Auch wenn es etwas OT ist, ich glaube, hier muss mal mit ein paar Gerüchten aufgeräumt werden.
Der ominöse Eisensand ist kein Sand, sondern schlicht und einfach ein erodiertes Magnetit-Erz. Auch das Wort Sand an sich ist irreführend, weil die Körnchen nicht unbedingt pulverfein sind. Dieses Erz kommt jedenfalls auch in Europa vor und wurde auch hier zur Stahlherstellung per Direktverhüttung verwendet. Der Vorteil des Erzes liegt darin, dass es ziemlich sauber ist und wenig Schlacke sowie in aller Regel wenig Stahlschädlinge enthält.
Der Tatara-Ofen ist nichts weiter als ein großer Rennofen, in dem eben große Mengen Stahl und Eisen auf einen Schlag hergestellt werden können. Die daraus resultierenden Luppen bestehen nur zu einem Bruchteil aus dem, was Tamahagané genannt wird. Der Rest ist Renneisen und Stahl mit niedrigem C-Gehalt sowie Gusseisen. Der Riesenvorteil eines so großen Ofens liegt darin, dass sich aufgrund der extrem langen Laufzeit große Mengen hoch aufgekohlten Materials entwickeln und diese großen Mengen auch noch in großen (dicken und zusammenhängenden) Schichten auftreten. Außerdem kann die Schlacke sehr langsam fast vollkommen ablaufen, da die Luppe durch verschiedene "Schichten" von Windöffnungen sozusagen Hochgezüchtet wird. Außerdem beherrschten und beherrschen die Leute, die den tatara betreiben ihr Handwerk, weil sie es zumindestens früher immer Vollzeit betrieben haben, was nicht zu vernachlässigen ist.
All das macht natürlich die "Gewinnung" des sauberen Ausgangsmaterials relativ (!!) einfach, was bei einer kleinen Luppe aus ein paar Dutzend Kilo Material aus einem europäischen Rennofen der heute oft gebauten Art oder aus einem Wakita (kleienr japanischer Rennofen) deutlich anders aussieht. Hinzu kommt, dass in Japan immer großen Wert auf die Verwendung sehr sauberer Holzkohle gelegt wurde, was die Reinheit des erzeugten Materials weiter verbesserte.
Allerdings konnten die Europäer so was auch, nur baut heute kaum noch einer die riesigen merowinger- und karolingerzeitlichen Rundöfen mit natürlichem Zug nach, weil es so aufwendig ist und viel Geld kostet. Das es dennoch funktioniert, hat z.B. Régis Aranda von der HISPAMÉBRO in Frankreich gezeigt. Der hat so einen Ofen gebaut und in 50 Stunden über 600 kg Erz darin verhüttet. Die resultierende Luppe von etwa 320 kg zeigte einen Aufbau, der ebenfalls aus Schichten von unterschiedlich reinem und hoch-/niedrig-C-haltigem Material bestand.
Die Europäer sollten nicht immer so sehr ihr Licht unter den Scheffel stellen und bei allem, wo "Japan" drauf steht direkt in Oohhhs und Aahhhs ausbrechen. Die Stahlherstellung aus Rennöfen war hier schon viel früher und genauso hoch entwickelt wie in Japan. Nur endete bei uns das Mittelalter um 1500 und in Japan erst um 1863. Daher sind die Methoden hier verloren gegangen und in Japan oft in ihrer vollen Umständlichkeit erhalten geblieben, was uns ob des betriebenen Aufwandes oft staunen lässt.
Logisch wäre daher, wenn der Arno seinen Europaner in Richtung Europäer weiterentwickelt und dafür guten alten europäischen Raffinierstahl verwendet. Mehr als die Hälfte des Weges hat er ja schon und das Ergebnis finde ich sehr, sehr überzeugend. Gibt es eigentlich einen Testbericht von dem Messer in der Praxis?
Achim