Rock'n'Roll
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Boas,
zunächst sei einmal kurz zusammengefaßt, was wir - flippermäßig gesehen - bisher so rumliegen haben:
Den „wüsten“ ZT 560
Den „gemächlichen“ Haslauer
Den „smoothen“ Brad Southard
Der wüste ZT 560 kommt schnell aus der Hüfte. Auf Kugeln gelagert rast er dem Lock entgegen - und wenn man nicht aufpaßt, fließt Blut, wenn er wieder zumacht. Er wiegt 164 Gramm, ist groß und für die Hosentasche fast ein Overkill. Aber - wenn man vorsichtig mit ihm umgeht, ein sehr effizienter Flipper, mit dem sich ordentlich was abschneiden läßt. An der Materialwahl und der Verarbeitungsqualität gibt es absolut nichts auszusetzen.
Der bedächtige Haslauer - unser „Slow Rider“ - ist dagegen beinahe zahm. Was das Auf und Zu angeht. Etwas Vorsicht beim Schließen ist dennoch angeraten. Die Klinge ist ein echtes Viech, die Größe des gesamten Messers moderat, das Material erste Sahne. Ein optischer und schneidtechnischer Knaller. Kann mit seinen 134 Gramm immer dabei sein.
Am Brad Southard haben wir nichts auszusetzen. Auch wenn das Earth-Brown der G10-Schale nicht jeder sehen will. Kann man ändern. Wir haben’s gelassen, wie es ist. Der extrem handliche Flipper wiegt nur 115 Gramm und ist absolut perfekt was Form, Funktion und Fertigungsqualität angeht. Zum „Finger-Abschneiden“ bei normaler Handhabung muß man sich mehr als dämlich anstellen. Einen geeigneteren Immerdabei wird man lange suchen müssen.
Wir hatten gerade den ZT 560 gekauft, da haben wir Mitte 2013 den ZT 566 in einem Vorankündigungs-Video entdeckt. Irgendwie gefielen uns Größe und Form auf Anhieb. Und wir haben bei Sartools mal angefragt. Der Kleine wurde für Anfang 2014 zu einem akzeptablen Preis avisiert und wir haben uns auf die Liste setzen lassen. Kürzlich ist er eingetrudelt - wir hatten ihn schon fast wieder vergessen.
Zwischendurch hatten wir immer mal wieder etwas dazu gelesen. Neben positiven Einschätzungen wurde die Materialwahl bemängelt. Kein Titan - das geht gar nicht! Wir waren gespannt. Was allerdings daran nicht gehen soll, erschließt sich uns definitiv nicht. Sicher, Stahl ist schwerer als Titan - aber der ZT 566 ist deutlich kleiner als der ZT 560 - und im Ergebnis 15 Gramm leichter. Wir hatten auf Anhieb ein gutes Gefühl, als wir ihn in die Hand nahmen. Optik und Haptik einwandfrei. Stabil!! Das vorliegende Gewicht von 150,3 Gramm paßt u.E. gut zur Größe und vermittelt ein Gefühl von Wertigkeit und Solidität. Und diese Eigenschaften sind in der Tat in vollem Umfang gegeben .
Alles blitzsauber gefertigt, keine einzige scharfe Kante. Klinge und Stahlschale sind gestonewashed. Das schwarze, texturierte G-10 - mit leicht rauher Struktur in Verbindung mit den groben Jimpings auf der Daumenrampe - sorgt für eine abrutschsichere Handhabung. Es fällt auf, daß der unter der G-10-Schale liegende Stahl-Liner zweifach stabiler ist als beim größeren Bruder. Er ist erstens mit etwa 1,5 mm rund eineinhalb mal so dick und er ist zweitens unskellettiert. Hier wurde definitiv geklotzt. Ein fettes Teil!
