Erfahrung mit 1.2419.05

AJK

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Liebe Messerfreunde,
für 2025 habe ich mir vorgenommen, nach vielen Jahren Pause, wieder ein paar Messer selbst zu bauen.
Noch bin ich am Ideen sammeln und Gedanken sortieren, aber eines ist schon klar, mein alter Liebling, der 1.2442 ist nicht mehr aufzutreiben.
Jetzt bin ich auf den 1.2419.05 gestoßen. Hat da jemand Praxiserfahrung? Lohnt sich der Aufpreis zu 1.2419?
Oder soll ich, um näher an den 1.2442 zu kommen, im Wolframgehalt doch noch höher gehen? Da wäre dann wohl Apex ultra die naheliegende Option.

Ich werde im Stock Removal arbeiten. Es werde eher kleinere Klingen werden, mit feinen Schneiden: Schneidenwinkel 20-25°.

Gruß, Andreas
 
Ich habe mir diesen Stahl bei Xerxes bestellt, habe aber noch keine Erfahrung damit.
Zu bedenken wäre aber zB. die echt aufwändige Wärmebehandlung.
Ich baue mir desswegen gerade einen Härteofen.
Die Frage ist nun, muß man die angegebenen Temperaturen genau so einhalten?
Oder wäre es dann einfacher einen weniger anspruchsvollen Stahl zu nehmen?
 
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Hallo Andreas,

ich habe schon einige Messer aus 1.2419.05 gebaut. Der 1.2419.05 hat mich noch nie enttäuscht. Für mich ist er, neben dem 1.2552, einer der besten Carbon/Wolframstähle. Er wird sehr scharf, gut hart und hat eine sehr gute Schnitthaltigkeit. In der Bearbeitung ist er auch unproblematisch. Der 1.2419.05 ist die leistungsgesteigerte Variante des 1.2419. Der 1.2419 ist auch ein sehr guter Stahl. Durch den höheren Wolframanteil ist der 1.2419.05 vermutlich aber etwas schnitthaltiger. Wie groß der Unterschied zwischen den beiden Stählen in der Praxis qist, kann ich dir nicht sagen. Den Preisunterschied würde ich jetzt nicht überbewerten. Pro Klinge macht das vielleicht einen Unterschied von 2 - 3 € aus. Wenn man betrachtet wieviele Stunden man an einem Messer arbeitet, sollte der Preisunterschied keine besondere Rolle spielen. Wenn es aber auf jeden Euro ankommt, kann ich auch den Wolfram Spezial vom Nordischen Handwerk empfehlen, der ungefähr so viel kostet wie der 1.2419 und bezüglich der Zusammensetzung dem 1.2442 sehr ähnelt. Zum Wolfram Spezial wird hier ausführlich berichtet. Mit dem Apex ultra habe ich noch nicht gearbeitet.

Die Wärmebehandlung beim 1.2419.05 ist mMn unproblematisch. Da Du Stock Removal machst und nicht schmiedest, kann man auf das Normalisieren verzichten. Ich habe bisher nicht normalisiert und hatte keine Probleme damit.

Gruß
Matthias
 
Zu bedenken wäre aber zB. die echt aufwändige Wärmebehandlung.
Aufwändig finde ich die WB eigentlich nicht. Temperatur ist nicht das Problem. Ich mache das in einem Härteofen bei einem befreundeten Messermacher. Ist halt insofern Aufwand, weil ich ein Stückchen fahren muss und vorab klären, dass Trockeneis da ist. Ich warte da meist, bis ich drei Klingen zusammen habe, dann lohnt es sich eher.

Wenn man betrachtet wieviele Stunden man an einem Messer arbeitet, sollte der Preisunterschied keine besondere Rolle spielen.

Hast Recht, auf die Klinge gerechnet ist der Preis kein echter Entscheidungsgrund.
Wenn es aber auf jeden Euro ankommt, kann ich auch den Wolfram Spezial vom Nordischen Handwerk empfehlen, der ungefähr so viel kostet wie der 1.2419 und bezüglich der Zusammensetzung dem 1.2442 sehr ähnelt.
Super Tip! Den Wolfram Spezial hatte ich nicht auf dem Radar. Und danke für den Link auf den alten Beitrag. Mit einem verglühten Stahl hätte ich nicht gerechnet.

