Delikat - Mein Spyderco Para Millie 52100

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“52100 has the nick name 'Cadillac of steels' in the roller industry. Bearings made today are better than ever, this is due to commitment in the steel industry and standards that have been developed by the ASTM and the industry. 52100 has been and continues to be one of the cleanest steels suitable for cutlery.”

Ed Fowler


Moin,

ich mag Para Millies! Darum hab‘ ich schon vier. Dies ist das fünfte. Funktionalität und Performance sind für meine Belange top. Für ein Serienmesser ;)

Wenngleich ich als Nonplusultra einer Klinge schlank balligen Wolframstahl mit den Maßen 2,8 mm Klingenstärke, 0,3 mm hinter der Wate und Gesamtschneidenwinkel 20 Grad ansehe, kann ich den Para Millies ein Menge abgewinnen.

Was die Maße angeht - sie sind insbesondere dann von Relevanz, wenn das Messer irgendwo durch muß. Eine Möhre, ein Schilfrohr durchtrennen, da lauert die Wahrheit hinter der Wate. Was danach kommt, hat auch ein Wörtchen mitzureden.

Bleibt man überwiegend an der Oberfläche - schnitzen, abschälen - ist insbesondere der Gesamtschneidenwinkel relevant. Und die Schärfe der Klinge. 30 Grad, wie sie Golden bei den Para Millies anlegt, passen mir da durchaus in den Kram. Und wenn man sich bissi aufs Schärfen versteht, kriegt man auch „moderne“ Stähle auf fabelhafte Schärfe.

Nach meiner Erfahrung ist es dann auch im Prinzip wurscht, ob man zu CPM S30V, CPM S110V, CPM M4 oder CPM Cru-Wear greift. Im Prinzip :p

Wenn man das dann weiß, kann man sich getrost hinlegen und sich anderen Dingen zuwenden. Stellt sich die Frage: „Und wieso jetzt noch ein Para Millie Nummer 5 - mit einer Klinge aus Wälzlagerstahl 52100??“ Nun, wie gesagt - therapieresistente Para Noia. Erstens. Zweitens ist es nicht ganz so einfach.

Denn wie wir ja wissen, ist in der Theorie eine feine STABILE Schneide neben der Geometrie zu einem nicht unerheblichen Teil davon abhängig, ob der Stahl sie auch halten kann. Ob er tough oder eher brittle ist ...

Hochlegierte Stähle - auch wenn die Pulvermetallurgie hier entgegenhält - neigen dazu, weniger zäh zu sein. Je härter sie sind, desto problematischer wird es. Und wenn in der Matrix fette Karbide eingebettet sind - möglichst ungleichmäßig verteilt - bricht einem bei starker Belastung (ich meine nicht Überbeanspruchung) schon mal ein Zacken aus der Krone.

Je größer die Karbide, desto größer der Zacken. Und umso mehr muß anschließend bei der Reparatur von der Schneide abgetragen werden, um sie wieder zu schließen. Es ist also durchaus erstrebenswert, einen Stahl zu verwenden, der bei guter Schnitthaltigkeit ausreichend zäh ist. Damit gar nicht erst was ausbricht. Und dessen Karbide möglichst klein und gut verteilt sind, damit im Falle eines Falles der Schaden möglichst gering ist. Womit wir beim 52100 wären!


Wälzlagerstahl 52100 aka 1.3505


52100 aka 1.3505 aka 100Cr6 - C: 1,0 Cr: 1,5 Si: 0,25 Mn: 0,35

Was die Karbidgröße angeht, finden wir im Buch von Roman Landes „Messerklingen und Stahl“ auf der Seite 59 dazu eine Grafik mit folgendem Inhalt:

(Anmerkung: 1 µm = 1 Mikrometer oder Mikron = 0,001 Millimeter)
1.2379, 1.2080, 1.2436, 1.2601 = 30-60 µm
ATS-34, BG-42, 1.2125, 1.2601 = 15-30 µm
CPM 420V, Elmax, 1.2838 = 5-15 µm
1.2436, 1.2562, 1.4116, CPM M4 = 3-5 µm
52100, AEB-L, 13C26, 1.2008 = 0,2-2,5 µm