Der Zeigefinger ruht im Schutz des Flipperhebels. Da kann nix schiefgehen. Die Klinge ist - wie beim großen Bruder ZT 560 - aus Elmax. Da geht auch nix schief. Droppoint, zwei Thumbstuds, Flachschliff, tierisch scharf. „0566“ steht drauf und „Hinderer Design“ und „KAI USA ELMAX“ und „SER: 1561“. Auf der anderen Seite das satt schwarz lackierte ZT-Logo. Mehr hätte es auch nicht sein müssen. Sie läuft smooth auf Bronze-Washern zwischen den pflegeleichten, offenen Griffschalen. Diese sind an fünf Punkten absolut verwindungssteif fixiert. An der Klingenachse, dem Stoppin und den drei Back-Spacern am Messerrücken. Unter Zuhilfenahme von Torx T9 läßt sich der Delinquent zerlegen. Clip und Lockbar Stabilizer erfordern Torx T6.
Wo Hinderer draufsteht, ist allerdings nicht immer Hinderer drin. Der Lockbar-Stabilizer „stabilized“ nämlich nicht wirklich. Er geht einwandfrei als Überdehnschutz durch - aber bei geöffnetem Messer steht die flache Scheibe so gut wie ganz oberhalb der Lockbar. Hier kann dann nix stabilisiert werden. Das sieht beim ZT 560 besser aus. Der blankpolierte schwarze Clip ist deep carry und vierfach umsetzbar. Er hat ebenfalls keinerlei scharfe Ecken und Kanten und zusammen mit dem glatten Stahl der Griffschale läßt er das Messer sehr elegant und bequem - ganz ohne Zerstörungswut - in die Tasche der 501 (und wieder raus) gleiten. Einmal drin, vergißt man das ZT 566 dort bald, wenn man es nicht gerade braucht. Braucht man es, ist es fix gezogen.
Ein beherzter Kick mit dem Finger und der Assisted Flipper ist einsatzbereit. Das macht Spaß und geht sicher vonstatten. SpeedSafe heißt der Mechanismus. Geht gleich gut mit rechts und mit links. Man kann sich daran gewöhnen. Die Verriegelung durch den Framelock sitzt bombenfest. Das Entriegeln erzeugt ein Grinsen auf dem Gesicht. Null sticky das gute Stück. Stahl auf Stahl - in Verbindung mit den grundsoliden Griffschalen - scheint bekömmlich .
Beim Schließen läuft der Flipperhebel auf den Daumen auf. Das ist sicher. Greift man dann um und will die Klinge mit dem Daumen ganz schließen, bleibt sie zunächst nach etwa 60 Grad stehen. Das ist noch sicherer. Der Federmechanismus kommt zum Tragen. Mit leichtem Druck wird er überwunden. Die Klinge verschwindet in angemessenem Tempo zwischen den Griffschalen und wird dort vom Zusammenspiel von Federmechanismus und Detent beruhigend fest im Zaum gehalten. Ein versehentliches Öffnen des Flippers in der Hosentasche ist nicht zu befürchten.
Die Handlage ist prima. In einer kleinen Hand ist der ZT 566 genau richtig aufgehoben. Perfekter Vierfingergriff. Das Messer läßt sich auch angenehm weit vorn greifen, wobei der Zeigefinger auf dem sehr schön abgerundeten Rücken der polierten Klinge Platz findet, ohne Druckstellen davonzutragen. Reverse wird es - dem Flipperhebel geschuldet - etwas eng für den kleinen Finger, aber im Reversegrip ist selbst der große ZT 560 unbequem.
Und wie schneidet Elmax ab?
Mit ihren 3 mm Flachschliff macht sich die schlanke Klinge am Apfel recht gut. Schälen jedenfalls geht in Ordnung. Beim weiteren Vorgehen kam uns dann aber auch hier der Begriff Apfelspalten in den Sinn. Durch Käse und rote Paprika gleitet sie wie durch Butter. Die Paprika harmonieren im Übrigen farblich prima mit dem schwarzen G-10 !
