtshänder sind, aber rein statistisch ist das halt wahrscheinlich. Und wenn man die ersten Messerversuche macht, testet man natürlich selbst am meisten. Daraus könnte eine leicht rechtshänderoptimierte Geometrie kommen, weil bei den Tests eben in diese Richtung optimiert wurde. Wie schaffen es dann aber andere Messermacher, Küchenmesser zu bauen, die sowohl für Rechts- als auch Linkshänder funktionieren? Und wo sind die Linkshänder unter den Messermachern, die dann ja linkshänderoptimierte Messer machen müssten?

3. Zufall
Ich schließe das nicht aus, denn eine gewisse Streuung haben alle Messermacher. Da geht es wirklich um Nuancen, mal hat man Glück und erwischt ein Schneidmonster, mal hat man Pech und erwischt ein weniger performantes Modell. So ist es in meiner Kochmesser-Freunde-Szene wirklich halbwegs Konsens, dass mein Grieche von Uwe DAS Messer schlechthin ist. Viele andere Messer von Uwe hatten wir schon in der Hand, sie sind alle großartig, aber der Grieche ist um diese kleine aber spürbare Nuance besser. Warum? Ich sag Streuung und daher Zufall.

@güNef Hatten wir noch weitere Erklärungen parat? Mir fällt grad nichts mehr ein.
Persönlich glaube ich, es ist eine Mischung aus 2 und 3. Es bleibt halt die etwas ernüchternde Erkenntnis, dass ich als Linkshänder ein Messer von einem renommierten Macher erwischen kann, das für mich gar nicht funktioniert. Da lass ich dann die Finger davon, ist mir zu heikel. Vielleicht tue ich den besagten Machern unrecht, aber das Risiko ist mir schlicht zu hoch. Zum Glück hab ich einen Haufen exzellenter Küchenmesser, die auch mit Links prima funktioneren.

Wie ist eure Meinung zum Thema? Gibts hier noch mehr Linkshänder? Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? Vielleicht sogar im direkten Vergleich mit Rechtshändern? Das würde mich interessieren und ich freue mich auf hoffentlich regen Austasch.

Greez,
Wischi
 
Das Konzept von Bindinger ist schon sehr extrem auf Asymmetrie ausgelegt. Die Messer, die ich von ihm gesehen habe, haben einen komplexen Schliff auf der rechten Klingenseite, die linke ist dagegen eher unspektakulär. Das würde auch das ernüchternde Schneiderlebnis beim Einsatz mit Links erklären.
Simons Messer sind dagegen symmetrisch ballig geschliffen. Daher funktionieren sie bei Rechts- wie Linkshändern gleich gut.

Das zumindest meine Theorie…
 
Servus,

ich wollte heute einen solchen Thread starten. :D :super:

Das Konzept von Bindinger ist schon sehr extrem auf Asymmetrie ausgelegt.

Das ist sicher ein Punkt, der unverrückbar ist. Die Frage ist, ob bewusst so geschliffen um das anpappen an der rechten Flanke zu umgehen und somit "Rechts" mit rechter Hand benutzt eine spürbare "Freisetzung" zu erreichen und zwar ungeachtet dessen, dass ein solcher Schliff für Linkshänder völlig untauglich ist, weil der Macher selbst Rechtshänder ist und nicht weiter denkt. Daraus resultiert aber auch für einen Rechtshänder der Nachteil, dass eine fast flache linke Flanke leider klebt und saugt und somit einem vollends gelungenen Schnitt im Wege steht. Solch ein Messer links benutzt ist ein Fiasko sondergleichen und für jemanden der Linkshänder ist und auf einen leichten Schnitt wert legt, praktisch unbrauchbar. Diese Art der Asymmetrie mit klarem Fokus auf rechts und Vernachlässigung der linken Flanke kann zwar für einen Rechtshändern recht gut funktionieren, aber besser geht es allemal.

Wenn jetzt eine an Rechtshänder orientierte Asymmetrie, sprich ein gewollter asymmetrischer Schliff auch der linke Flanke soviel Aufmerksamkeit schenkt, das diese nicht klebt und saugt, dann kann so ein Schliff einen Schnitt schon dermassen vom anhaftenden Schnittgut "freispielen" das ein perfektes gleiten ohne viel Haftreibung das Ergebnis ist. In diesem Fall ist die umgekehrte Version Wischi's Kippington mit Linkshändergeo.

