Fehlschärfe, falsche Schneide oder Schor?

Schlosser

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(Eigentlich müsste der Beitrag HIER stehen, aber da habe ich keine Schreibberechtigung. Sollten die Moderatoren auch der Meinung sein, dann bitte verschieben.)


Wohl wissend, dass ich mir mit dem Folgenden nicht nur Freunde machen werde, versuche ich trotzdem Begriffserklärungen zu oben genannten Messerteilen, ganz einfach dem Anspruch geschuldet, dass wir uns hier in einem Fachforum befinden und demzufolge korrekte Termini verwenden sollten, wenn wir über unsere Lieblingsspielzeuge sprechen.

Würde man die Suche bemühen, wäre leicht festzustellen, dass es Diskussionen um den korrekten Gebrauch von Begriffen, auch dieser Begriffe, schön des Öfteren gab, aber dieses Wissen wohl leider verwässerte.

An verschiedenen Stellen/in verschiedenen Threads taucht immer ‚mal wieder der Begriff Schor oder Schör auf und wird i.d.R. falsch verwendet. (Aktuell HIER oder HIER oder auch HIER )
Das Schor (oder auch Schör) ist die konvex gebogene Rückenschneide am Ort von Steckrückenklingen.
(nachzulesen u.a. HIER ). Bei unseren Messern kommt so etwas sehr, sehr selten vor und ist am ehesten bei Entermessern zu beobachten.
Steckrückenklinge mit Schör 01.jpg Steckrückenklinge mit Schör 02.jpg Steckrückenklinge mit Schör 03.jpg Steckrückenklinge mit Schör 04.jpg Steckrückenklinge mit Schör 05.jpg Steckrückenklinge mit Schör 06.jpg

Zur Steckrückenklinge :
Auch Steckenrücken oder gesteckter Rücken genannt. Gemeint ist der Klingenrücken von Degen, Säbeln oder Seitengewehren, der zu einem Rund-, manchmal auch Drei- beziehungsweise Vierkantstab geschmiedet ist.
(Quellen: HIER, und u.a. auch HIER. An anderer Stelle auch so formuliert: Degen-, Säbel- oder Seitengewehrklinge, mit verstärkten Graten durch aufgeschweißte/geschmiedete Drei- oder Vierkantstangen im Ortbereich.

Die Fehlschärfe (oder das Ricasso) ist das Stück der Klinge, wo vor dem Griff "die Schärfe fehlt", d.h. kein Anschliff vorhanden ist.
Ihre ursprüngliche Bedeutung hatte die Fehlschärfe bei Langwaffen (Fechtwaffen), um dem über die Parierstange greifenden Zeigefinger (eine ähnliche Handhaltung wie beim Greifen eines Revolvers) Schutz zu bieten. In der Regel war der Zeigefinger durch einen zusätzlichen Griffbügel o.ä. zusätzlich geschützt.
Irrtümlicherweise wird auch ein angeschliffener (jedoch nicht scharf geschliffener) Bereich auf dem Klingenrücken eines Messers manchmal als Fehlschärfe bezeichnet. Die korrekte Bezeichnung für einen solchen Bereich lautet jedoch „Falsche Schneide“ oder neudeutsch „false edge“. Der Begriff Fehlschärfe oder Schor/Schör ist an dieser Stelle falsch.

Eine falsche Schneide (false edge) ist ein Anschliff des Klingenrückens, der nicht scharf ist. Nicht zu verwechseln mit Fehlschärfe oder Schor/Schör !
HIER, HIER oder auch auf dem nächsten Foto zu sehen:
Falsche Schneide.jpg

In der Hoffnung, ein wenig Dunkelheit erhellt zu haben ...
 
In der Hoffnung, ein wenig Dunkelheit erhellt zu haben ...

Moin......

hast du aber leider nicht:rolleyes:

Alle "Belege", die du hier bringst genügen nicht im Ansatz einer wissenschaftlichen Beweisführung, sondern sind "Meinungen" bzw. Behauptungen.

Denn wenn wir hier "Schor" als Ameisenfalle definieren würden, dann ist das kein Beleg... auch dann nicht, wenn jemand das Messerforumswörterbuch verlinken würde.;)

Bei Wolf Borger z.B. ist die falsche Schneide der Schor: http://www.wolf-borger-messer.de/tips.htm
Bei Winmühlen ist er schlicht ein Anfasen des Klingenrückens:http://www.messer-mit-tradition.de/windmuehlenmesser-details.php?artikel_nummer=2020.450.07

Und im Rheinischen Wörterbuch bezeichnet schor schlicht "schräg, bzw. abschüssig" :http://woerterbuchnetz.de/RhWB/?sigle=RhWB&mode=Vernetzung&lemid=RS12509

Gruß
chamenos

P.S. mit Freund und Feind hat das wirklich nichts zu tun.

