HankEr
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Damit sich auch die Jungspunde und die Vergesslichen einmal bzw. nocheinmal ein kleines Bild von der Messermacherszene in Europa anno 1985 machen können, erlaube ich mir einmal ein Interview zwischen dem Schweizer Waffen-Magazin (Elisabeth Soppera) und H.P. Klötzli --- erschienen im SWM 11/85 --- ausschnittsweise wiederzugeben.
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SWM: Herr Klötzli, ich möchte gerne mit Ihnen über die Messermacherbewegung sprechen, und soviel ich weiss, sind Sie der Initiator dieser Bewegung in der Schweiz.
Klötzli: In der Schweiz auf alle Fälle. In Deutschland war's Dietmar Kressler.
SWM: Nicht Wolf Borger?
Klötzli: Borger kam wohl fast gleichzeitig, und wärend sich Kressler lange Zeit im Hintergrund hielt und nur Insidern als Messermacher bekannt war, war Borger der erste, der als dt. Messermacher an die Öffentlichkeit trat.
SWM: Waren denn die Deutschen früher da als die Schweizer?
Klötzli: Ja. Kressler war während seiner Bundeswehrzeit austauschweise in den USA stationiert und kam dort aufs Messermachen --- das ist nun sicher schon etwa sieben Jahre her. Und Borger ist wohl auch wärend einer Amerikareise darauf gestossen, er war damals noch in Ausbildung als Werklehrer. Später hat er sogar noch eine Berufsausbildung als Messerschmied absolviert, damit er offiziell eine Werkstatt führen darf.
SWM: Aber Sie haben zusammen mit Borger vor drei Jahren die Zeitschift "Das Messer" gegründet, nicht?
Klötzli: Eigentlich hatten Borger, Manfred Kühne und ich unabhängig voneinander Rundschreiben an unsere Kunden verschickt, und an einem Messermachertreffen haben wir mal beschlossen, unserer Adressen zusammenzulegen. Und so ist "Das Messer" entstanden. Leider müssen wir es nach Abschluss dieses Jahrgangs wieder einstellen, weil das Interesse doch nicht groß genug ist.
SWM: Ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Zeitschrift in ein paar Jahren wieder eine Chance hat, wenn die Messermacherbewegung in Europa noch weiter verbreitet ist.
[...]
SWM: Waren Sie nicht auch der Urheber der ersten schweizerischen Messerbörse, die vor zwei jahren in Bern stattgefunden hat?
Klötzli: Zusammen mit Ueli Dolmetsch, aber organisiert habe ich die erste Messerbörse praktisch im Alleingang; Dolmetsch hat dafür die Organisation der zweiten Messerbörse in Zürich übernommen.
SWM: War eigentlich die Berner Messerbörse die erste in Europa?
Klötzli: Absolut die erste.
SWM: Die Deutschen hatten erst dieses Frühjahr ihre erste Messerbörse, nicht?
Klötzli: Ja. Ursprünglich wollte natürlich jeder die erste Show bei sich im Lande haben. Aber keiner hatte den Mut, diese erste Börse wirklich durchzuführen und auf gut Glück den Saal im Hotel Bellevue zu mieten, für 1400 Franken.
[...]
SWM: Was mir aufgefallen ist, sind die unterschiedlichen Trends, die in Amerika einerseits und in Europa andererseits vorherschen. In Europa --- und vorallem in Deutschland ... werden unverhältnismässig viele Jagdmesser im traditionellen Stil gemacht; man ist hier nicht so kühn wie in Amerika. Ich habe mich schon gefragt, ob es in Deutschland wirklich soviele Jäger gibt.
Klötzli: Da kann man grundsätzlich beobachten, dass sich die Entwicklungsgeschichte hier wiederholt. In Amerika ist die ganze Messermacherbewegung ja daraus entstanden, dass es an guten Jagdmessern fehlte. Und die Leute, die mit den Fabrikmessern, die sie auf die Jagd mitnahmen, unzufrieden waren, lösten eigentlich die ganze Messermacherbewegung aus. Das erste was die amerikanischen Messermacher herstellten, waren Jagdmesser.