Dann bleiben noch die konventionellen symmetrischen Schliffe die beidhändig funktionieren, also ballige Schliffe in ausreichender beidflankiger Ausprägung, wobei man auch hier "neutral" in der Mitte bleiben kann, oder eine bestimmte Hand bevorzugen bzw. gibts dann noch bestimmte "Konzeptflanken" mit beidseitigen Hohlkehlen, die laufen für alle Hände gleich gut oder schlecht.

Konzeptklingen die sich wieder an einer bestimmten Hand orientieren, aber dennoch funktionieren können, auch wenn der Macher anderes dabei gedacht hat ist z.B. ein "Hook" rechts, mit definierter Abscherkante und eine HK links eingeschliffen. Wenn es gut gemacht ist, eines der besten "Schnittgutfreisetzungskonzepte" überhaupt, aber mit abstrichen links auch noch benutzbar, obwohl ein Linkshänder sich so sein Custom sicher nicht schleifen lassen würde. :D

Selbst Luke Scheepersbuild, der auf den ersten Blick symmetrische "Federn" in die Flanken fräst, bevorzugt Rechtshänder durch einen winzig nuancierten Schliff, nur ist hier die Wirkung ohne vorherige Information nicht bemerkbar, was auf einen psychologische Einfluss schliessen lässt, wenn man es weiß. :D

Rechts HK und links ballig funktioniert für Linkshänder auch noch, ist aber trotzdem "verdreht" für solche Nutzer geschliffen.

Da wir beim letzten Treffen praktisch nur "Custom's" benutzt haben und die paar Messer, die Links so gar nicht funktioniert haben, alle konventionelle Flanken hatten und die Macher noch recht frisch in der Kochmesserszene sind, wäre ein "Linkshänderreview angebracht, damit sie mit diesen, aus meiner Sicht noch nicht wahrgenommenen Schwächen ihrer Messer, weil sie es wohl noch nicht besser wissen konfrontiert werden und somit gezielt dagegen vorgehen können, sofern sie ihre Linkshänderkunden nicht verprellen wollen.

Das sind die ersten Gedanken beim Morgenkaffee dazu.....☕☕☕

Gruß, güNef
 
Ist in der Tat so, dass nicht nur oftmals bei Japanischen, bei Lasergeometrien eher weniger, sondern auch bei Westlichen Machern eine gewisse Asymmetrie zu finden ist, die für Rechtshänder konzipiert sind. Eine große Frage stellt sich nun, ob gewollt oder unbeabsichtigt entstanden. Das Groß der Macher wird Rechtshänder sein. Dan Bidinger ist auf jeden Fall einer.
Ich kann jetzt nicht wirklich mit Links schneiden und würde mich schwer tun ein Linkshändermesser ordentlich zu konstruieren. Würde alles nach Augenmaß gehen und mit geradem flachen Lineal immer wieder nachfahren. Ein Hook-Grind denk ich ist in dem Sinne einfacher für Linkshänder auszuarbeiten. Die Frage ist dabei jedoch auch, testen Macher ihre Messer überhaupt? Ich denke es gibt etliche Macher, die ihre Messer so gut wie gar nicht testen. Neues Konzept, Schliff natürlich schon, aber ihr "Standard" eher weniger. Milan Gravier hat mein Messer zum Beispiel vorher getestet, aber auch erläutert, dass er dies nicht mit jedem macht. Jedoch immer wieder seine Messer testet. Bei ihm sieht Testen aber auch mehr als nur eine Zwiebel schneiden vor. Damit stellt sich die Frage nach dem Umfang des Testens. Was bedeutet für die Macher Testen?
Ich bin der festen Meinung, dass Macher auf die Community zugehen müssen, um ihre Arbeit ordentlich evaluieren zu können und nur dies sie weiterbringt. Kamon ist da ein gutes Beispiel. Ein weiteres, die mehr als positive Entwicklung von Isasmedjan, dem der Kunde sehr wichtig ist. Ich denke gerade im amerikanischen höherpreisigen Bereich fehlt es an Substanz, Wissen. Die Messer mögen zwar gut aussehen und sich super verkaufen, aber nicht unbedingt performant sein, wie sich manche dies hier wünschen würden. Nur weil jemand ein Junior oder Master Smith ist bedeutet dies nicht zwangsläufigt, dass er gute Küchenmesser herstellt. Bestes Beispiel Macher aus der EDC Ecke, welche meist bescheidene Küchenmesser fabrizieren.
Zurück zum Linkshändertum. Simon Herde ist zum Beispiel Linkshänder aber seine Mehrzahl der Kunden Rechtshänder. Er schafft es trotzdem einen mehr als guten Schliff für Rechtshänder als auch für Linkshänder zu fertigen. Er geht stärker auf Symmetrie. Bei Suntravel ist dies ebenso. Viele Macher gehen auf einen oftmals für Rechtshänder ausgelegten Schliff. Beispiel rechts balliger, links flacher oder die Schultern unterschiedliche Höhe. Ich denke Linkshänder werden oft schlichtweg einfach vergessen. Nicht jeder Macher fragt einen ob man Rechtshänder ist. Die Frage hör ich manchmal nur bei asymmetrischen oder speziellen Griffformen.
Insgesamt find ich dies doch eher Schade und muss zugeben, dass ich glücklich bin Rechtshänder zu sein. Denke auch, dass wenn sich Macher mit dieser Frage mehr beschäftigen, für sich selber und in ihren Schliffen Dinge entdecken können, welche sie weiterbringen.