Wir haben dann einen - in letzter Zeit etwas vernachlässigten - Zeitvertreib wieder aufleben lassen, das Schnitzen. Willfährige Opfer sind dabei gewöhnlich vom Atlantik angespülte Schilfrohre, die - in der Sonne getrocknet und gedörrt - eine echte Herausforderung für Messerklingen darstellen. Das Schilfrohr wird knallhart - etwa wie Sperrholz. Zudem finden sich im Inneren immer reichlich salzhaltige Sandkörnchen.
Dann schau’n wir mal, wie sich Elmax so hält. Nach etwa einer Stunde Durch und Ab haben wir die Klinge mal über den Fingernagel laufen lassen. Wie erwartet, hat es ganz leicht geruckelt: Kleinste Micro-Serrations! Das hatten wir auch nicht anders erwartet. So gut wie keines unserer Messer mit "moderner" Stahlklinge hat diese Tortur „ab Werk“ bisher regungslos hingenommen. Ähnliche Erfahrungen haben wir beispielsweise auch schon mit CTS-XHP oder VG-10 gemacht. Gerne erinnern wir uns bei dieser Gelegenheit an das Fred Perrin Neck Bowie. Sein „old school“- 12C27-Sandvik war nach der Schilfrohraktion jungfräulich wie zuvor .
Wir haben dem ZT 566 pro Seite exakt 5 Züge über die weißen Keramiksteine des Sharpmakers verabreicht und die Klinge kurz über’s Leder gezogen. Die Ruckelei war damit komplett erledigt. Nix Schlimmes also. Und Elmax ist ausgezeichnet schärfbar und nimmt eine sehr feine Schneide an, wie man anderenorts fabuliert. Na dann erst mal zur Entspannung drei cleane Schnitte durch’s Papier. Mit dem gewonnenen Gesamteindruck sind wir zufrieden. Man gewöhnt sich im Lauf der Zeit ja an das moderate Chipping moderner Messerstähle …
Anläßlich der Vorstellung des ZT 560 (http://www.messerforum.net/showthre...560-An-Amazingly-Strict-Machine&highlight=560) hatten wir auf Holzbearbeitung verzichtet und darauf verwiesen, daß wir die bei Gelegenheit nachholen werden. Das betrachten wir hiermit als erledigt, da die Erfahrung, die wir jetzt mit Elmax beim ZT 566 gemacht haben, auch für das Steh(Micro-Chip-)vermögen der Klinge des ZT 560 gelten dürfte.
Das Letzte
Was noch anzumerken bleibt: Nach der Stunde Schnippelei hatten wir fast vergessen, daß wir dabei ein Messer in der Hand hatten. Die Handlage ist top. Da macht das sinnfreie Schnitzen wirklich Spaß! Täßchen Espresso, ein paar Hölzchen und zwischendurch mal nach den Fischern schauen oder einen Blick auf’s Meer werfen ….
Zurück zur Materialwahl. Die Edelstahl-Griffschale ficht uns in keinster Weise an. Die polierte Schale fühlt sich im wesentlichen nicht anders an als beispielsweise die Titan-Schale des Brad Southard. Gegen die Optik und die Kratz-Unempfindlichkeit ist auch nichts einzuwenden. Wer nicht genau Bescheid weiß, dem kann man das ZT 566 sicher auch als Titan-Framelock unter die Weste jubeln.
Der Lock ist - wie gesagt - smooth. Das Mehr an Gewicht wird durch das Weniger an Geld etwas ausgeglichen. Nicht, daß Mißverständnisse aufkommen - wir mögen all unsere Titan-Framelocks nach wie vor sehr. Und es werden weitere kommen. Aber für Animositäten dem Edelstahl gegenüber sehen wir keinen Anlaß. Wir sehen das etwa so, wie bei unserer Sunwayman V10R Ti, die immer in Griffweite auf dem Tisch steht und der Fenix LD01 SS, die am Schlüsselbund ständig dabei ist. Jede Lampe ist eine Klasse für sich.
