Ein Jagdmesser entsteht

stone600

Mitglied
Beiträge
473
Servus,

ich möchte hier zeigen, wie ein Messer bei mir entsteht. Da ich ja eh so ein kleines Making Of für meine Homepage brauche, stelle ich die Bilder auch hier parallel ein.
Es sollte ein Messer für die Jagd werden, um vor allem Wildschweine aufzubrechen. Von der Form sollte es etwa so wie dieses werden:
attachment.php


Nach ein paar Entwürfen und Verbesserungen kam folgendes dabei heraus:
attachment.php


Stahl wird CK75 in 4mm. Als Griffmaterial kommt schwarz-graues Micarta zum Einsatz.

Hier habe ich ein Holzmodel gefertigt, um die Form etwas zu ertasten und ggf. noch etwas nacharbeiten zu können.
attachment.php


Die Kontur wird auf den Stahl übertragen:
attachment.php


Mit dem Bandschleifer wird der Rohling in Form gebracht:
attachment.php

attachment.php


DSCF4391_v2.jpg DSCF4392_v2.jpg DSCF4390_v2.jpg DSCF4388_v2.jpg User_final.JPG
 
Hallo stone600,
dein Beitrag ist super!

So ein Schritt für (Fort-)Schritt Ablauf mit vielen Bildern
gibt ja eine Menge Einblick ins Messermachen.:super:

Mir persönlich macht das auch immer Lust darauf ein neues Projekt zu starten.

Vielen Dank für deine Mühe!
 
Ahoi Stone,
gut, diese Messerform-oder so ähnlich-hat man schon zig-Mal gesehen,
aber ehrlich gesagt kann ich mich an diesen Formen einfach nicht "sattsehen":D

Ich hoffe das Making-Of "is to be continued"- sieht bisher sehr vielversprechend aus.

Danke fürs Zeigen:super:
Encore Excalibur
 
Zuletzt bearbeitet:
Ahoi Stone,
gut, diese Messerform-oder so ähnlich-hat man schon zig-Mal gesehen,
aber ehrlich gesagt kann ich mich an diesen Formen einfach nicht "sattsehen":D

Servus,

ich denke das liegt daran, dass diese Messerform ein echter Allrounder ist. Gerade beim aufbrechen von Wild muss das Messer oft anders in der Hand gehalten werden, als üblich. Die einfache Geometrie hilft einem dabei.
Allerdings ist diese Form kein Abbild einer 0815-Schablone aus meiner Sammlung. Gerade bei der Formgebung des Griffes, hat mir der zukünftige Besitzer einige Vorgaben gemacht. So sind z.B. am Griffende alle Ecken abgerundet, um mit der Handfläche schmerzfrei gegen das Messer zu drücken zu können. Die Fingermulde ist auch stark ausgeprägt, um immer guten Halt zu haben, auch wenn alles mit Blut beschmiert ist. Der Fingerschutz ist etwas vergrößert worden, um ein abrutschen auf die Schneide zu verhindern.
Ich finde diese Form auch recht gefällig und verwende sie daher gerne.
Hier hab ich noch ein kleines Update. Ich hab heute die Klinge bearbeitet. Sie ist noch nicht 100% so wie sie sein soll. Das erledige ich aber erst nach dem Härten.
attachment.php


DSCF4395_v2.jpg

Danke fürs Zuschauen. Gruß Christian
 
Allerdings ist diese Form kein Abbild einer 0815-Schablone aus meiner Sammlung. Gerade bei der Formgebung des Griffes, hat mir der zukünftige Besitzer einige Vorgaben gemacht. So sind z.B. am Griffende alle Ecken abgerundet, um mit der Handfläche schmerzfrei gegen das Messer zu drücken zu können. Die Fingermulde ist auch stark ausgeprägt, um immer guten Halt zu haben, auch wenn alles mit Blut beschmiert ist. Der Fingerschutz ist etwas vergrößert worden, um ein abrutschen auf die Schneide zu verhindern.

Ahoi,
schon klar:super:
Da ich, wie Du diese Form sehr schätzen und mag sind mir Deine Modifikationen auch gleich aufgefallen;)

Wird bestimmt toll- danke fürs Update
Excalibur
 
Servus,

es hat sich wieder was getan:

attachment.php


attachment.php


attachment.php


attachment.php


attachment.php


Es wurden noch ein paar Löcher gebohrt und aufgerieben. Danach wurde die Klinge vier Mal gehärtet. Im Anschluss hab ich die Klinge 3x 20 Minuten, bei 200 Grad, angelassen.


