Erneutes Härten?

Joe Freeman

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Guten Tag,
ich brauche mal eure Ratschläge.
Es geht um eine fertige geschliffene, gehärtete und geschärfte Klinge mit Flachschliff.
Die Klinge ist auf 54-56 HRC gehärtet und aus 440C, gesamt ca. 27cm lang mit einer Klingenlänge von ca. 15cm.
Die Stärke beträgt lediglich 1,1mm.
Nun meine Frage, ob man diese Klinge erneut härten kann?
Mir schweben so 59 HRC vor.
Schöne Grüße
Joe
 
Würde ich nicht machen.
Die Gefahr von Verzug oder welliger Schneide wäre mir zu hoch. Dazu kommt das Risiko von Verzunderung der Oberfläche.

Für den Aufwand könnte man die Klinge neu machen, dazu mit deutlich besserem Stahl.

Just IMHO

Gerhard
 
Hallo Joe, das ist kein Problem wenn man einiges beachtet.
Ich war härterei Leiter, mache selber messer und weiss wovon ich spreche.
So geht es.
-messer weich glühen, dazu gut in Zeitungspapier wickeln, mehrere lagen, dann in einen gut durchgeglühten Kohlenhaufen ,gut dunkelrot stecken, Kohlen oder Asche oben drauf, liegenlassen bis zum nächsten morgen.
Geht in jedem genügend grossen grill.
-falls nötig richten
-jetzt härten, wenn vorhanden in härteschutzfolie einpacken, auf temp. Bringen und mit der Folie ins Öl stecken.hinweis, die Folie an der schneide eng anklopfen.
-oder im Holzkohle Feuer selbst härten, sehr gut geht es mit diesen glühtöpfen wo man die Holzkohle vorglüht
-Kohlen auf temp. Bringen, Föhn oder ähnliches verwenden, Farbe sollte hellrot sein, hier liegt der Knackpunkt das muss man einschätzen können, dunkler Raum oder abends Voraussetzung.
-klinge senkrecht hineinstecken, griff lasse ich meist aussen , ca. 10 min. Reichen bei unseren Querschnitten aus, lieber etwas höhere Temperatur, macht bei unseren kurzen haltezeit en nichts aus, kurz herausziehen , schauen ob klinge schon die Farbe des Feuers angenommen hat, wenn nicht noch mal rein.
- klinge herausziehen, keine eile , bei diesem stahl gibt es vorne schon eine lufthärtung, senkrecht und langsam ins WARME Öl tauchen
- bis handwarm abkühlen, dann evtl abkochen , abbürsten und anlassen, siehe anlasskurve, aus dem Kopf würde ich sagen , so um die 220grd bis 250 rum, hängt vom martensitanteil ab , wie gut du umgewandelt hast.
- du solltest bei 220 mindestens 60 hrc erreichen, ach ja Geiz nicht mit der zeit , mindestens. 2std anlassen.
Das ist die selbst mach Methode. Im Ablauf macht es eine härterei auch nicht anders, nur kann man dort die Temperaturen und die Atmosphäre genauer steuern.
Ich hoffe ich habe es einfach rübergebracht, könnt es auch mit fachchinesisch unterlegen , aber das hilft niemand.
Gruß fritz
 
Aus eigener Erfahrung würde ich davon abraten erneut zu härten wegen der paar Rockwell. Die Gefahr, dass sich die Schneide wellt ist VIEL zu groß, gerade bei diesem sehr dünnen Material!
Mach lieber ein neues, dann kannst du gleich alle Dinge besser machen, die hier nicht so gut gelaufen sind (oder wenn du perfekte Messer machst, nochmal ein weiteres perfektes Messer herstellen :D)
 
Ich habe Heute leider auch ein 2. mal härten müssen der erste versuch brachte einen zu großen Verzug. Klinge erneut auf gut rot geglüht gerichtet und dann auf Härtetemperatur in der Esse gebracht . Rein ins Öl und kurz nachgerichtet. Anlassen und fertig geht ohne große Probleme. Weichglühen habe ich ausgelassen wüßte nicht wozu (könnte mir ja mal einer erklären). Klingenlänge war 28 cm lang ca 1,8mm dick Damast aus 1.2842 & 1.2767.
Gruß Mekki
 
Hallo Mekki , weichglühen dient dazu die Struktur des stahl es , der nach dem härten einfach gesagt aus martensitanteil in länglichen formen besteht , wieder in eine Kugelgelenk Ausgangsposition zu über führen. Solch ein Gefüge ist besser härter und verzieht sich nicht. Lange martensitnadeln können sich beim zweiten mal härten noch mal verlängern und zu Verzug führen. Oder auch grobkörnig werden.
Gruß fritz
P. S. Die Rissegefahr sollte ich noch erwähnen.
 
Vielen Dank für die Ratschläge. :super:

Ich werde die Klinge so lassen (OK, Griffschalen kommen noch drauf :hehe: ) und meinem Vater geben, der wird nicht meckern.

Mir ist die Klinge dann doch zu dünn um da noch etwas zu riskieren.

Beim nächsten Mal wird's besser.

@ Mariu.S.: Gibt es auch selbstgebaute Messer die nicht perfekt sind? ;) :p

@ fritz: Danke, die Anleitung kommt bestimmt noch zum Einsatz.

Schöne Grüße
Joe
 
OT: Als eine sehr selbstkritische Person muss ich leider gestehen: Keines meiner bisher gebauten Messer ist perfekt. Das liegt aber auch eher daran, dass ich vom Ehrgeiz getrieben bin, ein gutes Messer zu bauen. Es gibt aber irgendwie immer etwas, was nicht 100% glatt läuft. Sie schneiden alle und sehen schön aus, aber dann ist hier noch ein Kratzer oder eben 2°HRC zu wenig, Griffschalen nicht ganz exakt gleich, etc.
Andererseits gibt das auch Antrieb, stetig weiter zu machen und besser zu werden. Die wenigsten sind von Anfang an perfekt! Und es wäre ja auch langweilig, wenn man nichts lernen würde, oder? Wer rastet, der rostet! Man kann auch auf zwei Arten mit Fehlern umgehen: Resignieren und aufgeben oder aus ihnen lernen und wachsen ;)
So viel zu meiner Sicht des Messermachens.

Back to topic:
Einen Tip hätte ich noch für so dünne Klingen: Härte direkt nach dem du die Form ausgearbeitet hast, ohne Anschliff. Spanne das Material Zwischen zwei Stahlplatten ein, das garantiert dass es gerade bleibt. Sollte eine ähnlich starke Abschreckwirkung haben wie Öl, wenn der Kontakt vollflächig stattfindet. Danach Anlassen und am Bandschleifer den Anschliff machen - das macht aber nur Sinn, wenn du eine Wasserkühlung hast, ansonsten ist das viel zu aufwendig.

Viel Erfolg beim nächsten Messer,
Marius
 
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