Erstes eigenes Rasiermesser

@buddel: ein sehr schönes Messer hast Du da gemacht. Offensichtlich nach historischen Vorbildern.

Noch mein Senf: ein wunderbares Rohmaterial für ein Rasiermesser sind alte Markenfeilen, Flohmarkt und so. Aber Achtung, sehr große Feilen sind meist aufgekohlt. Die kannst Du nicht brauchen. Aber eine mittelgroße Markenfeile (Grobet, Hase, Bock, Dick, Pferd, Nicholson) sollte es tun. Und unbedingt die Sache mit den Wärmebehandlungen ernst nehmen. Notfalls nochmal and die Experten (roman, U.Gerfin) wenden.

Anlassen am besten direkt nach dem Härten, gerne noch handwarm. Und mehrfach. 2 mal, und Luftauges Rat mit der Friteuse kann ich nur befürworten. Das sind wirklich gleichmäßige Bedingungen, notfalls noch mit Thermometer kontrollieren. Die Rasiermesserklingen passen noch prima in normale Friteusen.

Mach noch mal so ein schönes Messer, und dann rasiert sich bald die ganze Gemeinde hier nur noch mit Messer.
 
Danke für die aufmunternden Worte Herbert :)

Das mit den Feilen ist sicher eine gute Idee, aber muss ich da nicht schmieden, um die erstmal grob in Form zu bringen? Davon hab ich bisher gar keine Ahnung, geschweige denn die Möglichkeiten. Was bedeutet "aufgekohlt"?

Nach 1.2210 hab ich auch schon gesucht, aber bisher leider keinen Flachstahl gefunden :mad: , nur Rundstahl - und wieder stellt sich das Problem mit dem Schmieden...

Bez. der Wärmebehandlung werde ich das nächts mal wohl die Hilfe von W. Borger oder http://www.armin-drumm.de/daten/haerteservice.htm in Anspruch nehmen. Ich hab im Moment noch nicht mal ein Thermometer für den Gasherd oder eine Friteuse. Mit der Zeit wird das dann sicher alles noch kommen, aber ich lass mir Zeit....... obwohl ich gern alle auf einmal machen wöllte :irre:
 
Klar wäre 1.2210 praktisch, aber es geht wirklich auch ohne.
Feilen sind eine Variante, ich würde Kugellager empfehlen, aber da hast du auch wieder die Sache mit dem Schmieden....
Etwas mehr als 1%C und sonst wenig anderer Kram, der da rumstrolcht, das musst du suchen.

"Aufkohlen" heißt einfach gesagt: Einen kohlenstoffarmen Stahl in Kohlepulver einpacken und ~930° heiß machen. Der Kohlenstoff diffundiert in die Oberfläche, aber nicht mehr als vll. einen Millimeter im Normalfall, eher weniger. Dieser Bereich ist dann sehr Kohlenstoffhaltig und damit sehr hoch härtbar. Der Rest des Werkstücks ist aber nutzlos für unserer Zwecke.
 
Nur noch mal für den Newby zum mitmeißeln. Das Anlassen muss also unmittelbar nach dem Härten erfolgen, sonst bringt es im Bezug auf das Gefüge nichts mehr?

Machen 1-2 Rockwell Unterschied wirklich so viel aus? Ich hatte beim nächsten eigentlich an feines Gefüge und nur 60-61 HRC gedacht?

Die Sache mit den Rockwell wird oft falsch verstanden. es geht um die Wärmebehandlung, und wenn die richtig gemacht wird, dann hat der Stahl nicht nur eine definierte Härte, sondern auch andere Eigenschaften (Kerbschlagfestigkeit, Zähigkeit, Bruchfestigkeit, Rostbeständigkeit etc.) diese anderen Eigenschaften lassen sich aber nur weitaus schwieriger bestimmen. Daher prüft man nach dem Härten und Anlassen ganz einfach die Härte nach Rockwell, und wenn die im vorbestimmten Rahmen liegt (Steht in der Anleitung zur Wärmebehandlung für jeden Stahl) dann passen auch die anderen Parameter und die Behandlung war erfolgreich. Die meisten Menschen glauben, daß ein möglichst hoher Wert für das Messer gut ist, das ist natürlich Unfug. Und ein Messer überhaupt nicht anzulassen, um sexy 63 HRC zu erhalten, ist natürlich falsch, wenn der Stahl nach der Wärmebehandlung nach Tabelle nur zwischen 56 und 58 haben soll.
Der Stahl muß nach der Wärmebehandlung für ein Rasiermesser nicht nur irgendwas um 60 HRC haben, sondern sich auch dünn ausgeschliffen unter dem Fingernagel aufbeuelen lassen. Ich habe etliche Rasiermesser, aber die alten aus Karbonstahl sind mir die Liebsten, denn die haben eine feine Schneide, das merkt man beim Schleifen und beim Rasieren, besser als die aus rostfreiem Stahl. Letztlich ist aber gerade bei einem Rasiermesser der Steuermann wichtig, und wenn Du mit dem Messer zurechtkommst, dann los. Bei den alten Messern haben sich die Hersteller um die Härte nicht gekümmert, weil sie diese nicht gemessen haben (Geht auch heute nicht, weil die Schneide zu dünn ist und der Diamantkegel nicht richtig eindringen kann). Die Alten hatten einfach mehr Übung bei der Fertigung und beim Rasieren. Beim Rasieren mit dem Messer kommen drei Variabele zusammen: einmal die Klinge, dann der Steuermann und dann auch noch der Bartwuchs (dicke rote Haare oder zarter Flaum). das nur so auf die Schnelle, BTW: Tolles Messer und eine Klingenform, wie ich sie bevorzuge.
 
