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Bevor das Ding auf Facebook auftaucht und ich mich wieder über "supispi, wer mehr zahlt ist ein Depp" aufrege, schreib ich gleich selber mal was zu Messer.
Hersteller ist offenbar der gleiche, der auch die teuren, etwas besseren Reeve und Hinderer Klinge herstellt, deswegen schreib ich nicht von wem.
Shop ist der gleiche, bei dem es die bessern und die schlechteren Klone aller möglichen Messer gibt. Deswegen schreibe ich nicht woher (BTW, der aktuelle Knüller ist ein wirklich schlecht gemachter Begg Bodega Klon, der mit "GTC" gebrandet wurde. Witzig sanns ja schon, die Herren Kopierer). Auf dass der Herr mal einen Blitz in den Arsch ... aber das darf man sich ja nicht wünschen, ist seine Entscheidung.
Ok zum Messer.
90 USD inklusive Versand. Macht bei Zahlung mit Kreditkarte wegen des gegenüber dem Devisenkurs schlechteren Umrechnungskurses und 19% EUSt pi mal Daumen 90 Euro (Zoll fällt nicht an, da unterhalb der Freigrenze von 150 Euro)
Titanframelock, Hinderer Stabilizer, verschraubter Anschlag aus Edelstahl, Klinge aus D2. Klingt nicht schlecht.
Das Design ist irgendwo zwischen Ralph Madd Maxx und dem A.G.Russel Folding Sting. Nichts besonders neues - bei einem Framelock Dolch sind allerdings die Gestaltungsmöglichkeiten etwas begrenzt. Die Klinge sieht eben aus wie ein Dolch und muss irgendwie in den Griff Aber passt schon, wenigstens keine direkte Kopie. Wirklich witzig fand ich den Clip in Dolchform. Hab ich noch nicht gesehen, oder ich habs übersehen. Egal. bestellt.
So sieht der Dolch aus:
Auf den ersten Blick nicht schlecht. Finish ist einwandfrei, Klingengang passt schon - Flippern geht nur aus dem Handgelenk heraus, aber das ist bei vielen teuren Messern genauso. Gut gefällt mir auch, dass der Dolch geschlossen hundertprozentig symmetrisch ist, weil die Klinge komplett im Rahmen verschwindet (der Klingenrücken ist nur an aber nicht scharf geschliffen; könnte man aber machen).
Auch schön gemacht der vordere Griffbereich, bei dem die Spitze des Griffs auf der Klingenrampe fortgeführt wird. Ob das ein Glasbrecher sein soll, keine Ahnung. Ich würde das Ding schon deshalb nicht als Glasbrecher verwenden, weil direkt daneben die Kontaktfläche für den Liner liegt. Da schlägt man besser keine Macken rein. Egal, sieht ganz gut aus.
Erstes Fazit nach dem Auspacken und genauerem Hinschauen:
Schaun wir mal genauer hin:
Die beiden Blutrillen sind nicht gleich lang, die rechte ist - auf beiden Seiten - etwas länger gefräst. Hmm. Daddelig eingespannt? Ok, kann man ja mit leben, 90 Euro, Titanframelock ....
Ob der Klingenstahl tatsächlich D2 ist - keine Ahnung. Egal, wird schon ein Stahl sein, 90 Euro, Titanframelock ....
So, und jetzt schrauben wir das Messer auf.
Sieht auch erstmal gut aus. Ok, beim Öffnen knirschts in den Gewinden. Klinge raus genommen, auweia, auch überall noch Schleifstaub; auf der Achse, in der Klingenschraube, in den Gewinden. Erstmal alles saubergemacht. Ich hab auch schon glattere Gleitscheiben in der Hand gehabt. Die habe ich gleich mit Micromesh überpoliert - deswegen glänzt auf dem Bild auch eine, die andere nicht
Ein wenig seltsam ist auch der Bereich der Ausfräsung hinten am Liner. Von Außen sieht das aus, wie man das kennt, zwei Fräsungen, Steg in der Mitte. Um Spannung vom Liner wegzunehmen wurde innen rumgenoddelt und Material abgetragen. Schön ists nicht, aber ok, ist ja nur innen.
Der Backspacer ist ein wenig arg dünn. Das ist schlecht. Keine Hülsen oder sonst welche Bauteile im Rahmen, die die Griffschalen zueinander fixieren. Nur die beiden kleinen Schräubchen. Stabil gebaut ist was anderes. Die Seiten waren noch rauh, keinerlei Finish. Also auch da mit Schleifpapier ran.
Dazu kommt, dass der Backsapcer an den Bohrungen einen Spalt hat. Keine Ahnung was das soll, sieht nicht gerissen aus.
