Fragen zum Messerbau (Klingenbefestigung, Stabilität)

JoKli

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Hallo,
ich habe mir bereits schon ein paar Messer gebaut, die ich alle einfach nur mit UHU 300 verklebt habe. Allerdings waren dies eher kleine Steckerlklingen bis 9cm Länge.
Jetzt will ich mal ein etwas größeres Messer in Angriff nehmen mit einer Klingenlänge von etwa 15 - 20cm, das für gröbere Aufgaben gedacht ist. Jetzt weiß ich allerdings nicht wirklich ob es reicht die Klinge nur zu verkleben oder ob ich sie Nieten soll. Leider weiß ich nicht wie das genau mit dem Nieten funktioniert. Wäre schön wenn mir das jemand ausführlich erklären könnte. Habe mir auch gedacht man könnte einfach seitlich am Griff ein Neusilber- oder Messingrohr durch Griff und Erl Stecken, hat das schon mal jemand gemacht?
Und noch eine kleine Frage, werden die Abschlussplatten an skandinavischen Messern nur geklebt?

Gruß
Jonas
 
AW: Fragen zum Messerbau (Klingen befestigung, stabilität)

Mahlzeit Jonas
Also...ich persönlich würde nie eine Steckerlklinge seitlich anbohren.
Klar- funktionieren würde das schon aber du schwächst damit den Erl und er kann dann genau an dieser Stelle brechen.Kommt halt immer darauf an was du mit dem Messer vorhast.
Warum lässt du den Erl nicht bis zum Griffende durch gehen und vernietest ihn da ?
Erwähnen möcht ich noch das mir auch noch nie ein Messer was ich mit UHU 300 nur verklebt habe um die Ohren geflogen ist...und die Klingen waren fast alle länger als 9cm.

Gruß Ralf
 
Muss es denn ein Steckerl sein? So groß wäre doch auch ein Full-Tang ganz praktikabel.

Aber zum Steckerl: Wenn du eine Niete (einen Niet) setzen willst sollte der Durchmesser der Bohrung natürlich klein genug sein, dass noch genug Fleisch beim Erl stehen bleibt. Der Erl sollte nicht mit gehärtet sein.
Du machst dir die Passung für den Erl in das Holz (gehe davon aus, dass es ein Holzgriff werden soll.), steckst den Erl so rein, wie er beim fertigen Messer sitzen soll und bohrst mit einem Stahlbohrer durch das Holz und den Stahl (das ist die "billige" Variante). Du kannst aber auch erst den Erl wieder rausnehmen und dann mit einem Holzbohrer das entsprechende Loch für die Niete in das Holz bohren. Dann steckst du den Erl wieder rein (wie er beim fertigen Messer sitzen soll) und körnst dann durch die Bohrungen im Holz den Erl an. Nimmst den Erl wieder raus und bohrst (langsam und mit Schneidemulsion) das Loch in den Erl. Dann steckst du den Erl wieder ins Holz und schleifst den Griff auf fast Endform, dann für die Nietenköpfe leichte Senken setzen. Dann kommt das Einkleben mit Endfest 300. Also, Epoxy in die Passung, Erl rein, Niete durchstecken, festklopfen, überreste abwischen, warten bis das Epoxy hart ist. Danach auf Endform schleifen, dabei aufpassen, dass die Niete nicht so warm wird, dass das Epoxy leidet.
Man kann den Erl aber auch hinten am Messergriff verschrauben. Also, hinten ein Gewinde auf den Erl schneiden und ein passendes Gegenstück anfertigen, welches dann von hinten in das Griffmaterial hineingreift. Somit muss das Griffmaterial von einer Seite die Passung für den Erl kriegen, von der anderen die Passung für das Gegenstück.

Was auch geht ist eine echte Zwinge, in die der Erl einhakt.

Du kannst dem UHU 300 aber auch ziemlich vertrauen, ohne Niete oder Verschraubung oder Zwinge, wenn du den Erl nur ganz grob schleifst (36er Papier) und diesem dann noch Kerben einschleifst und die Passung im Holz nicht zu weit ist.
 
