Erfahrungen mit Zinn im Messergriff?

Hephaestos

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Hallo,
ich habe mich vornehmlich den nordischen Messertypen verschrieben... nun ist es in letzter Zeit populär geworden, Lagen von Zinn als Kontrast zwischen andere Materialien in den Griff einzulegen. Optisch wirklich sehr ästhetisch, aber hat jemand Erfahrung mit der Beständigkeit dieses Zinns?
Nicht nur, dass er ja relativ weich ist und wahrscheinlich schnell Macken bekommt... bei unter 13° wandelt sich doch eigentlich das Gefüge um und mit etwas Pech könnte einem der Zinn einfach rausbröseln.
Ich sehe diese Messer immer wieder im MM, aber zögere noch, dieses Material selbst einzusetzen...
Kann mir da jemand weiterhelfen?
Gruß
Hannes
 
Nach einem Fachbuch, dass ich gerade zur Hand habe, kann die Umwandlung bei -18°C beginnen.
 
Über die Umwandlung vom metallischen Zinn in das graue, spröde alpha-Zinn würde ich mir wirklich keine Sorgen machen. Der Umwandlungspunkt liegt zwar bei 13,2° C, aber die Umwandlungsgeschwindigkeit ist extrem klein. Es wird zwar berichtet, dass kleine Mengen von alpha-Zinn die Umwandlung beschleunigen, was als Zinnpest bezeichnet wird - aber das kommt in der Realität so gut wie nie vor, weil dazu dauerhaft tiefe Temperaturen nötig sind. Nicht einmal bei den Orgelpfeifen in ungeheizten Kirchen haben sie damit Probleme.
Zudem braucht man sehr reines Zinn, damit es überhaupt zur Umwandlung kommt.
Also ich sehe da überhaupt keine Probleme.

Ich wünsche viel Erfolg mit dem Griff :)
 
Danke an alle,
Dachte ich mir doch, dass das nicht so problematisch sein kann... Vielen Dank für die Ausführungen. Ich hatte das mit den 13° neulich im Zusammenhang mit Anforderungen an Museumsarchive gelesen und war nun etwas verunsichert.
Ich hab als Rohmaterial alte Zinnbecher, die ich aufschneide und flachbiege. Sie sind aus 95% Zinn, der Rest ist wahrscheinlich Blei, aber es steht nichts drauf... ich hab die Teile mal vor einiger Zeit auf dem Recyclinghof aus der Schrott-Tonne gefischt, und seitdem liegen sie im Keller. Sie sind noch völlig ohne Patina obwohl der Winter nicht allzu warm war. Aber ich war eben etwas unschlüssig ob das denn auch so bleiben wird.

Das Finish des Messergriffs (Danish Oil) wird wohl für eine gewisse "Beschichtung" des Zinns sorgen, und damit zu einer Verminderung des Luftkontakts. Spielt das eine Rolle, oder ist Sauerstoff bei der Umwandlung nicht beteiligt?

Ich wusste gar nicht, dass Orgelpfeifen aus zinn sind... aber so betrachtet, mache ich mir nun wirklich kein Sorgen mehr...

Beste Grüße
Hannes
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, Orgelpfeifen sind aus Zinn, zumindest die kleineren. Für die großen ist reines Zinn zu weich, die würden sich unter dem eigenen Gewicht verformen, deshalb bestehen die dann aus härteren Zinnlegierungen, soweit ich weiß.

Die Umwandlung vom metallischen in das spröde graue alpha-Zinn ist rein physikalisch. Das bedeutet, dass es sich bei höheren Temperaturen auch wieder zurückverwandelt.
Mit Sauerstoff und Oxidation hat das nichts zu tun.

Zinn mit 95% müsste eigentlich lebensmittelecht sein (wäre ja wünschenswert bei nem Messergriff, nicht dass man ständig schwarze Pfoten kriegt). Bei relativ reinem Zinn hört man ein Knirschen, wenn man es biegt, das ist das sogenannte "Zinngeschrei" - das sind die mikroskopisch kleinen Kristallite im Metall, die beim Biegen dieses Geräusch erzeugen. Wenn du das bei deinem Zinn hörst, müsste es sehr sauber sein.

Grüße, Confusius
 
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wird wohl für eine gewisse "Beschichtung" des Zinns sorgen, und damit zu einer Verminderung des Luftkontakts. Spielt das eine Rolle, oder ist Sauerstoff bei der Umwandlung nicht beteiligt?
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Beste Grüße
Hannes

Hallo Hannes,

ganz unbegründet ist Deine Sorge mit der Umwandlung des Zinns nicht. Man mischt dem Zinn nicht nur aus Ersparnisgründen in den meisten Fällen etwas Blei bei, sondern auch, damit die Umwandlung auf Dauer unterbunden wird. Gute Zinnlote enthalten ca. 40% Blei. Bleifreie Zinnlote neigen z.B. extrem zu sogenannter Whiskerbildung und werden dadurch so spröde, dass die daraus gefertigten Lötpunkte oder Leiterbahnen unbrauchbar werden.

Im übrigen ist die Umwandlung keine Korrosionsreaktion und wird deshalb nicht durch das Aussperren von Sauerstoff unterdrückt. Wenn Du vorsorgen möchtest, mische etwas mehr Blei unter.
 
Währ Bismut (Wismut(h)) da nicht Besser, weil härter, niedrigschmelzend und (so weit ich weis) nicht giftig?
 
nun ist es in letzter Zeit populär geworden, Lagen von Zinn als Kontrast zwischen andere Materialien in den Griff einzulegen. Optisch wirklich sehr ästhetisch, ....

Moin.

Ich frage jetzt einfach mal ganz blauäugig, was dagegen spricht Silber oder wenn es günstiger sein soll, eben Aluminium/Neusilber zu nehmen?

Bei einem Messer für die Vitrine ist es egal, aber im Gebrauch hat Zinn einfach deutlich mehr Nachteile als die anderen Metalle.
Im Übrigen besteht bei der Verwendung von Zinn und niedrig legierten Stählen die Gefahr der Kontaktkorrosion.
Hier gibt es eine nette Tabelle dazu:
http://www.wegertseder.com/pages/techdat/td9-korrosion-rostschutz.asp

Gruß
chamenos
 
Hallo Hephaestos,
bisher habe ich bei einem skandinavischen Messer, das ich gebaut habe, Zinn eingesetzt. In etwa zwei Jahren hat sich an der Zwischenlage bei gelegentlichem Gebrauch nichts verändert (es ist allerdings auch nicht besonders hart rangenommen worden), der Glanz ist erhalten geblieben. Ein dänischer Bekannter hat Zinn schon häufiger eingebaut und ebenfalls gute Erfahrungen gemacht. Natürlich ist es weich, aber da es nur für Zwischenlagen und nur in sehr dünner Stärke ( höchstens 2 mm) benutzt wird, ist es nicht so exponiert und die mechanische Belastung nicht so bedeutend. Wo es optisch hinpaßt, würde ich es wieder nehmen; es sieht m.E. schöner aus als Fibermaterial.
Gruß polarbaer
 
Was das Lot angeht,ist das mit dem Blei-Gehalt nicht für Trinkwasserleitungen zugelassen und Obi hat da für Dreikant Stangen mit 98%Zinn.
Es wird auch zum Beispiel Antimon wegen dem besseren Fließverhalten bei gemischt,deshalb liegt der Zinngehalt für Trinkgefäße,Löffel bei 94-95%.
Wie dick sind den die Lagen,ansonsten würde ich höchstens bei Schlagbeanspruchung ein Problem sehen.

Gruß Maik
 
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