Rock'n'Roll
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Boas,
als wir über den Erwerb des Benchmade 710 berichtet haben, wurde von einem Mit-Forumiten angedeutet, jetzt fehle nur noch der „ewige Konkurrent“, das Spyderco Military. Fanden wir auch - und haben mal recherchiert. Gerieten dabei - der Klinge wegen - auch in den Einflußbereich des Police. Des originalen Edelstahl-Police und des neueren G10-Modells. Das hat uns eine Weile beschäftigt. Klingenlänge gegen Authentizität, Military gegen Police usw.
Die Entscheidung fiel ad hoc, wie schon so oft. Ein C36Ti tauchte im Forum auf und wir haben sofort zugeschlagen. Und was haben wir? Ne Menge! 167 Gramm CPM S30V und Titan - auf einer Gesamtlänge von 24,1 Zentimetern. Geschlossen sind es immerhin noch 14. Die 4-mm-Klinge ist 102 mm lang, davon scharf 94. Da hat man was für’s Geld.
Und was macht das mit unseren kleinen Händen? Nix! Das öffnet in einem Rutsch ohne abzusetzen, liegt erstklassig in der Hand, wobei sich diverseste Greifmöglichkeiten anbieten, egal, ob kurz, lang oder reverse. Es scheint so, als schrumpfe es, wenn man es in die Hand nimmt. Geile Ergonomie !!
Das Military C36Ti wurde 2010 erstmals vorgestellt - damals noch als klassischer Titan-Framelock. Wenig später (Ende 2010, Anfang 2011) stellte Spyderco die Produktion seiner Titan-Framelocks sukzessive um. Im Gegensatz zur Ursprungsversion des C36 Ti enthält unsere Version eine Stahleinlage in der Lockbar, so daß beim Lock nicht Titan sondern Stahl auf den Messerstahl trifft. Die 3 cm lange und etwa 1,5 mm dicke Stahlplatine ist in die Alu-Lockbar bündig eingelegt, an drei Punkten fixiert und mit zwei Schrauben befestigt. Der Detent-Ball sitzt in der Stahleinlage. Die Frage, die sich uns stellt, lautet: Warum diese Stahleinlage? Ist diese Version dem klassischen Titan-Framelock (R.I.L.) vorzuziehen? Gab oder gibt es Probleme bei Titan-Framelocks?
Stahleinlage (steel insert) in der Lockbar des Reeve Integral Lock© (R.I.L.) - What’s up …
Im Oktober 2010 wurde die Frage ausführlich im Spyderco-Forum diskutiert und abgehandelt und im wesentlichen von Brad Southard folgendermaßen beantwortet:
Der klassische Titan-Framelock (R.I.L.) wird unter anderem seit den 90ern beim Sebenza erfolgreich und ohne Probleme unverändert bis heute von Chris Reeve verbaut. Das Strider SNG beispielsweise ist ebenfalls seit Jahren erfolgreich im harten Einsatz. Es sind keine erwähnenswerten Probleme bekannt.
Warum macht Spyderco das also? Weil sie es können. Und weil nach einer extrem hohen Frequenz von Öffnen und Schließen das steel insert ausgewechselt werden könnte, falls erforderlich.
Das steel insert ist nicht wesentlich härter als Titan, da es sich um „einfachen“ Stahl und nicht um Messerstahl handelt (etwa 42 HRC).
Ein eventuelles Verbeißen des Locks (stickiness) ist bei vorhandenem steel insert weniger stark, aber es tritt ebenfalls auf. Chris Reeve und andere Messerbauer carbidisieren oder erhitzen z.B. das Ende der Titan-Lockbar, um die Gefahr des Verbeißens durch Bildung einer Titan-Oxyd-Schicht zu verringern. Diese Schicht verbraucht sich allerdings mit der Zeit. Währenddessen läßt aber gleichzeitig die „stickiness“ durch Gebrauch des Messers nach. Nach einer gewissen „Einarbeitungs“-Zeit hat sich das Problem in der Regel sowieso erledigt.