Grüße,
Julian
 
Moin

Die Problematik für Linkshänder taucht ja nicht nur bei den Custom Messermachern auf .
Ich denke an den D-Shape Griff eines Kai Shun . Aber insbesondere an den asymmetrischen Schliff vieler Japaner .
Als Rechtshänder fällt das Problem sehr selten auf . Neben Messern ist mir das beim Kauf eines Füllers aufgefallen . Erst bei den eigenen Schreibversuchen
und dem Blick auf die Verpackung " Linkshand optimiert "...hmm

Als Schleifer für einen großen Bekanntenkreis gab es dazu auch eine Geschichte.
Ein guter Freund und Koch wollte mal mein Suisin IHO testen...Anschliff ja bekanntlich 90 /10 .
Nach meinem überschwänglichen Lob über einer meiner Lieblingsmesser , bekam ich nur den Kommentar...." taugt nix " ist verkehrt geschliffen.
Mit links mal selber probiert ....AHA

Ob der Messerbauer aktiv fragen sollte ? Ich denke schon , wenn man an den Aufwand und die mögliche Enttäuschung denkt.
Persönlich ist mir das nie aufgefallen , weil ich meine Bestellung sehr präzise / dezidiert aufgebe.
An eine Nachfrage seitens des Machers....hatte ich bisher tatsächlich nie.

Wenn überhaupt kommt die Frage " Linkshänder " eigentlich hier nur in der Kaufberatung vor .
Da könnte man die Überarbeitung vom Fragenkatalog andenken.
Und wir " Tipgeber " sollten das auch im Hinterkopf behalten....umschleifen geht nicht immer und kann auch nicht jeder

Schönes Thema @WISCHI !

Gruss

Micha
 
Das mit den Japanern ist ja eigentlich ziemlich bekannt.
Bei Custommesser werden die linkshändigen Kunden dies auch wahrscheinlich mitteilen. Wenn nicht beim ersten Mal, dann spätestens beim Zweiten. Wer sich ein Custommesser holt, kennt in etwa seine Vorlieben. Ist sicher nicht immer so und kommt auf den Macher und dessen Preis an.
D-Griffe finde ich eine interessante Angelegenheit, da ich immer wieder höre, dass es etliche Linkshänder gibt, denen dies nichts ausmacht. Andere wiederum stört es gewaltig. Ich kenn selber einige Linkshänder und die haben zum Beispiel mit Kai Shun Griffen gar kein Problem. Ich denk das ist eher eine Form der Grifformpräferenz. Natürlich nicht unbedingt ideal für Linkshänder. Hatte aber zum Beispiel mal ein Martin Huber zum Testen und da ist mir schon beim Herausnehmen aufgefallen, dass es eine Rechtshänderpräferenz hat. Lag daran, dass der Erl mit Gewinde nicht ganz zentriert war und dadurch das Messer oben leicht nach links gelegt hat.
Gerade die Frage nach Linkshänder finde ich wichtig in der Kaufempfehlung und dadurch schließen sich für mich etliche Empfehlungen aus. Zum Beispiel würde ich kein Watanabe Nakiri empfehlen.
Auch Takamuras haben ein leichte Asymmetrie, etwas konvexer rechts. Die ist eher marginal und für Linkshänder auch geeignet. Am besten kommt man da häufig mit Laser Messer durch.
 
