Ersteindruck Spyderco "Reverse"

Hawkbill

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Moin.
Hier mal eine kurze Vorstellung des neuen Spyderco Reverse, welches seit Ende letzter Woche erhältlich ist.

Ein recht interessantes Messer, das mir beim Lesen des neuen Spyderco-Katalogs kurz nach dessen Veröffentlichung gleich ins Auge sprang.
Zunächst dachte ich "ok, ist ein fixed P'kal" (...genau, wie es im Katalog geschildert wird), auf den zweiten Blick stellte ich dann irritiert fest, daß der Griff auf der Abbildung einmal in der Reverse- und einmal in der normalen Orientierung zu sehen war. "Hä, zwei verschiedene Modelle?" Nee. Die Lektüre der Produktbeschreibung lieferte die Aufklärung: man kann den Griff umsetzen.
Aha, coole Idee. Also auch für Leute etwas, die dem Pikal-Prinzip nicht so viel abgewinnen können.

Ein Hawkbill als Fixed; stand natürlich sofort auf der Wunschliste - die meisten Serienmesser mit dieser Klingenform sind Folder (mal abgesehen davon, daß diese Klingenform für meinen Geschmack in der Messerwelt eh unterrepräsentiert ist ;) ) - also bei der ersten Gelegenheit zugeschlagen.

spydie-reverse.jpg

Der Entwurf basiert auf einer Zusammenarbeit von Michael Janich und Craig Douglas (letzterer gilt ja als Ziehvater der Pikal/P'kal-Idee). Den weiteren Hintergrund spar ich mir mal, kann man an anderen Stellen ausführlich nachlesen.

SR-pikal.jpg

Auf der offiziellen Homepage ist das Reverse zu diesem Zetpunkt noch nicht aufgeführt und der Katalog liegt dort nur als PDF vor, deswegen ein paar Specs:
Schneidenlange: ca. 8cm.
Gesamtlänge: ca. 19,5cm.
Klingendicke: von Spyderco mit 3,4mm angegeben (passt auch an der breitesten Stelle des Rückens - hab meinen Messschieber gerade verlegt und nur mit dem Stahllineal nachgemessen).
Griff: G10, mit angenehm griffiger Oberfläche.
Made in Taiwan.
Der Stahl ist CTS-BD1, welcher mir bisher nicht bekannt war. Soll sehr rostträge und schnitthaltig sein (laut Zusammensetzung scheint der so in die Richtung D2/Wekzeugstahl zu gehen [C=0,9; Mo=0,3; Si=0,37; Cr=15,5; Mn=0,6; V=0,1]; bin ja nicht so der Stahlexperte, vielleicht möchte sich da ein kompetenterer Forumit zu äußern) .
Wir werden sehen, wie der sich im Alltag schlägt. Insbesondere auf das Nachschärfen bin ich dann gespannt. Hawkbillklingen sind da ja im Regelfall etwas undankbarer als "normale", aber zum Glück ist die Kurvatur hier nicht so extrem ausgeprägt und Serrations gibts ja auch nicht.
Ach so, im Profil ist das übrigens Flachschliff, bis zum Rücken hochgezogen.

Ausgeliefert wird das Reverse mit einer Boltaron-Scheide und G-Clip.
Die Scheide finde ich hier mal recht gelungen; das kenne ich von Spyderco auch anders (z.B. beim Street Beat oder alten Ronin). Zumindest wirkt diese hier nicht nicht so, daß ich mir am liebsten eine neue machen lassen würde. ;)
Der G-Clip von Spyderco ist grundsätzlich ganz praktisch, bei mir am Gürtel wackelt der allerdings immer so rum und lässt sich im Bedarfsfall nicht so schnell abnehmen, wie ich das gerne hätte - weswegen ich das kleine TekLok bevorzuge. Hab ich also mal umgebaut. Vier Löcher sind vorgegeben; passt also für verschiedene Trageweisen.

SR-sheathed.jpg

Und nun zum vielleicht interessantesten Punkt. Die Wechselfunktion der Klinge wurde dadurch realisiert, daß der Erl symmetrisch in Ausfräsungen der beiden Griffhälften passt.
Fulltang ist das logischerweise nicht, hätte sonst ja nicht mit dem Umriss der Griffschalen geklappt. Gehalten wird der Erl von den ersten beiden Schrauben.

SR-open.jpg
SR-open2.jpg

Vermutlich gibts Leute, denen das zu unsicher oder instabil vorkommt; das passt aber spielfrei sehr gut zusammen und hält sehr fest. (Ist ja schließlich auch kein Messer fürs Batoning, nich?)

SR-closed.jpg

Tatsächlich fand ich es sogar gar nicht mal so einfach, die Schalenhälften auseinander zu bekommen, selbst als die Schrauben raus waren (zumidest solange noch die Muttern drinsteckten).
Zum Aufschrauben liegt ein kleiner Torx-Schlüssel bei.

Wie sich das Ding EDC-mäßig schlägt, wird sich zeigen. Obwohl ich da jetzt ehrlich gesagt keine großartigen Bedenken habe, da ich mit meinen Hawkbill-Foldern auch immer sehr gut klargekommen bin. In der nächsten Zeit werde ich das Reverse zumindest mal anstelle meines "old, trusty Street Beat" tragen.

