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Vorab Fotos zum warm werden ...
Hintergrund für Anschaffung:
Ich wollte immer ein Eickhorn besitzen. Aber nie eines der BW-Kampfmesser. Heute sehe ich den Sinn und Unsinn kaufbarer Messermodelle nüchtern, das RT-1 ist ein astreines Rettungsmesser, gekauft gar als "Feuerwehrmesser", dazu passt die rote Farbe wie die Faust auf das kritisch blickende Auge.
Angeschafft als Auto-Messer bzw. tragbares Messer für Notsituationen, mit entsprechender nutzbarer Tasche (siehe Fotos), die eine Befestigung an einer dehnbaren Schnur erlaubt, um
- das Messer nicht zu verlieren
- nicht aus der Hand legen zu müssen.
Die Befestigungsmöglichkeiten waren wichtiger Teil für die Messerwahl. Bei einem seitlich öffnenden Rettungsmesser hätte ich eine Stahlfeder zum Einhängen (ohne Tasche) bevorzugt. Dann trägt man Messer aber sichtbar und offen. Vorteil: es gibt eine riesige Auswahl an Formen der Messerklingen, beim RT-1 ist aufgrund der Gesetzesvorgaben nur diese eine Form erlaubt. Eine Nachrüstung mit den im Markt erhältlichen (Ersatz-)Klingen für das verbotene Vorgängermodell der Bundeswehr (LL 80) sind zwar nicht ausgeschlossen, aber der Feststellungsbescheid verweist ausdrücklich auf eine erneute Einstufung bei Modifikationen. Kurzum: so wie es verkauft wird, ist das RT-1 legal und führbar. Wegen der Besonderheit des einzigsten legalen "Fallmessers" erwarte ich eine bessere Kenntnis der prüfenden Polizisten als bei anderen Rettungsmessern, die eher als Einzelfall bewertet werden dürften.
Mein Ziel folglich: keine Probleme, klare rechtliche Situation. Das augenfällige Reflektorband aussen an der Tasche unterstreicht m.E. den ernstgemeinten Charakter eines Werkzeugmessers.
Daten:
Verweise ins Internet:
Rechtliche Situation:
Siehe Feststellungsbescheide des BKA, auf Seite 3 die "Einstufung von sogenannten "Rettungsmessern" oder "Rescue Tools" vom 28.08.2003" (pdf), Zitat daraus:
Die Stahlsorte 1.4110 führt zu zahlreichen Treffern in der Forensuche, um sich ein Bild über die Qualität und Verarbeitung im Falle des Herstellers Eickhorn zu machen. Ich gehe als Laie davon aus, dass sich Eickhorn Gedanken um die "richtige" Stahlsorte für den Einsatzzweck des RT1 gemacht hat. Oder sie nehmen ihren "Grundstahl", aus dem seit vielen Jahren erfolgreiche Messer geworden sind. Hierzu sind Kommentare erbeten, die mehr Aufklärung geben können.
Die Klingenoptik ist in meinen Augen die eines Tauchermessers. Dafür "taucht" es aber nix, trotz Zerleg- und Pflegbarkeit dürfte das RT-1 als Stahl-Gleit-Konstruktion mehrere intensive Wassergänge nicht unbeschadet überstehen. Zur Not sicherlich, es gibt rundherum Zugänge für Pflegeöl.
Konzept/Design/Geometrie:
Aus einem Vortrag des Jahres 2004 von Jörg Eickhorn (pdf) erfährt man ein paar Details zu dem RT1 (wie über die Nachfolger II bis IV sowie die PRT-Serie):
Jedenfalls ist bei einem Öffnungsprinzip wie beim RT-1 der Klingen-Weg definiert: vorne raus, gleicher Weg zurück. Die Yoyo-Bewegung (Klinge unten, Griff wird nach oben "geschleudert") sollte die absolute Ausnahme sein, das funktioniert nur leidlich, mit Übung und ohne Fangschnur besser, Messerliebhaber entdecken darin sicher eine Meditationsübung vor dem Lagerfeuer.