Das ist interessant, ich habe schon viele Vorgaben gemacht, was meine Küchenmesser betrifft, aber dass ich Linkshänder bin, hab ich noch nie erwähnt. Dennoch funktionieren manche Messer für mich hervorragend, andere gar nicht (und ich habe auch kein solches in meinem Besitz - würde ja umgehend von mir reklamiert werden, war aber bisher nie nötig).

Ich finde auch, Messermacher sollten - sofern es nicht Zufall oder "Unvermögen" ist, das dem entgegen spricht ein ausgewogenes Messer produzieren - natürlich nur dann, wenn sie die Asymmetrie nicht erwähnen. Immerhin sind über 10% Linkshänder, das sind ja nicht wenige.
Mit Aussagen wie: Rechtshänderoptimierte Geometrie oder 80/20 Anschliff hab ich natürlich gar keine Probleme, aber einfach so bewusst ein für Rechtshänder optimiertes Messer produzieren, das geht doch gar nicht, oder seh ich das falsch?

Greez,
Wischi
 
Sie sagen also dem Messermacher nicht, dass Sie Linkshänder sind, und argumentieren mit einer Rechtshänder-Voreingenommenheit, die der Hersteller nicht kommuniziert?
Das wundert mich etwas.
 
Sie sagen also dem Messermacher nicht, dass Sie Linkshänder sind, und argumentieren mit einer Rechtshänder-Voreingenommenheit, die der Hersteller nicht kommuniziert?
Das wundert mich etwas.
Also vorweg glaube ich, dass wir uns hier alle Duzen können, ist ein sehr harmonisches Forum hier und das Du-Wort eigentlich Usus :)

Dass ich Linkshänder bin, sagte ich ja nicht absichtlich nicht dazu, sondern weil es mir nie in den Sinn gekommen war und ich gedacht hatte, es hätte keine Relevanz. Klar, wenn ein Macher durch Zufall oder "Unvermögen" (wenngleich das nicht abwertend gemeint ist) rechthänderoptimierte Geometrien fabrizieren würde, würde er es aus demselben Grund auch nicht dazu sagen, schon klar. Es hörte sich aber hier so an, dass zumindest manche Macher ganz bewusst eine Rechtshänderoptimierung vornehmen. Das dann nicht zu erwähnen, wäre doch kontraproduktiv, oder?

Konkretes Beispiel: Das Bidinger - ein wirklich exzellent verarbeitetes Messer - würde ich wie jeder Linkshänder umgehend reklamieren. Und rein statistisch verkauft ein Macher jedes 10te Messer an einen Linkshänder. Bei einem Output von ca. 20 Messern pro Monat (Erfahrungswerte mir bekannter etablierter Messermacher) wären das 2 Reklamationen pro Monat. Das kann sich doch kein vernünftiger Messermacher erlauben, oder? Das ist ja gegen das Geschäft.

Greez,
Wischi
 
Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man Messer in 3 Gruppen einteilen:

1. Stangenware
Serienmesser die vom Hersteller entsprechend beschrieben werden müssen. Unterbewusst gehen die meisten in diesem Segment von einem symmetrischen Schliff aus. Daher sollte in der Produktbeschreibung explizit auf Asymmetrien hingewiesen werden.

2. Handgefertigte "Customs" aus dem Webshop
Wird zwar meist als "Custom" bezeichnet, ist aber eigentlich ein Messer nach Gusto des Machers. Hier muss man auf Beschreibung und Bilder vertrauen. In den heutigen Zeiten des "Windhund-Shoppings" sind Fehlkäufe praktisch vorprogrammiert. Ich vermute das Bidinger war ein solches Messer?

3. Echte Customs
Eine echte Auftragsfertigung nach den Wünschen des Bestellers. Hier liegt es am Besteller selbst mitzuteilen, dass er Linkshänder ist. Das nicht zu erwähnen finde ich schon (grob) fahrlässig. 💁‍♂️
Ich schreibe bei all meinen Bestellungen dieser Art dazu, dass ich Rechtshänder bin.

Ansonsten halte ich es grundsätzlich wie die Japaner bei ihren einseitigen (und damit asymmetrischen) Klingen: Linkshänder ist Sonderwunsch der machbar ist, aber kommuniziert werden muss.

Gruß
Luther
 
Ich frage einfach mal:

warum braucht es linkshändige Messer? Ich bin geborener Linkshänder aber seit der einschulung ein auf rechts getrimmter! Schläge in der Schule auf die linke Pfote wenn links benutzt.

Mittlerweile und schon sehr lange bin ich ein echter Beidhänder. Ich nutze Messer auf beiden Seiten, links und rechts, blind ohne hin zu schauen. Übrigends auch Hammer usw.

