Fällkniven A1Pro - Der Superlativ eines Überlebensmessers

jfive

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Das Unternehmen Fällkniven zählt seit knapp zwei Jahrzehnten zu den gefragtesten Herstellern von Jagd- und Überlebensmessern. Das Rezept aus Qualität, Funktion und pragmatischem Design geht auf und macht Messer wie das F1 oder A1 zu Klassikern, die Ratsuchenden auch heute noch häufig empfohlen werden. Auf diesem Erfolg ruht sich Fällkniven jedoch nicht aus. Einige ihrer Modelle hat die Firma deshalb zusätzlich in einer aufgewerteten Version, der “pro”-Serie auf den Markt gebracht. Nachdem ich bereits das kleinere F1pro unter die Lupe genommen habe, möchte ich mich heute dem größten Exemplar aus der Professional-Reihe widmen, dem A1pro. Was man von diesem Messer erwarten kann und für welche Anwendungszwecke es geeignet ist, möchte ich im Folgenden genauer beleuchten.

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Die Ansage ist unmissverständlich: Professional! Wer das auf seine Klingen lasert, der sollte auch entsprechend abliefern. Diese Ansicht teilt man bei Fällkniven und zeigt sich bemüht, dem Anspruch gerecht zu werden. Doch was heißt das konkret für das A1pro? Der Entwickler des Messers sieht dieses Modell als Überlebensmesser, dessen Aufgabe es ist, dem Träger mit maximaler Zuverlässigkeit zur Seite zu stehen. Es erhebt nicht den Anspruch eines spezialisierten Messers wie dem eines Jagd-, Fisch- oder Schnitzmessers. Absolute Robustheit steht hier im Vordergrund, was durch die 7mm starke Klinge im Konvexschliff untermauert wird.

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Dass das auf Kosten einer feinschneidenden Klinge geht, ist zu erwarten. Für filigrane Arbeiten oder Aufgaben, die eine dünne Klinge erfordern, wurde das A1pro nicht entworfen. Gröbere Hack- und Spaltarbeiten sollten dem Messer dafür recht gut von der Hand gehen. Natürlich ist bei solchen Aufgaben ein Beil oder eine Axt überlegen. Das A1pro versucht jedoch die robuste Eierlegende Wollmilchsau zu sein - mit dem klaren Fokus auf härteren Arbeiten. Nicht überraschend aber dennoch bemerkenswert: Wenn auch kein “Schnippler”, so kommt das A1pro dennoch mit einer respekteinflößenden Schärfe daher, wie man sie bei Produkten der Konkurrenz nur selten im Auslieferungszustand vorfindet.

Manch einer mag sich fragen, worin die hauptsächlichen Unterschiede zwischen A1 und dem neuen A1pro bestehen. Zu nennen wären hier einerseits der laminierte CoS Stahl, der anstelle des sonst verwendeten VG 10 Stahl-Laminats zum Einsatz kommt. CoS verfügt über 1,1% C, 16 % Cr, 0,3% W, 1,5 % Mo, 2,5 % Co und 0,3% und ist auf Grund dieser Zusammensetzung recht Verschleißbeständig. Zudem verfügt der Stahl über eine gute Zähigkeit und ist deshalb weniger anfällig für Ausbrüche.
Zusätzlich wurde der Stahl von ordentlichen 6 mm auf 7 mm Rückenstärke verstärkt. Wie bei allen Modellen der Pro-Serie ist das Parierelement aus Edelstahl gefertigt. Auch die Zytel-Scheide, die Geometrie des Erls sowie die Höhe des Klingenanschliffs wurden überarbeitet. Das Messer wird in einem Plastikköfferchen geliefert, das einen DC4 enthält. So kann das Messer jederzeit problemlos nachgeschärft werden.