SWM: Und die habe sich dann zu Sammlermessern entwickelt?
Klötzli: Jawohl. Die ersten waren z.B. die ganz klassichen "Hidden Tangs", Messer mit versteckter Angel, wo einfach ein Teil der Klinge in den Griff gesteckt wurde. Und dann hat Bob Loveless den Full Tang salonfähig gemacht, und als diese Version irgendwie ausgeschöpft war, hat er in einer Versammlung mal gerufen "Weshalb macht ihr keine Klappmesser? Warum macht nun jeder was ich mache?". Und dies führte zur zweiten Phase. Und als die Klappmesser einen bestimmten Berühmtheitsgrad eirricht hatten haben sich daraus die Fancy-Messer entwickelt. Und einer der ersten, der anfing mit diesen total unbrauchbaren Schwarten, die allerdings fachlich, mechanisch irrsinnige Stücke waren, war Rod Chapel.
[...]
SWM: Weshalb gibt es eigentlich Messermacher, die ihre Messer schmieden, und andere die schleifen? Hängt das vom Material ab?
Klötzli: Nein, von der Überzeugung des einzelnen. Es gibt nach wie vor Leute, die das Schmieden für das höchste halten!
[...]
In Europa schmiedet eigentlich niemand mehr --- abgesehen von den Damastschmieden, natürlich. In Amerika gibt es noch einige, die das tun. Und da, glaube ich, hat es eher mit der Nostalgiewelle zu tun. Ich bon nämlich überzeugt, dass ein Stahl ab Werk, von dem man die genaue Spezifikation kennt, weniger Risiko bietet.
[...]
SWM: Die europäische Messermacherszene hat sich doch in den fünf, sechs Jahren, seit sie besteht, ziemlich entwickelt, nicht?
Klötzli: Sie hat sich entwickelt, insofern, als es in Deutschland bereits vier vollberufliche Messermacher gibt --- Borger, Kressler, Faust und Spretke --- und immerhin inzwischen drei Materiallieferanten für Messermacher: Spretke, Rinkes und Borger, wobei Borger das natürlich als erster aufgebaut hat.
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[ 23-04-2001: Nachricht editiert von: HankEr ]
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SWM: Herr Klötzli, ich möchte gerne mit Ihnen über die Messermacherbewegung sprechen, und soviel ich weiss, sind Sie der Initiator dieser Bewegung in der Schweiz.
Klötzli: In der Schweiz auf alle Fälle. In Deutschland war's Dietmar Kressler.
SWM: Nicht Wolf Borger?
Klötzli: Borger kam wohl fast gleichzeitig, und wärend sich Kressler lange Zeit im Hintergrund hielt und nur Insidern als Messermacher bekannt war, war Borger der erste, der als dt. Messermacher an die Öffentlichkeit trat.
SWM: Waren denn die Deutschen früher da als die Schweizer?
Klötzli: Ja. Kressler war während seiner Bundeswehrzeit austauschweise in den USA stationiert und kam dort aufs Messermachen --- das ist nun sicher schon etwa sieben Jahre her. Und Borger ist wohl auch wärend einer Amerikareise darauf gestossen, er war damals noch in Ausbildung als Werklehrer. Später hat er sogar noch eine Berufsausbildung als Messerschmied absolviert, damit er offiziell eine Werkstatt führen darf.
SWM: Aber Sie haben zusammen mit Borger vor drei Jahren die Zeitschift "Das Messer" gegründet, nicht?
Klötzli: Eigentlich hatten Borger, Manfred Kühne und ich unabhängig voneinander Rundschreiben an unsere Kunden verschickt, und an einem Messermachertreffen haben wir mal beschlossen, unserer Adressen zusammenzulegen. Und so ist "Das Messer" entstanden. Leider müssen wir es nach Abschluss dieses Jahrgangs wieder einstellen, weil das Interesse doch nicht groß genug ist.
SWM: Ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Zeitschrift in ein paar Jahren wieder eine Chance hat, wenn die Messermacherbewegung in Europa noch weiter verbreitet ist.
