Gedanken zu: CUSTOM VS. FACTORY

mactheknife

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Sind Customs besser als Fabrikmesser?
Seit über 6 Jahren sammele ich beides.
Mein Fazit: NEIN
Wenn man Imagegründe und Status des "One of a kind" beiseite lässt und rein nach der Qualität als Schneidewerkzeug geht, komme ich zu eben diesem Schluß.
Verstärkt durch den Trend zu immer besseren Materialen und exakteren Fertigungstechniken, den immer häufigeren Zusammenarbeiten von Custommakern und den Factories, würde ich sagen, daß man heute Productionsmesser kaufen kann, die mindestens genauso gut und manchmal besser als Customs sind.
Meine Erfahrungen als Käufer haben mich Folgendes gelehrt:
1. Kaufe nie ein Custom unbesehen, egal wie gut der Name des Machers scheint.
Negativ-Beispiele: Pat Crawford. Alle Linerlocks von ihm, die ich in der Hand hatte, funktionierten nicht. Waren eher advanced Sliplocks.
Greg Lightfoot: habe 3 Stück. 1 absolut top, das 2. soso und das 3. Liner zu dünn, schlägt ab und zu durch.
Wolf Borger: das Buttonlock hält selbst nach Reperatur die klinge weder geschloßen noch offen 100%tig. Linerlock schlägt der Liner durch.
Bob Dozier: 2 kleine Tabstops arbeiten einwandfrei. Bei meinem großem schlägt der Liner nach 2 Wochen voll nach oben durch und die klinge hat Spiel.
Bernhard Zwicker: 2 einwandfreie Teile, beim 3. schlägt der Liner auch manchmal durch, obwohl kaum getragen.
Von allen 20 Customs, die ich regelmäßig in den letzten Jahren getragen und benutzt habe, sind es nur 5, die sich als fehlerfrei erwiesen haben. (Brian Tighe/1 Lightfoot/ 2 Dozier/ 1 Zwicker).
Selbst mein Darryl Ralph Apogee zeigte nach 5 Monaten Gebrauch einen Liner, der im Vergleich zu meine Reeves zu weit die Tangrampe raufgewandert ist.
Custom Fazit: egal was der Name, alle kochen nur mit Wasser. Mal perfekt, mal halb oder auch ganz daneben.
Auf der Factory Seite ist die Streung nicht anders: diverse Spydercos und Benchmades oder MTs sind "Flawless": selbst nach mehrjährigem Tragen Und Benutzen 1A. Liner stehen gut. Lock-Up ist perfekt und Schnitthaltigkeit überzeugend. Andere klappern erbarmungslos.
IMHO herausragende positive Ausnahme an Qualität in meiner Sammlung: Chris Reeves Sebenzas. Habe klein und groß und schätze sie von Tag zu Tag höher ein. Und zu der im Forum geführten Diskussion über ihren Preis kann ich nur sagen: wenn man Dollarpreis zahlt und nicht den überhöhten Hebsacker Kurs, sind die Messer jede müde Mark wert.
Als Versuchslabor für neue Materalien und Designs sind die Custommaker sicher Gold wert, aber die horrenden Preise für viele Stücke sind nicht gerechtfertigt. Auch der mit den großen Namen verbundene Hype ist eben nur das.
 
Bei den vielen Lobpreisungen z.B. im Bladeforums diverser SUUUPER-Custommaker und ihrer Produkte würde mich mal interessieren, ob es den Kunden und Käufern an Mut fehlt, zuzugeben daß sich das eine oder andere Messer nach einigen Monaten als "Gurke" erwiesen hat. Wer gibt schon gern zu, dass man mal so eben 450$ versenkt hat und das Traumteil eigentlich schei... ist??
Das kratz ja nicht nur am Image des Makers, sondern auch am eigenen. Oh the fool I was!! <IMG SRC="smilies/biggrin.gif" border="0">
 
Ich habe noch nie einen Custom in Händen gehabt und einen hochwertigen Factory ebenfalls nicht. Doch was ich immer auf den Seiten der Custom Maker lese ist, dass wenn das Messer nicht funktioniert wie es sollte, man es einfach zurückschicken kann, und es wird entweder repariert oder man bekommt ein neues Messer. Bei jedem teuereren Messer würde ich es zuückschicken, egal ob Custom oder nicht. Und das würde ich doch sofort in ein Messerforum posten. Ein Paar solche Fälle, und der Ruf des Messermachers ist wohl hin. Aber was ich nicht verstehe ist, wieso man sich als Fool outet, wenn man zugibt, dass das gekaufte Messer Schrott ist. Man kann es ja so lange zurückschicken lassen, bis es wie gewollt funktioniert. Und wie soll man wissen, ausser man wohnt gleich neben dem Messermacher, wie seine Messer sich anfühlen? Etwas vertrauen muss man da wohl aufbringen, leider.

