Das Rätsel der Zwillinge J. A. Henckels

Arie Leib

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Hallo Kollegen.

Ich schreibe diesen Beitrag auf Deutsch, damit ihn mehr Mitglieder lesen und mir bei meiner Informationssuche helfen können. Also, ein ziemlich großes, primitives Messer von J. A. Henckels. Es erinnert mich an ein Modell eines deutschen Soldatenmessers. Die Klinge ist 8,5 cm lang und aus Kohlenstoffstahl. Die Griffschalen sind, wie mir schien, aus Walnussholz. Auf der Rückseite befindet sich ein Loch für eine Kordel. Jetzt kommt der interessanteste Teil. Der Stempel auf der Angel. Er zeigt Zwillinge und die Aufschrift J. A. Henckels, aber es fehlen die Wörter Solingen oder Deutschland. Das Bild der Zwillinge selbst entspricht Abbildungen aus den Jahren 1904 bis 1960. Es ist bekannt, dass J. A. Henckels die Produktion von Klappmessern bis 1975 einstellte und danach auf die Auftragsproduktion mit Böker umstellte. Demnach befanden sich auf den direkt von J.A. Henckels hergestellten Messern das Logo der Zwillinge und die Aufschrift „J.A. Henckels Solingen“, und auf den im Auftrag von Böker hergestellten Messern befanden sich das Logo der Zwillinge und die Aufschrift „J.A. Henckels Germany“. Auf meinem Messer befinden sich nur das Logo der Zwillinge und die Aufschrift „J.A. Henckels“. Unser geschätzter Cut schrieb hier bereits über Messer der DDR-GML, die in Leegebruch hergestellt wurden. Er erwähnte, dass GML Messer für Puma, Victorinox und J.A. Henckels herstellte. Deshalb gab es auf Initiative von Victorinox einen Skandal und ein Gerichtsverfahren wegen der Tatsache, dass die Messer in Leegebruch hergestellt wurden und der Stempel „Solingen“ lautete. Kann ich aufgrund all dessen, was oben geschrieben wurde, davon ausgehen, dass mein Messer in Leegebruch hergestellt wurde? Da weder „Solingen“ noch „Deutschland“ darauf zu finden sind? Achten Sie bitte auch auf die Aufschrift auf der Skala: Dort steht „Akra“, und ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Ich kann mir nur vorstellen, dass Akra eine Firma ist, die mit Tabakprodukten in Verbindung steht. Aber dieses Messer ist nicht wie andere Werbemesser. Teilen Sie uns gerne Ihre Meinung und Informationen dazu mit. Viel Spaß!

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Ein schönes Dreikullenmesser, Danke für's zeigen! Soweit ich weiß, produzierte GML nur die Stahlbackenmesser Stahlgriffschalenmesser (korrigiert) für Zwilling, und zwischendurch Victorinox-artige kamen aus Brasilien, laut Neil Punchard. Vielleicht waren das die, wegen denen Victorinx (die übrigens danach auch für Henckels produziert haben) sich beschwert hat.

Ich glaube, eine Herleitung für den Produktionsort aus fehlendem "Solingen" ist schwierig; soweit ich das sehen kann (wiederum Punchard - danke nochmal, @Abu!), gab es durchaus immer (wieder) Messer ohne Ortsangabe, auch schon in den 1950er Jahren und früher, als Henckels sicher noch selber produziert hat.

"Akra" dürfte der Name einer Firma sein, die dieses Messer als Werbegeschenk abgegeben hat. Gibt auch heute einige Firmen dieses Namens ...
 
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Ein schönes Dreikullenmesser, Danke für's zeigen! Soweit ich weiß, produzierte GML nur die Stahlbackenmesser für Zwilling, und zwischendurch Victorinox-artige kamen aus Brasilien, laut Neil Punchard. Vielleicht waren das die, wegen denen Victorinx (die übrigens danach auch für Henvckels produziert haben) sich beschwert hat.

Ich glaube, eine Herleitung für den Produktionsort aus fehlendem "Solingen" ist schwierig; soweit ich das sehen kann (wiederum Punchard - danke nochmal, @Abu!), gab es durchaus immer (wieder) Messer ohne Ortsangabe, auch schon in den 1950er Jahren und früher, als Henckels sicher noch selber produziert hat.

