Gartenarbeit also? Hmmmmm… Garten habe ich nicht, wie wohl die meisten Leute auf diesem Planeten. Seit mehr als sieben Jahren leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, das haben Universitäten in den USA[SUP]1[/SUP] rausgefunden. Das Stichwort heißt also Urban-Survival im Großstadt-Dschungel bzw. im Treppenaufgang[SUP]2[/SUP]. Auch ein Stadtmensch muss öfters mal ackern, um an sein Essen zu kommen, insbesondere, wenn er, wie ich, zahn- und magenschonend vorverdaute Fertiggerichte in selbstauspackenden Beutelchen meidet.
Der Gegenentwurf zu den hochtechnologischen Auswüchsen der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie ist die Kokosnuss:

Schwer, hart und unhandlich widersteht sie täglich Öffnungsversuchen von tausenden Bundesbürgern, die nicht wissen, wie sie so einer Herausforderung begegnen sollen. Ich werde diese Schlacht erfolgreich schlagen, denn anders als diese Amateure habe ich
Werkzeuge.
Für mich stellt sich also nicht die Frage, ob ich die Kokosnuss aufbekomme sondern eher, welches Survival-Werkzeug mir am ehesten hilft, mein Magenknurren abzustellen. Schauen wir mal nach, was unsere Optionen sind. Da wäre zum einen ein ausgemustertes Klauenbeil von der Bundeswehr, welches einhändig kaum zu beherrschen war und dem ich deshalb einen längeren Axtstiel verpasst hab.
Ein kleines Extra habe ich der Axt auch noch gegönnt: Ich habe einen Stielschutz aus Rinderrohhaut genäht - ehemals ein Hundeleckerli in Form eines Schuhs, wobei sich mir nicht erschließt, warum man seinem Hund angewöhnen wollen würde, Schuhe zu naschen, aber sei's drum. Insgesamt ein sehr potentes Werkzeug:
Genau das Richtige zum Holzspalten, aber vielleicht ein wenig übertrieben für so eine Kokosnuss. Ich will ja nicht eine halbe Stunde in gebückter Haltung herumsuchen, bis ich alle Einzelteile wiedergefunden habe. Eine bessere Alternative wäre vielleicht eine Machete, immerhin sieht man ja öfters in Reiseberichten, wie ein geschickter Insulaner die Frucht der Kokospalme mit ein paar gezielten Machetenhieben öffnet. So ein Teil hatte ich doch auch irgendwo… Ah ja, da ist es:
Wobei, wenn ich mich recht erinnere, hacken die Leute damit eher auf grünen Kokosnüssen rum, die noch keine knochenharte Schale wie unser Exemplar haben. Wenn man bedenkt, wie weich der Stahl ist, lasse ich das wohl lieber. Na dann, was ist denn das nächstbessere Werkzeug, das ich im Haus habe? Sieh an, ein Golok aus Indonesien:
Wesentlich wuchtiger als die Machete, aber eigentlich auch ein wenig zu schade, falls der Widerstand der Kokosnuss unerwartet heftig sein sollte... der geschnitzte Vogelkopf am Knauf schaut mich auch schon so vorwurfsvoll an:
Na gut, dann eben nicht, aber ich hatte doch noch so ein günstiges Exemplar vom vietnamesischen Lebensmittelhändler meines Vertrauens. Da ist er ja, ein rustikaler Hacker mit der Prägung "Minh". Hoffentlich hatte Hr. Minh auch Kokosnüsse im Hinterkopf, als er das Messer geschmiedet hat.
An dieser Stelle will ich mal noch einen Indianertrick verraten. Damit die Kokosnuss nicht wegrollert, kann man eine Art Grummetstropp in ein Tuch binden. Man fängt mit einem einfachen Überhandknoten an und wickelt das lose Ende einfach immer weiter herum, bis man einen Stoff-Doughnut hat:
Zeit dem Feind in die Augen zu sehen - man sagt ja, die Kokosnuss habe ein Gesicht mit zwei Augen und einem Mund. Letzterer lässt sich leicht aufbohren, um das Kokoswasser abzulassen. Ich möchte ja keine Sauerei im Treppenaufgang veranstalten, wenn es sich denn vermeiden lässt. Zum Bohren nehme ich ein Schweizer Messer, das ich kürzlich von einem guten Freund geschenkt bekommen hab:
Ich werd mal noch ein Auge aufbohren, dann läuft das ganze Wasser schneller ab. Die Ahle vom Soldatenmesser hat damit jedenfalls keine Mühe, auch wenn die Schale hier etwas dicker ist. Sieht vielleicht ein bisschen makaber aus, aber Urban-Survival ist schließlich kein Kindergeburtstag:
Ein Hackklotz wäre ideal, hab ich aber nicht – das alte Bambusbrett ist ziemlich dünn, muss aber reichen. Hmmm, das Handtuch ist ein Andenken an Japan, das würde ich ja ungern zerschneiden… mal überlegen… hat Ray Mears nicht mal gesagt, man solle sowieso lieber die Rückseite der Klinge nehmen? Das schont den Stoff und Hr. Minh muss sich auch nicht grämen. Geben wir der Nuss mal eine auf die Nuss. Schön am Äquator entlang zielen - zack und voilà - schon ein Riss:
Noch ein paar Schläge und wir haben die ersten mundgerechten Happen:
Wenn man es recht bedenkt, hatte die doofe Nuss nie den Hauch einer Chance.

Zeit, die süße Frucht des Erfolgs zu kosten... aber was ist das denn?!

Ranzig?! Wieso sagt einem keiner der blöden Survival-Ratgeber, wie man im Supermarkt eine schlechte Kokosnuss erkennt?!

Ich geh mir jetzt erstmal Essen kaufen und zwar etwas, wo ein deutlich lesbares Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt ist und wo man keine ganze Werkstatt zum Öffnen braucht.
Ookami
[SUP]1[/SUP] Science Daily:
"Mayday 23: World Population Becomes More Urban Than Rural"
[SUP]2[/SUP] Ich berufe mich mal auf den ersten Post, den ich hier sinnentstellend zitieren möchte:
[...] nehmen wirs mit der Bezeichnung "Garten" auch nicht so genau