Ein Besuch bei Jockl Greiß - Bilderstrecke

So schön wie Jockl's Messer auch sind,...das beste Photo das pitter an dem Tag geschossen hat, ist das Bild der tagaktiven Paula im Schornstein;-) :super:

Dizzy
 
Super Sache das! Tolle Fotos, wunderschöne Messer. Das Anschauen und Lesen hat Spaß gemacht. :super:



In den Texten wird erwähnt, Jockl baue robuste Messer für den Gebrauch ohne Anspruch auf den 1/1000 mm Passgenauigkeit etc. Deshalb finde ich meine Frage hier nicht unangebracht. Und zwar interessiert mich schon länger, woraus genau der Rados-Damast besteht bzw. wie seine Eigenschaften sind. Genau genommen wurde ich darauf gebracht, nachdem ich davon hörte, der Damast enthalte nur ca. 0,4 bis 0,5 % Kohlenstoff und es gebe die Erfahrung, dass die Messer im Gebrauch nicht allzu lange scharf blieben. Also: Weiß man Näheres über den Rados-Damast?

Was ich rausfinden konnte:
Es gibt Angaben in verschiedenen englischsprachigen Messerforen, offenbar von demselben Macher, nach denen der Damast aus W2 und 203E besteht.

"I forged this from a chunk of Jerry Rados' Random Damascus of W2 and 203E variety."

"This is a 9 inch Bowie blade I forged from a bar of Rados Single-twist Damascus of W2 and 203E."

"512 Layer W2 and 203E Random Pattern Rados Damascus"

Ich nehme an, dass mit W2 nicht die Gütebezeichnung (W1, W2, W3), sondern die Stahlsorte W2 gemeint ist. Laut Stahltabelle schwankt W2 (oder W-2) zwischen 0,85 und 1,5 % C.
Unter anderem verwendet Michael Blank einen Stahl namens W2, wobei es sich um Schoeller Bleckmanns Prima Zäh mit 0,85 % C / Böhler Zäh handele:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=77121
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=67620

Zu 203E habe ich nur das gefunden, demnach ist es eine überwiegende Nickellegierung mit nur 0,09 % C, die vermutlich für den Kontrast eingesetzt wird. Selbst Ulrich Gerfin war die Bezeichnung 203E unbekannt.

Jetzt ist halt noch die Frage, in welchen Mengenverhältnissen die beiden Sorten im Damast eingesetzt werden. Mehrere schmiedende Messermacher bestätigten mir jedenfalls, dass es bei den angegebenen 380 Lagen auf jeden Fall zu einer nennenswerten C-Diffusion kommt. Bzw. fänden sich ohne Diffusion nahezu C-freie Stellen in der Schneide, oder?
Und da frag ich mich eben, wie es wohl um den C-Gehalt und die Härte des Rados-Damasts bestellt ist. Wenn da jemand genauere Infos hat, würd mich das freuen. Ebenso, wenn meine obigen Angaben/Recherchen als der letzte Schmu entlarvt würden.
 
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Hallo pitter

Danke für den super Bericht.:super:
Tolle Bilder, interessante Beschreibung, bitte mehr davon.

Servus
Gottfried
 
Danke für die tollen Bilder und den interessanten Bericht!

Sehr aufschlussreich finde ich die Bilder von der Kiste mit den Griffmaterialien! Offensichtlich ist europäischer Rothirsch doch nicht so ungeeignet wie hier im Forum öfter behauptet wird ...


Noch eine Frage an die Greiss-Kenner: Wie sind die "Zwingen" gefertigt? Sind das "Blöcke" oder "Hülsen", in die das Griffmaterial auch hineinreicht? In zweiterem Fall fehlt mir das Vorstellungsvermögen, wie man das mit Feilen macht ....

Gruß, C.
 
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@Headshrinker: Hier ist ein schönes .PDF

Mit der Dicke der Lagen kann man dann den C - Gehalt der Klinge steuern. Wobei der Ni - Stahl nur in sehr dünnen Lagen gebraucht wird, weil das "Hell" optisch so dominant ist.

Mir stellt sich allerdings immer die Frage, ob ich Nickel in der Schneide haben möchte. Deshalb ziehe ich Monostähle (zumindest als Schneidlage) vor.

@enrico: Guckst du Bild 23

Grüße Willy
 
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Der link, den Willy genannt hat, ist sehr interessant.
Die Diffusion des C ist -wieder einmal- bestätigt.

Interessanter ist, daß Nickel eben nicht oder kaum diffundiert.

Gefügeaufnahmen von Damaststücken mit Reinnickel und 1.2842 und/ oder Feile zeigten bis zu einer Lagenzahl von ca. 1000 Nickellagen auf 5 mm keine Diffusion, bei noch höheren Lagenzahlen zerfaserte der Nickelanteil und löste sich zu einer Struktur ähnlich Stahlwolle auf.