Spyderco-Eigner Sal Glesser hat im Oktober 2012 folgende Statements zu dem Thema steel insert abgegeben:
“Many carbidize the Titan on their Linerlocks and RIL's (framelocks) locks. Titanium can wear on high vanadium steels and it is a precaution against that wear. As the blade gets longer, that force is increased. We felt the Military would perform better, longer with a steel insert on the interface.”
UND
“We found that in very high open & close cycle tests, where the lock was permitted to "drag" on the blade tang, wear was more than we liked.”
Wo wir nun einen solch martialischen High-Tech-Klapper an Bord hatten, wollten wir selbstredend auch mal ausprobieren, ob er auch schneidet. Zunächst - wie üblich - das Gemüse. Als da waren: Äpfel, „fangfrische“ Mandarinen, Zwiebeln, Knoblauch und ein 600 Gramm schwerer solider Block feinste Schweinelende . Zur Feier des Tages sozusagen. Größtes Erstaunen hat bei all der Schnippelei die Tatsache ausgelöst, daß das Military sich stets konfortabel so greifen läßt, daß das Schälen, Pellen, Schneiden und Zerteilen eine Freude ist. Die große bauchige Klinge mit der exponierten Spitze gleitet durch’s Obst und durch’s Gemüse. Der Flachschliff tut das Seine. Was wiederum bei der Schweinelende erst richtig zur Geltung kommt. Aber auch das Häuten der Knoblauchzehen und Aufschneiden in feinste Scheiben läßt sich trotz der Größe des Military wie selbstverständlich vollziehen. Wir sind beeindruckt ob der Küchentauglichkeit .
Außer Haus - da, wo das Military seinen Hauptwirkungsbereich haben dürfte (wenn nicht in der Vitrine ) - schlägt es sich erwartungsgemäß einwandfrei. Ein rascher Schnitt schräg in ein Schilfrohr ist reine Freude. Das anschließende Fotografieren noch mehr. Sehr beeindruckt waren wir, als wir es ohne Probleme und Blessuren etwa 1,5 cm tief in den Stamm einer strammen Eiche gerammt hatten. Allerdings raten wir von diesem Manöver nachdrücklich ab, sollte es sich nicht um eine solche aus Portugal handeln. Dort nämlich gibt es neben den Steineichen - die ihren Namen unbedingt zu Recht tragen - auch Korkeichen, deren begehrte und einträgliche Rinde bis zu mehreren Zentimetern dick wird.
Was das Design oder auch die Optik angeht, kommt das Titan-Military eher unspektakulär daher. Eine graue Maus (oder besser Ratte), in ihrer Schlichtheit bestechend. Das Military ist ein hochgradig effizienzbasiertes Tool. Und da liegt in der Tat seine Stärke. Wer ein kleines Messer - sagen wir mal ein Small Sebenza - mit sich führt und das Military, der darf sich getrost für zwei Monate ins Outback aufmachen, ohne daß es ihm an Schneide mangeln dürfte.
Wenn wir mal genau hinsehen …
Zwei schlicht graue - fette - Titanplatinen beherbergen die beeindruckende Klinge, die auf der einen Seite das Spyder-Logo sowie auf dem Ricasso die Aufschrift „Spyderco CPM S30V“ und auf der anderen die Herkunftsbezeichnung „Golden, Colorado U.S.A. Earth“ trägt. Spine und Choil tragen scharf ausgeprägte Jimpings, die einen ausgezeichneten Halt gewähren. Das Magnum-Spyder-Hole mit einem Durchmesser von 14 mm bedeutet leichtes Spiel auch für größte Hände (mit oder ohne Handschuh). Ein sauber flachgeschliffenes, erhabenes Stück S30V! Quersatiniert mit präzise verlaufendem Anschliff. Sehr schön der Übergang von scharfer Klinge zu Ricasso, der in einer eleganten und schön angeschliffenen Linie längs durch das Spyderhole verläuft. Der Klingenrücken ist längs zur - wahrhaft eindrucksvollen - Spitze hin matt gebürstet. Ein insgesamter optischer Genuß. Man hat sich sichtbar Mühe gegeben. Um mit den Kartenspielern zu sprechen: *Was* für ein Blatt!!