Gruß Christian


abschrecken1_v2.jpg abschrecken2_v2.jpg haerten1_v2.jpg haerten2_v2.JPG DSCF4410_v2.jpg
 
Hallo Christian,

sehr schöner und umfänglicher Bericht,macht richtig Spass zu zusehen.
Vielen Dank.
Da kommen natürlich auch ein paar Fragen ;)

Ist dein Härteofen Marke "Eigenbau"?

Gruß Carsten
 
Servus Carsten,

ja, der ist selbst gebaut. Der Rahmen ist aus Winkeleisen geschweißt. Darin befinden sich ein paar Feuerleichtsteine. Die Heizung besteht aus Kanthaldraht und einem PID-Regler mit Solid-State-Relais. Zur Sicherheit ist ein Türkontakt verbaut, der über ein mechanisches Relais die Heizung abschaltet, wenn die Ofentür geöffnet wird.
Der PID zeigt oben die Soll- und unten die Ist-Temperatur an. Durch ein Paar Versuche mit Kochsalz hat sich ergeben, dass mein Thermoelement 30 Grad zu viel misst, darum muss ich 840 Grad einstellen, wenn ich 810 Grad haben will.
Ich habe auch eine Versuchsreihe mit verschiedenen Stahlproben, Temperaturen und Haltezeiten gemacht. Wenn Interesse besteht, kann ich etwas darüber schreiben und ein paar Bilder zeigen.

Gruß Christian
 
Hallo Christian,

ja darüber würde ich sehr gerne mehr erfahren,sieht sehr solide und stabil aus dein Ofen.
Im Eigenbau sicher auch eine Alternative zu den wirklich teuren Kauföfen und mit der Technik die du verbaut hast auch gut regelbar.Der Kochsalztest ist eine sehr gute Idee.
Aber evtl. sprengt das hier im Thema den Rahmen?

Gruß Carsten
 
Hallo, Christian

vielen Dank für diese schönen Einblicke in deine Arbeit.
Der Entwurf des Jagdmessers gefällt mir sehr gut, gerade
weil die Funktionalität hier im Vordergrund steht.

Darf ich fragen, auf welche Stärke Du die Schneide herunterschleifst?
Bei Jagdmessern neige ich dazu gut 0,4mm stehen zu lassen.

Eine weitere Frage bezieht sich auf deine Wärmebehandlung bzw. auf das Härten.
Das mehrfache Härten soll doch eine Kornverfeinerung bewirken.
Bei diesem Messer wurde ja nicht geschmiedet und das Ausgangsmaterial
wird doch wahrscheinlich weichgeglüht vorgelegen haben.
Härtest du dennoch vier mal um auf Nummer sicher zu gehen,
oder bewirkt man dadurch tatsächlich ein ''noch besseres'' Gefüge als es ohnehin
bei industriell behandeltem Material vorliegt?

Beste Grüße,
bin schon gespannt wie es weiter geht,
Christian.
 
Servus Christian,

vor dem härten waren es ca. 5-6 Zehntel. Zum Schluss sollen es drei Zehntel werden.

Der Stahl war zu meiner Überaschung nicht weichgeglüht und hatte ein extrem grobes Gefüge. Da ich davon ausging er wäre weich, hat es mich auch ein Sägeblatt gekostet, als ich ihn ablängen wollte. Der Schnitt war etwa zur Hälfte durch, da hab ich den Flachstahl in den Schraubstock gespannt und einfach durchgebrochen, so kam auch das Grobkorn zum Vorschein. Hätte ich den Stahl beim Stahlhandel gekauft wäre ich jetzt sauer. Allerdings hab ich ihn über einen Onlineshop für Messerschmiedezubehör gekauft und ich denke, dass dort davon ausgegangen wird, dass der Stahl noch geschmiedet wird und es somit egal ist, ob weichgeglüht oder nicht.

Unabhängig davon, habe ich mir angewöhnt, von jedem neuen Stück Stahl erst einmal eine kleines Probestück zu härten und durchzubrechen, um das Gefüge grob beurteilen zu können und mein weiteres Vorgehen beim Härten anzupassen. Ich habe mich aufgrund dieser Probe dazu entschlossen, dreimal zu Härten. Mittendrin viel mir dann ein, dass mein Spezi der gerade da war, ein paar Bilder machen könnte. Deshalb war ich beim letzten mal Abschrecken etwas zu langsam und die Klinge wurde nicht hart. Man sieht es auch an den Bildern, dass die Schneide schon dunkler wurde. Darum härtete ich ein viertes Mal, dann aber ohne Fotosession.