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Um die Fähigkeiten des A1Pro in der Praxis zu testen, habe ich mich an den Bau einer improvisierten Bügelsäge gemacht. Gerade bei vollem Rucksack und langen Wegen ist es praktisch, nur ein platzsparendes Sägeblatt mitführen zu müssen, das bei Bedarf mit etwas Holz zu einer funktionsfähigen Säge zusammengebaut werden kann. Zuerst musste also Holz gehackt werden, was mit dem A1Pro recht gut von der Hand ging. Das Fällkniven bringt genug Gewicht an den Start, dass man hier wirklich schon von Hacken sprechen kann. Auffällig war, dass die Klinge sich im Holz nie verkeilt hat, was der balligen Klinge geschuldet sein dürfte.

Feinere Arbeiten wie das Schneiden von Kerben oder das Trimmen der Schnittstellen fiel mit dem A1Pro schon etwas schwieriger, da die Klinge nicht so problemlos durchs Holz gleitet, wie das bei Messern mit 3-4mm Rückenstärke der Fall ist. Die gut Schärfe kompensiert das etwas, doch kommt man auf Grund der dicken und langen Klinge schnell an seine Grenzen. Durch die 7mm Stahl hat man allerdings genug Auflagefläche, um beim Schnitzen mit dem linken Daumen unterstützend Kraft auf die Klinge ausüben zu können. Überrascht hatte mich, dass ich beim A1pro erst einmal lernen musste, wie man das Messer für verschiedenen Aufgaben am besten einsetzt. Mit dem Ergebnis der selbstgebauten Säge war ich schließlich sehr zufrieden. Es geht sicherlich raffinierter und handwerklich sauberer. Zum Sägen reicht es aber allemal und außer dem A1pro musste auf kein anderes Werkzeug zurückgegriffen werden.

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Auch einen auf die Schnelle improvisierten Speer zum Fischen lässt sich mit dem Messer unkompliziert herstellen. Lediglich die Zacken richtig anzuspitzen gestaltete sich etwas schwieriger. Auch nach allen Tests war das A1pro immer noch enorm scharf und hatte subjektiv kaum spürbar an Schärfe verloren.

Fazit:
Mit dem A1pro hat Fällkniven ein Messer der Superlativen geschaffen! Das spiegelt sich unter anderem im exotischen CoS-Stahl, der enormen Robustheit und dem ordentlichen Preis wieder. Wer sich von letzterem allerdings nicht abschrecken lässt, erhält ein Messer, das das Gefühl vermittelt, für die Apokalypse gerüstet zu sein. Stilvoll, wohlgemerkt, denn Finish und Verarbeitung bewegen sich auf hohem Niveau. Makellose Schliffbilder, eine tadellose Verlötung des Parierlements und die atemberaubende Schärfe sind nur ein paar Merkmale, die diesen “Brecher” zu einem sehr hochwertigen Werkzeug machen. Wie schon beim F1pro hätte eine Micarta-Beschalung das Bild abgerundet und den hochwertigen Charakter unterstrichen. Für kalte Temperaturen oder Schock-intensives Hacken ist das Thermorun-Gummi allerdings keine schlechte Wahl.
Als Freund von schnittfreudigen Messern hätte mir die Klinge etwas dünner besser gefallen. Ich traue dem Laminatstahl so viel Zähigkeit zu, dass eine etwas schlankere Klinge von 6 mm auch groben Missbrauch nur mit einem müden Lächeln quittiert hätte. Natürlich sorgt das Gewicht der zusätzlichen Klingenstärke andererseits für bessere Hackeigenschaften. Sobald es aber an die feineren Arbeiten geht, tut sich das A1pro naturgemäß schwerer. Hierfür sollte man zusätzlich ein kleineres Taschenmesser mitführen. Letztlich kommt es wie immer darauf an, wo der Nutzer seine Prioritäten setzt.
Mir hat das testen des Messers auf jeden Fall richtig Spaß gemacht. Wer sich für die Luxusversion des A1 interessiert, sollte sich das Messer in jedem Fall einmal näher anschauen.