"Akra" dürfte der Name einer Firma sein, die dieses Messer als Werbegeschenk abgegeben hat. Gibt auch heute einige Firmen dieses Namens ...
Danke für die Infos, lieber Freund. Ich hoffe, dass sich auch andere Experten beteiligen und ihre Gedanken teilen.
 
Hallo Arie,
In Deiner Nachricht zitierst Du mich mit mehreren Aussagen, die ich NICHT gemacht habe.
VICTORINOX ist nach meiner Kenntnis NICHT Kunde von GML (Genossenschaft Messerschmiede Leegebruch in der DDR) gewesen. Ich habe NICHT erwähnt, dass GML Messer für VICTORINOX herstellte.

VICTORINOX hat gegen die Firma PUMA erfolgreich Rechtsmittel eingelegt, da PUMA Taschenmesser von GML fälschlich mit der Ursprungsangabe „SOLINGEN“ vertrieben hat.
cut
 
Hallo Arie,
In Deiner Nachricht zitierst Du mich mit mehreren Aussagen, die ich NICHT gemacht habe.
VICTORINOX ist nach meiner Kenntnis NICHT Kunde von GML (Genossenschaft Messerschmiede Leegebruch in der DDR) gewesen. Ich habe NICHT erwähnt, dass GML Messer für VICTORINOX herstellte.

VICTORINOX hat gegen die Firma PUMA erfolgreich Rechtsmittel eingelegt, da PUMA Taschenmesser von GML fälschlich mit der Ursprungsangabe „SOLINGEN“ vertrieben hat.
cut
Entschuldigen Sie, lieber Cut.
Es tut mir sehr leid, ich habe Sie wohl missverstanden. Wie Sie sehen, habe ich immer noch Schwierigkeiten mit Deutsch. Ich dachte, mehrere Firmen hätten Messer bei GML im Rahmen einer Auftragsfertigung bestellt. So wie Henckels bei Böker bestellt hat. Ich entschuldige mich noch einmal für die falschen Angaben und die Nennung Ihres Namens. Bitte sagen Sie mir ein paar Worte zu meinem Messer. Ganz anders, aber Ihre Meinung. Danke.
 
Hallo zusammen,
Nach dem sich die meisten hier auf das Messer selbst konzentriert haben, habe ich mal nach der Firma recherchiert für welche dieses Messer als Werbung diente. Es handelt sich wohl um die Kyffhäuserhütte Atern AKRA. Zum Vergleich möge man hier die Werbebanner betrachten: Kyffhäuserhütte (https://www.haege-artern.de/kyffh%C3%A4userh%C3%BCtte/) . Das Logo erscheint mir dasselbe zu sein. Die Firma hat vor allem Landwirtschaftliche Geräte produziert. Auf der Firmeneigenen Homepage steht das ab 1958 unter dem Warenzeichen KHA verkauft wurde, Aufgrund sowjetischer Übernahme. Damit würde sich der Prouktionszeitraum dieses Messers auf 1904 bis maximal 1957 begrenzen. Eventuell lohnt sich auch eine Anfrage bei der Firma von wann bis wann genau dieses Logo verwendet wurde, ich konnte hier leider nichts genaues herausfinden.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Gruß Schattenklinge
 
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Hallo,
vielen Dank für Ihre Mithilfe bei der Untersuchung. Dank Ihrer Angaben konnte ich leider herausfinden, dass die Firma Kyffhäuserhütte Artern mehrmals den Besitzer und Namen wechselte und 1998 schließlich aufhörte zu existieren. Daher ist es nicht möglich, jemanden zu kontaktieren. Es bleibt ein Rätsel, wie lange nach der sowjetischen Enteignung 1945 die Marke Akra noch verwendet wurde? Bis 1952/53 oder 1958? Oder vielleicht sogar bis 1970 oder 1978?
Kyffhäuserhütte (https://www.landtechnik-historisch.de/historische-landmaschinen-von-a-bis-z/k/kyffhaeuserhuette-artern/#!prettyPhoto[pp_gal]/14/)

Die Firma AJ Henckels befand sich in Westdeutschland und die Kyffhäuserhütte Artern in der DDR. Könnten sie damals zusammengearbeitet haben? Es bleibt auch unklar, warum es keinen Solingen- und Deutschland-Stempel gibt.
 