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SWM: Waren Sie nicht auch der Urheber der ersten schweizerischen Messerbörse, die vor zwei jahren in Bern stattgefunden hat?
Klötzli: Zusammen mit Ueli Dolmetsch, aber organisiert habe ich die erste Messerbörse praktisch im Alleingang; Dolmetsch hat dafür die Organisation der zweiten Messerbörse in Zürich übernommen.
SWM: War eigentlich die Berner Messerbörse die erste in Europa?
Klötzli: Absolut die erste.
SWM: Die Deutschen hatten erst dieses Frühjahr ihre erste Messerbörse, nicht?
Klötzli: Ja. Ursprünglich wollte natürlich jeder die erste Show bei sich im Lande haben. Aber keiner hatte den Mut, diese erste Börse wirklich durchzuführen und auf gut Glück den Saal im Hotel Bellevue zu mieten, für 1400 Franken.
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SWM: Was mir aufgefallen ist, sind die unterschiedlichen Trends, die in Amerika einerseits und in Europa andererseits vorherschen. In Europa --- und vorallem in Deutschland ... werden unverhältnismässig viele Jagdmesser im traditionellen Stil gemacht; man ist hier nicht so kühn wie in Amerika. Ich habe mich schon gefragt, ob es in Deutschland wirklich soviele Jäger gibt.
Klötzli: Da kann man grundsätzlich beobachten, dass sich die Entwicklungsgeschichte hier wiederholt. In Amerika ist die ganze Messermacherbewegung ja daraus entstanden, dass es an guten Jagdmessern fehlte. Und die Leute, die mit den Fabrikmessern, die sie auf die Jagd mitnahmen, unzufrieden waren, lösten eigentlich die ganze Messermacherbewegung aus. Das erste was die amerikanischen Messermacher herstellten, waren Jagdmesser.
SWM: Und die habe sich dann zu Sammlermessern entwickelt?
Klötzli: Jawohl. Die ersten waren z.B. die ganz klassichen "Hidden Tangs", Messer mit versteckter Angel, wo einfach ein Teil der Klinge in den Griff gesteckt wurde. Und dann hat Bob Loveless den Full Tang salonfähig gemacht, und als diese Version irgendwie ausgeschöpft war, hat er in einer Versammlung mal gerufen "Weshalb macht ihr keine Klappmesser? Warum macht nun jeder was ich mache?". Und dies führte zur zweiten Phase. Und als die Klappmesser einen bestimmten Berühmtheitsgrad eirricht hatten haben sich daraus die Fancy-Messer entwickelt. Und einer der ersten, der anfing mit diesen total unbrauchbaren Schwarten, die allerdings fachlich, mechanisch irrsinnige Stücke waren, war Rod Chapel.
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SWM: Weshalb gibt es eigentlich Messermacher, die ihre Messer schmieden, und andere die schleifen? Hängt das vom Material ab?
Klötzli: Nein, von der Überzeugung des einzelnen. Es gibt nach wie vor Leute, die das Schmieden für das höchste halten!
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In Europa schmiedet eigentlich niemand mehr --- abgesehen von den Damastschmieden, natürlich. In Amerika gibt es noch einige, die das tun. Und da, glaube ich, hat es eher mit der Nostalgiewelle zu tun. Ich bon nämlich überzeugt, dass ein Stahl ab Werk, von dem man die genaue Spezifikation kennt, weniger Risiko bietet.
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SWM: Die europäische Messermacherszene hat sich doch in den fünf, sechs Jahren, seit sie besteht, ziemlich entwickelt, nicht?
Klötzli: Sie hat sich entwickelt, insofern, als es in Deutschland bereits vier vollberufliche Messermacher gibt --- Borger, Kressler, Faust und Spretke --- und immerhin inzwischen drei Materiallieferanten für Messermacher: Spretke, Rinkes und Borger, wobei Borger das natürlich als erster aufgebaut hat.
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[ 23-04-2001: Nachricht editiert von: HankEr ]