FeCl3 & 1.2379

jfive

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Hallo Leute ,
da ich bisher noch keinen Ätzversuch unternommen habe, würde ich das jetzt gerne mal an einem Stück D2 Stahl ausprobieren. Habe im Forum gelesen, dass das relativ gut geht. Allerdings habe ich nicht auf alle meine Fragen Antworten gefunden. Zum Beispiel würde mich interessieren, wie abriebsfest die entstandene Schicht nach dem Ätzen ist. Hängt ja sicherlich auch mit der Ätzdauer ab. Ich möchte einen möglichst dunklen, rel. beständigen Farbton erzielen.
So wie ich das im Forum gelesen habe, greift FeCl3 kein Glas oder Plastikflaschen an. Wenn das nicht stimmt, dann korrigiert mich bitte.
Ich habe vor mit 30% Konzentration zu ätzen. Sollte das Finish des Monostahls völlig kratzerfrei sein? Oder fällt das bei dem dunklen Farbton dann nicht mehr so auf? Oder kann man das Messer gleich so lange drinnen lassen, bis die Oberfläche so tief geätzt wurde, dass die Kratzer gleich mit weggeätzt werden? Ihr mekrt bestimmt, dass ich mir das ganze nicht so richtig vorstellen kann.
Ist das neutralisieren mit Wasser wirklich ausreichend oder bedarf es da noch einem Zusatz?
 
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Kratzfest ist so 'ne Sache. Am besten schleifst Du nach dem Ätzen drüber und ätzt nochmal. Nach 2-3 Schliffen sollte die Oberfläche deutlich robuster sein als ohne die Zwischenschliffe. Kratzfest ist sie aber nicht. Je länger Du ätzt, umso dunkler und tiefer wird die Ätzung. Bei 1.2379 siehst Du aber die Karbide - zum Teil sieht man sogar wie sie der Schneide nach ausgerichtet sind. Diese Karbide sorgen für "Ameisenfüsschen". Also gleichmäßig dunkelgrau wird die Klinge nicht. Die Größe der Ameisenfüsschen hängen meiner Erfahrung nach sehr von der Wärmebehandlung ab.

Eisen-III-Chloridlösung bewahre ich in Gläsern auf. Achtung: Metalldeckel werden durch Dämpfe mit der Zeit angegriffen.
Als Oberflächengüte hat sich bei mir ein gutes 400er Finish als ausreichend bewährt. Gut heißt aber, dass da wirklich keine gröberen Riefen drin sind.

Neutralisieren mit reichlich klarem Wasser reicht. Kleiner Hinweis noch: Warme Lösung ätzt deutlich schneller als kalte. Daher lieber vorsichtig rantasten, was die Zeiten angeht.

Hier ein Beispiel für die "Ameisenfüsschen":
aetzung.png

Der Kontrast des Bildes ist geringfügig erhöht worden.
 
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hmmm dann hab ich die sache vllt. etwas falsch eingeschätzt...ich dachte ätzen könnte man als alternative zum brünieren und dass es vllt. sogar fester ist, als eine brünierung.
und diese ameisenfüßchen sehen auch nich grad so toll aus :rolleyes:.
vllt. brauch ich doch eine andere "chemikalie"
 
Lass Dich von den Ameisenfüsschen nicht allzusehr irritieren. Die Ätzung wird schon gleichmäßig. Norbert Leitner ätzt schon seit Jahren seine Klingen. Schau Dir einfach die Ergebnisse an: http://www.69nord.at/

Allerdings kommt meiner Erfahrung nach eine silbrig glänzende Struktur unter bestimmten Lichteinfal zum Vorschein, wie auf dem Bild zu sehen. Das Bild gibt genau diesen Extremfall wieder.

Probier's einfach aus. Wenn's Dir nicht gefällt, dann kannst Du die angeätzte Oberfläche auch wieder abschleifen. Es sei denn Du verklebst erst die Griffschalen. Ich ätze die Klinge, montiere dann die Griffschalen und poliere dann die Kanten.
 
danke floppi für deine tipps! find ich wirklich sehr nett!
die bilder von 69nord kannte ich bereits und sie sagen mir sehr zu (also das finish der klingen). der hersteller nannte nur sein finish so mystisch, deswegen wusste ich nicht, dass er es mit fecl3 ätzt.
kurz um, ich werde es einfach mal ausprobieren! noch mal danke für die hilfe!
 
Hallo jfive
Zum Beispiel würde mich interessieren, wie abriebsfest die entstandene Schicht nach dem Ätzen ist.
Ich glaube, hier machst du einen Denkfehler. Im Gegensatz zum Brünieren werden beim Ätzen keine Schichten erzeugt. Durch Ätzen trägt man Material ab, wodurch die Oberfläche an diesen Stellen rauher wird. Der nach dem Ätzen dunklere Farbton der Klinge kommt daher, dass das einfallende Licht nicht mehr im gleichen Winkel reflektiert wird, sondern gestreut wird. Beim Brünieren werden Schichten erzeugt. Das einfallende Licht wird in der Schicht stark geschwächt bzw. werden einige Lichtfarben komplett absorbiert. Bei bräunlichen Farbtönen wird der Gelbanteil des Lichtes fast komplett absorbiert.
Im Fall vom 1.2379 (mit jeder Menge Karbiden = "Ameisenfüsschen") wird es so sein, dass beim Ätzen das Grundmaterial stärker angeätzt wird als die Karbiede. Diese erscheinen nach dem Ätzen heller, da sie nicht aufgerauht wurden.

