Fehlschärfe beim Säbel

malli

Mitglied
Beiträge
14
hi leute,

leider habe ich in der sufu nix gefunden:
wie lange ist den die fehlschärfe (heißt das so, wenn die klinge unscharf ist ?) bei einem kavalleriesäbel (in meinem fall ein 1830 ( müsste wohl 1803 heißen ;) ) napoleonischer von cold steel) ?
bei meinem geht die schärfe erst bei der vorderen hälfte los.

gruß malli
 
servus malli
das musst du schon besser beschreiben! denn eigentlich befindet sich die fehlschärfe am rücken,wobei bei den meisten miltärisch verwendeten säbel dieser zeit die fehlschärfe recht scharf war ,...gibts sehr gute fachliteratur.
der untere teil ,die schneideleiste sollte durchgeschliffen sein!
gruss munin
 
Hier geht wohl einiges durcheinander. Die Fehlschärfe (Übrigens: Suchfunktion! Ist hier schon ausführlich diskutiert worden!) ist nicht am Rücken der Klinge der unscharfe Teil, auch nicht das Schor (manchmal auch Schör) am vorderen Rücken mancher Klingen, sondern das meist unscharfe Stück der Klinge unmittelbar vor dem Griff. Bei Messern wird dafür der "neudeutsche" Begriff Ricasso verwandt. Bei langen Blankwaffen (Schwertern, Säbeln usw.) ist die Fehlschärfe oft sehr ausgeprägt, um ein Fassen der Klinge mit der zweiten Hand oder über die Terzseite auch nur mit einem Finger zu ermöglichen.
Was die sehr gute Literatur betrifft: Eduard Wagner, "Hieb- und Stichwaffen", ARTIA-Verlag Prag, große oder auch kleine Ausgabe, ist das Standardwerk zur grundlegenden Klassifizierung und Beschreibung von Hieb- und Stichwaffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schlosser: "Bei langen Blankwaffen (Schwertern, Säbeln usw.) ist die Fehlschärfe oft sehr ausgeprägt, um ein Fassen der Klinge mit der zweiten Hand oder über die Terzseite auch nur mit einem Finger zu ermöglichen."

hi munin u. schlosser,
danke schon mal für eure auskunft.
also sollte der säbel bis ca. 2cm vor dem handschutz durchgeschliffen sein ?
und wie scharf war denn so ein kavalleriesäbel ?

gruß malli
 
also ich hätte bei Fehlschärfe und Säbel instinktiv an die Rückschneide der Klinge, vom Ort (=Spitze) weg bis etwa 20cm lang gedacht; aber da irre ich offensichtlich, wenn ich die Meinung der Postings oberhalb lese.


zur Schärfe von Kavalleriesäbeln:


Ich hatte einige Originale in der Hand, u.a. einen "Blücher-Säbel" (bei Cold Steel: 1796 Light Cavalry Saber) der Preussischen Husaren, vermutlich aus der englischen Lieferung. Außerdem habe ich Dutzende Säbel im Heeresgeschichtlichen Museum zu Wien durch das Vitrinenglas gesehen, auch das erlaubt eine vorsichtige Schätzung.

Säbel zum Kampf vom Pferd waren nie scharf, manchmal aber spitz. Ein messerartiges Schleifen war, nach Auskunft zweier österr. Militärhistoriker unüblich und sogar unerwünscht.

Wirkung entstand durch Wucht, nicht durch Schnitt.
Ein Steckenbleiben im Schädel des Feindes hätte uU den Verlust der Waffe bedeutet.
Detto waren die österreichischen Holzlanzen und die preussischen aus Stahl erstaunlich stumpf.


Ich bin selbst kein Fachmann, aber was ich in der Hand hatte, und zwar in gutem Zustand, darüber lasse ich mich nicht belehren.

Wien ist schön und im erwähnten Museum findest Du Auskunft.
Allenfalls schreib an das Museum, die freuen sich über Interesse.
www.hgm.or.at


Lieben Gruß,

Tassilo
 
Ausgeliefert wurden die wohl immer stumpf. Zum Teil auch inklusive der "Schneide" vernickelt (oder anders beschichtet).
Angeschliffen wurden, soweit ich weis, erst im Kriegsfalle, damit siech keiner unnötig bei Paraden oder anderen Anlässen verletzt.
 
Was das Thema Schärfe und z.B. Blücher-Säbel betrifft gibt es zahlreiche zeitgenössische Berichte, meist von britischen Offizieren.

z.B. von George Farmer, elftes Light Dragoons, 1811 bei Guadiana: "In diesem Augenblich führte ein französischer Offizier [...] einen Stoß zum Körper des bedauernswerten Harry Wilson aus, und er führte ihn erfolgreich aus. Ich bin mir sicher, dass Wilson sofort tödlich getroffen wurde, aber er hatte schon einen Säbelhieb angesetzt. Mit charakeristischer Selbstbeherrschung behielt er den Gegner im Auge, richtete sich im Steigbügel auf und führte einen solchen Hieb zum Kopf des Franzosen, dass Messing [Helm] und Schädel gespalten wurden und der Kopf bis zum Kinn auseinanderklaffte. Ich glaube, dies war der fürchterlichste Hieb, der jemals ausgeführt wurde, und beide [...] sanken tot in sich zusammen. Der Helm wurde später auf Anordnung eines französischen Offiziers untersucht. [...] Der Schnitt war so sauber, als ob der Säbel durch eine Steckrübe geschnitten hätte, und auf beiden Seiten war noch nicht einmal eine Delle zurückgeblieben."

Sowohl diese und ähnliche Berichte, wie auch Knochenfunde bei Ausgrabungen (z.B. abgeschnittene (nicht gebrochene!) Zähne oder durchtrennte Knochen und Schädel) sprechen eindeutig dafür, dass es sich zumindest hierbei um sehr scharfe Klingen gehandelt haben muss.

Grüße, WP
 
Zurück