Gruß, Andreas
 
Moin

Kann das nur von der Schleiferseite beurteilen.
Der lässt sich easy mit allen gängigen Steinen schärfen . Hab ein Gyuoto bis 8K + dann Ohira Suite AO Renge...für Top schärfe...weit über allem aus DeutschlandStandardkram
Der Stahl kann was...

Gruss

Micha
 
Der lässt sich easy mit allen gängigen Steinen schärfen . Hab ein Gyuoto bis 8K + dann Ohira Suite AO Renge...für Top schärfe...weit über allem aus DeutschlandStandardkram
Der Stahl kann was...
Klingt genau nach meinem Ding :)
Weißt Du wie hoch das Gyuto gehärtet wurde?

Gruß, Andreas
 
Zu bedenken wäre aber zB. die echt aufwändige Wärmebehandlung.
Wovor hast Du da Angst? Austenitisieren, Abschrecken, Tiefkühlen, Anlassen. Alles kein Hexenwerk.

Ich baue mir desswegen gerade einen Härteofen.
Top! Ein eigener Ofen ist schon Klasse. Ich habe früher auch mal Schmiede- und Härteversuche mit der Holzkohleesse gemacht. Das braucht viele Versuche. Und weil die Esse im Freien war ging das im Sommer nur spät Nachts. Aber ich war ja noch jung ;)
 
Hallo,

Ich möchte auch gerne mal meinen Senf bezüglich Carbonstählen mit erhöhten Wolframgehältern geben.

Je mehr Wolfram und Kohlenstoff der Stahl hat, desto "cooler" wird das Messer. Die Standzeit von diesen Stählen ist beeindruckend.

Zwar habe ich keine Erfahrungen mit dem 1.2419.05, dafür aber genug mit Wolfram Spezial und Apex Ultra.

Alle diese Stähle lassen sich nach anständigem Weich- und Feinkornglühen relativ einfach härten. Wie oben schon genannt.

Problematischer ist meiner Meinung nach die Bearbeitung.

Die Bearbeitung vor der Wärmebehandlung/Härten ist für gewöhnlich mit Bandschleifer und spanenden Fertigungsverfahren (Bohren, Fräsen usw.) unkompliziert, wenn auch nicht schön.

Die "Probleme" kommen erst nach der Wärmebehandlung. Da diese Stähle nicht nur sehr hart, sondern dazu noch sehr Verschleißfest sind, verhalten diese sich eher unkooperativ beim Schleifen am Bandschleifer. Das kann aus eigener Erfahrung sehr frustrierend sein, wenn die Klinge aus Monostahl besteht, daher werden diese Stähle oftmals in San-Mai/Go-Mai Konstruktionen genutzt.

Möchte man diese Stähle effektiv bearbeiten gilt es das richtige Schleifmittel zu nutzen.

Dabei gibt es meiner Meinung nach 2 Vorgehensweisen.

Viel billiges Schleifband oder gute Schleifmittel(die Standzeit ist trotzdem gering)

Als gutes Schleifmittel hat sich für mich das keramische von VSM herausgestellt. Die Produkte von 3M wiederum erzeugen erstaunlich wenig Abrieb.

Bei Interesse erläutere ich das Thema schleifen noch etwas ausführlicher.

Gruß Lorenz
 
Bei Interesse erläutere ich das Thema schleifen noch etwas ausführlicher.
Sehr gerne. Vielleicht kann ich noch was dazu lernen.

Mit dem 1.2442 bin ich eigentlich zurecht gekommen. Wobei ich da auch schon ganz schön Zeit investiert habe... Ich könnte mir aber vorstellen dass Apex ultra nochmal eine andere Nummer ist.

Gruß, Andreas
 
Ich setz mal das Einverständnis von Xerxes voraus.
Hier sein Vorschlag für die WB:
Schmieden: Formschmieden (starke Umformung) zwischen 1100 °C und 850 °C. Feinschmieden (geringe Umformung) zwischen 850 °C und 750 °C.

