Finish: vorm Härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

fairfax

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Hallo ihr,
ich höre immer wieder unterschiedliche Aussagen bis zu welcher Körnung man vor dem härten schleifen soll, mal heißt es bis höchstens 140 Körnung mal bis 600 Körnung.
Einerseits bin ich nicht sicher ob man die Verschmutzung vom härten mit 600 Körnung wegbekommt, andererseits schleift man bei einer gehärteten Klinge halt nicht mehr so viel Material weg und alles dauert länger, wenn ich z.B nur bis 140 Körnung vorm härten schleife.

Wie macht ihr das?

Gruß
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Also ich schleife meine Messer (nur rostträge Stähle wie Böhler N690 oder RWL-34) immer bis zur Körnung 800 fertig.
Nach dem Härten nur noch die Oxidschicht abschleifen (wieder mit 800er) und dann noch mit 1200er bis 2000er satinieren, fertig.

Viele Grüße

Erich
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Super! Vielen Dank für die schnelle Antwort Erich dann mache ich das jetzt auch so!

Grüße
Fairfax
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Hallo Fairfax,

Bei rostträgen Stählen, die normalerweise in Schutzfolie oder zumindest mit Härtelack geschützt gehärtet werden macht ein feines Finish vor dem Härten Sinn. Wenn du allerdings ohne Härteschutzfolie oder Lack härtets nützt dir das feinste Finish nichts, wenn du später Verzunderungen wegschleifen musst.
Ich selbst bastle meine Messer aus rostenden niedrig legierten Kohlenstoffstählen, die ich ohne Härteschutzfolie oder Lack selbst härte. Von 80er (frisch vom Band) bis 600er Körnung (handsatiniert per Papier oder Stein) habe ich schon einiges ausprobiert; mit letzendlich ähnlich hohem Aufwand in der Nachbearbeitung. Aus meiner bescheidenen Erfahrung heraus macht eine Vorbehandlung feiner als 180er Korn keinen Sinn weil die Feinbearbeitung mit höheren Körnungen nach dem Härten (ohne Schutz) so wie so noch mal anfällt. Schaden tut ein feines Finish vor dem Härten nicht, kostet allerdings Zeit, Papier / Band und Nerven. Wenn du deine Klingen nach dem Härten auch noch ein bisschen ausdünnen möchtest würde ich an deiner Stelle nicht zu viel Zeit in die Vorbearbeitung stecken sondern lieber nach dem Härten etwas mehr Zeit fürs Ausdünnen investieren (scharfes Band, langsame Bandgeschwindigkeit, vorbeugend kühlen)...

Viele Grüße, Timo
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Hallo Timo,
ausdünnen nach dem Härten?

Aus welchem Grund wird das so herum gemacht?

Wenn es nicht generell so herum gemacht wird, welche Vor-/Nachteile bieten die Methoden vor-/nachher?

Vielen Dank für die Antwort!

Grüsse
Bodo
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Hallo fairfax
kommt auf den Stahl an, bei rostfrei mache ich Endfinish , das heißt bis 1200 .
Bei rostenden Stählen bis 400 da ich sie wegen des Verzuges nicht so dünn ausschleife und sie nach dem Härten sowieso weiter bearbeiten muß.
ca wie Erich geschrieben hat !

Gruß ... Norbert
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Vielen Dank an alle! Ich bearbeite gerade c75 von Hand, Bandschleifer habe ich leider nicht! Heute sollten 2 Klingen vom Härten kommen die ich bis 240 geschliffen habe. Ich werde noch mal 240 schleifen und dann schauen.
Ausdünnen klingt auch sehr gut da ich noch nicht wirklich weiß wie ich die Klingen scharf bekommen soll. Soll ich die kleine Fase mit dem Stein ( Körnung 400) oder mit Schleifpapier anbringen. Das Schleifpapier würde ich um die Feile meiner Feilvorrichtung (Lansky Eigenbau) wickeln. Die Schneide ist noch 0,4-0,5mm breit.
Mache ich erst Finish und dann schärfen oder umgekehrt oder gleichzeitig??!! Wegen Kratzer beim schärfen.
Vielen Dank schon Mal!

lieben Gruß
 
AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Hallo Bodo,
Norbert hat die Antwort zum Ausdünnen eigentlich schon gegeben, ich trete das Ganze aber noch mal etwas breiter um Fairfax noch ein paar Hintergrundinfos mitzugeben.

Ich habe vor ca. 3 Jahren mit dem Messermachen angefangen und seit dem ca 30 Messer fertig gemacht, bin also selbst noch Anfänger. Meine Erfahrungen beschränken sich zudem auf rostende Kohlenstoffstähle, trotzdem hoffe ich, die Infos sind hilfreich:

Z.B. bei Küchenmessern besteht das Problem, dass die Klingen oft eher hoch, lang und dünn sind, hinter der Schneidfase zudem recht dünn ausgeschliffen sein sollen. Besonders bei dünnen Querschnitten besteht die Gefahr, dass Spannungen im Material zu Verzug führen. Von leichten Biegungen in der Läng- und Quersachse bis hin zu wellenförmigen Verwerfungen an der Schneide ist je nach Klingengeometrie vieles möglich, besonders letzteres lässt sich allerdings (nach meiner Erfahrung) nicht mehr richten. Spannungen entstehen beispielsweise durch übermäßigen Hitzeeintrag bei der Vorbearbeitung und durch Umform-Vorgänge beim Schmieden. Auch durchs (querschnittbedingt ungleichmäßige) Erhitzen und Abschrecken beim Härten entstehen Spannungen, z.B. durch die Zustandsänderung des Gefüges.
Um Spannungen im Material kommst du also nicht herum, kannst aber dagegen wirken, dass die Spannungen das Werkstück verziehen in dem du einfach mehr Material stehen lässt.