P.P.S. ich hoffe du hast an allen Bildern die Bildrechte.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
In der Hoffnung, ein wenig Dunkelheit erhellt zu haben ...

Danke für den Versuch!
Ob es gelungen ist? Frag mal pitter (fehlschaerfe.de). :D
Es gab mal eine Zeit, ich glaub' es war kurz nach dem dreißigjährigen Krieg, da schrieb er noch in jugendlichem Wahn:

Fehlschärfe muss ja wohl irgendwas mit einer Schärfe zu tun haben, die eben keine echte sondern ne falsche Schärfe ist. Was bitte hat das Ricasso mit der Schneide/Schärfe zu tun?

:steirer:

Jetzt fang' ich auch schon an von "damals" zu erzählen. Ich glaube, ich werde langsam alt. :lach:

Hat aber auch Vorteile: Man meint nicht mehr, jedes Problem lösen zu müssen und wenn es in einer Diskussion keinen Konsens gibt, dann ist das eben so. Was soll's.
Wie sagen die Engländer: "We agreed to disagree."
 
Hallo,

ich habe ja in letzter Zeit öfter Messer mit "stark angefastem Rücken" gemacht.
Ob die Bezeichnung Schor dafür richtig ist kann ich nicht mit Gewissheit sagen.
Allerdings ist der "Schor", so wie ich ihn mache, weit von einer falschen Schneide entfernt.
Der Rücken läuft von der Klingenwurzel zur Spitze dreieckig zu, bei einer falschen Schneide erwarte ich einen gleich dicken Verlauf (der halt nicht geschärft ist).
Hier: http://www.messerforum.net/showthread.php?83916-Wozu-eine-Abschr%E4gung-bei-Silberbesteck-gt-quot-Schor-quot hatten wir das Thema schon mal, und ich werde die Bezeichnung Schor erst mal weiter verwenden...

Grüße,
Holger
 
Zuletzt bearbeitet:
Da mich das Thema der richtigen Bezeichnungen auch sehr interessiert, wollte ich mal einwerfen, ob das nicht regionale Bezeichnungsunterschiede geben kann - so dass man nicht überall auf den gleichen "Nenner" kommen wird

Gruß knifefaan
 
In der Hoffnung, ein wenig Dunkelheit erhellt zu haben ...

Ja,... Ne,.. Naja,... Weiß nicht,.... bin verwirrt,... ich glaub sogar Du hast mir die Taschenlampe geklaut,..

Mir ist jetzt nämlich alles klar, außer wie den der Teil heißt den ich suche. ;)

Denn ich suche SICHERLICH keine Falsche Schneide!!! Ich suche eine scharfen Klingenrückenspitz oder wie man bei uns sagt Schor.

Wir gehen aber konform was die Fehlsschärfe betrifft, die ist in meinen Breiten auch das Ricasso.
 
Laut August Scheidtmann, einem Urgestein der Solinger Schneidwarenindustrie und seinem Wörterbuch der Solinger Fachausdrücke:

"Schor: (Schor) An Taschenmessern werden ®Kniepe und ®Federmesser vom Schleifer mit einer Sch. versehen, die sich in der Regel zwischen Nagelhieb und Spitze befindet. Hierdurch erhält die Klinge eine gewisse Eleganz. An mehrteiligen Messern wird durch die Sch. etwas mehr Platz für die anderen Teile geschaffen." Quelle: http://www.pocketknives.de/%C3%9Cber-uns/Fachausdr%C3%BCcke-in-Solinger-Platt/Buchstabe-S.html

Im englischsprachigen Raum verwendet man für die Schor an klassischen Taschenmesserklingen die Bezeichnung "Swage"

11118225rm.jpg


Hier eine Abbildung eines Tafelmessers mit Erklärungen aus einer Publikation von 1960: Borchert, Gerd: Stahl- und Schneidwaren:

11118125tr.jpg


In der Hoffnung, ein wenig Erhellung verdunkelt zu haben...
 
Vielleicht feidet auch jemand etwas bei:
http://woerterbuchnetz.de/

Das erste was ich gesehen habe war Felszacke, Scherbe, scharfe Kante, aber auch arbeiten mit einer Schaufel.


Was im ersten Beitrag steht ist auch meine Auffassung;
allerdings, was darin nicht vorkommt, zähle ich auch eine scharfe Schneide die vom Ort ein Stück am "Rücken" entlanggeht, zu Schor (ich hatte aber auch früher schom Schörl gehört, was sich mir eingeprägt hat) auch wenn es ein Messer ist.

Ich habe auch schon Säbel gesehen wo die Schneide am Rücken (Schor) nicht über die Breite der restlichen Klinge hinaus ging.
 