Der satte - fein polierte - Edelstahl-Clip (mit Spyder-Logo) paßt optisch wie funktional gut zum Messer. Er ist mit 3 Torx-T6-Schrauben befestigt und gestattet ausschließlich Tip-down-Trageweise. Auch alle anderen Schrauben haben die Normierung Torx T6 - außer der Klingenachsenschraube mit Torx T15. Ein 4-mm-Lanyardhole ist vorhanden - mehr aber auch nicht. Alle Ecken und Kanten sind gerundet, gebrochen, entschärft. Die Verarbeitungsqualität ist bemerkenswert exzellent.
Im Gegensatz zu vielen anderen Foldern ist der Abstand zwischen Klinge und Titanschalen derart gering, daß man die Bronzewasher - auf denen die perfekt zentrierte Klinge beim Öffnen und Schließen geschmeidig läuft - nur ahnen kann. Das Geräusch beim Lock ist knochentrocken. Absolut null Spiel in irgendeine Richtung. Die Griffschalen haben 4 Fixpunkte: Klingenachse, Stoppin, Distanzhülse (gleichzeitig Lanyardhole) und den 4,5 cm langen, schwarzen Aluminium-Backspacer, der mit 2 Schrauben an den Enden befestigt ist.
Auf den ersten Blick könnte man meinen - und es wird allenthalben behauptet - das sei G10 oder Micarta, aber wir haben sicherheitshalber mal auf der Rückseite im Messerinneren am Spacer gekratzt. Das in Erscheinung tretende silbrige Metall hat uns überzeugt. Alles in allem Solidität pur. Nicht vergessen wollen wir zu erwähnen, daß sich - jedenfalls bei unserem Exemplar - das Verbauen der Stahleinlage in der Lockbar ausgezahlt hat. Das C36Ti entriegelt - fast perfekt - angenehm smooth für einen Titan-Framelock, was einen nachhaltig erfreulichen Eindruck hinterläßt. Diesbezügliche Perfektion erreichen nur unser Spyderco Brad Southard und das Techno, deren Entriegelung beispielhaft butterweich vonstatten geht.
Wer noch genauer hinschauen möchte, der sieht sich den Bericht vom Chef an, der das Titan-Military (Ursprungs-Version ohne steel insert) im Mai 2010 in seine Bestandteile zerlegt und auf Herz und Nieren geprüft hat (http://www.messerforum.net/showthre...ilitary-Titan&highlight=titan+military+pitter).
Ach ja, sauscharf isses!
Wenn wir mal vergleichen …
Wie eingangs bereits angemerkt, waren wir auf die ewige Konkurrenz von Benchmade 710 und Military hingewiesen worden. Legt man beide Folder nebeneinander, wird allerdings deutlich, wer das Sagen hat. Das C36Ti stellt das 710 u.E. deutlich in den Schatten: Größer, schwerer, stabiler, schneidfreudiger. Mit überlegener Ergonomie. Insbesondere, was das Kurzgreifen angeht. Man hat zwar einen echten Brocken vor sich, doch in der Hand sieht dann alles ganz anders aus. Wer unbedingt auf leichte, schlanke Messer steht, ist mit dem Benchmade möglicherweise besser bedient. Zumal es, was die Länge der Klinge anbetrifft, dem Military in Nichts nachsteht. Doch in Sachen gefühlte (und wohl auch tatsächliche) Stabilität der Gesamtkonstruktion liegt das C36Ti vorn. Es ist auch diesbezüglich über jeden Zweifel erhaben.
