Dehnbarer Superstahl

Alchemist IV

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Hallo zusammen

Ich habe heute in einem Heft darüber gelesen und will euch das mal nicht vorenthalten.
Ob der Stahl auch für den Messerbau geignet ist, wäre dann wohl eine andere Frage...:haemisch::hehe:

>>So dehnbar wie Gummi

Gummibänder lassen sich weit in die Länge ziehen, ohne zu zerreißen. Das weiß jedes Kind. Dass auch Stähle so dehnbar sind, dürfte verblüffen. So ist es den Werkstoffkundlern am Max-Planck-Institut für Eisenforschung in den vergangenen Jahren gelungen, Stähle herzustellen, die sich bis zu 1000 Prozent dehnen lassen, ohne zu brechen. Anders als beim Gummiband ist diese Verformung freilich bleibend - plastisch, wie Experten sagen. Wie die Forscher in der Arbeitsgruppe von Georg Frommeyer herausfanden, ist diese so genannte Superplastizität auf sehr feine und gleichmäßige Körnchen, so genannte Kristallite, im Stahl zurückzuführen. Mikroskopische Analysen der Stähle ergaben, dass sich unter bestimmten Temperaturen und Umformbedingungen gleichmäßig rundliche Kristallite in Mikrometergröße bilden. Dehnt man den Stahl, gleiten und rotieren die Kristallite leicht aneinander vorbei. Wären sie langgestreckt, würden sie sich eher blockieren.

--> http://www.weltderphysik.de/de/2658.php (Bild)

Auch hier spielen wieder verschiedene Gefügebestandteile im Stahl eine Rolle - etwa Austenite oder Karbide, besonders feste Metall-Kohlenstoffverbindungen. Denn die Gleitbewegung spielt sich vor allem an den Grenzen dieser Gefüge ab. Bislang ist die Düsseldorfer Arbeitsgruppe weltweit die einzige, die in der Lage ist, besonders feste superplastisch dehnbare Stähle für den Leichtbau zu erzeugen. Denn das typische Kristallgefüge stellt sich nur bei ganz bestimmten Herstellungsprozessen und Legierungen (Metallmischungen) ein. So werden die superplastischen Stähle beispielsweise bei nur etwa 700 bis 800 Grad Celsius verarbeitet und zu Bauteilen geformt; für gewöhnlich schmiedet man bei etwa 1050 bis 1150 Grad Celsius. Darüber hinaus wird der superplastische Stahl etwas langsamer in seine Endform gepresst beziehungsweise geschmiedet. Nur so kommen die superplastischen Verformungsmechanismen voll zum Tragen. Superplastische Stähle lassen sich beispielsweise zu Getriebeteilen wie Ritzeln schmieden. Ihr Vorteil: Da sie sich so stark dehnen, können sie leichter in Form gebracht werden. Die Umformwerkzeuge verschleißen dadurch weniger schnell. Das gleiche gilt für die Nachbearbeitung an Dreh- oder Fräsmaschinen. Ein weiterer Vorzug: Dank der niedrigen Bearbeitungstemperatur lässt sich Energie sparen. Bislang nutzen Hersteller die superplastischen Stähle vor allem für den Bau von Maschinen. Inzwischen zeigen aber auch die Automobilkonzerne Interesse an dem reißfesten Hightech-Material.<<