Ok, danke für die schnellen Antworten.

Sollte aber schon ein Steckerl sein. Da hab ich was die Klingen betrifft eine größere Auswahl und sind auch noch um einiges billiger.

Habe da an die Lauri Lapplander Klinge gedacht.
http://www.nordisches-handwerk.de/shop/lauri_carbon_messerklinge_lauri_lapplander_kohlenstoffstahl_nicht_rostfrei,pid,98,rid,4,produktdetail.html

Oder die Lauri Leuko.
http://www.nordisches-handwerk.de/shop/lauri_carbon_messerklinge_lauri_leuko_kohlenstoffstahl_nicht_rostfrei,pid,99,rid,4,produktdetail.html

Haben ja beide einen anständigen Erl.
Wo wäre es bei den Klingen am besten den Nietsift zusetzen? Mittig oder ziemlich weit oben?
Aber vielleicht reicht ja auch nur das Epoxidharz, habe nämlich schon einige wirklich große Haumesser im Internet gesehn, die auch nur einen verklebten Steckerl hatten, aber da weiß ich natürlich nicht ob das auch wirklich gehalten hat.
Und wie sieht das aus, wenn ich den Erl am Griffende verniete, so wie bei vielen Skandi Messern? Da muss ich wahrscheinlich erst das Ende des Erls weichglühen und dann mit dem Hammer die Niete aufschlagen, seh ich das so richtig?
 
Sollte aber schon ein Steckerl sein. Da hab ich was die Klingen betrifft eine größere Auswahl und sind auch noch um einiges billiger.
Und wie sieht das aus, wenn ich den Erl am Griffende verniete, so wie bei vielen Skandi Messern? Da muss ich wahrscheinlich erst das Ende des Erls weichglühen und dann mit dem Hammer die Niete aufschlagen, seh ich das so richtig?

Das siehst du genau richtig, ich habe sowas mal versucht und bin kläglich gescheitert. Wenn du dem Kleber allein nicht traust, was du ruhig kannst wenn du alles richtig machst, mach es so wie yaammoo es dir riet und schneide hinten ein Gewinde auf den Erl. Auch dafür musst du es am Erl weichglühen. Wenn du nur kleben willst, mach zusätzlich im Erl oben und unten mit der Flex ein paar Kerben, dann ist die Klinge auch auf Zugbelastung durch die Kleberriegel gesichert. Das hält schon.
 
Schau mal die nepalesischen Kukri (Kukuri) an: Das ist Steckerl, die Klinge hat eine Länge von 25 bis 90 cm und der Rücken ist fast ein cm dick. Mit diesem Messern wird gehackt, und das seit vielen hundert Jahren. Wenn das nicht halten würde, dann hätten die Schmiede schon lange etwas besseres entwickelt.
 
Hallo,

ich habe mir vor kurzem ein Messer im klassischen finnischen Stil aus der Lapplander-Klinge von Lauri gebaut.
Es ist eine normale Steckerl-Konstruktion geworden, der Erl wurde am Ende etwas weichgeglüht und dann wurde darauf ein Gewinde geschnitten, auf das dann die Endkappe verschraubt wurde. Ich habe das Messer schon mehrere Male im Outdoor-Einsatz nicht gerade geschont, es hält immer noch bombenfest...;)

Also, keine Angst wegen der Haltbarkeit, so eine Konstruktion ist ja schon etliche Jahre von den Finnen und Lappen im "Outback" erprobt worden, und die werden ihr Messer nicht immer mit "Samthandschuhen" anfassen (können)..:super:

Ich stell mal 2 Fotos rein, damit Du Dir ein Bild machen kannst:

Beste Grüße
DSCF3122.jpg DSCF3125.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schönes Messer.
Hast du das Messer dann nur verschraubt oder auch noch mit Epoxidharz verklebt?
Und muss ich beim Weichglühen irgendwas beachten? Bekomm ich das mit nem großen Lötkolben weichgeglüht?
 
muss ich beim Weichglühen irgendwas beachten? Bekomm ich das mit nem großen Lötkolben weichgeglüht?