Fast scherzhafte Frage: Warum bruchen wir Messer für rechts/links? Ich komme mit allem zurecht

Thommy
 
Bei 100% symmetrischen Messern denke ich ist kein Unterschied für Links und Rechtshänder, denke ich.

Aber einige Messer sind asymmetrisch, entweder vom Griff oder der Klinge, da schauen Linkshänder halt in die Röhre, da die meisten doch für Rechtshänder ausgelegt sind.
 
Abgesehen von einseitig geschliffenen Messern (trad. Japaner oder Brotmesser) müssten Küchenmesser nicht für speziell für Links- oder Rechtshänder modifiziert werden. Zumindest nicht, um sie gegenüber einem symmetrischen Küchenmesser zu verbessern.

Nach meiner Erfahrung sind die (wenigen) Eigenschaften, die ein gutes Küchenmesser ausmachen, nicht davon abhängig, dass der Schliff oder der Griff unsymmetrisch gestaltet wird.
 
Abgesehen von einseitig geschliffenen Messern (trad. Japaner oder Brotmesser) müssten Küchenmesser nicht für speziell für Links- oder Rechtshänder modifiziert werden. Zumindest nicht, um sie gegenüber einem symmetrischen Küchenmesser zu verbessern.

Nach meiner Erfahrung sind die (wenigen) Eigenschaften, die ein gutes Küchenmesser ausmachen, nicht davon abhängig, dass der Schliff oder der Griff unsymmetrisch gestaltet wird.
Topp!

So sollte es sein. Ein Messer, alle Seiten ...

Thommy
 
Abgesehen von einseitig geschliffenen Messern (trad. Japaner oder Brotmesser) müssten Küchenmesser nicht für speziell für Links- oder Rechtshänder modifiziert werden. Zumindest nicht, um sie gegenüber einem symmetrischen Küchenmesser zu verbessern.
Da stellt sich mir natürlich sofort die Frage, warum manche das dann trotzdem machen - siehe Eingangspost.

Greez,
Wischi
 
Ich denke schon, dass es nachvollziehbare Ansätze gibt, die beiden Klingenseiten unterschiedlich auszuführen und es daher auch bewußt gemacht wird.

Grundsätzlich hatte ich allerdings noch nichts in der Hand, dass in Summe merklich besser als ein symetrisches, leicht ballig und nagelgängiges Kochmesser war - für meine Bedürfnisse.

Ist ja von persönlicher Gewichtung der Eigenschaften über Schneidtechnik bis hin zum hauptsächlichen Schnittgut eine sehr individuelle Wertung.

Da wird der Linkshänder im Zweifel immer Rücksprache halten müssen.

grüsse, pebe
 
Da stellt sich mir natürlich sofort die Frage, warum manche das dann trotzdem machen
Keine Ahnung. Sinn ergibt das eigentlich nicht. Ein Beispiel: Wenn ich mit einem Messer einen Sellerie mittig halbiere, hat es keinen Vorteil, die Klingenflanken unterschiedlich zu bearbeiten.

Ich wage mal die These, dass sich ein symmetrisch geschliffenes Messer mit gutem FR und leichtem Schnitt durch Asymmetrie sich nicht merklich verbessern lässt. Egal ob Hohlkehle, Kante oder was aus immer. Wenn solche Merkmale nur auf einer Seite sind, spart das in erster Linie einfach Zeit bei der Herstellung.
 
Sinn ergibt das schon.

Wenn sich jemand in den Kopf setzt, dass die Karottenscheiben in Reih‘ und Glied auf dem Brett bleiben und es ihm dabei egal ist, wie sich die Sellerieknolle schneiden lässt, ist das eben eine Zielsetzung - ob man das persönlich braucht oder nicht.

Das einzige, was sich einigermaßen sicher feststellen läßt ist, dass es keine eindeutige, allgemeingültige Lösung in Form eines konkreten Messers gibt.

grüsse, pebe
 
Wenn sich jemand in den Kopf setzt, dass die Karottenscheiben in Reih‘ und Glied auf dem Brett bleiben
Da wäre aber die Frage, ob ein asymmetrische Schliff da Vorteile bringt. Wenn der Schliff die Scheiben am Klingenanhaften hindert, bringt genau solch ein Schliff auch Vorteile auf der anderen Seite.
 
Ich wage da keine abschließende Aussage.

Das sehen aber am Ende doch einige Messermacher anders.

grüsse, pebe
 
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