Wir sind jetzt eine ganze Weile mit dem „Strammen Max“ unterwegs gewesen. Das ZT 566 ist ein wirklich feines und grundsolides Arbeits- und Spaßgerät!! Wer einen mehr als ordentlichen, handlichen Flipper sucht, unter Titan-Allergie leidet oder schlicht Edelstahl und 150 Gramm gegenüber „tolerant“ eingestellt ist, dem können wir nur zuraten. Don’t worry ...
Zero Tolerance ZT 566 (Ser. 1561) - Rick Hinderer Design
Gesamtlänge: 19,6 cm
Grifflänge: 11,3 cm
Griffmaterial: Stainless Steel und mit unskelettiertem Stahl-Liner unterlegtes texturiertes G-10
Griffstärke: 1,1 cm
Griffbreite: 2,2 (Höhe Thumbstuds) über 2,4 (Griffmitte) bis 2,7 cm (Höhe Achsschraube) max.
Schraubenmaße: Klingenachse und Griffschrauben Torx T9, Clip und Überdehnschutz Torx T6
Klinge: Pulvermetallurgischer ELMAX-Stahl (60 HRC), Modifizierter Droppoint mit angedeuteter falscher Schneide, Hochgezogener Flachschliff, Stonewash-Finish,
Flipper, Assisted Opener (SpeedSafe), zwei Thumbstuds, Bronze-Washer
Verriegelung: Framelock mit Überdehnsicherung (sogenannter Hinderer Lock Bar Stabilizer)
Klingenstärke: 3 mm
Klingenlänge: 8,25 cm (8,7 cm die Schneidfase entlang gemessen)
Gewicht: 150,3 Gramm
Vierfach montierbarer Deep-Carry-Clip, Tip up/Tip down
Lanyardhole: 9 x 4 mm
Geeignet für Rechts- und Linkshänder
Das Bilderbuch
Unser Zero Tolerance ZT 566
Im Ganzen
Im Schnitt und in der Hand
Im Detail
Im Vergleich
Aus der Jukebox Steely Dan: “Rikki don’t loose that number” (https://www.youtube.com/watch?v=UfZWp-hGCdA)
Aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
zunächst sei einmal kurz zusammengefaßt, was wir - flippermäßig gesehen - bisher so rumliegen haben:
Den „wüsten“ ZT 560
Den „gemächlichen“ Haslauer
Den „smoothen“ Brad Southard
Der wüste ZT 560 kommt schnell aus der Hüfte. Auf Kugeln gelagert rast er dem Lock entgegen - und wenn man nicht aufpaßt, fließt Blut, wenn er wieder zumacht. Er wiegt 164 Gramm, ist groß und für die Hosentasche fast ein Overkill. Aber - wenn man vorsichtig mit ihm umgeht, ein sehr effizienter Flipper, mit dem sich ordentlich was abschneiden läßt. An der Materialwahl und der Verarbeitungsqualität gibt es absolut nichts auszusetzen.
Der bedächtige Haslauer - unser „Slow Rider“ - ist dagegen beinahe zahm. Was das Auf und Zu angeht. Etwas Vorsicht beim Schließen ist dennoch angeraten. Die Klinge ist ein echtes Viech, die Größe des gesamten Messers moderat, das Material erste Sahne. Ein optischer und schneidtechnischer Knaller. Kann mit seinen 134 Gramm immer dabei sein.
Am Brad Southard haben wir nichts auszusetzen. Auch wenn das Earth-Brown der G10-Schale nicht jeder sehen will. Kann man ändern. Wir haben’s gelassen, wie es ist. Der extrem handliche Flipper wiegt nur 115 Gramm und ist absolut perfekt was Form, Funktion und Fertigungsqualität angeht. Zum „Finger-Abschneiden“ bei normaler Handhabung muß man sich mehr als dämlich anstellen. Einen geeigneteren Immerdabei wird man lange suchen müssen.