Durch das mehrfache Härten wird das Gefüge verfeinert. Bei einem so "einfachen" Stahl, wie dem verwendeten CK75 geht das wunderbar. Beim 1.2510 habe ich feststellen müssen, dass bei massivem Grobkorn eine Mehrfachhärtung bei normaler Härtetemperatur nicht mehr reicht und man mit der Temperatur nach oben muß.

Auf die Aussage, dass bei weichgeglühtem Stahl vom Stahlwerk, das Gefüge bereits ideal ist, gebe ich gar nichts mehr. Bei einem Stück Präzisionsflachstahl aus 1.2510 war wie oben angesprochen, das Gefüge katastrophal. Daraufhin habe ich auch meinen Stahlhändler gewechselt. Eine kleine Probe vorab zu härten kostet mich vielleicht 15 Minuten Arbeit. Aber ich weiß dann Bescheid und kann entsprechend reagieren.

Es gibt auch wieder ein kleines Update:
Ich habe dem gehärteten Rohling eine Schneide verpasst, um ein paar Tests mit ihm zu machen. Als erstes habe ich 250 Mal durch Karton geschnitten. Die Schneide verlor dabei, wie erwartet, ihre Schärfe. Haare konnten nicht mehr vom Unterarm rasiert werden. Daraufhin habe ich das Messer ein paar Mal über einen Keramikwetzstab gezogen und die Haare flogen wieder. Im Anschluß wurde ein Wurstsalat zubereitet und verspeist. Heute werde ich noch etwas Holz zerkleinern und was mir sonst noch so im Garten über den Weg läuft (keine Tiere, keine Menschen!).

attachment.php

DSCF4417_v2.jpg

Gruß Christian
 
...und weiter geht's.

Ein bisschen auf einer alten Palette rumgeprügelt. Dabei hab ich auch gehebelt, um zu sehen, ob es die Klinge auch aushält.
attachment.php


Dann etwas mit der Spitze im Holz rumgebohrt und gehebelt.
attachment.php


Zum Grande Finale wurde die Klinge in ein Holzscheit getrieben.
attachment.php


Ich würde sagen, das Messer ist auch outdoortauglich. Sollte sich der Jäger mal im Wald verlaufen, kann er sich damit auch durchschlagen.


Gruß Christian

IMG_20130411_120832_v2.jpg IMG_20130411_121007_2.jpg IMG_20130411_121217_v2.jpg
 
...so, der Feinschliff am Bandschleifer ist erledigt. Der Rest ist Handarbeit - hart, aber ungerecht.

attachment.php


Gruß Christian


DSCF4418_v2.jpg
 
Servus,

heute wurde das Messer von Hand bis Körnung 600 satiniert. Zuvor habe ich den Klingenrücken etwas entschärft und die Kanten etwas abgerundet.

attachment.php

attachment.php

attachment.php


DSCF4434_v2.jpg DSCF4433_v2.jpg DSCF4432_v2.jpg

Gruß Christian
 
Heute wurde geklebt. Zum anmischen des Klebers benutze ich eine digitale Waage, da ich bei größeren Mengen, das Verhältnis nicht genau abschätzen kann.

attachment.php


Hier harrt es nun der Dinge. Ich lasse, bis mindestens morgen, den Kleber aushärten.

attachment.php




DSCF4436_v2.jpg DSCF4437_v2.jpg
 
Der Griff ist jetzt fertig geschliffen und wird mit Tru Oil versiegelt. Das Prozedere dauert ein paar Tage, ist es aber wert.

attachment.php

attachment.php


DSCF4438_v2.jpg DSCF4439_v2.jpg

Gruß Christian
 
Schön dass du so viele Bilder reingestellt hast. Fast als wären wir dabei gewesen ;-)
Das Messer gefällt mir sehr gut!
 
Hallo,

eine sehr schöne und interessante Bilderserie. Könntest Du auch noch was zur verarbeitung der Nieten und der Öse schreiben/zeigen?

gruß
cph
 
Servus,


Könntest Du auch noch was zur verarbeitung der Nieten und der Öse schreiben/zeigen?

Die Pins sind aus 6mm VA-Rundmaterial und die Öse ist 10x1mm VA-Rohr. Die Löcher in der Klinge habe ich mit 5,8mm, bzw. 9,8mm gebohrt und mit einer 6mm und einer 10mm Reibahle aufgerieben. Die Griffschalen habe ich einfach 0,1mm größer gebohrt, da aufreiben hier nicht funktioniert. Ich habe die Pins nicht vernietet, sondern nur eingeklebt, das reicht.

Das Messer ist jetzt bis aufs Schärfen fertig. Bilder gibts hier:
http://www.messerforum.net/showthread.php?117792-Jagdmesser-aus-Micarta-und-CK75&p=919811#post919811

Gruß Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück