Edelstahl und MST

joharo

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Ich besitze überwiegend Solinger Edelstahlmesser. Normalerweise schärfe ich auf Naniwa Professional 1000 und lasse es damit gut sein.
Zwischendurch gehen die Messer über einen Eicker Microzug oder den Sieger.
Jetzt habe ich mal aus einer Laune heraus nach dem 1000er einen MST Wasserstein angehängt. Ich wollte einfach mal sehen was passiert.
Ich war verblüfft daß der MST die Riefen vom 1000er nach kurzer Zeit egalisierte und die Schneide satinierte.
Die Schärfe war hervorragend.
Jetzt meine Frage: darf das sein? Eigentlich sollte der MST doch viel zu feinkörnig für Edelstahl – besonders direkt nach einem 1000er – sein.
Aber nein, das Ding hält sich einfach nicht an standardkonforme Vorgehensweisen!
Natürlich würde meine Einschätzung nach einem Blick durch ein Mikroskop, welches ich nicht besitze, ad Absurdum geführt. Aber der Blick durch eine Zeiss Einschlaglupe hat mich doch schon etwas überrascht.
Mein feinster synthetischer Stein ist ein Zische FEPA 1500/JIS 6000, der das Ergebnis des MST nicht schafft.
Habe ich hier einen gröberen und dafür um so schnelleren MST erwischt?
 
Der Thüringer MST ist wie jeder Naturstein eine schwer einzuschätzende Mischung unterschiedlich großer Mineralienkristalle. Das bedeutet, das durchaus wirksame Schleifwirkung im Bereich J3000-J5000 entfaltet wird. Da wäre nach dem 1000er für den Grundschliff der nächste Bereich der Verfeinerung. Selbst, wenn nicht das gesamte Schleifmuster eliminiert wird, verfeinert der Stein in den Schleifriefen die Schneidkante. Das bedeutet dann bei sauberer Schleiftechnik eine Verbesserung der Schärfe und der anzunehmenden Standzeit.

Natursteine sind normalerweise vergleichbar mit Schleifsteinen mittlerer Körnung, können durch passende Vorbereitung jedoch problemlos bis in den Politurbereich als Finisher benutzt werden. Das bedeutet eben auch, das man bei etwas groberer Vorbereitung den Stein sehr gut im mittleren Bereich der Verfeinerung nutzen kann. Natürlich gibt es auch explitzit grobe Natursteine, aber künstliche Steine sind in dem Bereich zuverlässiger und schneller und haben so die Natursteine weitgehend verdrängt. Nur als Finisher halten sich Natursteine in der Beliebtheit bei den Anwendern.

Meiner Erfahrung nach ist der Thüringer MST ein brauchbarer Schiefer für den Abschluß, auch wenn ich meine Rasiermesser lieber auf einem waliser "15K" Schiefer oder einem chinesischen Guanxhi Stein abschließe.

Zum subjektiven Eindruck der Schärfe ist zu sagen, das ein künstlicher Schleifstein wie ein Zische F1500 immer die zum Schleifmittel gehörende Rauhigkeit herstellt. Ein Naturstein wird durchaus den vorher gelieferten "Biss" der Schneidkante recht weitgehend erhalten, insofern wundert mich Deine Beobachtung nicht. Ich schleife zwar überwiegend Rasiermesser, aber die Beobachtung der jeweiligen Schärfe und des sich ergebenden Rasureindrucks deckt sich mit Deinen Erfahrungen im Vergleich F1500/Thüringer MST.
 
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Vielen Dank für die Erklärung, das leuchtet mir ein. Ich werde das Prozedere weiter so forführen, zumal mir das Schleifgefühl auf dem MST sehr gut gefällt.
 
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