Wir hatten gerade den ZT 560 gekauft, da haben wir Mitte 2013 den ZT 566 in einem Vorankündigungs-Video entdeckt. Irgendwie gefielen uns Größe und Form auf Anhieb. Und wir haben bei Sartools mal angefragt. Der Kleine wurde für Anfang 2014 zu einem akzeptablen Preis avisiert und wir haben uns auf die Liste setzen lassen. Kürzlich ist er eingetrudelt - wir hatten ihn schon fast wieder vergessen.
Zwischendurch hatten wir immer mal wieder etwas dazu gelesen. Neben positiven Einschätzungen wurde die Materialwahl bemängelt. Kein Titan - das geht gar nicht! Wir waren gespannt. Was allerdings daran nicht gehen soll, erschließt sich uns definitiv nicht. Sicher, Stahl ist schwerer als Titan - aber der ZT 566 ist deutlich kleiner als der ZT 560 - und im Ergebnis 15 Gramm leichter. Wir hatten auf Anhieb ein gutes Gefühl, als wir ihn in die Hand nahmen. Optik und Haptik einwandfrei. Stabil!! Das vorliegende Gewicht von 150,3 Gramm paßt u.E. gut zur Größe und vermittelt ein Gefühl von Wertigkeit und Solidität. Und diese Eigenschaften sind in der Tat in vollem Umfang gegeben .
Alles blitzsauber gefertigt, keine einzige scharfe Kante. Klinge und Stahlschale sind gestonewashed. Das schwarze, texturierte G-10 - mit leicht rauher Struktur in Verbindung mit den groben Jimpings auf der Daumenrampe - sorgt für eine abrutschsichere Handhabung. Es fällt auf, daß der unter der G-10-Schale liegende Stahl-Liner zweifach stabiler ist als beim größeren Bruder. Er ist erstens mit etwa 1,5 mm rund eineinhalb mal so dick und er ist zweitens unskellettiert. Hier wurde definitiv geklotzt. Ein fettes Teil!
Der Zeigefinger ruht im Schutz des Flipperhebels. Da kann nix schiefgehen. Die Klinge ist - wie beim großen Bruder ZT 560 - aus Elmax. Da geht auch nix schief. Droppoint, zwei Thumbstuds, Flachschliff, tierisch scharf. „0566“ steht drauf und „Hinderer Design“ und „KAI USA ELMAX“ und „SER: 1561“. Auf der anderen Seite das satt schwarz lackierte ZT-Logo. Mehr hätte es auch nicht sein müssen. Sie läuft smooth auf Bronze-Washern zwischen den pflegeleichten, offenen Griffschalen. Diese sind an fünf Punkten absolut verwindungssteif fixiert. An der Klingenachse, dem Stoppin und den drei Back-Spacern am Messerrücken. Unter Zuhilfenahme von Torx T9 läßt sich der Delinquent zerlegen. Clip und Lockbar Stabilizer erfordern Torx T6.
Wo Hinderer draufsteht, ist allerdings nicht immer Hinderer drin. Der Lockbar-Stabilizer „stabilized“ nämlich nicht wirklich. Er geht einwandfrei als Überdehnschutz durch - aber bei geöffnetem Messer steht die flache Scheibe so gut wie ganz oberhalb der Lockbar. Hier kann dann nix stabilisiert werden. Das sieht beim ZT 560 besser aus. Der blankpolierte schwarze Clip ist deep carry und vierfach umsetzbar. Er hat ebenfalls keinerlei scharfe Ecken und Kanten und zusammen mit dem glatten Stahl der Griffschale läßt er das Messer sehr elegant und bequem - ganz ohne Zerstörungswut - in die Tasche der 501 (und wieder raus) gleiten. Einmal drin, vergißt man das ZT 566 dort bald, wenn man es nicht gerade braucht. Braucht man es, ist es fix gezogen.
Ein beherzter Kick mit dem Finger und der Assisted Flipper ist einsatzbereit. Das macht Spaß und geht sicher vonstatten. SpeedSafe heißt der Mechanismus. Geht gleich gut mit rechts und mit links. Man kann sich daran gewöhnen. Die Verriegelung durch den Framelock sitzt bombenfest. Das Entriegeln erzeugt ein Grinsen auf dem Gesicht. Null sticky das gute Stück. Stahl auf Stahl - in Verbindung mit den grundsoliden Griffschalen - scheint bekömmlich .
