Feuerschweissen für Anfänger

hare4ge

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Hallo

Welche Stähle eignen sich für einen Anfänger besonders gut zum Verschweissen? Spielt es eine Rolle ob man dabei mit Kohle oder Gas schmiedet?
 
Hallo

Nach meiner Erfahrung:

Besonders gut geeignet sind z.B. C 45, weil sauber und billig. Ebenso fast alle, reinen Kohlenstoffstähle im untereutektoiden Bereich, die aber durchaus schon gute Messer abgeben. Die bereits öfter angesprochenen Gattersägeblätter für Lau aus dem Sägewerk schweißen oft auch ganz vorzüglich bei Härteannahmen bis 67 HRC (habe ich erst letzte Woche getestet. U.U. muß man vorher eine Hartverchromung abschleifen). Wenn das Klappt, kann man sich langsam an legierte und übereutektoide Sachen und größere Pakete machen.

Ganz schlecht und gerade von Anfängern dennoch oft gennomen sind z.B. Feilenstähle, 1.2842, Kugellager, Baustahl St 37.

Baustahl hat meiner Meinung nach nix in einem Messer verloren, schon gar nicht in Kombination z.B. mit Feile, eine immer wieder gemachte und Anfänger zur Verzweiflung treibende Kombination (ich spreche aus eigener, leidvoller Erfahrung, so blöd sich das vielleicht anhört).

Ob Gas oder Kohle macht nach meiner Erfahrung wenig Unterschied. Die meisten Schmiede schwören schlicht auf das, mit dem sie gelernt haben.
 
Ich finde 1.2842 und ST37 schweißt sich eigentlich ganz gut. Zumindest im Gasofen. Die Sache mit den Sägeblättern ist doch sehr von einer Quelle abhängig. Was spricht gegen ST37 in einem Messer ? Man bekommt halt decordamasr und nimt eine Schneidleiste. Geht eigentlich nicht so schwer.
 
Hallo Bärtram

Gegen St 37 spricht die konkrete Fragestellung nach gut geeignetem Anfängermaterial. Ich kann das Zeug auch schweißen, zur Not zusammen mit Feile oder 2842, aber warum sollte ich das tun???
 
Ich würde am Anfang empfehlen:

C45 oder C60 oder C75 in Kombination mit 1.2842 oder 1.2510.

Warum Arno vom 1.2842 für Anfänger abrät, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Bei mir hat der Stahl beim Feuerverschweißen noch nie Probleme bereitet, was ich vom Rest nicht behaupten kann.

Wie Arno gesagt hat: Mit Feilen und Kugellagern holt man sich als Anfänger meistens nur Frust. Die sind für den Anfang zu anspruchsvoll, was ich aus eigener Erfahrung leidvoll bestätigen kann. Auch Federstahl aus 55Si7 würde ich nicht zu Anfang empfehlen. Der erhöhte Siliziumanteil vergrätzt mir das Schweißen meistens.

Gruß Heiko aka Lanfear
 
Hallo Ihr

Nun, 2842 ist relativ teuer und imho leicht überhitzungsempfindlich.
Und: Stimmt, 55 Si 7 ist auch nichts für Anfänger.
 
Dei bisher vorliegenden Antworten sind grundsätzlich richtig. Damit man nicht nur ein paar Stahlnummern hat, mit denen man arbeiten kann, sondern auch weiß, warum etwas funktioniert oder nicht, hier noch ein paar grundsätzliche Bemerkungen:
Reines Eisen hat einen Schmelzpunkt von über 1500 Grad, die Temperaturzone, in der man schweißen kann, ist daher groß. Je höher man mit dem C-Gehalt bei reinen C-Stählen geht, desto niedriger ist der Schmelzpunkt. Damit wird die Schweißzone immer kleiner und die Gefahr, den Stahl durch Schmelzen oder Überhitzen zu verderben, immer größer. Das Problem der Verschweißung von St 37 und Feilen liegt darin, daß gute Feilen im C- Gehalt bei 1,2 % oder höher liegen und deshalb nicht viel Hitze vertragen.
Die Legierungselemente des Stahls haben unterschiedliche Wirkungen:
Nickel, Mangan und Molybdän behindern die Verschweißung nicht, da ihre Oxyde leicht von Flußmittel abgeführt werden können. Wolfram, Silizium und Chrom erschweren die Verschweißung in dieser Reihenfolge- bis 2 % ist aber selbst Chrom noch ganz gut zu beherrschen.
Als Fazit ergibt sich für den Anfänger, Damastkomponenten zu wählen, bei denen auch die empfindlichere Komponente noch ein ausreichend großes Temperaturfenster hat, in dem sich schweißen läßt- zu Deutsch- C- Gehalt nicht zu hoch wählen. Das sehr reine Buttereisen würde sich mit C 60 gut verschweißen lassen, wegen der Kohlenstoffdiffusion wäre das Muster aber blaß. Deshalb sollte eine der Komponenten leicht mit Nickel oder Mangan legiert sein. Höher mit Silizium oder Chrom legierte Stähle sind nichts für den Anfang.
Wenn man exakt weiß, um welchen Stahl es sich handelt (immer zu empfehlen) kämen für den Anfang beispielsweise sämtliche Einsatzstähle mit niedrigem Chromgehalt, ebenso die Federstähle mit niedrigem Chrom und Siliziumgehalt oder nicht zu hoch legierte Werkzeugstähle mit C- Gehalt bis 0,9 % in Betracht.
Wenn man dann noch eine vernünftige Wärmequelle- gutes Schmiedefeuer oder Gasfeuer- zur Verfügung hat, und ein geeignetes Flußmittel verwendet, sollten sich die ersten Erfolge schnell einstellen. Dann macht es auch Spaß, sich zu den anspruchsvolleren Kombinationen hochzuarbeiten.
Man kann die Sache aber auch ganz anders angehen: Man verwendet Stähle, die man billig oder umsonst bekommen kann und experimentiert.
Was in den Stählen drin ist, muß man natürlich auch bei dieser Methode mindestens ungefähr wissen. Bei dieser Methode- sozusagen trial and error-meist fast soviel error wie trial- verbraucht man nur Energie, Brennstoff und Motivation und kommt, wenn man lange genug durchhält, auch ans Ziel. Das Ziel sollte man sich nicht zu niedrig stecken. Immer wieder tauchen Leute auf, die nach ersten Erfolgen sich schon für den Größten halten. Wie sagte mal Rudi Altig über einen talentierten jungen Radfahrer: "Wenn der meint, er wäre schon was, wird er nie was". Er hat übrigens recht behalten.
So soll es unserem Anfänger aber nicht ergehen.
MfG U. Gerfin
 
Den 1.2842 bekommst du meines Wissens bei Angele am billigsten. Ein 1mm dickes Blech kostet nur 18,56€ pro kilo (1m² wiegt ca. 8 Kilo).
 
Hallo
Teuer ist offenbar eine Ansichtssache.
1.2842 finde ich bei Recknagel auch erschwinglich.
In fast jeder Abmessung.
Auch andere Stähle halteich dort für erschwinglich.

Stefan
 
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