Die Geschichte mit dem "Gänsestahl" stammt, wie es schon gesagt worden ist, aus der Wielandsage. Wieland lebte unerkannt an einem Königshof und hatte die wenig ehrenvolle Aufgabe, die Bestecke-d.h.. im Zweifel nur die Messer- zu reinigen. Als ihm eines verloren ging, schmiedete er es so nach, daß es von den andern nicht zu unterscheiden war, allerdings ungleich besser schnitt. Als das bemerkt wurde, wurde er von dem fest angestellten Schmied zu einem Wettkampf herausgefordert:
Der Schmied Marsilias sollte eine vollständige Rüstung schmieden und Wieland ein Schwert, das an dieser Rüstung erprobt werden sollte. Wieland schmiedete ein Schwert, mit dem er selber aber nicht zufrieden war: die im Wasser treibende Wollflocke wurde zwar zerschnitten, der Schnitt war aber nicht völlig glatt. Er zerfeilte also das Schwert, schmolz es um und machte daraus ein neues Schwert, das besser, aber noch nicht perfekt war. Auch dieses Schwert zerfeilte er wieder, mischte die Späne mit Mehl zu einem Teig und gab das Gemisch den Gänsen zu fressen. Aus dem Gänsekot schmolz er wieder ein Schwert aus, das er nach seinem Lehrmeister- dem Zwerg Mime-Mimung nannte.
Dieses Schwert bestand die Probe mit der Wollflocke nach Wielands Vorstellungen und zerschnitt den gepanzerten Schmied bei der zweiten Probe durch bloßes Aufdrücken so glatt, daß dieser es gar nicht spürte und meinte, ihm sei ein kalter Tropfen den Rücken heruntergelaufen. Erst als er sich auf Wielands Geheiß schüttelte, fiel er in zwei exakten Hälften auseinander. Das Schwert Mimung taucht in der Sage von Dietrich von Bern in der Hand des Enkels von Wieland auf. Das Unheimliche seiner Herkunft- es ist ja mit dem geheimen Wissen der Zwerge, die in der germanischen Mythologie keine liebenswerten Männlein sind, sondern Verkörperungen der unterweltlichen Kräfte-haftet dem Schwert Mimung an. Es ist zwar das beste aller Schwerter, wird aber meist zu Untaten verwendet. Nach der Ermordung Alphars verschwindet es mit seinem Herrn Wittich, der sich vor dem verfolgenden Dietrich ins Meer rettet.
Soweit die Sage.
Sie hat immer wieder zu Versuchen angeregt und auch von sehr ernst zu nehmender Seite ist ihr Kern für bare Münze genommen worden.
Prof. Kochmann hat Versuche in dieser Richtung unternommen und- als die Gänse den Eisenbrei nicht fressen wollten oder er ihnen nicht bekommen ist- hat er den Gänsekot analysiert und mit den darin zu findenden Inhaltstoffen C und N Eisenpulver behandelt. Das aufgestickte und aufgekohlte Pulver wurde gesintert und das entstandene Stahlstück konnte geschmiedet werden. Es wurde daraus ein Schwert geschmiedet, das eine leicht gemusterte Oberflächenstruktur aufwies. Prof Kochmann hat das so erklärt, daß sich um die Kügelchen des Eisenpulvers eine mit C und N angereicherte Zone gebildet hat, die die Versinterung und Verschweißung erleichterte und um die zäh-weichen Körnchen eine harte und verschleißfeste Haut bildete. Es gibt dazu auch eine Veröffentlichung, die ich, falls Interesse daran besteht, heraussuchen könnte.
Ich stehe der Sache allerdings selbst eher skeptisch gegenüber:
Das Aufkohlen und Aufsticken von Pulver oder feinen Eisenfeilspänen in Gänsekot ist durchaus möglich. Ein Ausschmelzen, wie es in der Sage berichtet wird, war damals wohl nicht möglich, weil man die entsprechenden Temperaturen, die den entstandenen Stahl zum Ausfließen gebracht hätten, nicht sicher genug erreichen konnte. Beim Einschmelzen wäre jedenfalls eine vollständige Homogenisierung eingetreten. Da Stickstoff in chromfreien oder chromarmen Stählen nicht in Lösung zu halten ist, würde er beim Einschmelzen auch so gut wie vollständig verloren gehen. Prof Kochmanns Methode des Sinterns aufgekohlter und aufgestickter Körnchen würde dieses Problem teilweise umgehen. Bei kleinen Kügelchen würde auch die Sintertemperatur zum Diffusionsausgleich führen, bei größeren Spänen könnten die Zonen unterschiedlicher Zusammensetzung wenigstens teilweise erhalten bleiben. Es würde dann ein mit Stickstoff angereichertes Wootz-ähnliches Material entstehen. Besondere technische Vorteile wären dabei nicht zu erwarten.
