Die Rolle von Lederriemen

duck

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Moin,
ich lese hier immer öfter vom Gebrauch von blanken Lederriemen als Finish von Küchenmessern, ohne jede Beschichtung von SiC, CrO oder Diamant usw. Ich verwende einen SiC-Riemen zur Gratentfernung und auch zum Auffrischen einer leicht abgenutzten Klinge. Ein unbehandeltes Leder ist doch gar nicht abrasiv, was macht er mit dem Messer?

Und bei der Gelegenheit eine grundsätzliche Frage über behandeltes Leder: Ich höre immer wieder davon, dass feinkörnige Steine mit SiC oder Diamant-Leder "ersetzt" werden. Man könne sich dann feinere und somit teurere Steine "sparen". Wie darf ich das verstehen? Ich habe es so verstanden, dass feinere Schleifsteine die Schneide immer glatter und feiner machen und mit Leder der Grat entfernt wird. Sind das nicht völlig verschiedene Aufgaben?

Es gibt wohl viele Irrtümer in meinem Kopf =) ich würde mich freuen, wenn ihr mich aufklären könntet!

Zu meinem Bestand: 400, 1000 und 6000 von Cerax, SiC-Lederriemen. Mit dem Lederriemen frische ich die Klinge vor jedem Gebrauch auf, wöchentlich ein Touch-Up mit dem 6000, und wenn die Klinge mal deutlich stumpfer ist, dann den 1000. Dazu kam es noch nicht, weil ich dafür noch zu neu in der "Messerwelt" bin. 400 nur für Reparaturen, war zum Glück auch noch nicht nötig. Mit eurer Hilfe kann ich mit den Sachen viel bewusster umgehen, meinen regelmäßige Pflege meiner Messer überdenken und u.U. sehen, was mir noch fehlt!

Ich schärfe nur Küchenmesser, im Einsatz sind ein Schanz SB1, ein Ashi Schwedenstahl, Herder K Carbon und ein Kanehiro AS.
 
Ein unbehandeltes Leder ist doch gar nicht abrasiv, was macht er mit dem Messer?

Sehr gewagt..... junger Padawan :D

Das unbehandelte Leder ist die Homöopathie des Messerschärfens. Zumindest fast.

Natürlich ist auch ein einfaches Stück Blankleder in feinsten Dosen abrasiv. Schließlich wird ein Messer beim Schneiden von Leder stumpf ;)

Da sind schon Mineralien ins Leder eingebunden. Das ist aber, wie gesagt, kaum messbar.

Was das Leder macht (dafür tut es aber auch ein Stück alte Jeans oder ein Stück Pappkarton): es reißt feinste Reste vom Grat ab und holt Reste vom Schleifen, also feinste Metallpartikel und Schleif-Pasten/Stein-Rückstände aus dem Anschliff.

Völlig anders bei Rasiermessern.... da wird die "verbeulte" Schneide auf dem Leder wieder glatt "gebügelt".

Bei den eher groben Geometrien von Küchen-, Taschen- und Jagdmessern funktioniert das natürllich nicht.

Gruß
chamenos
 
Unbehandeltes Leder kann man also als noch feineren Schritt sehen als jetzt eine SiC-Paste? Das gründlichste Finish was man also kriegen kann? Schätze also, dass es nicht falsch wäre, nach dem SiC-Riemen dann nochmal auf den unbehandelten Riemen zu gehen? Und als tägliche Auffrischung vor jeder Benutzung auch eher den unbehandelten Riemen zu nehmen anstelle von SiC?

Danke für deine Antwort! =) und meine andere Frage? Das Verhältnis von behandelten Lederriemen und feinen Schleifsteinen?
 
Servus,

Bei den eher groben Geometrien von Küchen-, Taschen- und Jagdmessern funktioniert das natürllich nicht.

manche Küchenmesser haben Geometrien, da ist "eher grob" nicht passend! ;)

Das Verhältnis von behandelten Lederriemen und feinen Schleifsteinen?

Ich möchte gar nicht ein "Pro und Contra Leder" in den Raum stellen oder gar Leder behandelt oder blank mit feinen Steinen in Bezug setzten und Vergleiche anstellen, weil das keinen Schluss zulässt auf den man sich berufen kann.

Es kommt darauf an was der Anwender aus beiden Werkstoffen rausholen kann und welchen Zweck er verfolgt. Zwischen Grat abreißen/brechen/aufrichten und leider auch verrunden ist bei einem weichen und nachgiebigem Material wie blankem Leder, bezogen auf einen knüppelharten Polierstein alles möglich. Mit verschiedene Pasten lassen sich auf Leder feinste Oberflächen zum Polieren der Schneide schaffen, jede Mikrosäge an der Schneidenspitze und jede Schneidfasenfacette kann soweit geglättet werden, dass man sie als "geschlossen" bezeichnen kann.