In diesem Sinne ein abschließendes Foto, zum Größenvergleich

SR-compare.jpg

Gruß,
Hawkbill
 
Na gar so kurz ist deine Vorstellung ja gar nicht geworden ... Danke für den Aufwand :super:

Vor allem das Erlbild bei geöffneten Schalen finde ich interessant. Also wenn das nicht halten sollte, dann weiß ich nicht.

Und beim letzten Bild habe ich große Augen gemacht, denn ich dachte das Reverse wäre schon etwas größer als das Streetbeat. Dafür ist das Markenzeichenloch sehr dominant ... leider bin so gar kein Freund vom Klingenloch in festehenden Messern.
 
Bezüglich der Größe:
Ja, als ich die nebeneinander gelegt habe, war das auch mein Gedanke.

Und ohne den direkten Vergleich kommts mir auch jetzt immer noch irgendwie ein kleines Stückchen länger vor, wenn ichs in die Hand nehme.

Habe auch schon überlegt woran das liegt. Vielleicht daran, daß der Umriss nicht so bullig wirkt wie beim Street Beat, die Klinge vorne so spitz ausläuft und/oder der Griff ein etwas größeres Verhältnis von Länge zu Breite Und Dicke hat, als beim Street Beat. Irgendwie kommt das Reverse schlanker rüber - und nicht so "untersetzt". :D
 
Erfüllt das große Klingenloch denn einen Zweck? Von den bildern her könnte ich mir vorstellen, daß es hilfreich sein könnte, um das Reverse kurz zu grifen und mit dem Mittelfinger am Coil dann die Klinge zwischen Daumen und Zeigefinger zu greife, letztere von beiden Seiten auf dem Loch als Lager. Oder geht das in Real nicht?
 
@ polaris1977: Nee, das Loch ist anscheinend ein reines Stilelement bzw. eben da als Spyderco-Markenzeichen.
Bei der von Dir beschriebenen Griffposition ist der Zeigefinger recht unbequem eingeknickt. Eine bessere Griffigkeit oder besseres Handling ist damit im Vergleich zum normalen Griff nicht gewährleistet (eher deutlich schlechter) und "kurzes Greifen" ist bei einem Messer in dieser Größenordnung glaub ich auch nicht unbedingt nötig. Für mehr Kontrolle könnte man auch einfach den Daumen auf den Klingenrücken legen.
 
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Der Stahl ist CTS-BD1, welcher mir bisher nicht bekannt war. Soll sehr rostträge und schnitthaltig sein (laut Zusammensetzung scheint der so in die Richtung D2/Wekzeugstahl zu gehen [C=0,9; Mo=0,3; Si=0,37; Cr=15,5; Mn=0,6; V=0,1]; bin ja nicht so der Stahlexperte, vielleicht möchte sich da ein kompetenterer Forumit zu äußern) .
Wir werden sehen, wie der sich im Alltag schlägt. Insbesondere auf das Nachschärfen bin ich dann gespannt.
Na da haben wir ja was gemeinsam, denn ich bin auch kein Stahlexperte. Muss ich auch gar nicht sein, denn ich will ja bloß schneiden.

Wenn ich aber das / die Datenblätter lese, dann bemerke ich eine auffallende Übereinstimmung zwischen CTS-BD1 und GIN-1 (G2). Ich schließe daraus, das CTS-BD1 die amerikanische Variante vom japanischen GIN-1 ist.

GIN-1 oder die andere Bezeichnung G2 war der Stahl in den Anfangstagen von Spyderco und erlebt nun wieder eine Wiederkehr. Ich habe ein paar Messer mit diesem Stahl in Verwendung und das Nachschärfen sollte eher auf der leichteren Seite zu erledigen sein. Wirst schon sehen ... und wenn nicht, dann bitte deine Wortmeldung.
 
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Danke für die Vorstellung. Die pfiffige Idee mit dem Wendegriff ist mir im Katalog schon aufgefallen.

Den CTS-BD1 Stahl kenne ich vom UK Penknife, das ich 1 Jahr lang täglich dabei hatte. Er ist problemlos nachzuschärfen, aber fällt auch nicht mit besonderer Schnitthaltigkeit auf. Bei einigen Cold Steel Modellen ersetzt er den AUS8A in den 2015er Versionen der Messer.(quasi ein kleines Upgrade)

Gruß Froghunter
 
@ Hwakbill:
Schade, ich dachte da wäre vielleicht noch was ergonomisches drin, so ähnlich wie bei den Gorm-Küchenmessern. Ich halte meine Küchenschälmesser mit Hawkbill öfter mal so kurz. Kann man das Loch vielleicht als Lager für den Daumen benutzen, während man mit den Zeigefinger auf den Klingenrücken legt?
 
Das geht schon eher. Wobei ich das in dem Fall bequemer finde, den Daumen vor die Griffschale aufs Ricasso zu legen. Die Bequemlichkeit ist aber vermutlich auch von der jeweiligen Handgröße abhängig. - Das Loch trägt bei mir jedenfalls nicht zur Griffigkeit bei.
 
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