Non Sequitur
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Ich habe seit einigen Jahren ein U2 - ein nettes Messerchen, sehr leicht, ordentlicher Stahl und ordentliche Verarbeitung. Benutzt habe ich es vor allem als "Anzugmesser", da es noch kleiner ist als mein Spyderco Calypso Jr. und in beruflichen Kontexten "ungefaehrlicher" wirkt. Als dann das U1 herauskam, habe ich es erstmal ignoriert, da es deutlich schwerer ist und fuer einen kleinen Serienfolder recht teuer. Vor einigen Wochen hatte ich dann die Gelegenheit, ein U1 zu einem sehr fairen Preis zu erwerben, und habe es seitdem als zweites EDC neben meinem Calypso Jr. gefuehrt um zu sehen, wie ich mit dem Messer im Alltag zurechtkomme.
Zum Stahl muss man nicht viel sagen - eine Laminatklinge mit dem japanischen SGPS, einem PM-Stahl mit 62 RC, als Mittellage zwischen zwei Lagen VG2, der gegenueber dem 420J2 des U2 etwas haerter ist. Bei meinem U2 ist die Klinge bei normalem Gebrauch doch recht schnell verkratzt, die Seiten des U1 scheinen in der Tat deutlich kratzfester zu sein.
Die Klingenlaenge ist beim U1 noch etwas kuerzer als beim U2, um die gesetzlichen Vorgaben in Daenemark zu erfuellen, die Klingenform etwas anders als beim U2 - die Klinge ist etwas hoeher gezogen, was mir persoenlich bei einem so kurzen Messer recht gut gefaellt. Bei meinem Messer ist die Laminatlinie etwas wellig, aber durchaus ertraeglich, da habe ich schon Fotos von Messern gesehen, bei denen die Laminatlinie deutlich unsauberer aussah. Das Messer rasierte im Originalzustand problemlos, nach kurzem Abziehen auf dem Leder ist es jetzt *richtig* scharf. Ich habe den Anschliff noch nicht veraendert, werde aber die Klinge bei Gelegenheit noch etwas duenner ausschleifen. Nach meinen Erfahrungen vertraegt der Stahl einen Winkel von ca. 12-13 Grad pro Seite fuer den alltaeglichen Gebrauch ohne groessere Probleme.
Das Messer ist ein Slipjoint, verriegelt also nicht. Die Feder ist relativ kraeftig, allerdings deutlich schwaecher als die des Spyderco UK Penknife oder gar des Ankermessers von Luetters, auch schwaecher als die des Victorinox Soldier. Es hat keinen Stopp auf halbem Wege, ist also nicht so "sicher" wie das UKPN. Fuer haerteren Gebrauch ist das Messer daher sicher nicht ideal. Fuer den "Normalgebrauch" im Alltag reicht die Staerke der Feder aber allemal aus, solange man etwas Vorsicht walten laesst. Das muss man aber bei jeden nicht verriegelnden Messer. Das Messer oeffnet mit einem deutlich hoerbaren Klick, der Klingengang ist sauber, die Klinge spielfrei.
Das U1 ist gegenueber dem U2 deutlich schwerer (76 gegenueber 42 gr.), was einige, die gern "etwas in der Hand haben moechten" begruessen werden. Ich persoenlich ziehe in der Groessenklasse eher leichtere Messer vor, kann mit dem Gewicht des U1 aber noch leben, zumal es durch die Edelstahlbacken auch einen sehr vertrauenerweckend soliden Eindruck macht. Wer ein moeglich leichtes Messer haben moechte, ist allerdings mit dem U2 besser bedient.
Vom Aussehen her sieht das Messer "nett" und "ungefaehrlich" aus, selbst meine eher schreckhaften Kolleginnen und Kollegen fanden es "niedlich". Dazu tragen sicher die Schalen aus Cocobolo bei, die gluecklicherweise bei meinem Messer nicht so gelb sind wie bei dem auf der Fällkniven-Webseite abgebildeten Messer, sondern eher kastanienbraun. Die Schalen lassen sich mit einem passenden Torx-Bit problemlos demontieren; man kann also, wenn man moechte, sich seine eigenen Griffschalen machen oder das Messer ganz ohne Griffschalen benutzen. Die Oberflaeche unter den Griffschalen ist ebenfalls poliert, muss also nicht nachbearbeitet werden. Wenn man es ohne die Griffschalen benutzt, wird es noch ein Gutteil flacher und ist dann nur noch 6mm dick. Etwas handwerkliches Geschick vorausgesetzt, sollte sich ein Clip montieren lassen, dazu muss man dann entsprechend Loecher bohren und Gewinde fuer die Schrauben, die den Clip halten, schneiden.
