Frage an die Lederexperten [hart und spröde]

Tolstoi

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Frage an die Lederexperten

Hallo,

da ich gerade dabei bin, mir ein paar Scheiden für meine selbstgemachten zu bauen, habe ich mich im Keller mal umgesehen, was da noch an Leder da ist. Leider nicht sehr viel. Ein Stück 5mm dickes, ich glaube Schuhsohlenleder, habe ich allerdings noch gefunden. Die Sache hat nur einen Haken. Erstens weiß ich nicht ob so etwas für eine Scheide geeignet ist, und zweitens war das Leder so gut versteckt, daß es die letzten 10 Jahre unter der Treppe verbracht hat, und sehr hart und spröde ist. Jetzt würde mich interessieren, ob man dieses Leder noch retten kann ? Beim Versuch ein kleines Stück zu biegen, ist es eingerissen. In heißes Wasser eingelegt lässt es sich ohne Risse biegen. Da es sehr dick ist, habe ich es auf dem Bandschleifer etwas abgeschliffen (beidseitig). Ist es möglich, die glatte Seite soweit zu schleifen, daß sie nachher wieder ganz glatt wird? Das Leder ist noch ca. 1m² groß, und deshalb würde ich es ungern einfach so abschreiben. Würde mich freuen, wenn ihr mir da ein paar Tips geben könntet.

Grüße Tolstoi

p.s. die Threads zum Thema Leder habe ich schon gelesen

[HankEr: Titel erweitert]
 
Brüchiges Leder kann man imho wieder recht gut fit kriegen.
Allerdings bin ich von Wasser weniger angetan -- altes Leder hat afaik vor allem Fett verloren.

Also: Nachfetten. Danach nachfetten. Und wenn du damit fertig bist: Nachfetten.

Bist es wieder beweglich ist. Habe so aus einem 7mm starken, auf etwa 40 Jahre geschätzen alten Halsstück, das Opa mal auf dem Dachboden liegen gelassen hatte, eine überaus gut funktionierende Lederrüstung für SCA-Bedarf gebaut. Kriegt wöchendlich Schläge ab.
Genau so habe ich auch ein Stück Schafsfell wieder gut hingekriegt: War wohl lange ein Autositzschonbezug, muß wohl naß geworden sein, jedenfalls hatte jemand diese brüchige "Pappe" weggeworfen (und sie lag im Regen). Nach einer halben Packung einmassiertem (Bürste mit Gumminoppen) Lederfett taugt es wieder und wärmt mir in diesem Moment die Füße. Um die Fellseite sauber zu kriegen, habe ich das Ding vorher allerdings mit Babyhaarwaschmittel bei 30° gewaschen und dem Wasser noch ein Glas Glyzerin zugefügt.

MfG, Tierlieb

MfG, Tierlieb
 
Satt einsprühen mit Ballistol, z.B. in alter Metallschüssel, danach (ein paar Tage später, wenn Öl eingezogen) mit guter farbloser Schuhcreme und Bürste behandeln (einschmieren und abbürsten wie bei Schuhen). Diesen Tip gabs mal im DWJ für die Restauration eines alten 08-Holsters aus dem 2. WK... natürlich ohne Gewähr meinerseits weitergegeben...
Viel Erfolg wünscht Jake C.
 
vielen Dank für die Tips, ich werde das alles mal an kleinen Stücken ausprobieren. Das mit dem Fett hab ich irgendwie gar nicht bedacht, da ich schon drauf los basteln wollte (bin eben ungeduldig :D)

Grüße Tolstoi
 
Ich hänge meine Frage mal hier dran, geht auch um hart und spröde, bin z.Zt. fleissig am Einweichen der Tafeln:

Hat jemand im Forum eine Information über die Gerberei
"Tanneries Julls Allemand - T.J.A. - Fontaine près Grenoble (Isère)" ?
Gibt es die noch, wenn nicht, wie lang nicht mehr ?
Google gab nichts her, bei WLW habe ich es noch nicht versucht.

edit:
Das mit dem "nur" fetten funzt bei meinem Leder übrigens nicht :argw:
Da die meisten Lederfette auch Wachse enthalten, die die Oberfläche verschließen, geht das wohl nur im Idealfall, der vermutlich von der speziellen Lagerung und vom Alter des Lederstücks bedingt ist.
Zum Glück konnte ich in der Nähe einen Ledergroßhandel auftun, der auch Lederöl im Sortiment hat, dort werde ich eine Flasche bestellen.

