Erstlingswerk: Küchenhelfer aus Resten

jollo74

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Hallo zusammen,
Ich wollte Euch hier gerne mein erstes selbstgebautes Messer zeigen und um ein paar Ratschläge bitten :D.

Daten:
Gesamtlänge 29 cm, davon 14 cm scharf
Klingendicke ca. 1,3 mm, ballig auf (fast) Null
Klinge aus altem Bandsägeblatt
Griffschalen aus alter Eichenbohle
Pins aus 4 mm Eisennagel

Erstling.jpg


Erst wurde der Stahl weichgeglüht, dann die grobe Form geflext und gefeilt, anschließend Grobschliff auf Bandschleifer mit 80er Körnung. Beim Bohren der Pin-Löcher dann die ersten Schwierigkeiten - mein Stahlbohrer verglühte aber kein Loch zu sehen :staun:. Ab in den Baumarkt und "HSS-Kobalt-Bohrer" gekauft - auch nix gerissen :argw:. Dann die Erleuchtung: Suchfunktion im Messerforum benutzen :ahaa:! Betonbohrer mit Hartmetallscheibe für 1,20 EUR gekauft, auf'm Schleifbock "angespitzt" und ZACK - Löcher fertig :super:.

Im Säulengrill mit Holzkohle und Heißlufthaartrockner erhitzt und im Sonnenblumenölbad (ca. 50°C) abgeschreckt. Die Klinge hatte einen ordentlichen Härteverzug... Dann Anlassen für 1 h bei 200 °C. Nach dem Richten und groben Abschleifen der Zunderschicht der Schreck - an der Schneide hatte sich ein ca. 3 mm langer Riss gebildet:

Riss.jpg


Ich hab' das Messer einfach trotzdem fertiggestellt, zugegebenermaßen deutlich "rustikaler" als ursprünglich angedacht. Die Griffschalen wurden zusätzlich zu den Pins mit Epoxykleber befestigt und anschließend mit Ballistol behandelt. Dann mit dem Lansky-Set mühsam geschliffen - die Härte scheint recht hoch zu sein :D.

Der erste Einsatz in der Küche war ein großes Vergnügen :D - kein Gemüse oder Speck war der dünnen und scharfen Klinge gewachsen :teuflisch!

Streichholz.jpg


Jetzt zum Abschluss noch ein paar Fragen, vielleicht habt Ihr ein paar Tipps für mich:

- Wie kann ich Härteverzug und -risse minimieren - heisseres Öl beim Abschrecken und/oder weniger fein ausschleifen?
- Reicht Ballistol zur Griffbehandlung? (Nach mehrmaliger Benutzung fing das Holz leicht an zu "fasern")

Liebe Grüße
Jörg
 
Um Verzug zu vermeiden heisst es immer, man soll ca. 0,2 mm an der schneide stehen lassen. Obs wirklich entscheidend ist, kann ich nicht sagen.

Sehr schönes Messer das du da aus ganz einfachem Material gemacht hast, gefällt mir! Der Griff liegt bestimmt schön in der Hand....

Frohe Ostern euch allen,
Grüße Thomas
 
Also Ballistol ist meiner Meinung nach ungeeignet. Ich würde dir Leinöl empfehlen. warm machen und den Griff ordentlich vollsaugen lassen. Das an mehreren Tagen machen und am End in geschmolzenem Bienenwachs baden und vollsaugen lassen. Dann mit nem Lappen polieren. Lappen, die mit Leinöl verschmutzt sind, am besten kontrolliert im Grill abbrennen, da sie zur Sebstentzündung neigen.


Um den Härteverzug zu minimieren: Vorne an der Klinge noch 0,5mm Material stehen lassen, möglichst gleichmäßig über die ganze Länge Ich hatte jetzt nach einem Dutzend Messern nur bei meinem zweiten Messer Verzug. Seitdem nicht mehr.

Beim Erwärmen darauf achten, die Klinge "hochkant" zu stellen, also nicht auf der Seite liegend.
Ebenso beim Eintauchen ins Öl.

Beim Schleifen nicht zu warm werden. Keine Anlassfarben! Immer schön in Wasser kühlen.

Mach vorm Härten alle groben Riefen aus der Klinge. Das erleichtert später das Finish und vermindert weiter die Rissgefahr.
 
ein schöner rustikaler küchenhelfer. ich behandle meine griffe mit schaftöl, da ergibt sich ein schöner glanz.

frohe opstern
toni
 
Du kannst die Klinge vor dem Härten Spannungsarm glühen, das vermeidet Verzug. Natürlich auch darauf achten während des Schleifens möglichst wenig Spannungen ins Material zu bringen.
Schleifen und zwischendurch in Wasser kühlen würde ich nicht, lieber mal 10 Minuten liegen lassen wenn es zu warm wird.

Ideal wäre vor dem Härten 1 mm drauflassen und dann am langsam laufenden Wasserstein fertig schleifen, so hat es mir Roman Landes vor kurzem in diesem Thread geschrieben http://www.messerforum.net/showthread.php?t=83238.
Gruss schakaa
 
Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und die wertvollen Tipps :D:super:!

Die Griffschalen werde ich dann mal mit Leinölfirniss behandeln. Und beim nächsten Messer beim Härten und Abkühlen die Klinge lotrecht halten. Und ich werde die Klinge das nächste mal vor der Wärmebehandlung nicht ganz so fein ausschleifen. Nur so richtig viel (bspw. 1 mm) werde ich nicht stehen lassen, da ich über keine Möglichkeit zum gekühlten Schleifen verfüge und Angst habe, die Klinge "weichzuschleifen".

Nochmals vielen Dank für Eure Ratschläge :)
Jörg
 
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