Verarbeitung:
Ich bin etwas enttäuscht, die (verbotene) Bundeswehr-Variante hatte ich in den 80ziger Jahren in der Hand, sehr wertig. Der Plastik-Griff des RT-1 wirkt wegen seiner etwas hellroten Farbe "künstlich". Die Öffnungszunge hat bereits beim ersten Öffnen Spuren bekommen, mir kommt der Kunststoff zu weich vor, insgesamt ist das "Gehäuse" durchaus stabil, die Kanten sind (nur) gut entgratet, beim Schäkelöffner jedoch stören mich die scharfen Kanten. Der Eingriff zum Öffnen des "Dorn" liegt tief, er ist bei meinem Modell nicht wie auf dem Bild von Eickhorn rund und silberglänzend, sondern schwarz und kantig, die Spitze als Schraubenzieher ausgeformt.
Der Glasbrecher wirkt aufgeklebt, seltsam. Der Metallring zum Befestigen einer Schnur ist groß dimensioniert und reicht bis auf die gegenüberliegende Griffseite, das ist praktisch beim Verstauen in einer engen Tasche mitsamt Fangschnur.
Griff und Handling:
Die Strukturierung des Griffes sollte ausgeprägter sein, er ist mir zu glatt, mit griffigen Handschuhen kann man sich behelfen, das Öffnen des Klingenhebels klappt aber m.E. nur mit dünnen Handschuhen. Da geht die Werbung von Eickhorn zu weit, mit dicken Handschuhen mag zwar im Gegensatz zu den meisten Einhandmessern mehr zu bewirken sind, aber man kommt einfach nicht schnell unter den flach anliegenden Hebel.
Anders wenn der Hebel hochgelegt ist und die Klinge arretiert. Dann klappt es mit Handschuhen ausgezeichnet, Pluspunkt. In dieser Stellung wird kaum jemand das RT-1 transportieren.
Im folgenden Schneidetest erwies sich der Griff ausgerechnet wegen dem Löse-Hebel der Klinge als sehr gut kontrollierbar: der Daumen liegt exakt in der Mulde bei eingeklapptem Hebel oder stützt sich auf den ausgeklapptem Hebel. Letzteres mit der Gefahr, dass man zu weit drückt, die Klinge während eines Schnittes löst und sie unabsichtlich löst. Ein "Abgleiten" wäre jedoch im Gegensatz zu einklappenden Klingen relativ ungefährlich: die Klinge fährt eben in den Griff ein, ohne Verletzungen an Hand oder Finger. Pluspunkt.
Griff- und Klingenvergleich mit dem (großen) Hultafors Handwerkermesser (GK=Grovkniven, Klingenstärke 3,0 mm):
Anwendungstest:
Fotos zeigen mehr als tausend Worte, hier lediglich ein Kurztest mit Gegenständen im Haus. Nein, auf ein Foto mit durchtrenntem Seil verzichte ich, ja, es geht.
Der Rollladengurt sollte ein brauchbares "Schneidbild" abliefern, klar ist, dass ein so "grob" konstruierter Wellenschliff am Material "rupft". Die Klingenstärke wie die hohen Bögen im Wellenschliff erschweren leider ein zügiges Durchtrennen, Negativpunkt.
Das Birkenholz war sturztrocken, regelrecht ausgehärtet und Holz konnte mit der Klinge mehr runtergekratzt als geschnitten werden. Wofür ein Rettungsmesser nicht gedacht ist, aber mir ging es um das Handling.
Für den worst case dient ein altes Stromkabel mit Kupferkabeln , an Durchschneiden war nicht zu denken, aber Sägen ! Aufgelegt und von oben als Holzsäge gehalten zeigt der Wellenschliff Wirkung, das Ergebnis sind leider zwei sichtbare "Dellen" an den Spitzen des Wellenschliffs. Ich hatte Schlimmeres erwartet, der Test zeigt: für derartige Mißhandlung ist die Klingenform brauchbar im Sinne von wirkungsvoll. Und eingeweiht ist die Klinge auch. :lach:
Trageweise:
Die Tasche von PAX ist meines Wissens für den Feuerwehrbedarf konstruiert, zwei breite, dehnbare Klettbänder erlauben die Kopfüber-Befestigung an einem Trägergurt, eine weite Öse auf einer Seite erlaubt die Anbringung einer Fangschnur, bei Kopfüber lieber nicht eine Kette, die flutscht sonst ständig raus. In meinem Fall eine Gummischnur, die sich gefaltet mitsamt des RT-1 in die Tasche stecken lässt.
Die Bilder zeigen einen Ledergürtel und schmale Hosenträger , die Klettbänder sind eng wickelbar und halten das Ganze tatsächlich fest (genug).
Fazit:
Eine Aufzählung von Plus und Minus erspare ich euch bis hierhin geduldsamen Lesern.
