Ein Puukko und seine Geschichte

porcupine

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Vorweg: Ich habe dieses Puukko anläßlich eines Messerbauwettbewerbs hier im MF gemacht, war wohl 2003.
Es erreichte den letzten Platz ;)

Die Klingen wurden für alle Teilnehmer gleich bestellt, Lauri PT aus 1.2235, Kosten so bei 9 Eur.

Nun die Geschichte des Griffs, da muß ich etwas ausholen:
In unserer Kirchengemeinde gab es seit deren Gründung einen jährlichen Adventsbasar zu Gunsten sozialer Projekte am Ort. Dabei auch immer eine Tombola, wo gespendete Sachpreise verlost wurden, vom unvollständigen Teeservice mit abgesprungenen Rändern bis zum nagelneuen Toaster, Gettoblaster oder später auch Smartphone. Die Verantwortlichen nahmen jede Spende in die Verlosung.
Nun gab es da auch ein paar Sachen afrikanischer Herkunft, gespendet wohl von einer Witwe, dern Mann sein halbes Leben lang Pastor in Afrika gewesen war. Darunter ein aus Holz geschnitztes Kanu, ca. 25 cm lang, mit zwei Figuren aus Draht, hölzernen Kugelköpfchen, Baströckchen und Paddel in der Hand. Dieses Ding wurde verlost und kam - wie vieles andere - prompt im Jahr darauf als Spende wieder :) Und von Jahr zu Jahr konnte man sehen, wie es litt: Erst fehlte ein Paddel, dann zwei, dann lösten sich die Baströckchen auf.
Irgendwann durfte ich mit meiner Frau die Verantwortung für diese Tombola übernehmen. Wir änderten sofort die Regeln: Kein gebrauchtes und defektes Zeug mehr.
Zum Wegschmeißen war mir das Holzteil des Kanus zu schade, es hatte eine hübsche Farbe. So landeten nur die Drahtfiguren in der Wertstoffsammlung und das Boot in meiner Werkstatt.
Dann kam der Messer(griff)bauwettbewerb vom Messerforum. Dazu habe ich dann dieses ehemalige Boot zersägt, die Abschlussplatten aus Messing aus 100 Jahre alten Türscharnieren gefeilt und ein paar Stunden gewerkelt, bis das Messer fertig war.

Eine Scheide hatte ich ihm auch gebaut, die erwies sich aber als etwas zu weit. Zufällig hatte ich auch ein DNC-Messer, dessen Scheide ihm viel zu eng war. Flugs getauscht - beide passten perfekt. So ist es geblieben, das Messer begleitet mich schon 18 Jahre und ist jetzt volljährig. Es liegt meistens auf dem Küchenbord, allzeit bereit.
Die Feilarbeit am Klingenrücken hab ich später gemacht, für den Wettbewerb mußte er bleiben wie er war.

Aber seht selbst. Leider habe ich damals kein Vorher-Nachher-Bild gemacht. Und ich weiß bis heute nicht genau, was für ein Holz das ist. Palmenholz vielleicht? Kann es jemand an Hand der Bilder näher bestimmen?
Puukko 1 (2).JPG
Puukko 1 (5).JPG
Puukko 1 (4).JPG
Puukko 1 (6).JPG
Puukko 1 (7).JPG
Puukko 1 (8).JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja ja, das Mittsommers Messer! Ich erinnere mich noch gut. Wenn ich zurück bin, fotografiere ich meines auch mal. Porcupine, das ist ein schönes einfach und klar ausgelegtes Messer. Wieso nur letzter Platz?
Ich mag es.
Schöner als meines
Nidan war‘s, der das angezettelt hat.
 
Servus,
schönes Messer und Geschichte.
Weißt Du vielleicht, wo der Herr Pastor gewesen ist?
Bei uns in Kamerun ist die Stadt Foumban, der Geburtsort meiner Partnerin, eines der Zentren der Schnitzkunst,
allerdings gab es hier schon seit Ende des 19. Jhd. keine Baströcke mehr, sondern gewebte Kleidung.
https://carolventura.com/wood.htm
Dein Griff sieht mir nach einem Holz aus, das in West/Zentralafrika Iroko genannt wird,
wissenschaftlich Milicia Excelsa, hier gesägte Stämme:
Best Iroko Wood Suppliers In Douala, Cameroon
Das Holz ist granatenhart, und fühlt sich, frisch gesägt, leicht ölig an, ist leicht gelblich bis hellbraun.
Milicia excelsa – Wikipedia
Vielleicht ist es aber auch was ganz anderes... 😊
Hoffe, das hilft,
Gruß
Rudi
 
Wenn diese gelben Holzteile fasrig waren, könnte das tatsächlich
auf Palme hindeuten. Palme verholzt durch Umwelteinflüsse von außen nach innen.
Allerdings wäre es schon wieder ungewöhnlich, dass jemand Palmenholz zum
Schnitzen benutzt, da die Palme in vielen afrikanischen Kulturen eine mystische
Bedeutung hat. Je näher man vom Süden an den Sahel kommt um so mehr.
In den Oasen der Touareg im Sahel gelten die Palmen als heilig, und niemand
würde sie antasten, außer zur Ernte..
 
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