Die aufgezeigten Unterschiede sind erheblich und 52100 glänzt mit seinen Werten. Und das nicht nur bezüglich der Korngröße. Auch die Kornstruktur ist für eine Klinge von Vorteil. Das wird deutlich anhand einer Grafik auf dem Kennfeld-Datenblatt auf Seite 167 in Romans Buch. Hier wird der Wälzlagerstahl 1.3505 aka 52100 dem legierungsgleichen Werkzeugstahl 1.2067 gegenübergestellt.

Roman beschreibt den Zusammenhang wie folgt:

„Die Legierung 100 Cr 6 dient als gutes Beispiel, um zu zeigen, dass selbst innerhalb der gleichen Legierung ein gravierender Unterschied in der Gefügestruktur vorliegen kann. Im Stahlschlüssel sind unter ein- und derselben chemischen Zusammensetzung die Werkstoffnummern 1.2067 und 1.3505 zu finden. 1.2067 ist ein Werkzeugstahl, 1.3505 eine Legierung zur Lagerfertigung. Auch hier legt das Anforderungsprofil die notwendigen Werkstoffeigenschaften fest. Wie bei feinen Schneiden wird auch bei Lagern eine hohe Härte und Zähigkeit vom Werkstoff verlangt, dazu eine sehr gleichmäßige homogene Verteilung der Hartphasen. Dieser zufälligen Übereinstimmung ist es zu verdanken, dass der Stahl 1.3505 sich ausgezeichnet zur Herstellung von feinschneidigen und schneidhaltigen Klingen eignet, ohne dass er dafür entworfen wurde.

Wegen der hohen technischen Anforderungen an die Werkstoffqualität bei Kugellagern wird beim Werkstoff 1.3505 ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit auf die Rohstahlerzeugung gelegt. Für Reinheit und Homogenität gelten besonders hohe Maßstäbe. Die Verteilung der Karbide im Material ist besonders gleichmäßig. Der Gehalt an unerwünschten Eisenbegleitern wie Schwefel, Phosphor und Silizium ist besonders gering.

……. Ein Test der Schneidkantenstabilität von 1.2067 im Vergleich zu 1.3505 fällt dementsprechend enttäuschend aus.“


U. Gerfin hat das hier im Forum folgendermaßen kommentiert:

„In Romans Buch sind Gefügeaufnahmen beider Stähle einander gegenübergestellt (S. 167). Da erscheint der Unterschied geradezu erschreckend. Während die Wälzlagerqualität gleichmäßig verteilte Karbide mit max. 2-3 my-meist kleiner- aufweist, sind bei der Werkzeugstahlvariante Karbidzeilen und ein "Wacker" von gut 25 my zu sehen. Auch die Form der Karbide unterscheidet sich etwas. Die des Wälzlagerstahls sind ziemlich einheitlich rundlich, die des Werkzeugstahls unregelmäßig länglich.

Die Unterschiede beruhen auf den unterschiedlichen Herstellungsverfahren. Wälzlagerstähle werden traditionell mit den feinsten Techniken hergestellt-hier vermutlich im Elektro-Schlacke-Umschmelzverfahren- um ein homogenes, feines Gefüge zu garantieren, während beim Werkzeugstahl auch kostengünstigere Herstellungsverfahren in Anwendung kommen.“


Mal was schneiden …


Ich hab‘ mal meine Holzvorräte durchgesehen und zu einem übel verkrusteten Eukalyptus gegriffen, mich an ein schön ruhiges Plätzchen ans Meer begeben und in aller Ruhe vor mich hin geschnitten. Wobei diese durch die Tatsache gestört wurde, daß die Rinde sich extrem widerborstig gebärdete.

Es ratterte und knusperte mehr als das es schnitt. Irgendwann war sie runter und es ging flüssiger von der Hand. Ganz wohl war mir am Ende nicht. Als ich zurück im Roadhouse war und die Klinge gereinigt hatte, bekam ich die Quittung. Es ruckelte auf dem Daumennagel.