Der Gesamteindruck zählt. Bzw. würde ich wieder kaufen. In dieser Phase entscheidet für die Sammler oder Messernutzer i.d.R. das "Feeling", die passende Grifflänge, auffallende und/oder überbewerte Kleinigkeiten, ob man sich verliebt oder auf Distanz geht. D.h. zurückschickt oder Vitrinengrab.
Und mein Urteil ist so subjektiv wie vermutlich bei jedem Besitzer eines neuen Messers.
Der Griff ist mir einen Tick zu knallig rot. Stört mich das ? Eigentlich nein, ich wollte kein schwarz, ich wollte Signalfarbe. Passt.
Verarbeitungsqualität orientiere ich am Bundeswehr-Design: pragmatisch, bedienungsorientiert, für große Hände, schnörkellos, robust. Erwartungen erfüllt.
Die Klinge. Bzw. der Praxistest. Ich glaube an das Messer, die Eckdaten des Stahls passen, das hatte ich zuvor recherchiert, der Name Eickhorn hat zwar schon manchen Käufer im nachhinein enttäuscht, wie ich gelesen habe, aber mein Ersteindruck ist: das RT-1 ist sein Geld wert.
Mehr noch: das Konzept dahinter ist die Wieder-Entdeckung wert. Sonst hätte ich 5 Zeilen verloren, guckt mal, was ich Neues habe, Cool oder ? Nein, soviel Mühe muss sein, eine Endbewertung kann es selbstverständlich erst nach Jahren geben. Bei einem Rettungsmesser schwierig, bin schließlich nicht im täglichen Feuerwehreinsatz.
Für mich die richtige Entscheidung zur Befriedigung meiner Kaufkriterien. Ein etwas gefälliger (gerne wieder roter) Farbton und ich wäre vollauf begeistert über ein Rundum-Glücklich-Mach-Messer. So reicht es zur rationalen Kaufempfehlung für die Anwendungszwecke (siehe den o.g. Vortrag von Jörg Eickhorn), ein Einhandmesser wäre für mich die falsche Wahl gewesen. Bekommen habe ich ein vertrauenswürdiges Stück Messertechnik, mit robuster Klinge, nicht zu schwer, zwar lange nicht innovativ, aber ungewohnt "technologisch" für ein Werkzeug. Dazu ausgereift in Militärpraxis. Die leicht klappernde Klinge (ganz ausgefahren, nicht bei teilweise Lösung aus der Führung) stört nicht, die milimetergenaue Anpassung der Klingenlänge nach vorn ist leider nicht wirlich fest. Da bräuchte es neue technische Lösungswege. Der kaum hervorstehende Glasbrecher geht optisch unter, ist aber an der richtigen Stelle vorhanden.
Das RT-1 bleibt in Summe ein simpel konstruiertes Kappmesser, zu einem vertretbaren Preis, Idee und Umsetzung ist - falls ich auf "moderne" Messer rüberschiele - altbacken. Gefallen wird das RT-1 vermutlich den Praktikern. Wer einen Handschmeichler sucht, wird dieses "Plastikmesser" zurecht verschmähen.
Viel Spaß beim Lesen und Bilder schauen.
Kritik und eigene Erfahrung ist willkommen.
Hintergrund für Anschaffung:
Ich wollte immer ein Eickhorn besitzen. Aber nie eines der BW-Kampfmesser. Heute sehe ich den Sinn und Unsinn kaufbarer Messermodelle nüchtern, das RT-1 ist ein astreines Rettungsmesser, gekauft gar als "Feuerwehrmesser", dazu passt die rote Farbe wie die Faust auf das kritisch blickende Auge.
Angeschafft als Auto-Messer bzw. tragbares Messer für Notsituationen, mit entsprechender nutzbarer Tasche (siehe Fotos), die eine Befestigung an einer dehnbaren Schnur erlaubt, um
- das Messer nicht zu verlieren
- nicht aus der Hand legen zu müssen.
Die Befestigungsmöglichkeiten waren wichtiger Teil für die Messerwahl. Bei einem seitlich öffnenden Rettungsmesser hätte ich eine Stahlfeder zum Einhängen (ohne Tasche) bevorzugt. Dann trägt man Messer aber sichtbar und offen. Vorteil: es gibt eine riesige Auswahl an Formen der Messerklingen, beim RT-1 ist aufgrund der Gesetzesvorgaben nur diese eine Form erlaubt. Eine Nachrüstung mit den im Markt erhältlichen (Ersatz-)Klingen für das verbotene Vorgängermodell der Bundeswehr (LL 80) sind zwar nicht ausgeschlossen, aber der Feststellungsbescheid verweist ausdrücklich auf eine erneute Einstufung bei Modifikationen. Kurzum: so wie es verkauft wird, ist das RT-1 legal und führbar. Wegen der Besonderheit des einzigsten legalen "Fallmessers" erwarte ich eine bessere Kenntnis der prüfenden Polizisten als bei anderen Rettungsmessern, die eher als Einzelfall bewertet werden dürften.