Unnd Ray schliesse ich an: bei Folder sollte man wohl sein 100 % Handmade Wunsch vergessen, denn bei einer solchen Anfertigung ist die Maschine besser. Keine Fehler, minimale Toleranzgrenze. Aber dann sollten die Preise auch entsprechend sein.
 
Die Frage von Mac ist flasch gestellt. Was ist schon besser? Ist ein MT Elite besser als ein 420er 50.- Mark Herbertz, wenn ich täglich nur zwei Kartons zerschneide? Schneidet das wirklich zehnmal besser und hält die Schärfe wirklich zehnmal so lange?

Wohl eher nicht. Ist alles Einstellungssache. Ich hab halt in der Regel keine Freude an Billigkram, egal, ob ich die bessere Qualität letztlich brauche und nutze. Billig = keine Freude daran = rausgeschmissenes Geld. Natürlich gibts Schmerzgrenzen, aber auch die sind individuell.

Dass man sich bei Customs das Ding nach eigenem Geschmack bauen lassen kann - wieviel Geld ist das wert?

Ansonsten sehe ich das aber genauso. Wenn ein 1000Mark Messer einfach schlampig gemacht ist, sehe ich keinen Grund, soviel Geld zu bezahlen. Da fuehle ich mich einfach verarscht, egal wer das Messer gemacht hat. Und das Kult- und Geheimnisgehabe geht mir auf den Keks. Gilt fuer Handmades genauso wie fuer Serienmesser.

Gruesse
Pitter

[ 24-06-2001: Nachricht editiert von: pitter ]
 
not quite so easy.
Die Customs, die ich gekauft habe, waren bei der 1. und 2, Untersuchung vor dem Kauf top.
3x geschnickt, an der Klinge rumgewackelt, Sichtprüfung - was man eben so machen kann, um sich zu vergewissern, daß man keinen Mist kauft. Letzendlich stellte sich dann nach einiger Zeit und Gebrauch heraus, wo die einzelnen Schwachpunkte waren und ein gewisser AHA-Effekt setzt ein.
Umgekehrt stellten sich einige Fabrik-Teile über die Jahre als sehr viel besser im Gebrauch heraus.
Was ich eigentlich sagen will: Custom ist halt in keiner Weis Garantie- auch bei namhaften Machern - für ein "perfektes" Messer.
Den Fixedaholics gebe ich schon recht: bei guter Verarbeitung/Härtung/Schliff etc. erlebt man auf dem Customsektor bestimmt weniger Enttäuschungen als auf dem Foldersektor. Und trotzdem ist mir die eine oder andere Custom-Gurke doch vom Design so ans Herz gewachsen, daß man sich mit den Mängeln arrangiert.
 
Ich bin Fan von fixed Blade Messern und habe bis jetzt nur Serien Messer gekauft, mein 1. Custom wird das Forum Messer 1 sein. Die Qualität der meisten Serienmesser die ich gekauft habe war gut bis sehr gut, nur der Preis bei US Messer steht IMHO – auch wegen dem hohen Dollar – in keinem Verhältnis mehr zu dem was man dafür bekommt!

Ein maschinell gefertigtes Messer von 1000,- DM hat einen Materialpreis von vielleicht 50,- DM und da zu kommen noch 100,- DM an Bearbeitungskosten und schlägt man dann noch mal 100% als Gewinn drauf so ist man bei 300,- DM.

Bei einem Custom Messer ist es zwar mit dem Materialpreis das gleiche, aber das Messer wird da noch von handgefertigt, klar mit Hilfe auch von Maschinen, aber es ist noch viel Handarbeit und die Messer sind Einzelstücke oder kleinst Serien. Der Preis für so ein Messer ist bei einem Europäischen Messermacher auch oft noch unter dem eines 1000,- DM Serien Messers. Bei richtig teuren Messern von 2000 und mehr DM sind es meist richtig kleine Kunstwerke mit Gravuren usw.

Für mich steht fest, das ich mich mehr und mehr auf Custom Messer verlegen werde.