Beachten musst Du vor allem, dass die Klinge selber nicht auch weich wird. Diese muss somit während der ganzen Behandlung weniger als ca. 200 Grad Celsius sein. Du kannst die Klinge z.B. in eine Topf mit Wasser stellen oder mit einem feuchten Lappen umwickelt in den Schraubstock einspannen.
Zum Weichglühen musst Du, wie der Name schon sagt, das Material zum Glühen bringen. Es muss in einem abgedunkelten Raum richtig hell leuchten, also nicht nur knapp rötlich sichtbar sein. Dann muss es langsam abkühlen, bis es nicht mehr glüht, anschliessend kannst Du mit Wasser oder Öl abschrecken. Ideal wäre eine Abkühlung von mehreren Stunden, aber das geht in Deinem Fall nicht. Also gehst Du mit einer Gasflamme dran bis es hell glüht und entfernst Du die Flamme ganz sachte immer weiter von der Spitze des Erl.

Damit ist schon gesagt, dass ein Lötkolben ganz sicher nicht geht. Mit einem solchen bringst Du vielleicht 240 Grad hin und niemals die ca. 750 bis 800, die für das Weichglühen nötig sind. Ein Gasbrenner (Gaskocher aus dem Camping-Zubehör oder Gas-Lötlampe vom Baumarkt) ist das Mindeste an Heizleistung, besser wäre natürlich ein Schweissgerät mit Sauerstoff. Und immer schön mit der Spitze der Flamme arbeiten. An der Flammen Spitze ist die grösste Hitze!

Und wie oben erwähnt: Die ganze Klinge muss die ganze Zeit kühl bleiben!
 
Zum Weichglühen ist ja schon alles gesagt,:super:

Verklebt wurde das Messer mit Epoxidharz, und das bringt dann in Kombination eine vollkommen ausreichende Festigkeit.

Viel Spass beim Basteln.:p:p
 
Ok, danke für die vielen Antworten.
Bin mir aber noch immer nicht sicher welche Variante ich nehmen soll. Entweder ein Nietstift durch Holz und Erl, oder die verschraubte Endkappe. Also die Methode mit dem Nietstift ist auf jeden Fall nicht so aufwendig und man hat die möglichkeit solche schönen Mosaikpins zu verwenden:D.
Habe hier noch eine Helle Viking Klinge rumliegen,die immerhin auch 11 cm lang ist, werde der erstmal ein schönen Griff verpassen der nur mit Epoxid befestigt wird und das ganze mal im harten Einsatz testen ob das auch ausreichend stabil ist.

Kennt jemand eine Bezugsquelle für Endkappen zum verschrauben? Konnte nämlich bis jetzt keine vernünftige finden.


Habe auf Youtube ein Video von einem Lauri Leuku gefunden, bei dem kann man deutlich einen Nietstift erkennen. Wurde den die Endplatte bei dem Messer auch einfach nur verklebt? Hält das denn?
Hier das Video:


Entschuldigung für die vielen Fragen, aber ich frag lieber vorher, bevor ich alles falsch mach.



Gruß
Jonas
 
Zuletzt bearbeitet:
Kennt jemand eine Bezugsquelle für Endkappen zum verschrauben? Konnte nämlich bis jetzt keine vernünftige finden.

Wurde den die Endplatte bei dem Messer auch einfach nur verklebt? Hält das denn?
Fertige Endkappen machen m.E. keinen Sinn, weil Du dann die Form des Griffes and diese anpassen musst. Am besten kaufst Du Dir etwas Flachmaterial und sägst die Form mit reichlich Übermass aus. Nach dem Aufkleben und/oder aufschrauben schleifst du dann die Endkappe zusammen mit derm Griffmaterial auf die Endform. Dann passt es perfekt und es ist kein Übergang zu spüren.