Mein Ziel folglich: keine Probleme, klare rechtliche Situation. Das augenfällige Reflektorband aussen an der Tasche unterstreicht m.E. den ernstgemeinten Charakter eines Werkzeugmessers.
Daten:
- Klinge 1.4110 Stahl (HRC 58)
- Klingenlänge 8,5 cm
- Klingenstärke 3,3 mm
- Griff glasfaserverstärkter Kunststoff (ob die Wunderdinge über die Stabilität des Griffes zutreffen, werde ich nicht prüfen)
- Griffbreite unten: 3,5 cm
- Griffstärke durchgehend 1,6 cm
- Gesamtlänge 22,2 cm.
- Gewicht 210 g, gemessen 214 g
- Gewicht inkl. Trageholster und Fangschnur (70cm) 269 g
Verweise ins Internet:
- Herstellerlink zum Eickhorn RT1
- Herstellerlink zum TAC-Modell Eickhorn RT-I-TAC
- kommentiertes, anschauliches, englisches youtube Video über das originale LL80 mit WMF-Aufdruck auf der Klinge "German Paratrooper Gravity Knife"
- kurzes youtube Video über das LL 80 mit einem silberfarbenen Schäkelöffner und Eickhorn-Symbol "LL80 German paratrooper gravity knife made in Solingen"
- Hersteller der Tasche "Kleinwalsertal" unter www.fire-pax.de
- 2 Euro Fangschnur (Gummi)
- 19 Euro Pax Schultergurtholster
- 70 Euro (RT 1)
- 91 Euro gesamt
Rechtliche Situation:
Siehe Feststellungsbescheide des BKA, auf Seite 3 die "Einstufung von sogenannten "Rettungsmessern" oder "Rescue Tools" vom 28.08.2003" (pdf), Zitat daraus:
- "Diese Werkzeuge dürfen, da sie nicht dem Waffengesetz unterliegen, ohne waffenrechtliche Erlaubnis hergestellt und vertrieben sowie von jedermann erworben, besessen und geführt werden. Es handelt sich bei diesen Werkzeugen nicht um verbotene Gegenstände im Sinne des Waffengesetzes. Diese Einstufung gilt ausschließlich für Werkzeuge mit der oben beschriebenen Klingenart und -form. Abweichungen hiervon machen eine erneute Beurteilung und Einstufung erforderlich."
Die Stahlsorte 1.4110 führt zu zahlreichen Treffern in der Forensuche, um sich ein Bild über die Qualität und Verarbeitung im Falle des Herstellers Eickhorn zu machen. Ich gehe als Laie davon aus, dass sich Eickhorn Gedanken um die "richtige" Stahlsorte für den Einsatzzweck des RT1 gemacht hat. Oder sie nehmen ihren "Grundstahl", aus dem seit vielen Jahren erfolgreiche Messer geworden sind. Hierzu sind Kommentare erbeten, die mehr Aufklärung geben können.
Die Klingenoptik ist in meinen Augen die eines Tauchermessers. Dafür "taucht" es aber nix, trotz Zerleg- und Pflegbarkeit dürfte das RT-1 als Stahl-Gleit-Konstruktion mehrere intensive Wassergänge nicht unbeschadet überstehen. Zur Not sicherlich, es gibt rundherum Zugänge für Pflegeöl.
Konzept/Design/Geometrie:
Aus einem Vortrag des Jahres 2004 von Jörg Eickhorn (pdf) erfährt man ein paar Details zu dem RT1 (wie über die Nachfolger II bis IV sowie die PRT-Serie):
- "Das war die Geburtsstunde des ersten manuellen Rettungswerkzeuges der Firma Eickhorn: das Modell „Rescue Tool I“, also Rettungswerkzeug I – kurz RT-I. Wir hatten das altbewährte Bundeswehr-Fallschirmjägermesser Modell LL80 als Grundlage genommen und veränderten die Klinge derart, dass die vordere Spitze der Klinge keine spitze Klinge sondern aus Sicherheitsgründen durch eine stumpfe Hakenklinge charakterisiert wird. Wir gingen aber noch einen Schritt weiter und integrierten in das RT-I einen Scheibenzertrümmerer, da dies sich als immer wieder nützliches - und oftmals in der Standardausrüstung fehlendes Werkzeug bei Autounfällen herausstellte."
