AW: Finish: vorm härten: bis zu welcher Körnung schleifen?
Hallo Bodo,
Norbert hat die Antwort zum Ausdünnen eigentlich schon gegeben, ich trete das Ganze aber noch mal etwas breiter um Fairfax noch ein paar Hintergrundinfos mitzugeben.
Ich habe vor ca. 3 Jahren mit dem Messermachen angefangen und seit dem ca 30 Messer fertig gemacht, bin also selbst noch Anfänger. Meine Erfahrungen beschränken sich zudem auf rostende Kohlenstoffstähle, trotzdem hoffe ich, die Infos sind hilfreich:
Z.B. bei Küchenmessern besteht das Problem, dass die Klingen oft eher hoch, lang und dünn sind, hinter der Schneidfase zudem recht dünn ausgeschliffen sein sollen. Besonders bei dünnen Querschnitten besteht die Gefahr, dass Spannungen im Material zu Verzug führen. Von leichten Biegungen in der Läng- und Quersachse bis hin zu wellenförmigen Verwerfungen an der Schneide ist je nach Klingengeometrie vieles möglich, besonders letzteres lässt sich allerdings (nach meiner Erfahrung) nicht mehr richten. Spannungen entstehen beispielsweise durch übermäßigen Hitzeeintrag bei der Vorbearbeitung und durch Umform-Vorgänge beim Schmieden. Auch durchs (querschnittbedingt ungleichmäßige) Erhitzen und Abschrecken beim Härten entstehen Spannungen, z.B. durch die Zustandsänderung des Gefüges.
Um Spannungen im Material kommst du also nicht herum, kannst aber dagegen wirken, dass die Spannungen das Werkstück verziehen in dem du einfach mehr Material stehen lässt.
An der Schneide hat sich für mich bewährt, noch etwa 0,5mm Materialstärke stehen zu lassen, um insbsondere dem Wellen-Verzug an der Schneidkante entgegen zu wirken.
Die 0,5mm sind mit allerdings für eine feine Schneide viel zu viel, um daran gleich die Schneifase anzubringen. Deshalb muss Material weg, es wird nach dem Härten ausgedünnt.
Anfangs habe ich das mühselig von Hand mit Wassersteinen und Schmirgelpapier gemacht, mittlerweile traue ich mich damit an den (regelbaren) Bandschleifer.
Nehmen wir an, bei Finish mit 180er Korn vor dem Härten hast du teils Riefen mit 0,07mm Tiefe im Material hinterlassen (die Schleifkörner sind bei P180 etwa 0,14mm groß), dann dünnst du die Schneide schon mal um 0,14mm aus um die Riefen heraus zu bekommen. Für Küchenmesser oder feine Taschenmesser bleibt dann (für meinen Geschmack) immer noch etwas zu viel Material stehen, also wird weiter (nach dem Härten) ausgedünnt.
[EDIT: Nachtrag für Fairfax]:
Ob du die Sekundärphase (also die eigentliche Schneide) mit dem Stein oder auch mit Schmirgel anbringst bleibt dir überlassen, beachte aber folgendes: Mit dem Stein bekommst du (saubere Schleiftechnik vorausgesetzt) eine eher gerade, klar abgegrenzte Sekundärphase, so wie du es von industirell gefertigten Messern vermutlich gewohnt bist. Bei der Verwendung von Schmirgelpapier wird die Schneidfase eher ründlich (konvex) und ist deshalb nicht so scharf von der restlichen Schneide abgegrenzt. Entsprechend hoch ist bei der Schmirgel-Methode auch die Gefahr, den restlichen Klingenspiegel mit zu verkratzen.
Ohne Bandschleifer wirst du die Klinge vermutlich von Hand längs satinieren. Da könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Klinge während dem Satinieren ausdünnen und schärfen, also ein Anschliff ballig auf 0.
Falls du für den geplanten Einsatzbereich des Messers dann doch noch etwas mehr Stabilität an der Schneide willst kannst du auch noch mit dem Schleifstein eine Microphase an den balligen Grundschliff anbringen...
Viele Grüße aus Heidelberg, Timo