Die seltsame Geschichte von Cold Steel

thor_of_asgard

Mitglied
Beiträge
193
Cold Steel ist deswegen so bemerkenswert, weil einzelner Mann es geschafft hat, aus dem Nichts einen weltweit bekannten Markennamen zu schaffen.

Bekannt ist, dass Lynn Thompson die Firma 1980 gründete, weil er gerne Messerkampf übte und keines der verfügbaren Messer seinen Wünschen entsprach.

Er ließ daher Messer nach seinen Wünschen fertigen und verkaufte sie.

Um die Werbung zu finanzieren, nahm er extrem hohe Darlehen zu damals sehr hohen Zinsen auf, die ihn im Falle des Misserfolges lebenslänglich ruiniert hätten.

Das Marketing war von Anbeginn sehr aggressiv, typisch waren zerstörte Messer von Wettbewerbern - vergleichende Werbung war damals in Deutschland verboten, aber in den USA erlaubt.

Das Versprechen, zerstörte eigene Messer umzutauschen gab man nach wenigen Jahren wieder auf, denn irgendwie bekommt man alles kaputt.

Der erste Million-Seller war dann das amerikanisch-modern interpretierte Tanto in verschiedenen Längen bis 12“ Klinge, das es auch in zahlreiche Filme schaffte.

Seien wir ehrlich: Mit einem japanischen Tanto haben diese Messer nicht viel zu tun - aber viele Jahren mussten plötzliche Alle und Jeder ein Messer haben, das so oder so ähnlich aussah!

Spätestens jetzt war CS weltweit bekannt und Thompson ein gemachter Mann.

Als Besonderheit gab es plötzlich nicht mehr nur Messer, sondern auch Peitschen, Speere, Schwerter, Wurfgegenstände und Blasrohre - und all das wurde mit aggressiven Videos beworben, in denen gehackt, gestochen, geschnitten und gestückelt wurde.

Gefertigt wurde in Afrika (Macheten), Japan (hochwertige Messer), China und Indien (Schwerter), schließlich auch Taiwan.

Da die Premium Messer immer teurer wurden, führte CS schließlich auch billigere Linien ein. Kooperationen mit Kanpfsportlern und Messermachern brachten ebenfalls neue Produkte hervor.

Im Dezember 2020 wurde bekannt, das Lynn Thompson - zuvor der alleinige Besitzer von CS - die Firma an GSM Outdoors verkaufte hatte; eine Art Dachfirma, die weitere in den USA bekannte Marken vertreibt.

Viele Messerfreunde rümpfen über CS die Nase: Die Werbung ist eher unfein und für handgemachte Ware der Messermacher ist CS schon rustikal.

Dennoch ist die Geschichte von CS beeindruckend und seltsam, denn über Lynn Thompson weiß man an sich nichts.

Aus 80iger Jahre Katalogen - die nirgends mehr zu finden sind - war mal zu entnehmen, das er Anfang 30 war, als er mit CS begann. Wenn er nach 40 Jahren also verkauft hat, muss er um oder über 70 sein.

Vor langer Zeit gab es mal ein CS Messer ähnlich einem Finnischen Messer; dazu stand im Katalog, seine Frau sei Finnin und habe ihn auf die Idee gebracht.

In irgend einem Video war mal ein dunkelhaariger pummeliger Teenager zu sehen, der stach und hackte - das sei sein Sohn.

Sonst ist nichts bekannt und das Netz schweigt. Im englischsprachigen Wikipedia Artikel kommt Lynn Thompson im Grunde gar nicht vor.

Alles sehr seltsam.

Auch ob er verkauft hat, um mit dem Geld seine Familie und seinen Ruhestand zu sichern oder ob er aus welchen Gründen auch immer musste, ist nicht öffentlich bekannt - ebenso wie der Kaufpreis.

Spannend bleibt, wie es mit CS weitergeht.

GSM Outdoors scheint wenig Interesse am internationalen bzw. europäischen Markt zu haben, da sie die Nachfrage in den USA offenbar kaum decken können.

Cold Steel hatte seit > 30 Jahren immer einen großen Stand auf der Iwa, in 2022 werden dort weder CS noch GSM Outdoor sein - zumindest laut verfügbarer Ausstellerliste.

Wird die Innovationskraft erhalten bleiben und die Marke bestehen?

Und werden wir in Europa auch etwas kaufen können?

Ich bin gespannt.
 
Dass das frühere Marketing von CS unterschiedlich aufgenommen und teils kritisch gesehen wird, ist nichts Neues, auch im MF.
Die Produkte von CS sind bisher über jede Kritik erhaben, egal wer nun Eigner der Marke ist.
Auch in jüngerer Vergangenheit hat CS mutwillig zerstörte Messer ohne Fragen und kostenfrei ersetzt.
Kein Mensch ist verpflichtet, Beweggründe für sein Handeln in die digitale Welt zu posaunen.
Auch andere einst gehypte US-Hersteller haben ihre Präsenz in Europa komplett heruntergefahren oder nie sonderlich gefördert.
Ob es überhaupt eine IWA 22 geben wird, sei dahingestellt.
 
Aktuell sieht es für Iwa 2022 gut aus. Es ist ziemlich sicher, dass diese unter bekannten Auflagen (2 G und Maske gemäß Standard) statt finden wird.

Dennoch warte ich gespannt darauf, ob LT seine Memoiren schreiben wird …


Was die Qualität der Produkte betrifft, stimmen wir für die Vergangenheit überein - aber Excalibur Crossbows hatte eine sehr ähnliche Geschichte wie CS und seitdem das Gründer- und Eignerehepaar die Firma aus Altersgründen verkauft hat, ist Qualität deutlich verändert … um höflich zu bleiben.
 
Zurück