MfG U.Gerfin
Der Schmied Marsilias sollte eine vollständige Rüstung schmieden und Wieland ein Schwert, das an dieser Rüstung erprobt werden sollte. Wieland schmiedete ein Schwert, mit dem er selber aber nicht zufrieden war: die im Wasser treibende Wollflocke wurde zwar zerschnitten, der Schnitt war aber nicht völlig glatt. Er zerfeilte also das Schwert, schmolz es um und machte daraus ein neues Schwert, das besser, aber noch nicht perfekt war. Auch dieses Schwert zerfeilte er wieder, mischte die Späne mit Mehl zu einem Teig und gab das Gemisch den Gänsen zu fressen. Aus dem Gänsekot schmolz er wieder ein Schwert aus, das er nach seinem Lehrmeister- dem Zwerg Mime-Mimung nannte.
Dieses Schwert bestand die Probe mit der Wollflocke nach Wielands Vorstellungen und zerschnitt den gepanzerten Schmied bei der zweiten Probe durch bloßes Aufdrücken so glatt, daß dieser es gar nicht spürte und meinte, ihm sei ein kalter Tropfen den Rücken heruntergelaufen. Erst als er sich auf Wielands Geheiß schüttelte, fiel er in zwei exakten Hälften auseinander. Das Schwert Mimung taucht in der Sage von Dietrich von Bern in der Hand des Enkels von Wieland auf. Das Unheimliche seiner Herkunft- es ist ja mit dem geheimen Wissen der Zwerge, die in der germanischen Mythologie keine liebenswerten Männlein sind, sondern Verkörperungen der unterweltlichen Kräfte-haftet dem Schwert Mimung an. Es ist zwar das beste aller Schwerter, wird aber meist zu Untaten verwendet. Nach der Ermordung Alphars verschwindet es mit seinem Herrn Wittich, der sich vor dem verfolgenden Dietrich ins Meer rettet.
Soweit die Sage.
Sie hat immer wieder zu Versuchen angeregt und auch von sehr ernst zu nehmender Seite ist ihr Kern für bare Münze genommen worden.
Prof. Kochmann hat Versuche in dieser Richtung unternommen und- als die Gänse den Eisenbrei nicht fressen wollten oder er ihnen nicht bekommen ist- hat er den Gänsekot analysiert und mit den darin zu findenden Inhaltstoffen C und N Eisenpulver behandelt. Das aufgestickte und aufgekohlte Pulver wurde gesintert und das entstandene Stahlstück konnte geschmiedet werden. Es wurde daraus ein Schwert geschmiedet, das eine leicht gemusterte Oberflächenstruktur aufwies. Prof Kochmann hat das so erklärt, daß sich um die Kügelchen des Eisenpulvers eine mit C und N angereicherte Zone gebildet hat, die die Versinterung und Verschweißung erleichterte und um die zäh-weichen Körnchen eine harte und verschleißfeste Haut bildete. Es gibt dazu auch eine Veröffentlichung, die ich, falls Interesse daran besteht, heraussuchen könnte.
Ich stehe der Sache allerdings selbst eher skeptisch gegenüber:
Das Aufkohlen und Aufsticken von Pulver oder feinen Eisenfeilspänen in Gänsekot ist durchaus möglich. Ein Ausschmelzen, wie es in der Sage berichtet wird, war damals wohl nicht möglich, weil man die entsprechenden Temperaturen, die den entstandenen Stahl zum Ausfließen gebracht hätten, nicht sicher genug erreichen konnte. Beim Einschmelzen wäre jedenfalls eine vollständige Homogenisierung eingetreten. Da Stickstoff in chromfreien oder chromarmen Stählen nicht in Lösung zu halten ist, würde er beim Einschmelzen auch so gut wie vollständig verloren gehen. Prof Kochmanns Methode des Sinterns aufgekohlter und aufgestickter Körnchen würde dieses Problem teilweise umgehen. Bei kleinen Kügelchen würde auch die Sintertemperatur zum Diffusionsausgleich führen, bei größeren Spänen könnten die Zonen unterschiedlicher Zusammensetzung wenigstens teilweise erhalten bleiben. Es würde dann ein mit Stickstoff angereichertes Wootz-ähnliches Material entstehen. Besondere technische Vorteile wären dabei nicht zu erwarten.
MfG U.Gerfin