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wie immer ein sehr schöner Bericht von dir. Danke.
Die Idee mit einem Werkzeug ein anderes Werkzeug zu bauen finde ich als Beispiel übrigens gut gewählt. Das unterstützt einfach sehr die Aussage, das man mit einem Messer alles bauen kann was man braucht.

Magst du noch was zur Handlage sagen(z.b. Sind Handschuhe nötig)? Bzw. wie groß deine Hände sind. Bilder vom Messer in der Hand wären sicher auch mal ganz interessant.
Ich für meinen Teil mag ja auch Vergleichsbilder zu anderen Messern derselben Größe. Da hast du ja einiges im Angebot :hehe:


Gruß
 
Servus,

ich lese deine Berichte und Vorstellungen wirklich gerne und sie sind sehr informativ. Danke dafür! Ich bin jetzt niemand, der über einen sehr langen Zeitraum ( Expedition ) nur an ein Messer gebunden ist und deshalb sehr genau abwiegen muss, welches Messer für die jeweilige Situation der ideale Kompromiss ist. Ich meine, es macht einen Unterschied ob ich territorial festgelegt bin, sprich Dschungel, Wüstengegend, oder Arktis, oder so wie Mike Horn dem Äquator folgend den Erdball umrunde. ;)

Ich werde das Gefühl nicht los, dass dieses Messer den Eindruck erwecken will, dass es nur dann "professionell" zugeht, wenn "normale" Materialstärken überschritten werden. Das A1Pro hat auf mich die Wirkung eines Bodybuilders, also an vielen Stellen mehr, als eine Vielseitigkeit brauchen könnte.

Ich lasse mich aber gerne von kundigen Nutzern, die Messer mit solchen wuchtigen Klingen tatsächlich an die Grenze bringen, über deren Notwendigkeit überzeugen. Bei diesem Testbericht, hatte ich immer den Eindruck, dass dieses Messer trotz seiner Masse noch gut funktioniert und nicht wegen dieser!

Die Grundsätzliche Materialwahl ist für hartes Arbeiten ohne Tadel ( der Stahl ist mir nicht bekannt, wird aber wohl dem Zweck entsprechen ) und die Verarbeitung scheint sehr hochwertig, trotzdem ist die wesentliche Eigenschaft, nämlich das Schneiden nur durch Kompromissbereitschaft zu akzeptieren.

Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schöner, anschaulicher Bericht mit interessanten Fallbeispielen. :super:
Danke dafür.

Trotzdem geht es mir ein wenig wie güNef: Muß das Messer diese Ausmaße haben?
Ich glaube, bei Bedarf würde ich mir eher die schlankeren Varianten ansehen.

Gruß Th.
 
Hier sieht man doch wieder, dass nur ein Messer niemals ausreichen kann. 7 mm ist für mich ein Overkill aber das kann man noch toppen. Ich habe einen riesigen Hauer aus Vanadis (irgendwas) gesehen mit 20 mm Rückenbreite. War ein Kundenwusch aus Portugal. Das Ding wog ~3 kg. Keiner weiß, wofür das eigentlich gut sein soll(te) aber es wurde gefertigt und geliefert.

Ein schöner Bericht. Danke. Obwohl das A1 mir immer zu groß war, finde ich es dennoch sehr gelungen und eben solche Berichte wecken das Interesse erneut. Beim F1 mit VG-10 sagte ich immer: zu viel Geld für zu wenig Messer. Das waren damals 140 €, glaube ich. Das A1 ist für mich absolut nutzlos und es entbehrt jeder Sinnhaftigkeit aber da könnte das Geld schon lockerer sitzen...
 
wie immer ein sehr schöner Bericht von dir. Danke.
Die Idee mit einem Werkzeug ein anderes Werkzeug zu bauen finde ich als Beispiel übrigens gut gewählt. Das unterstützt einfach sehr die Aussage, das man mit einem Messer alles bauen kann was man braucht.