An der Schneide hat sich für mich bewährt, noch etwa 0,5mm Materialstärke stehen zu lassen, um insbsondere dem Wellen-Verzug an der Schneidkante entgegen zu wirken.
Die 0,5mm sind mit allerdings für eine feine Schneide viel zu viel, um daran gleich die Schneifase anzubringen. Deshalb muss Material weg, es wird nach dem Härten ausgedünnt.
Anfangs habe ich das mühselig von Hand mit Wassersteinen und Schmirgelpapier gemacht, mittlerweile traue ich mich damit an den (regelbaren) Bandschleifer.

Nehmen wir an, bei Finish mit 180er Korn vor dem Härten hast du teils Riefen mit 0,07mm Tiefe im Material hinterlassen (die Schleifkörner sind bei P180 etwa 0,14mm groß), dann dünnst du die Schneide schon mal um 0,14mm aus um die Riefen heraus zu bekommen. Für Küchenmesser oder feine Taschenmesser bleibt dann (für meinen Geschmack) immer noch etwas zu viel Material stehen, also wird weiter (nach dem Härten) ausgedünnt.

[EDIT: Nachtrag für Fairfax]:
Ob du die Sekundärphase (also die eigentliche Schneide) mit dem Stein oder auch mit Schmirgel anbringst bleibt dir überlassen, beachte aber folgendes: Mit dem Stein bekommst du (saubere Schleiftechnik vorausgesetzt) eine eher gerade, klar abgegrenzte Sekundärphase, so wie du es von industirell gefertigten Messern vermutlich gewohnt bist. Bei der Verwendung von Schmirgelpapier wird die Schneidfase eher ründlich (konvex) und ist deshalb nicht so scharf von der restlichen Schneide abgegrenzt. Entsprechend hoch ist bei der Schmirgel-Methode auch die Gefahr, den restlichen Klingenspiegel mit zu verkratzen.

Ohne Bandschleifer wirst du die Klinge vermutlich von Hand längs satinieren. Da könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Klinge während dem Satinieren ausdünnen und schärfen, also ein Anschliff ballig auf 0.
Falls du für den geplanten Einsatzbereich des Messers dann doch noch etwas mehr Stabilität an der Schneide willst kannst du auch noch mit dem Schleifstein eine Microphase an den balligen Grundschliff anbringen...

Viele Grüße aus Heidelberg, Timo
 
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AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?

Super, vielen vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ich werde dann wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und beim Satinieren ausdünnen und schärfen und am Ende mit dem Stein ne kleine Microphase anbringen, wie bei Bark River:D.
Ich schreib rein wie es geworden ist und wenn ich es bis dahin auf die Kette krieg mach ich Bilder.

noch mal vielen Dank und lieben Gruß

Fairfax
 
So, kleiner Nachtrag und Test ob das mit den Fotos klapp!. Nachdem jemand beim härten ein paar fette Kratzer in die Klinge gehauen hat konnte ich noch mal bei Körnung 80 anfangen. Bei 600 war die Luft dann raus, das Messer ist ja für mich und für ein Outdoormesser reicht das vieleicht ja auch:p

Stahl: c75
Klingenlänge: 11,5cm
Gesamtlänge: 22cm
Klingenstärke: 4,6mm
Grifmaterial: Olivenholz

Danke an alle für die Hilfe und ich hoffe es gefällt. Messer Lederscheide( habe ich leider schon gleich versaubeutelt!) sind komplett von Hand gemacht, einzig ein kleiner Standbohrer hat geholfen. Kritik ist erwünscht!

Lieben Gruß
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Hallo fairfax, Glückwunsch zu der sauberen Arbeit. Beim genauen Blick gibts auch bei den Profis immer noch ein bisschen was zu verbessern; als Macher hast du da selbst aber vermutlich eh immer den kritischsten Blick drauf.
Ich würde noch zwei Sachen machen:
- das Rohrstück für den Fangriemen großzügig ansenken
- am Griffabschluss zur Klinge hin noch mal mit einem scharfen Messer die Kontur nachschneiden und den Klebstoff bzw die rausgequollene Zwischenlage in Ordnung bringen.
Ansonsten nur noch ein Tip: Weitermachen! ... und uns mit Bildern fleissig auf dem Laufenden halten... :super:
 
Abend Jubei,
vielen Dank für die Tipps und Ermutigungen. Das Absenken hatte ich noch überhaupt nicht auf dem Schirm. Bin gerade fertig geworden und jetzt schaut das deutlich besser aus.

Dankeschön und Gruß

Fairfax
 
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