Hallo Buddel,

bin gerade vom System auf Hobel umgestiegen. Die ultimative Steigerung wäre wohl ein Rasiermesser wie Deines. :super:
Da freut man(n) sich ja direkt auf die nächste Rasur.

Kompliment und Gruß
Klaus
 
Servus Buddel,

Wow, ich bin total begeistert von deinem 1. Messer! Und dann gleich noch so ein tadelloses Filework und einen eigenen Stempel...Respekt!

Da bin ich ja wahnsinnig auf deine nächsten Versuche gespannt.
Meld dich bei mir wenn du weichgeglühten Feilenstahl brauchst. Ich komm im Moment leider eh nicht dazu an meinen Projekten weiter zu machen.

Gruß
Tobias
 
Servus Buddel,

Wow, ich bin total begeistert von deinem 1. Messer! Und dann gleich noch so ein tadelloses Filework und einen eigenen Stempel...Respekt!

Da bin ich ja wahnsinnig auf deine nächsten Versuche gespannt.
Meld dich bei mir wenn du weichgeglühten Feilenstahl brauchst. Ich komm im Moment leider eh nicht dazu an meinen Projekten weiter zu machen.

Gruß
Tobias

Hallo Tobias,
dein Angebot nehme ich gern an. Hab dir im http://www.gut-rasiert.de/forum/index.php eine PM gesendet.

Danke Fabian,
für den Link, werde ich mir gleich ein Bookmark drauf setzen.

@all: Ein sehr nettes Mitglied hat mir die Tel.-Nr. von Willi Peter gegeben, mit dem ich gestern telefonieren durfte. Da ich noch was vorhatte, war das Gespräch leider viel zu kurz. Allerdings hatt sich Willi bereit erklärt, sich das Messer mal anzusehen und mir dann noch Tipps und Hinweise zu geben. Ich bin schon sehr gespannt auf sein Feedback.

Über die sehr nette und hilfsbereite Kommunikation hier im Forum bin ich immer wieder begeistert :super:
 
Ich wollte noch mal kurz berichten, was Willi Peter zu dem Messer gesagt hat. Allerdings sehe ich mich gezwungen seinen 14-seitigen Brief für das Forum ein wenig einzukürzen ;)

Nach seinem Test schreibt er:
"Als ich das Messer in den Händen gehalten habe, war men Eindruck: -Respekt-! Wenn Sie dieses Messer, so in aller Gänze, mit diesem herrlichen Griffschalenstück, selbst hergestellt haben, dann kann ich nur staunen und gratulieren. Das Messer hat beim Rasieren ein sehr angenehmes Handling.
Der Stahl ist alles andere als falsch = grobkörnig gehärtet. Es hätte nur noch härter sein dürfen, denn der Stahl ist bereits so weich, dass sich bei unsanfter Handhabung die Mikroskopschneide umlegen will, d.h. der Stahl neigt bereits zu plastischer Verformung. Bei herrvorragenden Rasierstählen offenbart sich auch im Mikrobereich bleibende Elastizität, - dauerhaft bleibende Elastizität.
Ich habe mit meinen Methoden die Härte getestet und behaupte (mit Vorbehalten meiner Unvollkommenheit gegenüber), dass sie 59 -59,5 HRc beträgt. Wahrscheinlich haben Sie beim Schleifen doch noch die Härte beeinträchtigt, denn 63 HRc scheinen mir besser gewesen zu sein.

Bei anderen Stählen sieht die Sache, - diese Sache -, etwas anders aus, weshalb Sie aus der Rockwellhärte eines Rasiermessers von vornherein keine zuverlässsigen Rückschlüsse auf die zu erwartenden Rasiereigenschaften ziehen können. Man muss es jedesmal ausprobieren..."


Wie gesagt nur ein Auszug. Natürlich gab es auch Kritik in dem Brief. Dies bezog sich vor allem auf die Klingenform und den Hohlschliff. Herr Peter ist der Ansicht, dass vorzügliche Ergebnisse nur mit einer vollhohlen Klinge, sehr gern auch schmaler als 5/8, zu erzielen sind. Weiterhin lehnt er die geschwungene Schneide wegen des "ziehenden" Schnittes ab.
Dieser Teil ist kurz zusammegefasst unter den Satz zu ziehen: "...Man kann ein Rasiermesser nicht mehr besser machen wie jahrhundertelang in Solingen praktiziert."

Es folgen weitere ausführliche Ausfürhungen über das schärfen und ledern von Messern nach seiner Methode.

Das würde aber denke ich den Rahmen hier sprengen. Auf jeden Fall bin ich Herrn Peter für seine Hilfe und seine klaren Worte sehr dankbar. Trotzdem werde ich noch ein bisschen (unter Beachtung seiner Ausführungen) mit ausergewöhnlichen Form experimentieren. Ich denke, dass ist wie bei Autos. Es gibt die praktischen und es gibt die schönen :D
 
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