Magst du noch was zur Handlage sagen(z.b. Sind Handschuhe nötig)? Bzw. wie groß deine Hände sind. Bilder vom Messer in der Hand wären sicher auch mal ganz interessant.
Ich für meinen Teil mag ja auch Vergleichsbilder zu anderen Messern derselben Größe. Da hast du ja einiges im Angebot :hehe:

Danke Fabsel! Habe es bisher nicht geschafft dir zu antworten, was ich jetzt nachholen möchte. Die Handlage des Fällkniven A1Pro finde ich sehr gut. Der Griff ist doch etwas voluminöser, als er das bei den kleineren Modellen F1 und S1 ist. Für meinen Geschmack könnte es noch etwas mehr sein aber es ist so schon ausreichend. Handschuhe brauche zumindest ich bei diesem Messer keine. Meine Handschuhgröße ist 9 - also keine Pranken. Fotos werde ich, wenn ich mal die Zeit finde gerne machen!

@güNef
Auch dir besten Dank. Du hast das schon sehr gut erfasst.
Die Masse ist aus meiner Sicht gut. Ich hätte aber statt in die Breite eher in die Höhe gearbeitet. Gleiches Gewicht, dünnere Klingenstärke. Ich denke, dass es schwierig werden könnte rational zu begründne, dass es unter 7 mm nicht geht. Aus meiner Sicht würden es wie gesagt 1-2 mm weniger genau so tun.

@virus3 und maku:
Auch euch danke.
 
Ich habe ebenfalls seit über 6 Jahren mein Fällkniven A1 und bisher kann ich nur 2 Dinge bemängeln.

1. Das Gewicht - Für ein einfaches Messer ist es ganz schön schwer. Wenn man bedenkt, dass es ähnlich wie eine Axt auch mittelgroße Bäume fällen kann, ist das schon wieder OK. Aber meistens muss ich eben keine mittelgroßen Bäume fällen. In den meisten Fällen wäre das F1 mehr als ausreichend.

2. Schleifen - Ich habe es im Gegensatz zu manchen anderen Messern nie wieder so scharf wie am Anfang bekommen. Auch beim Profi ist es leider nicht wieder 100% Scharf geworden. Am Anfang konnte ich mich damit ohne Probleme rasieren.

Ansonsten ist es das Perfekte Messer, dass auch bei extremen Belastungen den Besitzer vermutlich überlebt.
 
2. Schleifen - Ich habe es im Gegensatz zu manchen anderen Messern nie wieder so scharf wie am Anfang bekommen. Auch beim Profi ist es leider nicht wieder 100% Scharf geworden. Am Anfang konnte ich mich damit ohne Probleme rasieren.

Hallo Bergwiesel,

Ich habe es leider versäumt eher auf dein Kommentar zu antworten. Nichtsdestotrotz möchte ich dir aus eigener Erfahrung ein paar Tipps geben.

1. Vor einigen Jahren habe ich in einem Tausch das Fällkniven S1 bekommen. Der Tauschpartner war damals so nett und hat das Messer vor dem Versand beim Messerkönig in Wien überarbeiten bzw. aufbereiten lassen. Ich muss sagen dass ich vom Ergebnis sehr beeindruckt war. Mindestens so scharf wie ab Werk. Vielleicht hast du den Messerkönig aber schon ausprobiert?

2. Ohne zu wissen wieso es nicht scharf wird (Härtefehler oder Fehler beim Schleifen) kann ich dir den Rat geben es auf einem Keramikstab abzuziehen. Wenn das Fällkniven keine Ausbrüche hat und nicht allzu stumpf ist sollte das eigentlich ganz gut funktionieren. Da du wie ich vermutlich nicht in der Lage sein wirst einen konstanten Winkel zu halten ergibt sich ein billiger Schliff automatisch. Danach über das mit Politur geladene Leder ziehen und es sollte funktionieren. Zudem gibt es natürlich 1000 Youtube Videos wie man das vermutlich noch viel besser machen kann. Für mich hat die Keramikstab Variante besser funktioniert als der vielgepriesene Mikromesh Ansatz.

Ich hoffe es funktioniert für dich. Wenn nicht schreib hier oder mir gerne nochmal.
 
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