Ich erkläre mir das so, daß substítuierende Elemente, die also das Eisen in der Elementarzelle ersetzen, im Gegensatz zu interstitiell gelagerten Elementen nicht oder kaum diffundieren.

Bei meinen Untersuchungen, für die Roman die Gefügeaufnahmen beschafft hatte, hatte ich Reinnickel verwendet.

Jerry Rados verwendet dagegen einen nickelhaltigen Stahl-dessen Zusammensetzung jetzt auch geklärt ist.

Richtig ist- darauf hat Willy schon hingewiesen- daß der hell zeichnende Stahl bei hoher Lagenzahl optisch zu dominieren scheint.
Man muß die Stähle also nicht im Massenverhältnis 1 : 1 mischen, um ein ausgewogenes Verhältnis heller und dunkler Strukturen zu erzielen.

Bei einem angenommen Mischungsverhältnis von 1 : 3 zugunsten des Werkzeugstahls hätte man aber einen resultierenden C-Gehalt von ca. 0,8 %.

Da eben kein Reinnickel verwendet wird, taucht auch kein Nickel in der Schneide auf. Diesbezüglich hätte ich also keine Bedenken.
Das wäre ein guter Damast mit gelungenem Kompromiss zwischen Schneidhaltigkeit und Zähigkeit.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
... Bei einem angenommen Mischungsverhältnis von 1 : 3 zugunsten des Werkzeugstahls hätte man aber einen resultierenden C-Gehalt von ca. 0,8 %.
Da eben kein Reinnickel verwendet wird, taucht auch kein Nickel in der Schneide auf. Diesbezüglich hätte ich also keine Bedenken.
Das wäre ein guter Damast mit gelungenem Kompromiss zwischen Schneidhaltigkeit und Zähigkeit...


Herzlichen Dank, das ist doch schonmal was! :super:

Die pdf-Datei ist sehr interessant. Auch die kleine Abbildung unten links (Fig.12), die nach Ulrichs Beitrag eventuell einen etwas irreführenden Eindruck hinterlässt.
 
Sehr schöner Beitrag, hat mir gut gefallen.

Zum Thgema Zwinge: Jockl mach keine echten Zwingen, d.h. das Endstück ist davorgesetzt. Feiltechnisch wäre das auch wirklich schwierig. Aus dem Vollen bleibt da fast nur die Fräse.

Gruß

Uli
 
@enrico: Erst wird eine Passung durch den vollen Block gefeilt, und dann der Block ausgebohrt?

Viel interessanter ist der kleine runde Schatten über dem Erl.

Grüße Willy
 
@Headshrinker: Die Grafik sagt aus, dass ich halt bei einer "Hellen" Schneide 3,5% Nickel ebenda habe. Würde ich eine Klinge aus 75Ni8 oder 60Ni20 schmieden wollen?

Grüße Willy
 
Würde ich eine Klinge aus 75Ni8 oder 60Ni20 schmieden wollen?

Keine Ahnung. Ich würde jedenfalls Togal empfehlen.:D

Bitte zurück zum Thema. Fragen zu allen möglichen Stahlkombinationen, die mit den Messern von Jockl nichts zu tun haben, bitte im entsprechenden Unterforum erörtern.
 
@Headshrinker: Die Grafik sagt aus, dass ich halt bei einer "Hellen" Schneide 3,5% Nickel ebenda habe. ...
Ja, klar. Beziehungsweise eben die besagte Legierung 203E. Das meinte ich mit eventuell irreführend, denn nach Ulrichs Beitrag ist gerade kein (Rein-)Nickel in der Schneide.

Ich gehe davon, das ist hier noch in Ordnung? Es geht schließlich um genau die Damastkombi, die Jockl Greiß verwendet.
 
Hallo Pitter!
Danke für die schönen Bilder und den ehrlich ,authentischen Bericht über jokl Greis :super:
Gruß aus Niederbayern!
Ewald.
 
Ich habe mir ja schon seit längerem vorgenommen, hier im Messerforum von Zeit zu Zeit einen Messermacher vorzustellen. Endlich hab ich das auch mal gebacken bekommen. Und wenn es sich einrichten lässt, werde ich das auch fortführen.

Hallo die beiden Herren,

das war allererste Sahne - auf der einen Seite, weil ich den Meister und seine Messer mag und auf der anderen Seite, für den tollen Bericht und die tollen Fotos - da lohnt es sich doch Fördermitglied zu sein.

Gruß

TPO

Ach übrigens - die Fotos von Jerry wurden mir vorenthalten - er sieht irgendwie aus, wie eine Mischung aus Richard Hehn und Jockl Greiss - echt genial :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hab alle Fotos durchstöbert, großes Kompliment an alle Beteiligten!

Da bekommt man Lust sich wieder in der Werkstatt zu verkriechen:super:
 
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