Frage zum Flussmittel Rezept

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Danke für den Hinweis Tim und Achim.

Dann bitte ich alle Leser die Finger vom Blutlaugensalz zu lassen, und den Beitrag als Technische Geschichte anzusehen.

Wie die Schmiede dieses giftige Zeug früher anwandten weiss niemand oder? Wahrscheinlich vorsichtig unter gut ziehenden Abzugshauben?

Gruss unsel
 
Haedicke beschreibt das Feuerschweißen von Stahl auf Eisen in der Zeit um 1900 auf S. 142-143 seines von mir mehrfach zitierten Buches
.
Dabei führt er u.a. aus: "Dem Borax, welcher am besten vorher durch starkes Erhitzen von seinem Kristallwasser befreit und dann gepulvert wird, setzt man zuweilen h ä r t e n d e Körper, wie gelbes Blutlaugensalz, chromsaures Kali u.s.w., zu.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen beschreibt er nicht.

Man muß sich dabei vor Augen halten, wie wenig man sich um die Gesundheit der Arbeiter gekümmert hat.
Der gleiche Verfasser beschreibt an anderer Stelle, daß die Haare der Frauen, die ständig Messing zu schleifen hatten, grün wurden.
Von den Goldschmiedelehrlingen wurde noch in unserer Generation verlangt, die richtige Konsistenz des "Wassers" zum Weißsieden (verdünnte Schwefelsäure) durch Prüfen mit dem Mund festzustellen. Wenn die Zähne stumpf wurden, war die Beschaffenheit richtig.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Mich hat das Blutlaugensalz schon vom Preis her abgeschreckt,aber im Zusammenhang mit Aufkohlen höre ich es doch ab und zu aber dann werde ich das mal mit dem cyanid erwähnen.
 
Ich habe sicher schon ein dutzend Boraxmischungen getestet,darunter auch die oben genannten historischen,die meisten waren schlechter als nicht dehydriertes Borax, keine besser.Was stöhrt schon das Kristallwasser? Da überhitztes Wasser sehr agressiv ist, hat es doch eher Vorteile.
 
Mir was es, mit Verlaub, immer scheissegal, ob ich Borax als penta- oder dekahydrat oder anhydrid zur Arbeit hatte. Das funktioniert alles gleich gut. Das wasserfreie Borax hat lediglich den Vorteil, dass man keinen Schneesturm in der Schmiede hat. :D
 
Cyanidverbindungen werden heutzutage noch für das Salzbadnitrocarburieren verwendet, was aber für die Messerherstellung eher nebensächlich ist. Zumindest habe ich noch nichts dergleichen hier im Forum gelesen (und das Forum ist mein einzige Quelle für Informationen zur Messerherstellung)

Ich denke früher hat man sich wirklich nicht um die Gesundheit der Arbeiter geschert und demnach wohl auch Cyanide zum Feuerverschweißen benutzt.

Gruß

Tim
 
Das wasserfreie Borax hat lediglich den Vorteil, dass man keinen Schneesturm in der Schmiede hat. :D

Äh,ich habe immer das Gegenteil bemerkt,wenn ich Borax zu Ulrich´s Lieblingsmischung gemacht habe und ich das feine Pulver mit einer Steudose auf des hell Kirschrote Paket gestreut habe,das es einen Schneesturm gab und dann es noch nach Harnstoff stank,jetzt habe ich min.4 von 5 Kg von dem Ammoniumchlorid und keiner von dehnen die ich es angeboten habe wollte was haben.

Wieso soll das Wasserfreie eigentlich besser sein,kann mir eigentlich nur vorstellen das es von Vorteil ist wenn der Stahl gerade mal eine Glühfarbe zeigt.
 
Stauben kann nur etwas Trockenes.
Nicht dehydrierter Borax staubt auch, solange er fein verteilt durch die Luft wirbelt. Sobald er auf das glühende Paket kommt, bläht er sich auf und bei entsprechender Thermik durch die Hitze werden wieder Teile hochgewirbelt.
Wenn man nicht mit dem Salzstreuer oder noch feiner mit dem Pfefferstreuer arbeitet, sondern das entwässerte oder nicht entwässerte Pulver mit einem Löffel aufstreut, gibt es kein Schneegestöber.

Von der Wirkung sollte es keinen Unterschied geben, bis auf die Kühlwirkung durch das verdampfende Kristallwasser.
Das kann sich bei kleinen Paketchen auswirken, da sie dadurch in der Temperatur absinken, bei großen macht das sicher nichts aus.

Als Steve Schwarzer mich 1993 besuchte, wunderte er sich über den ausgekochten Borax- die Mühe hatte er sich nie gemacht. Wer mit Lufthämmern ab 100 kg Bärgewicht arbeitet und mit Paketen von 10 kg aufwärts, braucht sich um das Kristallwasser keine Sorgen zu machen.

Der einzige wirkliche Unterschied beim entwässerten Borax gegenüber dem mit Kristallwasser gesättigten liegt darin, daß er konzentrierter ist-in einem Löffel entwässertem Borax ist eben "nur" Borax-sagen wir 5 Gramm- in einem entsprechenden Löffel mit naturbelassenem ist der wirkliche Boraxanteil eben um die Menge des Kristallwassers geringer.

