Hallo Usagi!
Tatsächlich steht der Sharpmaker auf meiner Einkaufsliste. (zurzeit ist ein bisschen Ebbe in meiner Kasse, wird noch grad einen Monat dauern..) und obwohl ich mir den Sharpmaker anschaffen werde, bin ich mir immer noch nicht ganz sicher wie er funktioniert.
Material wird abgetragen und mit den weissen Keramikstäben anschliessend geglättet?
Die Schärfbewegung beim Sharpmaker ist ja die Nachahmung einer Schneidbewegung.
Beim Nachdenken über die Schneidbewegungen bin ich auf Folgendes gekommen:
Was ist eigentlich ein scharfes Messer?
1. objektiv/unter dem Mikroskop sichtbare „dünn geschliffene“ Schneide.
2. Beibehaltung der Schärfe
3. das zu schneidende Schneidgut wird geschnitten
4. der Benutzer ist zufrieden
Wenn wir an die Haarspaltereien oder Papierschnitte oder Tomatenschnitte denken, denke ich sind die Voraussetzungen häufig wohl nicht die Gleichen. Zeitungspapier, Schreibpapier, Luftfeuchtigkeit die die Papierfasern aufquellen lässt – Tomatensorte etc. Stahl, Geometrie, Schliffformen, Winkel etc. Kraftaufwand - eine Tomate schneidet man eben mit einem Tomatenmesser
Also muss die Sache meiner Meinung nach von der anderen Seite her angeschaut werden. Wenn ich den Sharpmaker benutze, bin das ich, ich mache also meine persönliche Schneidbewegung/Schärfbewegung und werde ungefähr auf ähnliche Weise das Messer auch durch das Schneidgut führen. Und obwohl für mich das Messer vielleicht scharf genug ist, ist es für einen anderen zuviel oder zuwenig. Der Faktor individueller Befriedigung scheint mir sehr wichtig zu sein. Ein mittelkräftiger Mann der den Umgang mit Messern gewohnt ist mag vielleicht für Käse, Wurst und Apfel ein mittelscharfes Opinel.
Ein bisschen Druck auf das Schneidgut ausüben zu müssen findet er ein gutes Gefühl. Anders kann ein ungeübter Messerbenutzer mit einem zu scharfen Messer vielleicht gar nichts anfangen. Der Schneidvorgang ist zu plötzlich „was schon durchgeschnitten?“ und fühlt sich unsicher.
Je geübter jemand mit Messern ist, desto entspannter wird er wohl das Werkzeug in der Hand halten wollen, desto grösser ist wohl der Radius den er mit der Hand machen kann um einem sicheren Schnitt zu führen, und desto schärfer mag er eine Klinge wohl auch.
Zum Beispiel: ich schneide in der Realität nie Papier durch. Ein für m i c h scharfes S1 knabbert vielleicht sogar ein bisschen am Papier – Äste entrinden, Hühnerschenkel fürs Brutzeln vorbereiten macht es aber wunderbar. Und zwar mit meiner persönlichen Schneidbewegung. Also mit behutsam beinahe gemütlich geführter Zug- oder Schiebewegegung. Ich bin so in der Natur: gemütlich und nie in Eile. Also ich lege das Messer mal hin. Dann schau ich in die Gegend. Dann nehme ich die Wurst. Dann schau ich mir die an. Dann schneide ich. Dann lege ich das Messer wieder hin.
Jemand anderes stellt sich die Wurst auf einen Stein zersäbelt mit einem Tanto in 15 Sekunden freihändig die Wurst.
Eine „Out of the Box“ Schärfe ist vielleicht für Person A zu scharf, für Person B, die gerne Haare spaltet gerade richtig.
Also scharf bedeutet für mich: für meine persönliche Handlage und für den von mir gewünschten klar umrissenen Zweck scharf.
Ich glaube es gibt zwar eine objektive Schärfe. Das heisst soundsoviel Druck im Labor und dies exakte immer gleich feste Schneidgut. Aber im Alltag gibt es nur eine individuelle Schärfe, nämlich die die einem zufrieden macht.
Ich schärfe meine Messer ungern (bin etwas faul) andere lieben das. Und nach jeder Tomate
bauen sie die Klinge neu auf.
Gruss HenryWillow
p.s.: ich war kürzlich bei Klötzli und da kommt ein Vater rein. Bringt ein Bowie (leider habe ich die Marke nicht erkennen können) in zwei Teilen. Sein 14 jähriger Sohn habe ein Mal ! damit etwas schneiden wollen und dann sei die Klinge aus dem Heft gebrochen. Nö jetzt habe er keinen Spass mehr daran. Der Erl war für den ca 20 Zentimeter Klinge blosse 3 Zentimeter lang. Der arme Bub wird wohl den Glauben an die Menschheit für immer verloren haben. Für die Vitrine wärs wohl oke gewesen – aber wer macht sowas 20 Zentimeterklinge und 3 Zentimeter Erl? Fand ich schon fast gefährlich.
p.s.: wollte den Thread nicht zum "was ist scharf" verkommen lassen, sorry..