Auch im Vergleich zu anderen mehr oder weniger großen Messern - wie Umnumzaan, SBH oder Flipper von Hasenfuss, Terzuola Starmate und selbst Zero Tolerance ZT560 - wird die Dominanz des Military klar ersichtlich. Und KFZ-Freaks werden uns verstehen, wenn wir anmerken: Im Vergleich zum Para-Military 2 verhält sich das Military, wie der Hummer H1 zum Land Rover Defender: Deutlich überlegenes Drehmoment !
Das Titan-Military ist ein Messer, daß man nicht unbedingt braucht. Allerdings wird man es eher ungern wieder hergeben, wenn man es erst einmal in der Hand hält. Wir gestehen, daß wir - nach anfänglich zurückhaltender Einstellung - angefangen haben, das Titan-Mili sehr zu mögen. A strict machine!!
Spyderco Military C36Ti
Gesamtlänge: 241 mm
Länge geschlossen: 140 mm
Klinge: CPM S30V (60 HRC), Flachschliff , Modified Clip-Point
Klingenlänge: 102 mm (davon scharf 94 mm)
Klingenstärke: knapp 4 mm
14 mm Spyderhole
Bronzewasher
Reeve Integral Lock© (R.I.L.) mit Stahleinlage (steel insert)
Spine and choil jimping
Griffstärke: gute 11 mm (inkl. Clip gute 15 mm)
Griffhöhe: zwischen 2,6 und 3 cm (in der Griffmitte)
Griffmaterial: Titan 6AL4V, jeweils 3,5 mm stark
Partieller Backspacer: Aluminium, 4,5 cm lang, schwarz
Griffschrauben: Torx T15 (Klingenachse) und T6 (Griff und Clip)
Clip: Rechts, Tip-Down
Lanyardhole: 4 mm
Gewicht: 167 g
Die Galerie
Das Spyderco Military C36Ti
Im Ganzen
Im Einsatz und in der Hand
Im Detail
Im Vergleich
Aus der Jukebox Joe Walsh, Joe Satriani, Steve Vai & Brian May - Rocky Mountain Way - Live At Sevilla 1991 (https://www.youtube.com/watch?v=e74Q5BLzzKQ)
Aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
als wir über den Erwerb des Benchmade 710 berichtet haben, wurde von einem Mit-Forumiten angedeutet, jetzt fehle nur noch der „ewige Konkurrent“, das Spyderco Military. Fanden wir auch - und haben mal recherchiert. Gerieten dabei - der Klinge wegen - auch in den Einflußbereich des Police. Des originalen Edelstahl-Police und des neueren G10-Modells. Das hat uns eine Weile beschäftigt. Klingenlänge gegen Authentizität, Military gegen Police usw.
Die Entscheidung fiel ad hoc, wie schon so oft. Ein C36Ti tauchte im Forum auf und wir haben sofort zugeschlagen. Und was haben wir? Ne Menge! 167 Gramm CPM S30V und Titan - auf einer Gesamtlänge von 24,1 Zentimetern. Geschlossen sind es immerhin noch 14. Die 4-mm-Klinge ist 102 mm lang, davon scharf 94. Da hat man was für’s Geld.
Und was macht das mit unseren kleinen Händen? Nix! Das öffnet in einem Rutsch ohne abzusetzen, liegt erstklassig in der Hand, wobei sich diverseste Greifmöglichkeiten anbieten, egal, ob kurz, lang oder reverse. Es scheint so, als schrumpfe es, wenn man es in die Hand nimmt. Geile Ergonomie !!
Das Military C36Ti wurde 2010 erstmals vorgestellt - damals noch als klassischer Titan-Framelock. Wenig später (Ende 2010, Anfang 2011) stellte Spyderco die Produktion seiner Titan-Framelocks sukzessive um. Im Gegensatz zur Ursprungsversion des C36 Ti enthält unsere Version eine Stahleinlage in der Lockbar, so daß beim Lock nicht Titan sondern Stahl auf den Messerstahl trifft. Die 3 cm lange und etwa 1,5 mm dicke Stahlplatine ist in die Alu-Lockbar bündig eingelegt, an drei Punkten fixiert und mit zwei Schrauben befestigt. Der Detent-Ball sitzt in der Stahleinlage. Die Frage, die sich uns stellt, lautet: Warum diese Stahleinlage? Ist diese Version dem klassischen Titan-Framelock (R.I.L.) vorzuziehen? Gab oder gibt es Probleme bei Titan-Framelocks?