Beim Schließen läuft der Flipperhebel auf den Daumen auf. Das ist sicher. Greift man dann um und will die Klinge mit dem Daumen ganz schließen, bleibt sie zunächst nach etwa 60 Grad stehen. Das ist noch sicherer. Der Federmechanismus kommt zum Tragen. Mit leichtem Druck wird er überwunden. Die Klinge verschwindet in angemessenem Tempo zwischen den Griffschalen und wird dort vom Zusammenspiel von Federmechanismus und Detent beruhigend fest im Zaum gehalten. Ein versehentliches Öffnen des Flippers in der Hosentasche ist nicht zu befürchten.
Die Handlage ist prima. In einer kleinen Hand ist der ZT 566 genau richtig aufgehoben. Perfekter Vierfingergriff. Das Messer läßt sich auch angenehm weit vorn greifen, wobei der Zeigefinger auf dem sehr schön abgerundeten Rücken der polierten Klinge Platz findet, ohne Druckstellen davonzutragen. Reverse wird es - dem Flipperhebel geschuldet - etwas eng für den kleinen Finger, aber im Reversegrip ist selbst der große ZT 560 unbequem.
Und wie schneidet Elmax ab?
Mit ihren 3 mm Flachschliff macht sich die schlanke Klinge am Apfel recht gut. Schälen jedenfalls geht in Ordnung. Beim weiteren Vorgehen kam uns dann aber auch hier der Begriff Apfelspalten in den Sinn. Durch Käse und rote Paprika gleitet sie wie durch Butter. Die Paprika harmonieren im Übrigen farblich prima mit dem schwarzen G-10 !
Wir haben dann einen - in letzter Zeit etwas vernachlässigten - Zeitvertreib wieder aufleben lassen, das Schnitzen. Willfährige Opfer sind dabei gewöhnlich vom Atlantik angespülte Schilfrohre, die - in der Sonne getrocknet und gedörrt - eine echte Herausforderung für Messerklingen darstellen. Das Schilfrohr wird knallhart - etwa wie Sperrholz. Zudem finden sich im Inneren immer reichlich salzhaltige Sandkörnchen.
Dann schau’n wir mal, wie sich Elmax so hält. Nach etwa einer Stunde Durch und Ab haben wir die Klinge mal über den Fingernagel laufen lassen. Wie erwartet, hat es ganz leicht geruckelt: Kleinste Micro-Serrations! Das hatten wir auch nicht anders erwartet. So gut wie keines unserer Messer mit "moderner" Stahlklinge hat diese Tortur „ab Werk“ bisher regungslos hingenommen. Ähnliche Erfahrungen haben wir beispielsweise auch schon mit CTS-XHP oder VG-10 gemacht. Gerne erinnern wir uns bei dieser Gelegenheit an das Fred Perrin Neck Bowie. Sein „old school“- 12C27-Sandvik war nach der Schilfrohraktion jungfräulich wie zuvor .
Wir haben dem ZT 566 pro Seite exakt 5 Züge über die weißen Keramiksteine des Sharpmakers verabreicht und die Klinge kurz über’s Leder gezogen. Die Ruckelei war damit komplett erledigt. Nix Schlimmes also. Und Elmax ist ausgezeichnet schärfbar und nimmt eine sehr feine Schneide an, wie man anderenorts fabuliert. Na dann erst mal zur Entspannung drei cleane Schnitte durch’s Papier. Mit dem gewonnenen Gesamteindruck sind wir zufrieden. Man gewöhnt sich im Lauf der Zeit ja an das moderate Chipping moderner Messerstähle …
Anläßlich der Vorstellung des ZT 560 (http://www.messerforum.net/showthre...560-An-Amazingly-Strict-Machine&highlight=560) hatten wir auf Holzbearbeitung verzichtet und darauf verwiesen, daß wir die bei Gelegenheit nachholen werden. Das betrachten wir hiermit als erledigt, da die Erfahrung, die wir jetzt mit Elmax beim ZT 566 gemacht haben, auch für das Steh(Micro-Chip-)vermögen der Klinge des ZT 560 gelten dürfte.