Edit, jetzt weiss ich was das soll, Danke chamenos: Die Löcher im Backspacer werden nicht gebohrt, das ganze Ding wird in einem Arbeitsgang - vermutlich - drahterodiert, und durch den Schlitz läuft der Draht.
Wenn die Löcher im Spacer ausreißen - Messer fällt herunter, oder einfach Ermüdung - dann kann man das Ding wegschmeißen, wenn man nicht einen Bekannten mit mechanischer Werkstatt hat.
Nächstes Problem sind die Schrauben:
Einmal auf und zu und die Schrauben sind vernudelt. Sieht man an der Achsschraube im Bild; die Schräubchen im Griff sind nicht besser. Dass die Schrauben viel zu weich sind, kenne ich von den Hinderer/Reeve Klonen. Ich rede nicht von den 50 Dollar Dingern, sondern von den angeblich "sehr guten", für 150 Dollar. Genau der gleiche weiche Mist. Und wenn schon die Schrauben zu weich sind, warum sollen dann Achse oder Stoppin, Detentball - oder hier beim Dolch der verschraubte Anschlag - besser sein. Vertrauen schafft das nicht.
Beim Zusammenschrauben muss man mit den Schalen ein wenig hin und hernoddeln, damit die Klinge einigermassen sauber im Rahmen liegt und der Locking Liner auf die Rampe rutscht. Dann schnell Schrauben anziehen, aber vorsichtig.
Und jetzt nochmal den Rahmen genau angeschaut, Hinderer Stabilizer:
Hätt vielleicht einer sein sollen, ist er aber nicht, das hier ist nur eine Scheibe, die als Überdehnschutz funktioniert. Der Hinderer Stabilizer funktioniert aber nicht nur als Überdehnschutz. Er verhindert auch, dass der Liner nach oben (zum Griffrücken hin) Spiel hat. Kann bei diesem Dolch nicht funktionieren, weil die Scheibe den Liner nicht stützt, wenn er hinter der Klingenrampe sitzt.
Nicht verstanden oder einfach Wurstigkeit, keine Ahnung.
Nettes Detail am Rande, der Dolch kommt mit dieser Box. In das Formteil passt allerdings nicht der Dolch, sondern die Hinderer Kopien. Ok, waren halt noch ein paar Schachteln übrig.
Fazit:
Ich halte das für einen schlechten Deal.
Technisch: Weil ich das Ding wegschmeißen kann, wenn der Backspacer reißt. Weil ich keinen "Stabilizer" will, der keiner ist. Weil weiche Schrauben eine Pest sind. Weil unterschiedlich lange Blutrillen schlampig sind und einfach Scheiße ausschauen. Das Ding ist ein Blender. Blender machen mir keinen Spaß.
Und auch geschäftlich: Die Messer werden entweder ab Fabrik oder mit maximal einem Webgroßhandel dazwischen verkauft (ich konnte noch nicht herausfinden, wer direkt hinter dem Anbieter steckt). Bei einem VK netto von 90 USD bleibt richtig Geld beim Hersteller hängen. Für das Geld erwarte ich mir dann aber eine bessere Konstruktion und mehr Sorgfalt in der Verarbeitung.
Denn billig ist das Messer nicht wirklich. Der 3" A.G. Russell Folding Sting kostete IIRC um die 150 USD, im Moment gibts die Spearpoint Version für 99USD: http://www.agrussell.com/ag-russell-frame-lock-spear-point/p/AGFRMhhh1T/
Und das ist von A.G. Russel, da bestelle ich blind und muss mich nicht auf Überraschungen einstellen.
Was man aber auch sagen muss: Nimmt man mal die Grundverarbeitung her. Dazu ein bisschen mehr Mühe bei der Konstruktion. Bessere Schrauben, saubere Montage, QS. Also nochmal 10% drauf. Dann wäre das ein sehr ordentliches Messer. Das Problem ist nur, dass *diese* 10% die teuren 10% sind.
Pitter
Hersteller ist offenbar der gleiche, der auch die teuren, etwas besseren Reeve und Hinderer Klinge herstellt, deswegen schreib ich nicht von wem.
Shop ist der gleiche, bei dem es die bessern und die schlechteren Klone aller möglichen Messer gibt. Deswegen schreibe ich nicht woher (BTW, der aktuelle Knüller ist ein wirklich schlecht gemachter Begg Bodega Klon, der mit "GTC" gebrandet wurde. Witzig sanns ja schon, die Herren Kopierer). Auf dass der Herr mal einen Blitz in den Arsch ... aber das darf man sich ja nicht wünschen, ist seine Entscheidung.