Ok, war zu viel des Guten. Mit ein paar leichten Zügen über den Sinter und etwas Schleifleinen war die Angelegenheit aber schnell wieder erledigt. Wenig später - ich kann es halt nicht lassen - habe ich noch etwas nachgelegt und die Fase komplett ballig geschliffen. Und über das Rauh-Holz nachgedacht. War es wirklich zu viel des Guten? Oder stimmte was mit dem 52100 nicht?

Es war noch was da von der Charge. Und da lagen ja noch ein paar andere Paras bereit :)! Hab‘ mir dann das Military 52100 und das Para Millie S110V geschnappt und beide auf das Problemmaterial losgelassen. Mit demselben Ergebnis: Es ruckelte! Mikroskopaufnahmen von den Ausbrüchen in den beiden Klingen hab‘ ich in diesem thread kürzlich mal vorgestellt.

Nachdem die Schäden behoben waren - auch hier kein ernsthaftes Problem btw - mußte das Para Millie 52100 mit der mittlerweile balligen Fase nochmal ran. Und da mittlerweile klar war, daß die „Problemhölzer“ wohl besser ausscheiden, kam wieder einfaches „gut abgehangenes“ Eukalyptus zum Einsatz. Wie erhofft und erwartet gab es diesmal kein Problem.

Was die „Problemhölzer“ anbetrifft, hat mir das keine Ruhe gelassen und ich bin am nächsten Tag zurück an den Ort, wo ich sie aufgegabelt hatte. Die Angelegenheit erklärt sich wie folgt. Es kommt im Sommer immer wieder zu Waldbränden in Portugal. Große Flächen brennen komplett ab. In den Randbereichen werden Bäume sozusagen geröstet, aber brennen nicht weg.

Das Material, das ich aufgegriffen hatte (Bilder 07, 11 und 12), stammt offensichtlich von einem dieser „Rostbraten“. Ich habe mal ein Bild (Nummer 15) von einem solchen Stamm eingestellt. Man sieht die dunkelbraune Kruste, die zudem vom ausgehärteten teerhaltigen Harz des Eukalyptus durchtränkt ist. Wirkt auf Messerklingen wie Kacheln aus Acryl. Rattattattat! Kein Wunder also …

Als ich am Abend die Füße hochgelegt hatte, mir die Angelegenheit noch einmal in ihrer Gesamtheit durch den Kopf ging und klar war, daß mit dem 52100 alles in Ordnung ist, fiel mir Roman Landes wieder ein:

„Bei dem Stahl mit der Werkstoffnummer 1.3505 (Kugellagerstahl) wird aufgrund der feineren Werkstoffstruktur der Schneidenwinkel kleiner ausfallen als bei ATS-34 mit seinen im Vergleich großen und groben Karbiden. Einen Stahl ….wie zum Beispiel 1.3505 mit einer größeren Schartigkeit zu versehen oder einen stumpfen Schneidenwinkel anzubringen …. ist … eine Verschwendung. Das Potential eines solchen Stahles liegt in der Druckschnittfähigkeit und damit in der Bereitstellung besonders feiner stabiler Schneiden.“

Genau, STUMPFER Schneidenwinkel - was für eine Verschwendung :steirer:. Und ich hab‘ mich auf den „Jakobsweg“ begeben. Die Verwandlung der Klinge des Para Millie 52100 von Flachschliff mit V-Fase, 30 Grad Gesamtschneidenwinkel und 0,5 mm hinter der Wate hat gedauert. Ich hab‘ die Werte schlicht halbiert. Die Klinge ist jetzt durchgehend ballig auf Null mit 0,25 mm hinter der Wate und einem Gesamtschneidenwinkel von 15 Grad. Die größte Mühe hat am Ende die Politur der Klingenflanken gemacht. Nur der Spyder ist jetzt etwas blasser als zuvor :eek:

Die anschließende „Jungfernfahrt“ auf Standard-Eukalyptus hat das Messerchen mittlerweile zum wiederholten Mal anstands- und blessurenlos absolviert. Auch mikroskopisch gesehen …


