Abu
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Vorab: Ich habe das Thema unter Vintage eingestellt, denn es soll nicht nur BÖKER behandeln und final eher um die älteren Modelle gehen.
Werte Messerfreunde,
fragte man mich nach einem typischen "deutschen Messer" mit tief verwurzeltem Stammbaum, so käme das heute sog. BÖKER-Sport sicher auf's Siegertreppchen. (Nun möchte ich das bereits ausgiebig und kontrovers diskutierte Traditions-Thema nicht unbedingt reanimieren, aber ganz vorbei komme ich auf der Suche nach dem "StammVadder Abraham" halt auch nicht.)
Unstrittig ist sicher, dass sich die BÖKER-Stammlinie bis heute kräftig vermehrt hat. Und zwar so erfolgreich, dass gleich mehrere Solinger Hersteller nach 1945 (?) dieses Design fast vollständig geklont haben. Was den Rückschluss zulässt, dass es keinen Musterschutz gab, bzw. dieser verfallen war. Womit ich gleich bei einem Motiv meines Themas wäre: Mal schau'n, wieviele "Ur-Väter" wir hier ausgraben können. Bilder und Beiträge von Euch sind ausdrücklich erwünscht, gern auch von anderen oder jüngeren "Mitgliedern des Clans".
Unschwer zu erraten, der "Dauerbrenner" hat auch bei mir gezündelt. Ich find die Dinger einfach knuffig und schick. Mit Delrin/Kunststoff als Griffmaterial fing es an, jetzt sind es 12 + 1.
Da BÖKER den Markt ja regelmäßig mit neuen Kreationen bedient, habe ich mir allerdings Selbstbeschränkung auferlegt: keine Jubiläumseditionen, keine Werbemesser. Mit dem BÖKER-Normalprogramm, den Vintagemodellen und jenen dritter Hersteller bleibt genügend Beute für einen Jäger & Sammler -
Welche mir die liebsten sind? Klar, die einstigen "Schmuddelkinder", die, von Korrosion und Schmutz befreit, ihre kleinen Geheimnisse offenbaren. Da wäre das "Pott, Remscheid", beim Öffnen der Klinge entpuppte es sich als Böker. Rostender Stahl, aber mit deutlich stärkerer Klinge als die heutigen Geschöpfe.
Tatsächlich doch eines mit Werbung, sagen wir als Belegexemplar. Auch dafür, dass es mal eine Zeit hochwertiger Werbegeschenke gab. Bevor der Staat "ethische" Grenzen gegen "nützliche Aufwendungen" zog - um dann per Steuern bei deren Überschreitung zu profitieren.
Manchmal freue ich mich, wenn dem Messer etwas fehlt. Die Punkte zum Umlaut "Ö" z.B., sie weisen in eine andere Zeit, eine andere Richtung. Das "O" ist international, in den 30ern musste dann wieder ein "Ö" urdeutschen Bezugs her.
Dieses Clan-Mitglied sollte eigentlich über den Großen Teich. Eine vorsichtige Aufarbeitung mit Micromesh brachte es Zug um Zug ans Licht. Der Schriftzug auf der Klinge war vorher knapp zu erahnen. Nun stand dort das BÖKER in Script und ließ damit eine ziemlich genaue Datierung zu: US 1928-1930. Mein ältestes dieses Typs!
Ich kombiniere: Wenn zu jener Zeit bereits das "Sport" als US-Variante exportiert wurde, dann müsste es das doch zeitlich vorher auf dem heimischen Markt gegeben haben!?
Dieses vielleicht? Nein, 1932 bis 40er Jahre. Also weiter auf einen "Vorfahren" warten.
"SPORT" ODER NICHT "SPORT", das ist die Frage?
Oder eine Mutation? Die Abweichungen sind offensichtlich: 8er, Form von Klinge und Ahle, die markante "Daumenmulde" fehlt.
Immerhin hätte dieses wunderbare Stück alle würdigen Merkmale eines "Clan-Chiefs". Herstellung zwischen 1920-30, würdige Tools. Besonders diese satte Feile mit Schrauber und Schneide, vmtl. zum Abisolieren von Kabeln. Und wie es sich für einen Chief gehört, ist es vom Leben gezeichnet, die Federklinge abgebrochen.
NEFFEN, NICHTEN, ANVERWANDTE
Ich weiß nicht, wie in diesem zeitlichen Kontext die Produkte anderer Solinger Hersteller einzuordnen sind. Wann die ersten Seitenlinien dem BÖKER-Stamm entwuchsen.
Ich vermute 60er Jahre, einhergehend mit einer zunehmenden Gleichteile-Politik. Was auffällt: Die Herstellerstempel beschränken sich auf die Hauptklinge, bei älteren Stücken findet man sie noch auf mehreren Werkzeugen. Ich gehe mal von einer echten Kooperation der Solinger aus. Die Reider bauten die Messer aus einem einheitlichen Baukasten zusammen, nur Hauptklinge und Emblem im Griff unterschieden sich. Ok, für ein bisschen Individualität blieb auch Platz. Mit und ohne Bügel; Hartkopf-Teufelskerle setzte ihn ans Griffende, haptisch sehr durchdacht.
Der Kreis umfasst Köller, Klaas, Bonsa und zweimal Hartkopf. JOWIKA hat es auch gebaut, aber das Angebot hab ich leider vergeigt.
Ist mein Clan nun komplett? Ein paar mir bekannte Mitglieder lohnten sicher noch der Familienzusammenführung. Aber da ich Größe und Verzweigung des Clans gar nicht kenne, muss ich das Ende wohl offen lassen....