Ok zum Messer.
90 USD inklusive Versand. Macht bei Zahlung mit Kreditkarte wegen des gegenüber dem Devisenkurs schlechteren Umrechnungskurses und 19% EUSt pi mal Daumen 90 Euro (Zoll fällt nicht an, da unterhalb der Freigrenze von 150 Euro)
Titanframelock, Hinderer Stabilizer, verschraubter Anschlag aus Edelstahl, Klinge aus D2. Klingt nicht schlecht.
Das Design ist irgendwo zwischen Ralph Madd Maxx und dem A.G.Russel Folding Sting. Nichts besonders neues - bei einem Framelock Dolch sind allerdings die Gestaltungsmöglichkeiten etwas begrenzt. Die Klinge sieht eben aus wie ein Dolch und muss irgendwie in den Griff Aber passt schon, wenigstens keine direkte Kopie. Wirklich witzig fand ich den Clip in Dolchform. Hab ich noch nicht gesehen, oder ich habs übersehen. Egal. bestellt.
So sieht der Dolch aus:
Auf den ersten Blick nicht schlecht. Finish ist einwandfrei, Klingengang passt schon - Flippern geht nur aus dem Handgelenk heraus, aber das ist bei vielen teuren Messern genauso. Gut gefällt mir auch, dass der Dolch geschlossen hundertprozentig symmetrisch ist, weil die Klinge komplett im Rahmen verschwindet (der Klingenrücken ist nur an aber nicht scharf geschliffen; könnte man aber machen).
Auch schön gemacht der vordere Griffbereich, bei dem die Spitze des Griffs auf der Klingenrampe fortgeführt wird. Ob das ein Glasbrecher sein soll, keine Ahnung. Ich würde das Ding schon deshalb nicht als Glasbrecher verwenden, weil direkt daneben die Kontaktfläche für den Liner liegt. Da schlägt man besser keine Macken rein. Egal, sieht ganz gut aus.
Erstes Fazit nach dem Auspacken und genauerem Hinschauen:
- Design ok, gut gemachte Details, wie der Clip
- Klingengang ok, etwas schwer, aber ohne Spiel. Flippern nur aus dem Handgelenk
- Lock verschließt sauber
- Klingenschliff symmetrisch (bis auf ein Detail, dazu gleich)
- Finish grundsätzlich in Ordnung. Feine gleichmässige Quersatinierung auf der Klinge, Griff stonewash Finish
- Der Backspacer ist nicht zu 100% bündig mit dem Griffrücken, steht leicht spürbar über. Tolerierbar.
- Klinge steht nicht hundertprozentig mittig im geschlossenen Messer. Funktional aber ok, schleift nicht an den Schalen.
Schaun wir mal genauer hin:
Die beiden Blutrillen sind nicht gleich lang, die rechte ist - auf beiden Seiten - etwas länger gefräst. Hmm. Daddelig eingespannt? Ok, kann man ja mit leben, 90 Euro, Titanframelock ....
Ob der Klingenstahl tatsächlich D2 ist - keine Ahnung. Egal, wird schon ein Stahl sein, 90 Euro, Titanframelock ....
So, und jetzt schrauben wir das Messer auf.
Sieht auch erstmal gut aus. Ok, beim Öffnen knirschts in den Gewinden. Klinge raus genommen, auweia, auch überall noch Schleifstaub; auf der Achse, in der Klingenschraube, in den Gewinden. Erstmal alles saubergemacht. Ich hab auch schon glattere Gleitscheiben in der Hand gehabt. Die habe ich gleich mit Micromesh überpoliert - deswegen glänzt auf dem Bild auch eine, die andere nicht
Ein wenig seltsam ist auch der Bereich der Ausfräsung hinten am Liner. Von Außen sieht das aus, wie man das kennt, zwei Fräsungen, Steg in der Mitte. Um Spannung vom Liner wegzunehmen wurde innen rumgenoddelt und Material abgetragen. Schön ists nicht, aber ok, ist ja nur innen.
Der Backspacer ist ein wenig arg dünn. Das ist schlecht. Keine Hülsen oder sonst welche Bauteile im Rahmen, die die Griffschalen zueinander fixieren. Nur die beiden kleinen Schräubchen. Stabil gebaut ist was anderes. Die Seiten waren noch rauh, keinerlei Finish. Also auch da mit Schleifpapier ran.
Dazu kommt, dass der Backsapcer an den Bohrungen einen Spalt hat. Keine Ahnung was das soll, sieht nicht gerissen aus.