Spyderco Para Military 52100 (Distributor Exclusive)

52100 aka 1.3505 - C: 1,0 Cr: 1,5 Si: 0,25 Mn: 0,35

Gesamtlänge geöffnet: 209 mm
Länge geschlossen: 122 mm
Klingenlänge: 87 mm (80 mm scharf, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenstärke: 3,68 mm, am Logo noch 3,3 mm, dann kontinuierlich abnehmend (distal tapered blade), 1 cm vor der Spitze noch 1,3 mm
Klingenhöhe: 31,9 mm max., zur Spitze hin auf Null zulaufend
Klingenmaterial: Wälzlagerstahl 52100, +/- 62 HRC
Klingen-Design: Clip Point, Jimpings am Klingenrücken und am Fuß des Ricasso, Flachschliff mit V-Fase, Gesamtschneidenwinkel 30 Grad, dezent quersatiniert (Werksgeometrie)
Arretierung: Compression Lock
Griffhöhe: zwischen max. 29 über 22 (vorne), 28 über 24,5 (Mitte) und 24,5 mm (hinten)
Griffstärke: 11,45 mm
Griffstärke mit Clip: 16,6 mm max.
Griffmaterial: Dark Grey Peel-Ply Carbon Fiber
Clip: 4fach montierbar
Achsschraube: Torx T10
3 Clipschrauben: Torx T6
2 Griffschrauben je Seite: Torx T8
Stoppin und 1 Stand Off am Klingenrücken von 5 mm, Stand Off am Griffende (Lanyard Hole) 9,4 mm
Washer: Bronze
Spyderhole: 14 mm
Gewicht: 105 Gramm
Lanyardhole: 6,3 mm
Produktionsdatum: HQ = 08/17
H.L. Dalis Distributor Exclusive, Limited Run (Military 52100 war Sprint Run 1000)


Auf dem "Jakobsweg" ....

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Die Jukebox mit den Pretty Things - “Sickle Clowns


Aus - tagsüber - sunny Monte Gordo

R’n’R
 
Last edited:
Servus,

gestern hab ich geschrieben, dass der Anteil der Schneidengeometrie am technischen Leistungspotential einer Klinge bei gut Einem 1/3 liegt. Da macht es nur Sinn die Schneidengeometrie umzuschleifen wenn man weiß was man tut. Hier ist ein schönes Beispiel gegeben, wo jemand weiß was er tut, auch wenn es nicht alle nachvollziehen können. Wenn der Umschliff an einem dafür geeigneten Stahl durchgeführt wird und der Anwender in der Anwendung alles richtig macht, weil er die Klinge seiner Anwendung gemäss optimiert hat, dann ist das der Königsweg.

So bringt der richtige Schliff und die richtige Schneidengeometrie und das passende Schneidwinkel-Stahlverhältnis die maximale Wirkung. Die Folge ist ein leichterer Schnitt durch die verbesserte Geometrie über der Wate, eine weniger schnell verschleißende Schneidenspitze, durch den spitzeren Winkel und die dadurch feinere Schleifbarkeit, was eine längere Standzeit der Schärfe und bei passender Anwendung eine stabilere ( ballig ) Schneidkante zur Folge hat.

Auf diesem Weg, kann ein gutes Messer noch besser gemacht werden, weil diese Art der Maximierung an Leistungsfähigkeit in einer großen Serienproduktion nicht umsetzbar ist. Das lässt man von wissenden Händen machen, oder wie in deinem Fall, macht man es selber! :super:

Gruß, güNef
 
Moin R‘n‘R,

Danke dir für die wie immer sehr detaillierte Vorstellung, auch wenn ich es mit den Spyders ja nicht so habe (reine Selbstbeschränkung). Aber der Stahl hat mich aufmerksam werden lassen. Ich hantiere seit einigen Wochen fasziniert mit einem fein ausgeschliffenen finnischen „Zimmermannsmesser“ mit 52100. Die Schneidleistung empfinde ich so genial, dass ich, in Sachen Stählen eher ahnungslos, mal auf Erkenntnissuche gegangen bin.
Bei Jürgen Schanz wurde ich fündig. Ich hoffe, er hat nichts gegen sein Zitat, bringt er den Nutzen doch ganz simpel rüber: „Sein volles Potenzial an Schneidleistung bringt der Stahl bei dünnen Klingengeometrien und kleinen Schneidenwinkeln.“
Da hat Spyderco ganz offensichtlich Potenzial der „sicheren Seite“ geopfert, die du als Experte umkehren konntest. Know how - know why - how to...