Ich habe mal versucht das bildlich in der anhängenden PDF darzustellen.

Gruß Klaus
 

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Ist Brünierung nicht eigentlich eine Form von "Edelrost"?
Also nicht wirklich eine aufgebrachte Schicht sondern eine im Material veränderte Oberfläche?

Ciao Sven
 
Hallo jfive

Ich glaube, hier machst du einen Denkfehler. Im Gegensatz zum Brünieren werden beim Ätzen keine Schichten erzeugt. Durch Ätzen trägt man Material ab, wodurch die Oberfläche an diesen Stellen rauher wird. Der nach dem Ätzen dunklere Farbton der Klinge kommt daher, dass das einfallende Licht nicht mehr im gleichen Winkel reflektiert wird, sondern gestreut wird. Beim Brünieren werden Schichten erzeugt. Das einfallende Licht wird in der Schicht stark geschwächt bzw. werden einige Lichtfarben komplett absorbiert. Bei bräunlichen Farbtönen wird der Gelbanteil des Lichtes fast komplett absorbiert.
Im Fall vom 1.2379 (mit jeder Menge Karbiden = "Ameisenfüsschen") wird es so sein, dass beim Ätzen das Grundmaterial stärker angeätzt wird als die Karbiede. Diese erscheinen nach dem Ätzen heller, da sie nicht aufgerauht wurden.

Ich habe mal versucht das bildlich in der anhängenden PDF darzustellen.

Gruß Klaus

danke klaus für die mühe mit der illustration des problems ;). dass beim ätzen keine schicht im sinne einer brünierung entsteht, sondern material abgetragen wird, das war mir bewusst. statt schicht hätte ich vllt. besser oberfläche gesagt! wie die dunkle "farbe" entsteht, wusste ich aber nicht, also danke für die aufklärung :). eine chance auch die karbide anzuätzen besteht wahrscheinlich nicht oder zumindest nicht, ohne das "grundmaterial" viel stärker in mitleidenschaft zu ziehen, oder?
 
eine chance auch die karbide anzuätzen besteht wahrscheinlich nicht oder zumindest nicht, ohne das "grundmaterial" viel stärker in mitleidenschaft zu ziehen, oder?
Naja, mach Dir einfach bewusst, was Karbide sind, dann beantwortet sich die Frage von selbst: In einem unlegierten Stahl ist nur Kohlenstoff als Karbidbilder da. Die Karbidbilder bei 1.2379 sind zu vermutlich großen Teilen Cr, Mo und V. Und die sind nicht nur verschleißfest, sondern auch noch chemisch recht stabil.
Wenn Du einheitlich grauen Stahl nach dem Ätzen mit Eisen-III-Chlorid haben willst, dann nimm 1.2842. ;)
 
Gleichmäßige, dunkle Oberfläche erzeugen....

Hallo jfive,
Du willst auf Stahl eine gleichmäßig dunkle Oberfläche erzeugen? Vielleicht solltest Du dann über eine Phosphatierung nachdenken. Je nach Zusammensetzung bringt man mit einer Phosphatierung matte, hellgraue bis fast schwarze Schichten zustande. Diese sind abriebfest, aber nicht kratzfest. Phosphatieren lassen sich Kohlenstoffstähle und auch gering legierte Stähle. Hoch chromhaltige Stähle gehen aber nicht, ich sage das dazu, weil ich den Stahl "D2" nicht kenne.
 
Eine entspiegelte, gleichmäßig mattgraue Oberfläche bekommt man auch mit einem sehr feinkörnigen, scharfen, handgeführten Sandstrahlgebläse hin.
Das hat auch den Vorteil, dass man evtl. vorhandene Kratzer auch später noch einmal kaschieren kann.
Klaus
 
Eine entspiegelte, gleichmäßig mattgraue Oberfläche bekommt man auch mit einem sehr feinkörnigen, scharfen, handgeführten Sandstrahlgebläse hin.
Klaus

Das hat jedoch den Nachteil dass man damit die Oberfläche ENORM vergrössert, und so selbst einen rostträgen D2 dazu bringt in den ordentlichsten Rottönen zu rosten....(wenn man sein messer nicht sowieso wie ein rostendes behandelt...)
 
@Makkiemesser
ich habe ehrlich gesagt noch nicht so viel von phosphatierungen gehört. mein ziel war es, auf einfache und günstige weise eine alternative oberfläche herzustellen. da bietet sich feIIIcl eben an. sonst hätte man die klinge ja auch einfach beschichten können. hält eine phosphatierung denn z.b. der reibung einer kydexscheide stand? ich brauche nicht unbedingt kratzfest aber abriebsfest wäre schön. vllt. ist ja aber eine phosphatierung gar nicht so schwer und lässt sich ab und an auffrischen?!

@Klaus1602
die idee mit dem sandstrahlgebläse hatte ich auch schon. die entstehenden oberflächen gefallen mir auch sehr gut. leider besitze ich aber die dafür notwendigen gerätschaften nicht.
 
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