Jedenfalls ist bei einem Öffnungsprinzip wie beim RT-1 der Klingen-Weg definiert: vorne raus, gleicher Weg zurück. Die Yoyo-Bewegung (Klinge unten, Griff wird nach oben "geschleudert") sollte die absolute Ausnahme sein, das funktioniert nur leidlich, mit Übung und ohne Fangschnur besser, Messerliebhaber entdecken darin sicher eine Meditationsübung vor dem Lagerfeuer.
Verarbeitung:
Ich bin etwas enttäuscht, die (verbotene) Bundeswehr-Variante hatte ich in den 80ziger Jahren in der Hand, sehr wertig. Der Plastik-Griff des RT-1 wirkt wegen seiner etwas hellroten Farbe "künstlich". Die Öffnungszunge hat bereits beim ersten Öffnen Spuren bekommen, mir kommt der Kunststoff zu weich vor, insgesamt ist das "Gehäuse" durchaus stabil, die Kanten sind (nur) gut entgratet, beim Schäkelöffner jedoch stören mich die scharfen Kanten. Der Eingriff zum Öffnen des "Dorn" liegt tief, er ist bei meinem Modell nicht wie auf dem Bild von Eickhorn rund und silberglänzend, sondern schwarz und kantig, die Spitze als Schraubenzieher ausgeformt.
Der Glasbrecher wirkt aufgeklebt, seltsam. Der Metallring zum Befestigen einer Schnur ist groß dimensioniert und reicht bis auf die gegenüberliegende Griffseite, das ist praktisch beim Verstauen in einer engen Tasche mitsamt Fangschnur.
Griff und Handling:
Die Strukturierung des Griffes sollte ausgeprägter sein, er ist mir zu glatt, mit griffigen Handschuhen kann man sich behelfen, das Öffnen des Klingenhebels klappt aber m.E. nur mit dünnen Handschuhen. Da geht die Werbung von Eickhorn zu weit, mit dicken Handschuhen mag zwar im Gegensatz zu den meisten Einhandmessern mehr zu bewirken sind, aber man kommt einfach nicht schnell unter den flach anliegenden Hebel.
Anders wenn der Hebel hochgelegt ist und die Klinge arretiert. Dann klappt es mit Handschuhen ausgezeichnet, Pluspunkt. In dieser Stellung wird kaum jemand das RT-1 transportieren.
Im folgenden Schneidetest erwies sich der Griff ausgerechnet wegen dem Löse-Hebel der Klinge als sehr gut kontrollierbar: der Daumen liegt exakt in der Mulde bei eingeklapptem Hebel oder stützt sich auf den ausgeklapptem Hebel. Letzteres mit der Gefahr, dass man zu weit drückt, die Klinge während eines Schnittes löst und sie unabsichtlich löst. Ein "Abgleiten" wäre jedoch im Gegensatz zu einklappenden Klingen relativ ungefährlich: die Klinge fährt eben in den Griff ein, ohne Verletzungen an Hand oder Finger. Pluspunkt.
Griff- und Klingenvergleich mit dem (großen) Hultafors Handwerkermesser (GK=Grovkniven, Klingenstärke 3,0 mm):
Anwendungstest:
Fotos zeigen mehr als tausend Worte, hier lediglich ein Kurztest mit Gegenständen im Haus. Nein, auf ein Foto mit durchtrenntem Seil verzichte ich, ja, es geht.
Der Rollladengurt sollte ein brauchbares "Schneidbild" abliefern, klar ist, dass ein so "grob" konstruierter Wellenschliff am Material "rupft". Die Klingenstärke wie die hohen Bögen im Wellenschliff erschweren leider ein zügiges Durchtrennen, Negativpunkt.
Das Birkenholz war sturztrocken, regelrecht ausgehärtet und Holz konnte mit der Klinge mehr runtergekratzt als geschnitten werden. Wofür ein Rettungsmesser nicht gedacht ist, aber mir ging es um das Handling.