Gruß
Abu
 
Moin,

wenn man - wie Ed Fowler - den 52100 über alles liebt, ihn in alle Richtungen auslotet und ihn selbst schmiedet, kann man ihm offenbar enormes Leistungsvermögen abgewinnen. Wenn Dir der Stahl gefällt Abu, wirf mal einen Blick auf Eds Homepage. Er schwört auf den Stahl …


So bringt der richtige Schliff und die richtige Schneidengeometrie und das passende Schneidwinkel-Stahlverhältnis die maximale Wirkung. Die Folge ist ein leichterer Schnitt durch die verbesserte Geometrie über der Wate, eine weniger schnell verschleißende Schneidenspitze, durch den spitzeren Winkel und die dadurch feinere Schleifbarkeit, was eine längere Standzeit der Schärfe und bei passender Anwendung eine stabilere ( ballig ) Schneidkante zur Folge hat.

güNef - besser kann man die Vorzüge, die sich nach Beschreitung des „Jakobswegs“ einstellen, nicht auf den Punkt bringen. Zudem ist es eine gute Zusammenfassung eines essentiellen Teils von Romans Buch :friendly_wink: …

R’n‘R
 
Da hat Spyderco ganz offensichtlich Potenzial der „sicheren Seite“ geopfert, [...]

Ein durchaus "vernünftiges Opfer" als Großserienhersteller. Denk mal an die Vielzahl von Anwendungen, die die Kunden durchführen und an die daraus resultierenden Reklamationen, falls die Klinge/Schneide am oberen Leistungslimit angesiedelt wäre. Im Schadensfall ist ja meist das Produkt und/oder der Hersteller schuld, denn der hätte wissen müssen, dass ich ...weil dafür ist ja ... usw.

Außerdem ist Wegnehmen, wie im hier gezeigten Beispiel, leicht möglich und daheim durchführbar, wenn man das möchte. Dazugeben möchte ich mal sehen ... :D

Ich finde es schon mutig und äußerst ambitioniert, dass überhaupt dieser rostende Old-School-Stahl angeboten wird und hoffe auf noch mehr Modelle.

Selber bin ich ebenfalls ein großer Fan vom 52100-er und möchte das MT-01 Mule nicht missen. :super:
 
Ein durchaus "vernünftiges Opfer" als Großserienhersteller. Denk mal an die Vielzahl von Anwendungen, die die Kunden durchführen und an die daraus resultierenden Reklamationen, falls die Klinge/Schneide am oberen Leistungslimit angesiedelt wäre. Im Schadensfall ist ja meist das Produkt und/oder der Hersteller schuld, denn der hätte wissen müssen, dass ich ...weil dafür ist ja ... usw.

Außerdem ist Wegnehmen, wie im hier gezeigten Beispiel, leicht möglich und daheim durchführbar, .........

Hab ich bedacht, mit vollem Verständnis für die Serienproduzenten, geht gar nicht anders!
Es liegt ja gerade auch der Reiz darin, dass Individualisten bei den Messermachern oder „Schleifern“ dann das letzte Quäntchen als custom oder für sich herausholen.