Der einzig bisher feststellbare Effekt war, dass das Leder immer dunkler und noch härter wurde, so bin ich jetzt doch auf die Wässerungsmethode umgestiegen, erstmal, um die Poren zu öffnen, dann um es wirklich weich zu machen, danach sehe ich weiter.

Ist eine Sche...arbeit, das ganze fett wieder rauszuwaschen...

Gruß Andreas
 
Last edited:
Hart und spröde

Moin zusammen,
Leder wieder weich und geschmeidig zu kriegen ist eigendlich gar nicht schwer, Lederöl ( Tran ) ist der beste Weg. Wer aber die Möglichkeit hat an Lickerfett ranzukommen ist noch besser drann.Beim Ölen aber beachten das nur soviel aufgetragen wird wie das Leder innerhalb kurzer Zeit aufnimmt ( Pumpzerstäuber leisten hier beste Dienste) häufig sehr häufig wiederhohlen. Ein Problem dürfte wohl Sohlenleder darstellen da das in der Regel schon eingebrannt ist. Außerdem ist der Gerbstoffanteil derart hoch das man damit warscheinlich auch feinsten polierten und geölten Edelstahl zum rosten bringt.Übrigens wer die Narbenseite schleift muß sich nicht wundern wenn die Narbe weg ist:confused:. Zu glätten ist das ganz einfach - etwas Gummi Arabicum in heißem Wasser auflösen, Leder mit wenig spiritus und Wasserstoffsuperoxid abwischen, Gummilösung auftragen, mit dem Falzbein einmassieren ( feste,feste, noch härter)dann mit einer sauberen Schuhbürste so lange ( lange lange lange lange sehr lange )Bürsten bis eine schöne glänzende Oberfläche enstanden ist.
Fertig !!!!!:steirer:

Gruß
Markus Antonius
 
Moin Marcus A. ;)

Das kommt gerade passend, heute habe ich das Lederöl bekommen, Lickerfett habe ich im Forum auch schon mal gelesen, was ist das genau ?

Provisorisch habe ich Lederbalsam von Clou benutzt, ist zwar nicht gerade eine Offenbarung, aber es hat einen Zweck erfüllt:
Beim Zwischentrocknen unter feuchter Baumwoll-Abdeckung an ruhiger Raumluft ist das Leder nicht gleich wieder steinhart geworden.

Eine 0,5l Dose von B&E kostet bei uns übrigens 6,25€ (wen es interessiert). In meinem Leder ist tatsächlich scheinbar unendlich viel Gerbsäure enthalten.
edit:
Sprühzerstäuber ?
Ist das Öl nicht etwas dickflüssig, oder gibt es da noch speziellere Zerstäuber, als z.B. die aus der Apotheke ?

nochmal edit:
Was bedeutet "eingebrannt" bei Sohlenleder ?
Ich kenne den Begriff "Brandsohlenleder", bzw. "Lederbrandsohle".
Vorstellen kann und konnte ich mir darunter nie etwas Konkretes, obwohl es gängige Begriffe sind...

Hoffentlich kann ich das Leder wieder in einen brauchbaren Zustand versetzen, wäre schade um das Material, aufgequollen und elastischer ist schon geworden, und die (Natur-)Farbe hat sich relativ gut angeglichen im Verhältnis zu vorher.

Gruß Andreas
 
Last edited:
Hi Luftauge,

also Einbrennen nennt man das Tauchen von zB Sohlleder in flüßiges heißes Fett bei ca. 80° C. - in der Regel Stearin. Bei dem Leder iss nich mehr viel mit nachfetten !!
Lickerfett ist eine Emullsion aus sulfonirten oxidirten Fetten ( flüßig und stinkt erbährmlich ) mit Wasser. Natürliches Lickerfett ensteht bei der sämisch Gerbung ( Türkischrotöl ) syntetisch heißt es Degras und wird durch Oxidation von Ölen hergestellt.

Ps
Möglicherweise wäre mal ein Treffen zum Thema Leder und dessen Verarbeitung von allgem. interesse.

Gruß
Markus Antonius
 
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