"Unter diesen Bedingungen blieb das Unternehmen von der Demontage verschont und konnte sich in den ersten Nachkriegsjahren unter dem Warenzeichen AKRA sehr gut entwickeln. Im Jahr 1950 hatte die Firma fast 1.400 Beschäftigte. 1952 wurde das Unternehmen an die Verwaltungsorgane der DDR übergeben und in den Volkseigenen Betrieb umgewandelt."

Es ist durchaus denkbar, daß das Messer mit dem Markennamen irgendwann zwischen 1945 und 1952 hergestellt wurde; ich unterstelle mal, daß es nach der Umwandlung in einen VEB dann keine Werbegeschenke mehr gab.

Allerdings sind ja durchaus Messer, wenn auch aus DDR-Produktion, mit Marken- oder auch VEB-Namen bekannt, ich kann mich da also auch deutlich täuschen. Aber sicherlich wurden die Kontakte zwischen DDR- und BRD-Betrieben/-Firmen im Laufe der Zeit immer seltener, so daß eine eher frühere Produktion durch Zwilling vermutlich wahrscheinlicher ist. Oder es lag noch ein Posten Messer aus prä-DDR-Zeiten herum und wurde um das Logo ergänzt ...

Ich fürchte, man kann ohne passende Unterlagen nur spekulieren. :(
 
"Unter diesen Bedingungen blieb das Unternehmen von der Demontage verschont und konnte sich in den ersten Nachkriegsjahren unter dem Warenzeichen AKRA sehr gut entwickeln. Im Jahr 1950 hatte die Firma fast 1.400 Beschäftigte. 1952 wurde das Unternehmen an die Verwaltungsorgane der DDR übergeben und in den Volkseigenen Betrieb umgewandelt."

Es ist durchaus denkbar, daß das Messer mit dem Markennamen irgendwann zwischen 1945 und 1952 hergestellt wurde; ich unterstelle mal, daß es nach der Umwandlung in einen VEB dann keine Werbegeschenke mehr gab.

Allerdings sind ja durchaus Messer, wenn auch aus DDR-Produktion, mit Marken- oder auch VEB-Namen bekannt, ich kann mich da also auch deutlich täuschen. Aber sicherlich wurden die Kontakte zwischen DDR- und BRD-Betrieben/-Firmen im Laufe der Zeit immer seltener, so daß eine eher frühere Produktion durch Zwilling vermutlich wahrscheinlicher ist. Oder es lag noch ein Posten Messer aus prä-DDR-Zeiten herum und wurde um das Logo ergänzt ...

Ich fürchte, man kann ohne passende Unterlagen nur spekulieren. :(
Vielen Dank für deine Antwort. Sie ist sehr wertvoll für mich. Ich werde weitersuchen. Respekt 🤝✊️
 
Es ist durchaus denkbar, daß das Messer mit dem Markennamen irgendwann zwischen 1945 und 1952 hergestellt wurde; ich unterstelle mal, daß es nach der Umwandlung in einen VEB dann keine Werbegeschenke mehr gab.

...
Ich fürchte, man kann ohne passende Unterlagen nur spekulieren. :(

Unmittelbar nach Kriegsende war in Solingen die Messerproduktion aus wirtschaftliche Gründen nicht möglich und der schleppende Neustart dürfte wohl kaum genutzt worden sein, um Werbeartikel für einen Betrieb in der "sowjetischen Besatzungszone" zu vermarkten.
Mit Wiederbeginn der Messerfertigung verfügten die britischen Behörden, dass Messer mit der Ursprungsangabe "FOREIGN" oder "BRITISH ZONE" gekennzeichnet werden mssten.

Ich stimme boogerbrains Fazit zu: "ohne passende Unterlagen kann man nur spekulieren".
Seine Schlussfolgerung "es lag noch ein Posten Messer aus prä-DDR-Zeiten herum und wurde um das (Acra-Werbe-) Logo ergänzt" ist auch für mich naheliegend.
 