Gruß
Abu
 
Servus,

güNef - besser kann man die Vorzüge, die sich nach Beschreitung des „Jakobswegs“ einstellen, nicht auf den Punkt bringen. Zudem ist es eine gute Zusammenfassung eines essentiellen Teils von Romans Buch …

am Anfang war es angelesenes Wissen, mit Einzug der geführten Schleifmethodik hab ich begonnen Kochmesserklingen umzuschleifen um zu schauen ob das besser wird. Ist besser geworden! ;)

Heute schleife ich praktisch jedes neue Messer um ( nur ein Xerxes nicht, oder Messer die von Dimm, Suntravel oder Andreas123 kommen, da ist das nicht nötig, weil in der Regel schon perfekt aufbereitet ) Seit geraumer Zeit kontrolliere ich die Ergebnisse mit dem Mikroskop und hab wieder viel gelernt.

Verbesserungspotential gibt es immer, mir fehlt da einfach die Routine, da ich nicht soviel zum Schleifen habe, deshalb ist es immer ein ziemlicher Aufwand, alles aufzubauen, alle Steine immer gleich abgerichtet zu versorgen, das Schleifsystem zu justieren, das Mikro auspacken und vorbereiten usw.

Mach ich nur an verregneten und grauslichen Nachmittagen.

Mit den Ergebnissen bin ich gut zufrieden. So hat's mit einem Buch begonnen und endet mit einem ziemlich aufwendigen Equipment und immer neuen Erkenntnissen! :super:

Aber wem sag ich das! ;)

Gruß, güNef
 
Moin zusammen,

ein paar Bilder noch. Die ersten beiden zeigen das Military 52100 und das Para Millie 52100. Noch mit Werksgeometrie.

Dann die ganze „Para Noia“ auf einen Streich. Links die beiden Military, dann die fünf Para Millies und rechts die beiden Para 3. Auf Eukalyptus natürlich. Worauf auch sonst :p

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R’n‘R
 
Moin,

wenn man - wie ich - gern meditativ spahnabhebend tätig ist und Messern Genuß im wesentlichen dadurch abgewinnen kann, wenn sie überragend schneiden, kann man sich keinen größeren Gefallen tun, als geometrie-optimierend tätig zu werden. Wie bei diesem Para Millie 52100 …

Heute hab‘ ich mir das gestern kurz mit Daniels Klapper angeschnittene Kleinholz und das Spydie in den Rucksack gepackt. Bei sonnigen 18 Grad aufs Motorrad und auf einer netten Nebenstrecke ab Richtung Westen.

Man durchquert auf dieser Fahrt nach Tavira eine Waldpassage, in der man - rechts abbiegend - an einen verschlossenen Schlagbaum gerät. Das dahinter liegende weiträumige Gelände ist verlassen und diente einst der Autobahn-Baugesellschaft als Quartier für Männer und Maschinen.

Die Gebäude sind bis auf minimale Reste verschwunden, ein Wassertank wurde dagelassen und auf einer kleinen Anhöhe befinden sich noch drei Betonbänke. Ein Ort der Ruhe und Besinnung. Und genau richtig für meditatives Schneiden. Zudem ist das Gelände ein schier unerschöpflicher Quell für Eukalyptus-Nachschub.

Das Schneiden mit dem Para ist jetzt wirklich die reine Freude. Um Längen leichter als ein Standard-Para läßt sich die Klinge mit dem linken Daumen vorwärtsschieben. Feinste Abhebungen stellen sich - bedingt durch den Gesamtschneidenwinkel von 15 Grad - quasi automatisch ein. Die dünnen Späne rollen sich fein spiralig auf.

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß das Messerchen mit dieser mittlerweile filigranen Geometrie kein Problem hat. Die ultrafeine Schneide hat die „Meditation“ wieder mal klaglos weggesteckt. Und ich bin mittlerweile zu der Auffassung gelangt, daß die im Eröffnungspost geäußerte Vermutung, die Überforderung der Klinge sei den zu harten Hölzern zuzuschreiben, nicht zutrifft, sondern daß auch in diesem Fall - wie beim Sage 5 - der unglückliche Werksanschliff verantwortlich war.