Gruß
Abu
Werte Messerfreunde,
fragte man mich nach einem typischen "deutschen Messer" mit tief verwurzeltem Stammbaum, so käme das heute sog. BÖKER-Sport sicher auf's Siegertreppchen. (Nun möchte ich das bereits ausgiebig und kontrovers diskutierte Traditions-Thema nicht unbedingt reanimieren, aber ganz vorbei komme ich auf der Suche nach dem "StammVadder Abraham" halt auch nicht.)
Unstrittig ist sicher, dass sich die BÖKER-Stammlinie bis heute kräftig vermehrt hat. Und zwar so erfolgreich, dass gleich mehrere Solinger Hersteller nach 1945 (?) dieses Design fast vollständig geklont haben. Was den Rückschluss zulässt, dass es keinen Musterschutz gab, bzw. dieser verfallen war. Womit ich gleich bei einem Motiv meines Themas wäre: Mal schau'n, wieviele "Ur-Väter" wir hier ausgraben können. Bilder und Beiträge von Euch sind ausdrücklich erwünscht, gern auch von anderen oder jüngeren "Mitgliedern des Clans".
Unschwer zu erraten, der "Dauerbrenner" hat auch bei mir gezündelt. Ich find die Dinger einfach knuffig und schick. Mit Delrin/Kunststoff als Griffmaterial fing es an, jetzt sind es 12 + 1.
Da BÖKER den Markt ja regelmäßig mit neuen Kreationen bedient, habe ich mir allerdings Selbstbeschränkung auferlegt: keine Jubiläumseditionen, keine Werbemesser. Mit dem BÖKER-Normalprogramm, den Vintagemodellen und jenen dritter Hersteller bleibt genügend Beute für einen Jäger & Sammler -
Welche mir die liebsten sind? Klar, die einstigen "Schmuddelkinder", die, von Korrosion und Schmutz befreit, ihre kleinen Geheimnisse offenbaren. Da wäre das "Pott, Remscheid", beim Öffnen der Klinge entpuppte es sich als Böker. Rostender Stahl, aber mit deutlich stärkerer Klinge als die heutigen Geschöpfe.
Tatsächlich doch eines mit Werbung, sagen wir als Belegexemplar. Auch dafür, dass es mal eine Zeit hochwertiger Werbegeschenke gab. Bevor der Staat "ethische" Grenzen gegen "nützliche Aufwendungen" zog - um dann per Steuern bei deren Überschreitung zu profitieren.
Manchmal freue ich mich, wenn dem Messer etwas fehlt. Die Punkte zum Umlaut "Ö" z.B., sie weisen in eine andere Zeit, eine andere Richtung. Das "O" ist international, in den 30ern musste dann wieder ein "Ö" urdeutschen Bezugs her.
Dieses Clan-Mitglied sollte eigentlich über den Großen Teich. Eine vorsichtige Aufarbeitung mit Micromesh brachte es Zug um Zug ans Licht. Der Schriftzug auf der Klinge war vorher knapp zu erahnen. Nun stand dort das BÖKER in Script und ließ damit eine ziemlich genaue Datierung zu: US 1928-1930. Mein ältestes dieses Typs!
Ich kombiniere: Wenn zu jener Zeit bereits das "Sport" als US-Variante exportiert wurde, dann müsste es das doch zeitlich vorher auf dem heimischen Markt gegeben haben!?
Dieses vielleicht? Nein, 1932 bis 40er Jahre. Also weiter auf einen "Vorfahren" warten.
"SPORT" ODER NICHT "SPORT", das ist die Frage?
Oder eine Mutation? Die Abweichungen sind offensichtlich: 8er, Form von Klinge und Ahle, die markante "Daumenmulde" fehlt.
Immerhin hätte dieses wunderbare Stück alle würdigen Merkmale eines "Clan-Chiefs". Herstellung zwischen 1920-30, würdige Tools. Besonders diese satte Feile mit Schrauber und Schneide, vmtl. zum Abisolieren von Kabeln. Und wie es sich für einen Chief gehört, ist es vom Leben gezeichnet, die Federklinge abgebrochen.
NEFFEN, NICHTEN, ANVERWANDTE
Ich weiß nicht, wie in diesem zeitlichen Kontext die Produkte anderer Solinger Hersteller einzuordnen sind. Wann die ersten Seitenlinien dem BÖKER-Stamm entwuchsen.
Ich vermute 60er Jahre, einhergehend mit einer zunehmenden Gleichteile-Politik. Was auffällt: Die Herstellerstempel beschränken sich auf die Hauptklinge, bei älteren Stücken findet man sie noch auf mehreren Werkzeugen. Ich gehe mal von einer echten Kooperation der Solinger aus. Die Reider bauten die Messer aus einem einheitlichen Baukasten zusammen, nur Hauptklinge und Emblem im Griff unterschieden sich. Ok, für ein bisschen Individualität blieb auch Platz. Mit und ohne Bügel; Hartkopf-Teufelskerle setzte ihn ans Griffende, haptisch sehr durchdacht.
Der Kreis umfasst Köller, Klaas, Bonsa und zweimal Hartkopf. JOWIKA hat es auch gebaut, aber das Angebot hab ich leider vergeigt.
Ist mein Clan nun komplett? Ein paar mir bekannte Mitglieder lohnten sicher noch der Familienzusammenführung. Aber da ich Größe und Verzweigung des Clans gar nicht kenne, muss ich das Ende wohl offen lassen....
Gruß
Abu