Stahleinlage (steel insert) in der Lockbar des Reeve Integral Lock© (R.I.L.) - What’s up …
Im Oktober 2010 wurde die Frage ausführlich im Spyderco-Forum diskutiert und abgehandelt und im wesentlichen von Brad Southard folgendermaßen beantwortet:
Der klassische Titan-Framelock (R.I.L.) wird unter anderem seit den 90ern beim Sebenza erfolgreich und ohne Probleme unverändert bis heute von Chris Reeve verbaut. Das Strider SNG beispielsweise ist ebenfalls seit Jahren erfolgreich im harten Einsatz. Es sind keine erwähnenswerten Probleme bekannt.
Warum macht Spyderco das also? Weil sie es können. Und weil nach einer extrem hohen Frequenz von Öffnen und Schließen das steel insert ausgewechselt werden könnte, falls erforderlich.
Das steel insert ist nicht wesentlich härter als Titan, da es sich um „einfachen“ Stahl und nicht um Messerstahl handelt (etwa 42 HRC).
Ein eventuelles Verbeißen des Locks (stickiness) ist bei vorhandenem steel insert weniger stark, aber es tritt ebenfalls auf. Chris Reeve und andere Messerbauer carbidisieren oder erhitzen z.B. das Ende der Titan-Lockbar, um die Gefahr des Verbeißens durch Bildung einer Titan-Oxyd-Schicht zu verringern. Diese Schicht verbraucht sich allerdings mit der Zeit. Währenddessen läßt aber gleichzeitig die „stickiness“ durch Gebrauch des Messers nach. Nach einer gewissen „Einarbeitungs“-Zeit hat sich das Problem in der Regel sowieso erledigt.
Spyderco-Eigner Sal Glesser hat im Oktober 2012 folgende Statements zu dem Thema steel insert abgegeben:
“Many carbidize the Titan on their Linerlocks and RIL's (framelocks) locks. Titanium can wear on high vanadium steels and it is a precaution against that wear. As the blade gets longer, that force is increased. We felt the Military would perform better, longer with a steel insert on the interface.”
UND
“We found that in very high open & close cycle tests, where the lock was permitted to "drag" on the blade tang, wear was more than we liked.”
Wo wir nun einen solch martialischen High-Tech-Klapper an Bord hatten, wollten wir selbstredend auch mal ausprobieren, ob er auch schneidet. Zunächst - wie üblich - das Gemüse. Als da waren: Äpfel, „fangfrische“ Mandarinen, Zwiebeln, Knoblauch und ein 600 Gramm schwerer solider Block feinste Schweinelende . Zur Feier des Tages sozusagen. Größtes Erstaunen hat bei all der Schnippelei die Tatsache ausgelöst, daß das Military sich stets konfortabel so greifen läßt, daß das Schälen, Pellen, Schneiden und Zerteilen eine Freude ist. Die große bauchige Klinge mit der exponierten Spitze gleitet durch’s Obst und durch’s Gemüse. Der Flachschliff tut das Seine. Was wiederum bei der Schweinelende erst richtig zur Geltung kommt. Aber auch das Häuten der Knoblauchzehen und Aufschneiden in feinste Scheiben läßt sich trotz der Größe des Military wie selbstverständlich vollziehen. Wir sind beeindruckt ob der Küchentauglichkeit .