Der Griff ist natuerlich kurz, bei mir liegt der kleine Finger hinter dem Messer, obwohl meine Haende nicht *so* gross sind. Eine Lanyard macht daher durchaus Sinn. Stoerender ist im Gebrauch, dass die Kanten nicht abgerundet sind. Wenn man z.B. den Daumen auf die Klinge legt, stoeren die scharfen Kanten des Klingenrueckens doch etwas; auch am Griff haette Fällkniven die Stahlkanten etwas abrunden sollen. Das werde ich bei Gelegenheit nachholen. Natuerlich ist das kein Problem, wenn man sich mal eben eine Grapefruit pellt, wenn man aber etwas mehr schneidet, merkt man die Kanten schon. Da haette ich mir etwas mehr Sorgfalt gewuenscht.
Noch stoerender ist die freiliegende, sehr scharfkantige Klingenwurzel, die man ja schon vom U2 und anderen Klappmessern von Fällkniven kennt. Bei einem Messer, das vermutlich meistens "lose" in der Tasche getragen wird, ist das eine denkbar unglueckliche Loesung, da es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Taschen hinueber sind. Natuerlich kann man das Messer im mitgelieferten, recht gut gemachten Corduraetui am Guertel tragen, aber das ist in vielen Situationen wohl nicht sinnvoll. Ich werde mir fuer das Messer ein kleines Etui aus duennem Kaenguruleder machen.
Ansonsten ist die Verarbeitung - wie bei Fällkniven ueblich - ueberdurchschnittlich gut, und das Messer erfuellt seinen Zweck im Alltag ohne Probleme. Die Schnitthaltigkeit ist sehr gut (ich habe das Messer noch nicht einmal nachgeschaerft, und es rasiert immer noch problemlos), die Klinge gerade noch lang genug, um auch mal einen etwas groesseren Apfel zerteilen zu koennen, die Klingenform rundherum alltagstauglich, die Klingengeometrie fuer ein EDC sinnvoll gewaehlt. Kurzum: Mir gefaellt das U1 gut, auch wenn ich nach wie vor verriegelnde Einhandmesser wie mein geliebtes Calypso Jr. vorziehe.
Hermann
Zum Stahl muss man nicht viel sagen - eine Laminatklinge mit dem japanischen SGPS, einem PM-Stahl mit 62 RC, als Mittellage zwischen zwei Lagen VG2, der gegenueber dem 420J2 des U2 etwas haerter ist. Bei meinem U2 ist die Klinge bei normalem Gebrauch doch recht schnell verkratzt, die Seiten des U1 scheinen in der Tat deutlich kratzfester zu sein.
Die Klingenlaenge ist beim U1 noch etwas kuerzer als beim U2, um die gesetzlichen Vorgaben in Daenemark zu erfuellen, die Klingenform etwas anders als beim U2 - die Klinge ist etwas hoeher gezogen, was mir persoenlich bei einem so kurzen Messer recht gut gefaellt. Bei meinem Messer ist die Laminatlinie etwas wellig, aber durchaus ertraeglich, da habe ich schon Fotos von Messern gesehen, bei denen die Laminatlinie deutlich unsauberer aussah. Das Messer rasierte im Originalzustand problemlos, nach kurzem Abziehen auf dem Leder ist es jetzt *richtig* scharf. Ich habe den Anschliff noch nicht veraendert, werde aber die Klinge bei Gelegenheit noch etwas duenner ausschleifen. Nach meinen Erfahrungen vertraegt der Stahl einen Winkel von ca. 12-13 Grad pro Seite fuer den alltaeglichen Gebrauch ohne groessere Probleme.