Für den worst case dient ein altes Stromkabel mit Kupferkabeln , an Durchschneiden war nicht zu denken, aber Sägen ! Aufgelegt und von oben als Holzsäge gehalten zeigt der Wellenschliff Wirkung, das Ergebnis sind leider zwei sichtbare "Dellen" an den Spitzen des Wellenschliffs. Ich hatte Schlimmeres erwartet, der Test zeigt: für derartige Mißhandlung ist die Klingenform brauchbar im Sinne von wirkungsvoll. Und eingeweiht ist die Klinge auch. :lach:
Trageweise:
Die Tasche von PAX ist meines Wissens für den Feuerwehrbedarf konstruiert, zwei breite, dehnbare Klettbänder erlauben die Kopfüber-Befestigung an einem Trägergurt, eine weite Öse auf einer Seite erlaubt die Anbringung einer Fangschnur, bei Kopfüber lieber nicht eine Kette, die flutscht sonst ständig raus. In meinem Fall eine Gummischnur, die sich gefaltet mitsamt des RT-1 in die Tasche stecken lässt.
Die Bilder zeigen einen Ledergürtel und schmale Hosenträger , die Klettbänder sind eng wickelbar und halten das Ganze tatsächlich fest (genug).
Fazit:
Eine Aufzählung von Plus und Minus erspare ich euch bis hierhin geduldsamen Lesern.
Der Gesamteindruck zählt. Bzw. würde ich wieder kaufen. In dieser Phase entscheidet für die Sammler oder Messernutzer i.d.R. das "Feeling", die passende Grifflänge, auffallende und/oder überbewerte Kleinigkeiten, ob man sich verliebt oder auf Distanz geht. D.h. zurückschickt oder Vitrinengrab.
Und mein Urteil ist so subjektiv wie vermutlich bei jedem Besitzer eines neuen Messers.
Der Griff ist mir einen Tick zu knallig rot. Stört mich das ? Eigentlich nein, ich wollte kein schwarz, ich wollte Signalfarbe. Passt.
Verarbeitungsqualität orientiere ich am Bundeswehr-Design: pragmatisch, bedienungsorientiert, für große Hände, schnörkellos, robust. Erwartungen erfüllt.
Die Klinge. Bzw. der Praxistest. Ich glaube an das Messer, die Eckdaten des Stahls passen, das hatte ich zuvor recherchiert, der Name Eickhorn hat zwar schon manchen Käufer im nachhinein enttäuscht, wie ich gelesen habe, aber mein Ersteindruck ist: das RT-1 ist sein Geld wert.
Mehr noch: das Konzept dahinter ist die Wieder-Entdeckung wert. Sonst hätte ich 5 Zeilen verloren, guckt mal, was ich Neues habe, Cool oder ? Nein, soviel Mühe muss sein, eine Endbewertung kann es selbstverständlich erst nach Jahren geben. Bei einem Rettungsmesser schwierig, bin schließlich nicht im täglichen Feuerwehreinsatz.
Für mich die richtige Entscheidung zur Befriedigung meiner Kaufkriterien. Ein etwas gefälliger (gerne wieder roter) Farbton und ich wäre vollauf begeistert über ein Rundum-Glücklich-Mach-Messer. So reicht es zur rationalen Kaufempfehlung für die Anwendungszwecke (siehe den o.g. Vortrag von Jörg Eickhorn), ein Einhandmesser wäre für mich die falsche Wahl gewesen. Bekommen habe ich ein vertrauenswürdiges Stück Messertechnik, mit robuster Klinge, nicht zu schwer, zwar lange nicht innovativ, aber ungewohnt "technologisch" für ein Werkzeug. Dazu ausgereift in Militärpraxis. Die leicht klappernde Klinge (ganz ausgefahren, nicht bei teilweise Lösung aus der Führung) stört nicht, die milimetergenaue Anpassung der Klingenlänge nach vorn ist leider nicht wirlich fest. Da bräuchte es neue technische Lösungswege. Der kaum hervorstehende Glasbrecher geht optisch unter, ist aber an der richtigen Stelle vorhanden.
Das RT-1 bleibt in Summe ein simpel konstruiertes Kappmesser, zu einem vertretbaren Preis, Idee und Umsetzung ist - falls ich auf "moderne" Messer rüberschiele - altbacken. Gefallen wird das RT-1 vermutlich den Praktikern. Wer einen Handschmeichler sucht, wird dieses "Plastikmesser" zurecht verschmähen.
Viel Spaß beim Lesen und Bilder schauen.
Kritik und eigene Erfahrung ist willkommen.
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