Edit, jetzt weiss ich was das soll, Danke chamenos: Die Löcher im Backspacer werden nicht gebohrt, das ganze Ding wird in einem Arbeitsgang - vermutlich - drahterodiert, und durch den Schlitz läuft der Draht.
Wenn die Löcher im Spacer ausreißen - Messer fällt herunter, oder einfach Ermüdung - dann kann man das Ding wegschmeißen, wenn man nicht einen Bekannten mit mechanischer Werkstatt hat.
Nächstes Problem sind die Schrauben:
Einmal auf und zu und die Schrauben sind vernudelt. Sieht man an der Achsschraube im Bild; die Schräubchen im Griff sind nicht besser. Dass die Schrauben viel zu weich sind, kenne ich von den Hinderer/Reeve Klonen. Ich rede nicht von den 50 Dollar Dingern, sondern von den angeblich "sehr guten", für 150 Dollar. Genau der gleiche weiche Mist. Und wenn schon die Schrauben zu weich sind, warum sollen dann Achse oder Stoppin, Detentball - oder hier beim Dolch der verschraubte Anschlag - besser sein. Vertrauen schafft das nicht.
Beim Zusammenschrauben muss man mit den Schalen ein wenig hin und hernoddeln, damit die Klinge einigermassen sauber im Rahmen liegt und der Locking Liner auf die Rampe rutscht. Dann schnell Schrauben anziehen, aber vorsichtig.
Und jetzt nochmal den Rahmen genau angeschaut, Hinderer Stabilizer:
Hätt vielleicht einer sein sollen, ist er aber nicht, das hier ist nur eine Scheibe, die als Überdehnschutz funktioniert. Der Hinderer Stabilizer funktioniert aber nicht nur als Überdehnschutz. Er verhindert auch, dass der Liner nach oben (zum Griffrücken hin) Spiel hat. Kann bei diesem Dolch nicht funktionieren, weil die Scheibe den Liner nicht stützt, wenn er hinter der Klingenrampe sitzt.
Nicht verstanden oder einfach Wurstigkeit, keine Ahnung.
Nettes Detail am Rande, der Dolch kommt mit dieser Box. In das Formteil passt allerdings nicht der Dolch, sondern die Hinderer Kopien. Ok, waren halt noch ein paar Schachteln übrig.
Fazit:
- Viel Titan (was für eines eigentlich?) fürs Geld
- Design einigermassen eigenständig (oder ich kenne die Vorlage nicht)
- Hübsche Details: Clip, "Glasbrecher"
- Lock ok: hält, kein vertikales Klingenspiel,
- Finish, Verarbeitung auf den ersten Blick ok
- Backspacer mit leichtem Überstand
- Schlampige Montage - überall noch Abrieb im Messer
- Unterschiedliche lange Blutrillen
- Klinge nicht exakt mittig
- Fragiler Backspacer, keinerlei formschlüssige Verbindungen zwischen den Platinen
- Viel zu weiche Schrauben
- Stabilizer der keiner ist
Ich halte das für einen schlechten Deal.
Technisch: Weil ich das Ding wegschmeißen kann, wenn der Backspacer reißt. Weil ich keinen "Stabilizer" will, der keiner ist. Weil weiche Schrauben eine Pest sind. Weil unterschiedlich lange Blutrillen schlampig sind und einfach Scheiße ausschauen. Das Ding ist ein Blender. Blender machen mir keinen Spaß.
Und auch geschäftlich: Die Messer werden entweder ab Fabrik oder mit maximal einem Webgroßhandel dazwischen verkauft (ich konnte noch nicht herausfinden, wer direkt hinter dem Anbieter steckt). Bei einem VK netto von 90 USD bleibt richtig Geld beim Hersteller hängen. Für das Geld erwarte ich mir dann aber eine bessere Konstruktion und mehr Sorgfalt in der Verarbeitung.
Denn billig ist das Messer nicht wirklich. Der 3" A.G. Russell Folding Sting kostete IIRC um die 150 USD, im Moment gibts die Spearpoint Version für 99USD: http://www.agrussell.com/ag-russell-frame-lock-spear-point/p/AGFRMhhh1T/
Und das ist von A.G. Russel, da bestelle ich blind und muss mich nicht auf Überraschungen einstellen.
Was man aber auch sagen muss: Nimmt man mal die Grundverarbeitung her. Dazu ein bisschen mehr Mühe bei der Konstruktion. Bessere Schrauben, saubere Montage, QS. Also nochmal 10% drauf. Dann wäre das ein sehr ordentliches Messer. Das Problem ist nur, dass *diese* 10% die teuren 10% sind.
Pitter
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