Für ein Küchenmesser ist das, wenn überhaupt, nur anzuraten wenn ausschliesslich im Druckschnitt gearbeitet wird, aber wer macht das schon. Die Beschaffenheit einer Schneidfase ist viel Theorie und wenn dich das wirklich interessiert, was aus einer Schneide rauszuholen ist, dann brauchst du ein geführtes Schleifsystem mit Winkel und Druckkontrolle und einen Dino Lite Edge mit drehbarem Polfilter damit lassen sich die Reflexionen der LED Beleuchtung einfach wegdrehen. Damit wird Theorie dann zur Praxis! ;)

Mit solcher Ausrüstung und geeignetem Schleifmittel und viel Übung, lassen sich theoretische Diskussionen über die Beschaffenheit der Oberflächen von Schneidfasen und deren dadurch gewonnenen Eigenschaften in die Tat umsetzen, also tatsächlich realisieren.

Wenn du Leder und SIC-Paste benutzt und damit von Hand deine Küchenmesser abziehst, bleibt dir nur, dass mit einer trockenen Fingerkuppe gefühlte Ergebnis und das Schneiden von frei hängenden Zeitungen von unten nach oben, als Überprüfung deines erschliffenen Ergebnisses! ;) Wie lange die Schneide jetzt scharf bleibt, wie stabil sie bleibt, ob sie sich bei Querbelastung nur verformt oder gleich kollabiert in Form von "zerbröseln" kannst du nicht kontrollieren und weißt du nicht, obwohl du deine Unterarme trotzdem nach dem Abziehen rasieren kannst.

Wichtig ist aber, ob dein Messer wochenlang trotz Brettkontakt, harter Lebensmittel und Fehler beim Schneiden ( verkanten ) auch scharf und die Schneide intakt bleibt und nicht ob die Schneide nur kurz rasierfähig ist.

Für ein Kochmesser reicht nach meinem dafürhalten zum wirklich anständigen Scharfhalten deine vorhanden Ausrüstung völlig aus. Ich verwende überhaupt kein Leder oder Polierpaste, sondern höre bei einem 4000er Imanishi Keramik auf, entferne danach den "groben" Grat auf einem günstigen Honyama Bruchstein und ziehe die Schneide zum Schluss ein paar mal noch sanft durch einen Korken oder meinetwegen zusammengeknülltem Zeitungspapier. Wichtig ist ruhig und konzentriert zu schleifen, wenn Freihand geschärft wird. Eine völlig facettenfreie Schneidefase schafft niemand von Hand, da braucht's ein geführtes System, aber mit Übung und Geduld schafft man durchaus gute Ergebnisse die sich unter normalen Haushaltsbedingungen sehen lassen können.

Nur wer Spaß am Schärfen hat, sich dafür interessiert und eine Obsession entwickelt, oder berufsbedingt eine sehr stabile Schneide mit enorm langer Standzeit braucht, der wird mit meiner einfachen Methode nicht zufrieden sein.
Wenn du Lust hast, dann google mal nach russischen Seilschneidemeisterschaften, da sieht man interessantes! ;)

Gruß, güNef
 
Das unbehandelte Leder ist die Homöopathie des Messerschärfens.

Lach.... sehr zutreffende Formulierung wie auch treffende Faktenlage. :super:

In Bezug auf "tatsächliche Wirksamkeit" würde ich sogar Vorteile beim unbehandelten Leder im Vergleich zur Homöopathie sehen. :haemisch:

Falls man beschlossen hat, sich "zum Narren seiner Küchenmesser.-/EDC-Schärfe" zu machen, kann man sich an Steinen bis ca. 25 000 JIS austoben.

Von 3 000-5 000 JIS Steine, - anschließend Riemenfinish hat sich als probates Mittel in vielen meiner Schleifkurse bewährt.
Gekonnte Schleiftechnik vorausgesetzt, wir man nMn ab ca. 8 000 JIS sowieso keine Verbesserung mit einem, wie auch immer gearteten, Riemenfinish erreichen.
Sollte man auf Dauer mit Riemen als Abschlussfinish arbeiten wollen, empfehle ich allerdings die Riemen etwas breiter sowie länger zu wählen als die hier sonst üblichen "Lederstreifchen".

Vor allem bei großen Küchenmessern gestaltet sich der Abziehvorgang dann bedeutend komfortabler, und einer Verrundung der Schneidfase kann leichter entgegen gewirkt werden.
Meinerseits habe die gesamte Diskussion in vielen Teilen hinter mir gelassen, und schärfe mit meinem Favoriten.....
einem winkelgeführten Apex Edge Pro 4.

Gruß, Bodo
 
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