Außer Haus - da, wo das Military seinen Hauptwirkungsbereich haben dürfte (wenn nicht in der Vitrine ) - schlägt es sich erwartungsgemäß einwandfrei. Ein rascher Schnitt schräg in ein Schilfrohr ist reine Freude. Das anschließende Fotografieren noch mehr. Sehr beeindruckt waren wir, als wir es ohne Probleme und Blessuren etwa 1,5 cm tief in den Stamm einer strammen Eiche gerammt hatten. Allerdings raten wir von diesem Manöver nachdrücklich ab, sollte es sich nicht um eine solche aus Portugal handeln. Dort nämlich gibt es neben den Steineichen - die ihren Namen unbedingt zu Recht tragen - auch Korkeichen, deren begehrte und einträgliche Rinde bis zu mehreren Zentimetern dick wird.
Was das Design oder auch die Optik angeht, kommt das Titan-Military eher unspektakulär daher. Eine graue Maus (oder besser Ratte), in ihrer Schlichtheit bestechend. Das Military ist ein hochgradig effizienzbasiertes Tool. Und da liegt in der Tat seine Stärke. Wer ein kleines Messer - sagen wir mal ein Small Sebenza - mit sich führt und das Military, der darf sich getrost für zwei Monate ins Outback aufmachen, ohne daß es ihm an Schneide mangeln dürfte.
Wenn wir mal genau hinsehen …
Zwei schlicht graue - fette - Titanplatinen beherbergen die beeindruckende Klinge, die auf der einen Seite das Spyder-Logo sowie auf dem Ricasso die Aufschrift „Spyderco CPM S30V“ und auf der anderen die Herkunftsbezeichnung „Golden, Colorado U.S.A. Earth“ trägt. Spine und Choil tragen scharf ausgeprägte Jimpings, die einen ausgezeichneten Halt gewähren. Das Magnum-Spyder-Hole mit einem Durchmesser von 14 mm bedeutet leichtes Spiel auch für größte Hände (mit oder ohne Handschuh). Ein sauber flachgeschliffenes, erhabenes Stück S30V! Quersatiniert mit präzise verlaufendem Anschliff. Sehr schön der Übergang von scharfer Klinge zu Ricasso, der in einer eleganten und schön angeschliffenen Linie längs durch das Spyderhole verläuft. Der Klingenrücken ist längs zur - wahrhaft eindrucksvollen - Spitze hin matt gebürstet. Ein insgesamter optischer Genuß. Man hat sich sichtbar Mühe gegeben. Um mit den Kartenspielern zu sprechen: *Was* für ein Blatt!!
Der satte - fein polierte - Edelstahl-Clip (mit Spyder-Logo) paßt optisch wie funktional gut zum Messer. Er ist mit 3 Torx-T6-Schrauben befestigt und gestattet ausschließlich Tip-down-Trageweise. Auch alle anderen Schrauben haben die Normierung Torx T6 - außer der Klingenachsenschraube mit Torx T15. Ein 4-mm-Lanyardhole ist vorhanden - mehr aber auch nicht. Alle Ecken und Kanten sind gerundet, gebrochen, entschärft. Die Verarbeitungsqualität ist bemerkenswert exzellent.
Im Gegensatz zu vielen anderen Foldern ist der Abstand zwischen Klinge und Titanschalen derart gering, daß man die Bronzewasher - auf denen die perfekt zentrierte Klinge beim Öffnen und Schließen geschmeidig läuft - nur ahnen kann. Das Geräusch beim Lock ist knochentrocken. Absolut null Spiel in irgendeine Richtung. Die Griffschalen haben 4 Fixpunkte: Klingenachse, Stoppin, Distanzhülse (gleichzeitig Lanyardhole) und den 4,5 cm langen, schwarzen Aluminium-Backspacer, der mit 2 Schrauben an den Enden befestigt ist.
Auf den ersten Blick könnte man meinen - und es wird allenthalben behauptet - das sei G10 oder Micarta, aber wir haben sicherheitshalber mal auf der Rückseite im Messerinneren am Spacer gekratzt. Das in Erscheinung tretende silbrige Metall hat uns überzeugt. Alles in allem Solidität pur. Nicht vergessen wollen wir zu erwähnen, daß sich - jedenfalls bei unserem Exemplar - das Verbauen der Stahleinlage in der Lockbar ausgezahlt hat. Das C36Ti entriegelt - fast perfekt - angenehm smooth für einen Titan-Framelock, was einen nachhaltig erfreulichen Eindruck hinterläßt. Diesbezügliche Perfektion erreichen nur unser Spyderco Brad Southard und das Techno, deren Entriegelung beispielhaft butterweich vonstatten geht.