Normalisieren: 2x auf 840 °C aufwärmen und sofort an der Luft auf unter 721 °C (Ar1) abkühlen lassen. Dann 3x auf 800 °C aufwärmen und sofort in Öl abschrecken, bis die Glühfarbe verschwunden ist.

Weichglühen: Ca. 60 Min auf 720 °C halten, dann Ofenabkühlung.

Härten: 820 °C (6-8 Min Haltezeit)

Abschrecken: Öl, AAA-DA oder Durixol V35

Anlassen: 175 °C bis max. 200 °C. 2x je eine Stunde, zwischendurch Wasserkühlung.

Erreichbare Härte: 64-66 hrc.

Anmerkung: Eine Tiefkühlbehandlung (-70 °C) zwischen dem Härten und Anlassen kann den Restaustenitgehalt senken und so bei gleicher Zähigkeit die Arbeitshärte erhöhen.

Nur zur Verständnis:
Angst habe ich vor vielen Sachen, Stahl und WB gehört nicht dazu, mich verwirrten nur die Temp. Angaben
840°C / 721°C / 720°C usw. usw.
 
Angst habe ich vor vielen Sachen, Stahl und WB gehört nicht dazu, mich verwirrten nur die Temp. Angaben
840°C / 721°C / 720°C usw. usw.

Das sieht schlimmer aus, als es ist.
Wenn Du nicht schmiedest, kannst Du das Normalisieren erst mal weglassen.
Und beim Härten machen 10 Grad mehr oder weniger auch nichts kaputt. Evtl die Haltezeit leicht anpassen.

Die 721°C (Ar1) beim Normalisieren sehen vielleicht etwas seltsam aus, aber das ist keine Temperatur, die Du treffen musst. Du musst nur drunter kommen, um den Austenit vollständig in Ferrit und Zementit umzuwandeln.

Gruß, Andreas
 
Sehr gerne. Vielleicht kann ich noch was dazu lernen.

Mit dem 1.2442 bin ich eigentlich zurecht gekommen. Wobei ich da auch schon ganz schön Zeit investiert habe... Ich könnte mir aber vorstellen dass Apex ultra nochmal eine andere Nummer ist.

Gruß, Andreas

Ich hab viel mit den Wolframstählen zu tun und experimentiere daher viel mit den verschiedenen Schleifmitteln um kosten zu senken.

Meiner Erfahrung nach sind im Polish die teuren 3m Schleifbänder Cubitron II absoluter Käse. Das Schleifmittel gleitet förmlich über den Werkstoff, außer wärme passiert da nicht viel, mehr Druck schafft da auch nicht wirklich Abhilfe.

Für 15€ bekommt man hier 1min Abrieb, danach "Sondermüll". :)

Korundschleifbänder zeigen sich hier überlegen, die gleich schlechte Standzeit bei einem preis von 2-3€. Ein Messer schleifen, für jede schleifstufe ein Schleifband. Auch viel Müll, dafür billig.

Für das schleifen von VHM Bohrern und Fräsern wird in der Industrie SiC verwendet, das gibt es auch als Schleifband, ich habe 40 stk bestellt und teste das bald. Meine Vermutung ist allerdings auch das es sich hierbei um einen kurzen Spaß handelt, da sich diese Scheiben schnell abnutzen, das band dürfte sich analog dazu verhalten. Die Bänder werden für gewöhnlich zum Lack schleifen verwendet.


Bei den groben Bändern habe ich viel ausprobiert(VSM, 3M, Norton, Klingspor, Sia, usw.)

Gezeigt hat sich auch hier, das technologisch fortgeschrittene Schleifmittel, sich unterdurchschnittlich verhalten.

Bewährt haben sich hier das XK 870 von VSM und das Blaze von Norton gezeigt (beim Blaze bin ich noch am Anfang meiner Tests)

Das schleifen unter Flut ist auch keine schlechte Sache, sogar empfohlen :) aber Sauerrei

*edit: Diese Tips beziehen sich auf effektives Arbeiten, wenn du Geduld hast geht das auch unkomplizierter.

Gruß Lorenz
 
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