Das Letzte
Was noch anzumerken bleibt: Nach der Stunde Schnippelei hatten wir fast vergessen, daß wir dabei ein Messer in der Hand hatten. Die Handlage ist top. Da macht das sinnfreie Schnitzen wirklich Spaß! Täßchen Espresso, ein paar Hölzchen und zwischendurch mal nach den Fischern schauen oder einen Blick auf’s Meer werfen ….
Zurück zur Materialwahl. Die Edelstahl-Griffschale ficht uns in keinster Weise an. Die polierte Schale fühlt sich im wesentlichen nicht anders an als beispielsweise die Titan-Schale des Brad Southard. Gegen die Optik und die Kratz-Unempfindlichkeit ist auch nichts einzuwenden. Wer nicht genau Bescheid weiß, dem kann man das ZT 566 sicher auch als Titan-Framelock unter die Weste jubeln.
Der Lock ist - wie gesagt - smooth. Das Mehr an Gewicht wird durch das Weniger an Geld etwas ausgeglichen. Nicht, daß Mißverständnisse aufkommen - wir mögen all unsere Titan-Framelocks nach wie vor sehr. Und es werden weitere kommen. Aber für Animositäten dem Edelstahl gegenüber sehen wir keinen Anlaß. Wir sehen das etwa so, wie bei unserer Sunwayman V10R Ti, die immer in Griffweite auf dem Tisch steht und der Fenix LD01 SS, die am Schlüsselbund ständig dabei ist. Jede Lampe ist eine Klasse für sich.
Wir sind jetzt eine ganze Weile mit dem „Strammen Max“ unterwegs gewesen. Das ZT 566 ist ein wirklich feines und grundsolides Arbeits- und Spaßgerät!! Wer einen mehr als ordentlichen, handlichen Flipper sucht, unter Titan-Allergie leidet oder schlicht Edelstahl und 150 Gramm gegenüber „tolerant“ eingestellt ist, dem können wir nur zuraten. Don’t worry ...
Zero Tolerance ZT 566 (Ser. 1561) - Rick Hinderer Design
Gesamtlänge: 19,6 cm
Grifflänge: 11,3 cm
Griffmaterial: Stainless Steel und mit unskelettiertem Stahl-Liner unterlegtes texturiertes G-10
Griffstärke: 1,1 cm
Griffbreite: 2,2 (Höhe Thumbstuds) über 2,4 (Griffmitte) bis 2,7 cm (Höhe Achsschraube) max.
Schraubenmaße: Klingenachse und Griffschrauben Torx T9, Clip und Überdehnschutz Torx T6
Klinge: Pulvermetallurgischer ELMAX-Stahl (60 HRC), Modifizierter Droppoint mit angedeuteter falscher Schneide, Hochgezogener Flachschliff, Stonewash-Finish,
Flipper, Assisted Opener (SpeedSafe), zwei Thumbstuds, Bronze-Washer
Verriegelung: Framelock mit Überdehnsicherung (sogenannter Hinderer Lock Bar Stabilizer)
Klingenstärke: 3 mm
Klingenlänge: 8,25 cm (8,7 cm die Schneidfase entlang gemessen)
Gewicht: 150,3 Gramm
Vierfach montierbarer Deep-Carry-Clip, Tip up/Tip down
Lanyardhole: 9 x 4 mm
Geeignet für Rechts- und Linkshänder
Das Bilderbuch
Unser Zero Tolerance ZT 566
Im Ganzen
Im Schnitt und in der Hand
Im Detail
Im Vergleich
Aus der Jukebox Steely Dan: “Rikki don’t loose that number” (https://www.youtube.com/watch?v=UfZWp-hGCdA)
Aus Monte Gordo
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