Unmittelbar nach Kriegsende war in Solingen die Messerproduktion aus wirtschaftliche Gründen nicht möglich und der schleppende Neustart dürfte wohl kaum genutzt worden sein, um Werbeartikel für einen Betrieb in der "sowjetischen Besatzungszone" zu vermarkten.
Mit Wiederbeginn der Messerfertigung verfügten die britischen Behörden, dass Messer mit der Ursprungsangabe "FOREIGN" oder "BRITISH ZONE" gekennzeichnet werden mssten.

Ich stimme boogerbrains Fazit zu: "ohne passende Unterlagen kann man nur spekulieren".
Seine Schlussfolgerung "es lag noch ein Posten Messer aus prä-DDR-Zeiten herum und wurde um das (Acra-Werbe-) Logo ergänzt" ist auch für mich naheliegend.
Freunde, vielen Dank für euer Interesse an einem Thema, das mich begeistert. Ich stimme absolut zu, dass man ohne entsprechende Dokumentation nur spekulieren kann. Da wir sie aber leider nicht haben, werde ich versuchen, auf Grundlage der uns vorliegenden Informationen eine Schlussfolgerung zu ziehen. Wir schließen also den Zeitraum von 1941 bis 1945 aus, da eine Produktion während des Krieges unwahrscheinlich ist. Danach folgen die Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs, in denen offensichtlich keine Zeit für Produktwerbung blieb; nehmen wir an, dieser dauerte vier Jahre bis 1949. 1949 entstand die DDR. 1952 wurde die Kyfferhäuserhütte Artern verstaatlicht, 1953 ging sie an die VVB über. Es ist bekannt, dass die Marke Akra in den ersten Nachkriegsjahren, nehmen wir an von 1945 bis 1952, erfolgreich verwendet wurde. Nach 1952 erscheint mir die Verwendung der Marke unmöglich. Somit könnte die Gravur theoretisch zwischen 1945 und 1952/53 entstanden sein, was jedoch unwahrscheinlich ist, da in dieser Zeit offensichtlich keine Zeit für Marketing blieb. Allerdings bestand dennoch eine Verbindung zwischen der Westdeutschland (die das Messer herstellte) und der DDR (die die Gravur angebracht haben könnte). Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass das Messer vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurde.
 
I believe I can add a fairly close date for this knife. Henckels produced this model from as early as 1898 to as late as 1940, and nearly unchanged during those years.
With that said though, Henckels stated the various options for their knives which included handle materials. All the models such as this one shown in catalogs from 1898 through 1929 are listed with horn handles only. An illustration for this model from a 1940 catalog lists handles of "brown wood" only. This knife is not seen in any Henckels catalogs from 1950 or later.
So, it can be assumed that this knife most likely dates to the 1930s era. It's possible that the knife could have been offered in the late 1940s.
Enclosed is a catalog illustration from 1929 showing this model with "horn" handles.

Henckels Triple Flute Bolster 1929 (2).jpg
 
I believe I can add a fairly close date for this knife. Henckels produced this model from as early as 1898 to as late as 1940, and nearly unchanged during those years.
With that said though, Henckels stated the various options for their knives which included handle materials. All the models such as this one shown in catalogs from 1898 through 1929 are listed with horn handles only. An illustration for this model from a 1940 catalog lists handles of "brown wood" only. This knife is not seen in any Henckels catalogs from 1950 or later.
So, it can be assumed that this knife most likely dates to the 1930s era. It's possible that the knife could have been offered in the late 1940s.
Enclosed is a catalog illustration from 1929 showing this model with "horn" handles.

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Bravo, Allen! 👏👏👏 🤝🤝🤝
You finally cleared up the mystery and dotted the i's. It turns out that we were all right. I'm happy that together we got to the truth. That's why I love MF 😊

Bravo, Allen!
Du hast das Rätsel endlich gelöst und die letzten Details geklärt. Es stellte sich heraus, dass wir alle in Ordnung waren. Ich bin froh, dass wir gemeinsam die Wahrheit herausgefunden haben. Deshalb liebe ich MF
 
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