Feile zu Messer / vorbereiten und härten

[switcher67]

Hallo liebe Messerfreunde!

Ich habe, aus einem alten Metallbetrieb, eine alte, große Metallfeile geschenkt bekommen die ich nun zu einem Messer umgestalten möchte.

Dank der Suchfunktion habe ich bereits viele nützliche Infos zum Thema "Feile zum Messer machen" gefunden, doch bleiben mir zwei Fragen offen.

Die Feile ist verschmutzt. Abgesehen von dem üblichen Metallstaub klebt auch vereinzelt irgend ein schwärzliches Zeugs drauf. Wie kann ich die Feile am besten reinigen? Klar Stahlbürste und Wasser, aber um z.B. alte Öle weg zu bekommen dachte ich an Benzin oder Fettlöser. Ist das bedenklich? Könnte ja sein dass dann beim Weichglühen eine ungewünschte Reaktion auftritt oder mache ich mir da zu viel Bedenken?

Zweitens ist mir die Zusammensetzung des Stahls unbekannt und es steht auch keine Marke auf der Feile. Einzig ein eingeschlagenes S ist zu finden. Wenn ich nun nach dem Weichglühen und der Formgebung den Messerrohling zum Härten gebe, braucht der Härtbetrieb doch die Info über die Stahlsorte oder?

Mir persönlich ist es nicht so wichtig dass das Feilenmesser wieder superhart wird. Besser es ist etwas weicher und bricht nicht so leicht.

Kann der Betrieb zu Härten seinen Job auch machen ohne die genaue Stahlsorte zu kennen?

Danke für Antwort!

Gruß
switcher67

 

[pmg]

Zum Reinigen:
Schleif doch einfach die Verschmutzte Oberfläche weg

Zum Stahl/Härten:
Die Feilenstähle sind alle recht ähnlich und einfach zu härten. Allerdings würde ich das entstehende Messer nicht in eine Härterei geben, sondern zum Messermacher deines Vertrauens schicken, der sich mit sowas auskennt (z. B. Peter Abel). Dort erfährt die Feile unter Garantie eine Messergerechtere Wärmebehandlung als in der Härterei.

Was mir mehr sorgen machen würde: Es gibt Feilen, die nur aufgekohlt sind, also irgendein 08/15tel Stahl, der lediglich im Randbereich genügend Kohlenstoff hat und richtig hart wird. Da wäre alle Arbeit vergebens. Du solltest also erstmal sichergehen, dass das bei deiner Feile nicht der Fall ist. benutze mal die Suche zu "aufgekohlt Feile", da findest du sicher einiges dazu.

 

[Badger1875]

Zum Reinigen:
Schleif doch einfach die Verschmutzte Oberfläche weg

Das wegschleifen der Oberfläche birgt noch einen anderen, viel größeren Vorteil: Jede Riefe in der Oberfläche kann der Ausgangspunkt für einen Riß sein!

Zum Stahl/Härten:
Die Feilenstähle sind alle recht ähnlich und einfach zu härten. Allerdings würde ich das entstehende Messer nicht in eine Härterei geben, sondern zum Messermacher deines Vertrauens schicken, der sich mit sowas auskennt (z. B. Peter Abel). Dort erfährt die Feile unter Garantie eine Messergerechtere Wärmebehandlung als in der Härterei.

Gute Härtereifachbetriebe können mit dem Begriff Feilenstahl in der Regel schon etwas anfangen, aber ich würde auch den messerspezifischen Fachmann aufsuchen.

Was mir mehr sorgen machen würde: Es gibt Feilen, die nur aufgekohlt sind, also irgendein 08/15tel Stahl, der lediglich im Randbereich genügend Kohlenstoff hat und richtig hart wird. Da wäre alle Arbeit vergebens. Du solltest also erstmal sichergehen, dass das bei deiner Feile nicht der Fall ist. benutze mal die Suche zu "aufgekohlt Feile", da findest du sicher einiges dazu.

Na vergebens ist die Arbeit dann nicht gewesen, Du kannst den Fehlschlag wenigstens unter "schlechte Erfahrungen" abheften! Wichtig ist dieser Punkt durchaus für ein gutes Ergebnis! Unter Umständen kannst Du das am Feilenhersteller festmachen, wirklich alte und gute Werkstattfeilen sind in der Regel aber immer für ein Messer brauchbar.
Eventuell kannst Du das aber auch am Gefüge erkennen, aber auch die Oberfläche großzügig an einem Ende wegschleifen und dann mit dem Material von innen eine Schleiffunkenprobe machen ist eine Möglichkeit.

Freddie

 

[switcher67]

Erstmal vielen Dank für die Antworten!

Die Idee mit dem Wegschleifen der Oberfläche gefällt mit nur bedingt.
Ich wollte weitestgehend die Feilenstruktur behalten da ich es schön finde zu sehen dass es mal ne Feile war.

Dass es sich bei besagter Feile um eine Aufgekohlte handelt möchte ich auf Grund des Alters und der Herkunft bezweifeln, doch werde ich zur Sicherheit den Ätztest machen.