Mit zwei-dreimal ausprobieren wird jeder feststellen, was für ihn funktioniert und dabei kann er dann bleiben.

Zur Mischung mit dem Ammoniumchlorid: Ich habe das Rezept aus dem Buch "Practical Blacksmithing" entnommen, erprobt und für gut befunden.
Chemiker haben mir glaubhaft erklärt, daß das Zusammenkochen Unsinn sei, weil das Ammoniumchlorid dabei total verfliege, also verloren gehe.
Mein- zugegeben subjektives- Gefühl ist aber, daß mir die Schweißungen mit dem Gemisch besser gelingen, als mit jedem anderen Flußmittel.
Man muß auch berücksichtigen, daß ich nur mit dem Handhammer und unter Zeitbeschränkung arbeite und nach Möglichkeit an die Grenzen der Materialien gehe-Damaste mit hohem bis sehr hohem C-Gehalt, gerne mit Wolfram, Leistungszonendamaste.
Da ärgere ich mich schon über jeden Fehlschlag und versuche, m e i ne Technik zu optimieren.
Ich werde deshalb auch bei meinem Gemisch bleiben, bis ich etwas überzeugend besseres gefunden habe.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ob das mit dem Zusatz eben nur Objektiv ist oder nicht wollte ich ja wissen und habe es anderen angeboten aber es wollte ja keiner was haben.
Ich habe schön Streufähiges Borax also nicht so feines und das ist ja der Vorteil,wenn ich es mit einem Steuer auf ein orangefabenes Paket ab 2,2 Kg streue gibt es kein Aufblähen oder Schneefall,wenn ich das verkochte wieder Körnig bekommen würde,wäre dann wahrscheinlich nur noch der Geruch vom Salmiak.

Buch Chmikalienkunde von Dietz.Kowalczyk VEB Fachbuchverlag Leipzig:

Ammoniumchlorid HN4CI

Eigenschaften:Verflüchtigt sich beim Erhitzen ohne zu schmelzen,dabei zerfällt das Salz in NH3-Gas und HCl-Gas.Jedoch vereinigen sich die beiden Gase bei der Abkühlung sofort wieder zu Salmiak,was einer Sublimation gleichkommt.
Sublimierter Salmiak bildet eine weiße Kristallmasse.Das aus wäßriger Lösung gewonnene Salz kristallisiert in Oktaedern und bildet in Stücken eine durchscheinende,harte,fasrige kristalline Masse.An der Luft beständig,wasserlöslich mit schwach saurer Reaktionund unter starker Temperaturniedrigung:bei °C 30g und bei 100 °C 77g in 100g Wasser.Kp 335 °C,g1,52.

Verwendung:Mischungsbestandteil bei Mineraldünger,technisch in der Keramik,Galvanoplastik,Gerberei,im Zeugdruck,für Kältemischungen(1 Teil Salmiak,1,5 TeileKristallsoda und 3 Teile Wasser).Als Lötsalz beim Löten,Verzinken und Verzinnen.
Dabei bildet HCl die Metalloxide in flüchtige Chloride um, und die Metallfläche wird blank und lötfähig.
 
Das Wasserfreie, dass ich habe, hat eine Konsistenz wie grobes Salz. Kein Pulver. Das schmilzt nur und fliegt nicht. Das Decahydrat ist eher pulvrig, bläht sich auf und wird teilweise durch den "Schub" der Gasschmiede verblasen.

Wenn man natürlich wie Ulrich mit Holzkohle arbeitet, dann passiert das nicht oder kaum.
 
Ich habe auch noch bei Kohle das Paket aus dem Feuer genommen,in der Gasesse würde das mit dem Steuer nicht gehen und was daneben geht fange ich in einem Topf auf und ich benutze das als Zunderverhinderer.
Wenn ich das grobe Salz auf das Paket streue,bemerke ich aber kein Gewusel oder so,es verflüssigt sich sofort ohne zu meckern.
 
Mir was es, mit Verlaub, immer scheissegal, ob ich Borax als penta- oder dekahydrat oder anhydrid zur Arbeit hatte. Das funktioniert alles gleich gut.

Das glaub ich Dir auf's Wort Achim. Wenn man es kann braucht es keine Alchemie, polierte Oberflächen oder sonst was. Wenn das Fingerspitzengefühl fehlt werden auch all diese Mittelchen nicht helfen.

Man kann übrigens auch mit Kerosin feuerschweißen, falls das Borax wirklich mal knapp werden sollte.

Viele Grüße
Peter
 
@urgestein:

Ne, nur Stahl, da dann aber die meisten Sorten, die herkömmlich zu bekommen sind. Habe bisher noch nicht mit besonderen Stählen rum gespielt, war mir immer zu teuer bzw der Aufwand der Beschaffung zu groß.
Also alte Feilen, Brechstangen, zerdepperte Meißel, gebrochene HSS-Bohrer... klappt alles super. Geben prima Schneiden für klassische skandinavische Messer (3 Lagenstahl).
 
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