Ausdrücklicher Dank für solcherart Erkenntnisgewinn gebührt Grind Master güNef, der mich für diese Angelegenheit sensibilisiert und in der Folge „angestiftet“ hat, mir ein Licht-Mikroskop zuzulegen :super:

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Aus sunny Monte Gordo

R’n‘R
 
Servus,

Ausdrücklicher Dank für solcherart Erkenntnisgewinn gebührt Grind Master güNef, der mich für diese Angelegenheit sensibilisiert und in der Folge „angestiftet“ hat, mir ein Licht-Mikroskop zuzulegen …

ich hab das sehr gerne gemacht, auch wenn wir beide hier bestimmt belächelt werden. Ich bekomme auf's Jahr hochgerechnet zwischen 50 und 70 Kochmesser verliehen, zum Testen, zum Anschauen, zum Meinung bilden. Aktuell wieder vier Stück. Die nehme ich sprichwörtlich unter die Lupe und staune jedesmal neu.

Wer seine Messer nicht in die Vitrine legt, sondern eine spezielle oder allgemein gehaltene Anforderung hat, der sollte auf den Zustand seiner Schneiden achten. Ist eine einfach Sache! Um das zu tun, muss man aber wissen, sie sie aussehen! ;)

Das treibt witzige Blüten. Echte Insider erkennen ein Messer nicht nur an einem bestimmte Bildausschnitt am Design, sondern an dem Mikrobild eines Schliffes/Schneide! :steirer:

Hier was markantes und wirklich auf Null freihand auf Steinen geschliffen mit interessantem Schliffbild ohne Sekundärfacette, ein typischer Watanabe-Schliff:

31278633kg.jpg


31278632fw.jpg


Natürlich leicht schartig ( bissig ) und abartig scharf und weit in die Flanke buckelnd, aber beim ersten Impact kollabiert dieser Schliff dramatisch, ohne stabilisierende Mikrofase. Das sollte man wissen wenn man, ein Messer von Meister Watanabe kauft und dann nicht jammern und über die Qualität klagen, wenn die Schneide nach der ersten Mahlzeit hinüber ist! ;)

Eine richtig geschliffene Schneide an einem Messer von Watanabe ( Yasuki-Stähle ) hält auch im Profibereich und das will was heißen! Diese Schneide aber, frisch aus der Schachtel ruiniert ein europäischer Koch in ein paar Minuten, teilweise fast irreparabel. Wenn ich mal eine solche Klinge bekomme, dokumentier ich das!

Wir beide sind aus Erfahrung und Praxis überzeugt, dass die Qualität einer Schneide eine fundamentale Rolle spielt und man anschauen muss, wie eine Schneide aufgebaut ist um Schäden und Fehler zu vermeiden. Diese Schneide falsch beurteilt und nach dem ersten Schärfeverlust mit z.B. einem Sieger abgezogen und die Schneide rieselt auf den Küchenboden! :D

Gruß, güNef
 
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Eine richtig geschliffene Schneide an einem Messer von Watanabe ( Yasuki-Stähle ) hält auch im Profibereich und das will was heißen! Diese Schneide aber, frisch aus der Schachtel ruiniert ein europäischer Koch in ein paar Minuten, teilweise fast irreparabel. Wenn ich mal eine solche Klinge bekomme, dokumentier ich das!

Wir beide sind aus Erfahrung und Praxis überzeugt, dass die Qualität einer Schneide eine fundamentale Rolle spielt und man anschauen muss, wie eine Schneide aufgebaut ist um Schäden und Fehler zu vermeiden. Diese Schneide falsch beurteilt und nach dem ersten Schärfeverlust mit z.B. einem Sieger abgezogen und die Schneide rieselt auf den Küchenboden! :D

Gruß, güNef

Lieber güNef, vielen Dank für Ausführung, sehr interessant! Wie muss man den mit einem Watanabe Messer schneiden um alles „richtig“ zu machen?
Gibt es noch mehr Informationen zu diesem Thema?

Vielen Dank
ciao ryder_hook
 
Moin,

sorry, wenn ich mich einmische. Aber das ist hier nicht die Küchenmesserberatung. Wenn güNef Bock hat, kann er Dir ja 'ne Mail schicken oder einen Watanabe-Richtigschneide-Thread aufmachen ;) ...

Weitermachen, R'n'R
 
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