Das Messer ist ein Slipjoint, verriegelt also nicht. Die Feder ist relativ kraeftig, allerdings deutlich schwaecher als die des Spyderco UK Penknife oder gar des Ankermessers von Luetters, auch schwaecher als die des Victorinox Soldier. Es hat keinen Stopp auf halbem Wege, ist also nicht so "sicher" wie das UKPN. Fuer haerteren Gebrauch ist das Messer daher sicher nicht ideal. Fuer den "Normalgebrauch" im Alltag reicht die Staerke der Feder aber allemal aus, solange man etwas Vorsicht walten laesst. Das muss man aber bei jeden nicht verriegelnden Messer. Das Messer oeffnet mit einem deutlich hoerbaren Klick, der Klingengang ist sauber, die Klinge spielfrei.
Das U1 ist gegenueber dem U2 deutlich schwerer (76 gegenueber 42 gr.), was einige, die gern "etwas in der Hand haben moechten" begruessen werden. Ich persoenlich ziehe in der Groessenklasse eher leichtere Messer vor, kann mit dem Gewicht des U1 aber noch leben, zumal es durch die Edelstahlbacken auch einen sehr vertrauenerweckend soliden Eindruck macht. Wer ein moeglich leichtes Messer haben moechte, ist allerdings mit dem U2 besser bedient.
Vom Aussehen her sieht das Messer "nett" und "ungefaehrlich" aus, selbst meine eher schreckhaften Kolleginnen und Kollegen fanden es "niedlich". Dazu tragen sicher die Schalen aus Cocobolo bei, die gluecklicherweise bei meinem Messer nicht so gelb sind wie bei dem auf der Fällkniven-Webseite abgebildeten Messer, sondern eher kastanienbraun. Die Schalen lassen sich mit einem passenden Torx-Bit problemlos demontieren; man kann also, wenn man moechte, sich seine eigenen Griffschalen machen oder das Messer ganz ohne Griffschalen benutzen. Die Oberflaeche unter den Griffschalen ist ebenfalls poliert, muss also nicht nachbearbeitet werden. Wenn man es ohne die Griffschalen benutzt, wird es noch ein Gutteil flacher und ist dann nur noch 6mm dick. Etwas handwerkliches Geschick vorausgesetzt, sollte sich ein Clip montieren lassen, dazu muss man dann entsprechend Loecher bohren und Gewinde fuer die Schrauben, die den Clip halten, schneiden.
Der Griff ist natuerlich kurz, bei mir liegt der kleine Finger hinter dem Messer, obwohl meine Haende nicht *so* gross sind. Eine Lanyard macht daher durchaus Sinn. Stoerender ist im Gebrauch, dass die Kanten nicht abgerundet sind. Wenn man z.B. den Daumen auf die Klinge legt, stoeren die scharfen Kanten des Klingenrueckens doch etwas; auch am Griff haette Fällkniven die Stahlkanten etwas abrunden sollen. Das werde ich bei Gelegenheit nachholen. Natuerlich ist das kein Problem, wenn man sich mal eben eine Grapefruit pellt, wenn man aber etwas mehr schneidet, merkt man die Kanten schon. Da haette ich mir etwas mehr Sorgfalt gewuenscht.
Noch stoerender ist die freiliegende, sehr scharfkantige Klingenwurzel, die man ja schon vom U2 und anderen Klappmessern von Fällkniven kennt. Bei einem Messer, das vermutlich meistens "lose" in der Tasche getragen wird, ist das eine denkbar unglueckliche Loesung, da es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Taschen hinueber sind. Natuerlich kann man das Messer im mitgelieferten, recht gut gemachten Corduraetui am Guertel tragen, aber das ist in vielen Situationen wohl nicht sinnvoll. Ich werde mir fuer das Messer ein kleines Etui aus duennem Kaenguruleder machen.
Ansonsten ist die Verarbeitung - wie bei Fällkniven ueblich - ueberdurchschnittlich gut, und das Messer erfuellt seinen Zweck im Alltag ohne Probleme. Die Schnitthaltigkeit ist sehr gut (ich habe das Messer noch nicht einmal nachgeschaerft, und es rasiert immer noch problemlos), die Klinge gerade noch lang genug, um auch mal einen etwas groesseren Apfel zerteilen zu koennen, die Klingenform rundherum alltagstauglich, die Klingengeometrie fuer ein EDC sinnvoll gewaehlt. Kurzum: Mir gefaellt das U1 gut, auch wenn ich nach wie vor verriegelnde Einhandmesser wie mein geliebtes Calypso Jr. vorziehe.
Hermann