Ciao Geist
 
Die hier entstandene Diskussion macht mich ziemlich nachdenklich Leute.
Ich warte nämlich momentan auf ein Greg Lightfoot Custom. Das ist ganz eindeutig nicht billig und wenn ich mir den ersten Bericht von Mac ansehe muss ich ja schonmal zu 66% mit Mängeln rechnen... <IMG SRC="smilies/frown.gif" border="0">
Das Ding wird allerdings erst so gegen Ende September fertig so das die Zitterpartie die dieser Thread (threat?? <IMG SRC="smilies/wink.gif" border="0"> ) bei mir ausgelöst hat noch ne ganze Weile anhalten wird bevor ich mich dann selber von der Verarbeitung des Schätzchens überzeugen kann.
Vielleicht kann mir ja in der Zwischenzeit noch jemand anders der auch Lightfoot customs hat und damit zufrieden ist etwas Mut zusprechen?
 
Allzu viele Messer habe ich nicht, weshalb mir hier etwas die Vergleichsmöglichkeit fehlt um hier eine wirklich qualifizierte Aussage zu dem Thema zu machen. Trotzdem ein paar Punkte dazu:

Ich war ja auch vor der Entscheidung gestanden, endlich einmal ein gescheites Klappmesser zu erwerben und war eigentlich kurz davor ein Sebenza zu kaufen. Die Entscheidung fiel aber dann trotzdem auf ein Taschenmesser von Jürgen Schanz. Dieses ist seit 6 Monaten mein tägliches Messer und ich bin absolut zufrieden damit und kann keinen Mangel erkennen. Ist das Schanz jetzt perfekter als ein Sebenza? Ich weiß es nicht, kann durchaus sein, daß das Sebenza genauso gut verarbeitet und genauso zuverlässig ist. Aber, zum einen ist das Sebanza (wenn man es nicht gerade aus USA mitbringt) bei dem heutigen $-Kurs inkl. Versand und Zoll keinen Pfennig günstiger als das Schanz und zum anderen konnte ich mir beim Schanz aussuchen was ich will. Welche Klingenform, welchen Schliff, welcher Stahl, wie soll der Rücken gestaltet sein, welches Finish, wie soll der Clip sein, ... Zudem hatte ich hier die Möglichkeit mich vorher mit dem Hersteller persönlich Auge-in-Auge zu unterhalten, auch ein Punkt, der das Messer persönlicher macht als ein im Internet bestelltes 08/15 Messer.

Der Vorteil eines (hochwertigen) Serienmessers ist natürlich die große Stückzahl bei der systematische Design- oder Fertigungsprobleme eher entdeckt werden als bei einem Einzelstück.

Als Fazit dazu: Ich glaube nicht, daß man eine generelle Aussage dazu machen kann ob nun das eine oder das andere zu besseren Messern führt. Ein Custom ist in meinen Augen persönlicher, ein Serienmesser evtl. ausgereifter. Zusätzlich macht der hohe Dollarkurs Customs aus Europa zunehmend auch preislich attraktiv im vergleich zu den US-Serienmessern.

Wer auf der Suche nach dem perfekten Messer ist und sich dies nicht komplett selbst bauen will, der kann ja auch einen Zwischenweg gehen und sich die Teile seines Werkes leicht übermaßig bei einem Custom Maker machen lassen und das Finish und das Fitting selbst übernehmen, so hat man die Qualität mehr oder minder in der eigenen Hand und kann in seiner Freizeit die Arbeit selber investieren, die man haben aber nicht bezahlen will.
 
An alle Custom-geschädigten: Habt ihr denn nicht bei dem Macher angerufen und über die Qualitätsmangel bescheid gesagt? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie die Messer nicht kostenfrei reparieren wollen. Die meisten Messermacher haben ja eine solche Qualitätsgarantie.
 
Den einen oder anderen Mangel kann man selbst beheben, maches Problem kann auch ein anderer Messermacher in Deutschland vorort beheben. Aber der Aufwand, ein 3 Jahre altes z.B. nach Canada zu schicken, Zollkram, 1/2 Jahr warten etc. ist schon ne Menge Ärger. Aber korrekt, die Möglichkeit ist natürlich immer gegeben.
Zu Raimunds Philosophie: ist eine gute, was für mich persönlich manche "Customs", die eher Standardmodelle bestimmter Maker sind, nicht uninteressanter machen. Auf der Homepage von Steve Schwarzer - einem hervorragendem Mosiak-Damast Schmied - findet man übrigens sehr gute Hinweise in Bezug auf die echte Handmadephilosophie und entsprechende Kriterien, wie man eine solche Sammlung aufbauen kann.
 
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