Mit was kann ich denn ätzen? Geht da Senf oder Asco-Säure oder brauch ich wirklich so richtig übeles Zeug wie Salzsäure und Co?

Danke auch für den Tip es dann beim Messermacher härten zu lassen.

Beste Grüße
switcher67

 

[U. Gerfin]

Mich würde mal interessieren, wie groß die Feile ist.
Die sehr großen alten Werkstattfeilen mit 45 cm und darüber waren oft aus C 70, während die kleineren, soweit es sich um Markenfeilen handelt, aus den Stählen 1.1663 o.ä. oder leicht legierten, noch hochwertigeren Stählen gefertigt wurden.
Das kannst du durch ein kurzes Anschleifen am Schleiffunken schon erkennen.
Es wäre schon besonderes Pech- oder Glück- wenn Du an eine nur aufgekohlte Feile geraten wärest.
Ätzen solltest Du mit Eisen 3- Chlorid. Die Grundsubstanz ist z. B. bei Conrad zu bekommen und wird im Verhältnis 1: 6 bis beliebig dünner mit Wasser gemischt. Höhere Konzentrationen ätzen nicht besser, sondern schlechter.
Trinken sollte man das nicht und auch die Augen sollte man sich nicht damit auswaschen.
Ökologisch ist die Substanz eher unbedenklich. Sie wird zum Binden von Fetten in den Wasserwerken faßweise in das Wasser geschüttet und auch von der Bundesbahn zum Abwaschen der Waggons verwendet.
Das kannst Du also ohne Gewissensbisse verwenden und bekommst es auch ohne weitere Umstände.

Freundliche Grüße
U. Gerfin

 

[switcher67]

Die gesamtlänge der Feile beträgt ca. 52cm und ohne Griff und Schaft, also die reine "Arbeitsfläche", ist 34cm. Breite der Feilenfläche sind 32mm bei einer Stärke von
7mm.
Das Feilenblatt verjüngt sich zur Spitze hin von besagten 7mm auf rund 4mm, wobei nur eine Feilenfläche ihren Winkenl verändert und so zur Spitze hin dünner wird. Die andere Seite der Feile bleibt plan.
Der Griff ist aus Holz. Soweit zur Beschreibung...

Ich bräuchte bitte immer noch einen Tip zum gründlichen Reinigen der Feile, da ich sie nicht abschleifen möchte um das "Gesicht" der Feile nicht völlig zu verlieren.
Sind Stahlbürste, Benzin oder Fettlöser schlecht zum reinigen? Zieht das Reinigungsmittel, auf Molekularer ebene, in das Metall ein und schafft Probleme beim Weichglühen oder Härten?

Danke für Antwort!

Gruß
switcher67

 

[Hamurra-e]

Nein!
Du kannst auch einfach das ganze heiß machen und mit der Drahtbürste bearbeiten, Zähne bleiben erhalten. Selbst wenn du Schmiedest werden noch Zähne sichtbar sein, nur eben etwas gezerrt und verschoben.
Viel Spaß!

 

[switcher67]

Aha! Vielen Dank!
Dann werd ich mal drauf los reinigen.
Gut zu wissen dass sich die Struktur selbst beim Schmieden nicht ganz verflüchtigt. Als "Messermacherneuling" lasse ich aber besser mal die Finger vom Umschmieden einer Feile. Einfach weichglühen, in Form sägen und feilen und dann schick ichs zum Messermacher zwecks der Härtung und dem Schliff.

 

[gast]

Auch habe gerade mein erstes Messer (insgesamt) aus einer alten Feile gemacht. Als Laie habe ich nach dem Motto "Versuch und Irrtum" gearbeitet, wenn auch nicht ganz ohne vorherige Literatur.
Habe die Feile, bei der ich gerne den Feilenhieb erhalten wollte, einfach in einem Grill zum Glügen gebracht, aber nur soweit, dass der Magnetismus noch vorhanden war. Dann Handarbeit mit kleiner Flex im Groben und Feilen/schleifen für den Rest.
Feilenstärke ist 5mm. Da ich ein WaffG-konformes Arbeitsmesser für jeden Tag haben wollte, ist die Klinge genau 12 cm lang.
Wegen der besseren "Führbarkeit" habe ich keine Parierstange, sondern eine Griffmulde eingefeilt und den Griff mit einer Paracord-Wicklung versehen.
Die Klinge ist ohne weitere Wärmebehandlung (einfach Glück gehabt) schön scharf geworden und weder zu weich noch zu hart.

Die Feile hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich mich jetzt näher mit dem Thema beschäftigen werde. Eine große Bremstrommel eines US-Pickup wurde vorbereitet, dann lief mir aber eine Esse (35x45cm) über den Weg.
Feilenmesser haben für mich etwas "Natürliches" und wirken gerade als Arbeitsmesser für mich sehr - kann es nicht anders ausdrücken - schön.
Finde es sehr gut, wie man hier von Profis geholfen bekommt. Vielen Dank für dieses informative Forum!