Im englischsprachigen Raum verwendet man für die Schor an klassischen Taschenmesserklingen die Bezeichnung "Swage"

Und auch Englisch ist eine lebendige Sprache, und was im Katalog als "Swage" bezeichnet wird nennt man in allen US Foren die ich mitlese "swedge",
mein Wörterbuch übersetzt swage als Gesenk oder Gesenkschmieden.


Viele Begriffe von "früher" stammen aus einer Zeit in der es keine einheitliche Rechtschreibung gab, vieles war und ist Regional geprägt.
Und keiner hat sich dran gestört das es so war.


Was dem Aill sein Paradeiser, ist mir halt meine Tomate.
 
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Oh, oh, die Diskussion ist ja intensiver als ich erwartet habe.

Alle "Belege", die du hier bringst genügen nicht im Ansatz einer wissenschaftlichen Beweisführung, sondern sind "Meinungen" bzw. Behauptungen..

Eine "wissenschaftliche Beweisführung" hatte ich auch nicht im Sinn. Da müßte ich wohl viel weiter ausholen. Die Quellen, die ich nannte, sind nur für jeden sofort nutzbar. Sie sind mit Sicherheit aber nicht alle verfügbaren. Mein Anliegen war lediglich, Begriffe zu "sortieren".

Laut August Scheidtmann, einem Urgestein der Solinger Schneidwarenindustrie und seinem Wörterbuch der Solinger Fachausdrücke: ...
In der Hoffnung, ein wenig Erhellung verdunkelt zu haben...

Diese Quelle bspw. kannte ich nicht. Die Borgerschen Skizzen habe ich wohl vor längerer Zeit gesehen, den Begriff Schor aber wohl leichtfertig ignoriert.

So muß ich wohl akzeptieren, daß gängige Begriffe zur Beschreibung der Klingen von Blankwaffen nicht automatisch bei Messern die gleiche Bedeutung haben. Es ist wohl eher spartenspezifisch und nicht von der Region abhängig, wie diese Begriffe verwendet werden.

Vielleicht feidet auch jemand etwas bei:
http://woerterbuchnetz.de/

Ist nicht so ergiebig, nur mit viel gutem Willen könnten hier Verbindungen gesehen werden.

Ich habe auch schon Säbel gesehen wo die Schneide am Rücken (Schor) nicht über die Breite der restlichen Klinge hinaus ging.

Natürlich gibt es Säbel, die am Ort scharfe Rückenschneiden haben, ohne über ein Schor zu verfügen. Das Schor ist eine "Verbreiterung" der Klinge nur bei Steckrückenklingen und in den meisten Fällen nicht wirklich scharf.

Und auch Englisch ist eine lebendige Sprache, und was im Katalog als "Swage" bezeichnet wird nennt man in allen US Foren die ich mitlese "swedge",

Nicht "wedge", Keil? Und Schor wird dann als "choil" übersetzt, als falsche Schneide.

... und wenn es in einer Diskussion keinen Konsens gibt, dann ist das eben so. Was soll's.
Wie sagen die Engländer: "We agreed to disagree."

Das werde ich wohl akzeptieren müssen.
 
Ich habe gerade mal in Grimms Wörterbuch nachgesehen. Da kommt der Begriff Schor zwar durchaus vor, die Hauptbedeutungen sind jedoch Tonsur und (Schaf)schur. Ein Zusammenhang mit Messern oder Klingen ergibt sich an keiner Stelle. In abgewandelter Form (Schore) handelt es sich um eine mittelhochdeutsche Bezeichnung für Schaufel, Haue, Spitzhacke.

Alles sehr interessant:glgl:, hilft aber hier leider nicht weiter.:steirer:
 
Die Fehlschärfe (oder das Ricasso) ist das Stück der Klinge, wo vor dem Griff "die Schärfe fehlt", d.h. kein Anschliff vorhanden ist.
Ihre ursprüngliche Bedeutung hatte die Fehlschärfe bei Langwaffen (Fechtwaffen), um dem über die Parierstange greifenden Zeigefinger (eine ähnliche Handhaltung wie beim Greifen eines Revolvers) Schutz zu bieten. In der Regel war der Zeigefinger durch einen zusätzlichen Griffbügel o.ä. zusätzlich geschützt.
Also AFAIK war bei Rapieren, Degen etc. der Zweck des jenseits der Parierstange auf dem Ricasso palcierten Zeigefingers die bessere Kontrolle der Klinge. Schutz des Fingers war nicht nur nicht das Ziel, sondern der Finger und Teile der Hand wurden dadurch im Gegenteil schutzlos exponiert, was dann im Gehilz entsprechende zusätzliche Schutzbügel und später "Siebblecheinsätze", Stichblätter oder Glocken erforderlich machte.
Fehlschäfen gab es auch vorher schon oft bei Schwertern, die nicht für den "Fechtgriff" und i.d.R. auch für eine Verwendung mit Panzerhandschuhen konzipiert waren.
 
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