Eine Endkappe einfach nur aufzukleben halte ich nicht für eine besonders gute Idee. Ich würde ein Loch hineinbohren, ein Gewinde einschneiden und von unten eine Gewindestange oder eine Schraube eindrehen und festkleben. Oder einen Stift hineinlöten. Oder das Loch von oben etwas ansenken, einen Stift einschieben und in die Senkung hinein stauchen. In allen drei Fällen hast Du dann so etwas wie den Erl, das Du in ein Loch ins Griffmaterial einkleben kannst. Das hält dann ganz bestimmt besser als nur ein flaches Aufkleben, vor allem wenn Du den Stift noch aufrauhst oder einige Beulen hineinfeilst (beim Gewinde natürlich nicht nötig).

Passendes Material (typischerweise Neusilber, Messing oder Bronze) findest Du bei vielen der im MF vertretenen Händler. Denke gleich auch an das Rundmaterial beim Bestellen! Ich würde nach 2-4 mm dickem Material und 4-6 mm dickem Rundmaterial ausschauen.
 
Ok, danke.

Habe aber noch ein paar Fragen.

Wie gehe ich den vor wenn ich die Klinge durchgehend mache und hinten verniete? Habe hier nämlich eine Helle Viking Klinge, wollte diese zwar erst nur verkleben, aber würde sie gerne auch noch durch eine Niete am Ende befestigen, wie das bei vielen Helle Messern gemacht wird. Da die Klinge durchgehend gehärtet ist würde ich so vorgehen. Loch durch kompletten Griff bohren, Klinge durchstecken und auf richtige länge kürzen, dann am Ende Weichglühen wie oben schon beschrieben wurde, anschließend die Klinge im Griff verkleben, hinten die Nietplatte aufsetzen und mit einem Hammer auf die weichgeglühte Stelle schlagen. Funktioniert das so?

Eine weitere Frage hätte ich noch zum Befestigen der Klinge mit einem Nietstift seitlich durch Holzgriff und Erl.
Muss der Durchmesser der Bohrung genau denselben haben wie der des Nietstiftes? Würde dann nämlich diesen Nietsift mit dem Hammer reinschlagen, damit es auch bombenfest sitzt.


Gruß
Jonas
 
Zum Vernieten: Genau so, wie Du es beschrieben hast, funktioniert es. Aber aufpassen: Klinge mit Hartholz-Einlagen ganz fest in den Schaubstock einspannen! Mit einem eher kleinen Hammer vernieten, damit möglichst viel Kraft ins Umformen der Erlspitze geht und nicht ins Einschlagen des Messers in den Untergrund.

Den Niet quer durch solltest Du einkleben, nicht einschlagen. Das Risiko, dass sich der Griff spaltet, ist sonst zu gross. Nur wenn Du durch Metall gehst, kannst Du den Stift einpressen. Mach das Loch einfach 1/10 mm grösser als den Stift und klebe diesen mit Uhu Endfest 300 ein. Anschliessend den Überstand abschleifen, fertig.
 
Ok, ich hab jetzt schon selber rausgefunden das der oben genannte Gasbrenner nicht funtioniert, da nicht nicht die Flammentemperatur wichtig ist sondern die Arbeitstemperatur und davon hat er zu wenig.

Ich denke sowieso das es mit dem Gasbrenner schwierig wird, da die meisten nur eine Arbeitstemperatur von 750 Grad haben auf höchster Stufe und da ist der Brenner dann innerhalb von 5 bis 10 Minuten leer.
 
JoKli...mach es nicht so kompliziert :D:D:D
Hol dir irgendeinen Gaslötbrenner zum hartlöten aus´m Baumarkt (Brenner für Unkraut geht auch),stell die Klinge in´s Wasser,stell meinetwegen auch noch Gasbetonsteine oder etwas ähnliches um den Erl das die Hitze nicht gleich weg geht und dann draufhalten.Einen dünnen Erl bekommt man mit so ziemlich jeden Brenner weich.

Gruß Ralf
 
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