Quelle: http://www.weltderphysik.de/de/1727.php

Gruss Alchemist
 
Über die superplastischen Stähle aus Frommeyers Küche berichtete schon Rangar Yogishwar in seinem "Quarks-Bericht" über Stahl- nebenbei bemerkt eine Katastrophe.
Den Leuten um Professor Frommeyer ist mit den hoch mit Mangan und Aluminium legierten Stählen mit superplastischem Gefüge sicher ein großer Wurf gelungen. Das Max -Planck-Institut für Eisenforschung ist, was die Stahlforschung betrifft, schon immer eine der allerersten Adressen in der Welt. Ich war richtig stolz, als ich von der Entwicklung hörte, daß es auch in Deutschland noch Spitzenforschung gibt.
Für uns bleibt ein Wermuthstropfen: Für Werkzeuge ist der neu entwickelte Stahl nicht nutzbar. Seine für einen Baustahl hervorragende Festigkeit bei höchster Zähigkeit reicht für Werkzeuge bei weitem nicht aus.
Es gibt allerdings tatsächlich eine Gruppe von Superstählen mit ähnlich hervorragenden Zähigkeitseigenschaften: Sie wurden von Prof Oleg Sherby schon Ende der 70-iger Jahre entwickelt. Auf der Suche nach der Lösung des Rätsels des Wootz-Stahls, die dann nicht Sherby, sondern unserem Schmiedefreund Al Pendray zusammen mit Dr. Verhoeven gelang, verformte Sherby leicht legierte Stähle mit sehr hohem C-Gehalt-zwischen 1.6- 2,0 %- zunächst aus dem Gebiet der vollständigen Karbidlösung möglichst stark und umfassend, sodaß sich die beim Erkalten ausscheidenden Karbide in äußerst feiner Form gleichmäßig verteilten. Dann wurde um Ac 1 pendelnd weiter verformt. Dabei wurde durch die ständige Umkörnung und die Wirkung der feinen Karbide die Matrix so verfeinert, daß Matrixkorngrößen um 1 my und Karbidgrößen von 1/10 my eingestellt wurden. Auch dieses extrem feine Gefüge zeigt bei mäßiger Temperatur um 700 Grad eine hervorragende Dehnbarkeit und Verformbarkeit. Auch hier gibt es allerdings einen Haken: Bei größeren Stücken ist es nicht mehr möglich, die Verformung so durchgreifend zu gestalten, daß die Karbide so extrem fein ausgeschieden werden, wie es nötig ist. Die technische Entwicklung und wissenschaftliche Erklärung ist seit Jahrzehnten abgeschlossen. Mangels wirtschaftlicher Nutzbarkeit ist aber dieser sehr interessante Ansatz nicht weiter verfolgt worden.
Auf der Tagung "Damaszenerstahl" 1993 in Hagen habe ich mich lange mit Prof Sherby unterhalten und er meinte, in den geringen Massen einer Messer- oder auch Schwertklinge müßte das ultrafeine superplastische Gefüge auch mit einfachen Mitteln einzustellen sein. Er meinte, das müsse sogar mit einem Handhammer gehen. Der sehr gepflegte und zierliche Herr Professor hatte aber damit wohl keine Erfahrung.
Versuche in diese Richtung würden mich aber sehr interessieren.
MfG U. Gerfin
 
[...] Es gibt allerdings tatsächlich eine Gruppe von Superstählen mit ähnlich hervorragenden Zähigkeitseigenschaften: Sie wurden von Prof Oleg Sherby schon Ende der 70-iger Jahre entwickelt. Auf der Suche nach der Lösung des Rätsels des Wootz-Stahls, die dann nicht Sherby, sondern unserem Schmiedefreund Al Pendray zusammen mit Dr. Verhoeven gelang, verformte Sherby leicht legierte Stähle mit sehr hohem C-Gehalt-zwischen 1.6- 2,0 %- zunächst aus dem Gebiet der vollständigen Karbidlösung möglichst stark und umfassend, sodaß sich die beim Erkalten ausscheidenden Karbide in äußerst feiner Form gleichmäßig verteilten. Dann wurde um Ac 1 pendelnd weiter verformt. Dabei wurde durch die ständige Umkörnung und die Wirkung der feinen Karbide die Matrix so verfeinert, daß Matrixkorngrößen um 1 my und Karbidgrößen von 1/10 my eingestellt wurden. Auch dieses extrem feine Gefüge zeigt bei mäßiger Temperatur um 700 Grad eine hervorragende Dehnbarkeit und Verformbarkeit. [...]
Auf der Tagung "Damaszenerstahl" 1993 in Hagen habe ich mich lange mit Prof Sherby unterhalten und er meinte, in den geringen Massen einer Messer- oder auch Schwertklinge müßte das ultrafeine superplastische Gefüge auch mit einfachen Mitteln einzustellen sein. Er meinte, das müsse sogar mit einem Handhammer gehen. [...]
Versuche in diese Richtung würden mich aber sehr interessieren. [...]

Wenn Achim das heute liest, haben wir quasi morgen das Material ... :D

Das wäre doch auch was für die Pasvikka "Noble Collection" ... Achim? :)

Gruß,
Lars
 
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