Wer noch genauer hinschauen möchte, der sieht sich den Bericht vom Chef an, der das Titan-Military (Ursprungs-Version ohne steel insert) im Mai 2010 in seine Bestandteile zerlegt und auf Herz und Nieren geprüft hat (http://www.messerforum.net/showthre...ilitary-Titan&highlight=titan+military+pitter).
Ach ja, sauscharf isses!
Wenn wir mal vergleichen …
Wie eingangs bereits angemerkt, waren wir auf die ewige Konkurrenz von Benchmade 710 und Military hingewiesen worden. Legt man beide Folder nebeneinander, wird allerdings deutlich, wer das Sagen hat. Das C36Ti stellt das 710 u.E. deutlich in den Schatten: Größer, schwerer, stabiler, schneidfreudiger. Mit überlegener Ergonomie. Insbesondere, was das Kurzgreifen angeht. Man hat zwar einen echten Brocken vor sich, doch in der Hand sieht dann alles ganz anders aus. Wer unbedingt auf leichte, schlanke Messer steht, ist mit dem Benchmade möglicherweise besser bedient. Zumal es, was die Länge der Klinge anbetrifft, dem Military in Nichts nachsteht. Doch in Sachen gefühlte (und wohl auch tatsächliche) Stabilität der Gesamtkonstruktion liegt das C36Ti vorn. Es ist auch diesbezüglich über jeden Zweifel erhaben.
Auch im Vergleich zu anderen mehr oder weniger großen Messern - wie Umnumzaan, SBH oder Flipper von Hasenfuss, Terzuola Starmate und selbst Zero Tolerance ZT560 - wird die Dominanz des Military klar ersichtlich. Und KFZ-Freaks werden uns verstehen, wenn wir anmerken: Im Vergleich zum Para-Military 2 verhält sich das Military, wie der Hummer H1 zum Land Rover Defender: Deutlich überlegenes Drehmoment !
Das Titan-Military ist ein Messer, daß man nicht unbedingt braucht. Allerdings wird man es eher ungern wieder hergeben, wenn man es erst einmal in der Hand hält. Wir gestehen, daß wir - nach anfänglich zurückhaltender Einstellung - angefangen haben, das Titan-Mili sehr zu mögen. A strict machine!!
Spyderco Military C36Ti
Gesamtlänge: 241 mm
Länge geschlossen: 140 mm
Klinge: CPM S30V (60 HRC), Flachschliff , Modified Clip-Point
Klingenlänge: 102 mm (davon scharf 94 mm)
Klingenstärke: knapp 4 mm
14 mm Spyderhole
Bronzewasher
Reeve Integral Lock© (R.I.L.) mit Stahleinlage (steel insert)
Spine and choil jimping
Griffstärke: gute 11 mm (inkl. Clip gute 15 mm)
Griffhöhe: zwischen 2,6 und 3 cm (in der Griffmitte)
Griffmaterial: Titan 6AL4V, jeweils 3,5 mm stark
Partieller Backspacer: Aluminium, 4,5 cm lang, schwarz
Griffschrauben: Torx T15 (Klingenachse) und T6 (Griff und Clip)
Clip: Rechts, Tip-Down
Lanyardhole: 4 mm
Gewicht: 167 g
Die Galerie
Das Spyderco Military C36Ti
Im Ganzen
Im Einsatz und in der Hand
Im Detail
Im Vergleich
Aus der Jukebox Joe Walsh, Joe Satriani, Steve Vai & Brian May - Rocky Mountain Way - Live At Sevilla 1991 (https://www.youtube.com/watch?v=e74Q5BLzzKQ)
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