Gefüge/Festigkeit vor/nach dem Härten... [aus: Stahl für 1. Messer]

hobby

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Also der Cronidur wird seine Härte/Verschleissfestigkeit wohl aus Nitriden beziehen, während der SB1 (1.4153.03) sehr feine Niobkarbide aufweist.

Hallo Lars,

auch wenn das jetzt etwas vom ursprünglichen Thema wegführt:
Ich habe mich schon gefragt, woher der Cronidur bei 0.3 % C eigentlich seine Härte bezieht.

Karbide habe ich mir bis jetzt nach dem Romanschen Pappmodell immer als "Zähne" in der Stahlmatrix vorgestellt, die lokale Mikro-Härtebereiche bilden während der C für die globale Härte der Matrix verantwortlich ist.

Bedeutet dies, dass Cronidur keine "Globalhärte" hat, sondern die Härte durch die Vielzahl kleiner Nitride gebildet wird?

Hoffentlich nehmt ihr mir die unbedarfte Frage nicht übel, Hans
 
AW: Stahl für erstes Messer

Hi.

Hab schon mehrere Gebrauchsmesser gebaut und habe eigentlich bei allen RWL 34 verwendet. Lässt sich gut verarbeiten und ist ziemlich unempfindlich gegen Feuchtigkeit.
 
AW: Stahl für erstes Messer

Hallo Hans!
Die theoretisch erreichbare Härte vom Cronidur 30 liegt unter Berücksichtigung seiner 0,3% Kohlenstoff liegt - nach den Formeln bzw. Diagrammen in dem von Herbert hier geposteten PDF - bei ca. 50 HRC, unter Idealbedingungen (max. Härte nach Burns, Moore und Archer) bei ca. 56 HRC.

Was stellt der HRC Wert grundsätzlich dar? Einen Widerstand des Werkstoffs gegen bleibende Verformung durch das Eindringen eines Prüfkörpers (Eindringtiefe eines Diamantkegels), d.h. Härte ist der mechanische Widerstand, den ein Körper dem Eindringen eines anderen Körpers entgegensetzt.

Die trotz des niedrigen Kohlenstoffgehalts höheren Härtewerte (max. ca. 60 HRC) beim Cronidur sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Martensit durch die eingelagerten Nitride zusätzlich "verspannt" wird, was eben zu einer Härtesteigerung von 2-3 HRC führt. Die Härtewerte nach HRC sind i.d.R. ein Maß für die Makrohärte/"Globalhärte" (nur bei echten Monsterkarbiden kann man mit dem Rockwellverfahren die Mikrohärte messen ;) - die haben wir aber weder beim Cronidur 30, noch beim SB1 :)). Die Mikrohärte wird IIRC nach Vickers mit entsprechend feinen Messkörpern und niedrigen Prüfgewichten gemessen. Die Härte der Karbide liegt allerdings sehr deutlich über 64 HRC.

Ich hoffe das ist einigermaßen verständlich ...

Gruß
Lars
 
AW: Stahl für erstes Messer

Ich muss gestehen, dass ich völlig unfachmännisch an das Projekt "erstes Messer" rangegangen bin.
Es sollte unbedingt Damast sein - Rosendamast!
Den hab ich schon im Juni von meiner besseren Hälfte zum Geburtstag geschenkt bekommen - seither lag er nur rum, weil ich als Neuling dann doch zu ehrfürchtig war, ihn anzurühren.
Letztes Wochenende in Olching hat´s mich dann so richtig angestachelt. Neben verschiedenen Griffhölzern hab ich auch noch ein Stück "Blauen Papierstahl" gekauft, und dieser hat jetzt - anstelle des Rosendamastes - für´s Premierenmesser dran glauben müssen.
Ich hab KEINE Ahnung, welchen Härtegrad der hat. Aber sägen und feilen lässt er sich gut.
 
AW: Stahl für erstes Messer

Ich hab KEINE Ahnung, welchen Härtegrad der hat. Aber sägen und feilen lässt er sich gut.
Öhm... es ging hier um die Härte nach dem Härten, nicht vorher im weichgeglühten Zustand ;-)
Da das dein erstes Messer ist, frage ich sicherheitshalber: Der Unterschied ist Dir hoffentlich klar, oder? Und wo es "blaues Papier"-Stahl ist: Vergiss nicht, die Anweisungen von Dick zu ignorieren und statt dessen in Öl zu härten.

MfG,
Tierlieb
 
AW: Stahl für erstes Messer

Dann hab ich wohl offensichtlich nicht richtig gelesen.
Aber danke für die Hinweise - bin lernfähig ;-)
 
AW: Stahl für erstes Messer

es ging hier um die Härte nach dem Härten, nicht vorher im weichgeglühten Zustand ;-)
Vergiss nicht, die Anweisungen von Dick zu ignorieren und statt dessen in Öl zu härten.

Das war mir so "selbstverständlich" klar, dass ich mich nun etwas verblüfft frage, warum wir eigentlich nie von der Härte des ungehärteten Stahls reden:
Sind die Unterschiede hier so klein?
Ist die Härte beim spangebenden Bearbeiten gar nicht so entscheidend? Sind andere Faktoren wichtiger? Welche? Geht es mehr um Festigkeit gegen "Verschleiss" durch Schleifen?

Du musst nicht unbedingt selber härten, gerade bei den ersten Messern wäre es wohl sinnvoller, die Wärmebehandlung (da gehört ja mehr dazu als nur das eigentliche Härten) von einem Erfahrenen durchführen zu lassen.
 
Der zusätzliche Schub an Härte kommt aus dem N.

Wie C ist N auch bis zu einem gewissen Grad in der Matrix lösbar.

Da N aber einen geringeren Atomradius hat sind die Gitterverspannungen beim Abschreckhärten nicht so groß wie bei C.

Daher ist auch die Maximal erreichbare Härte unter jener, die durch eine Addition beider Elemente einem reinen C Äquivalent gegenüberstehen würde.

Klar?
 
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Nö , zumindest für mich vermisswirrend.

Meinst Du damit, dass 0,3 C + 0,6 N weniger hart wird als 0,9 C alleine?

Gruß MIchael
 
Zuletzt bearbeitet:
Meinst Du damit, dass 0,3 C + 0,6 N weniger hart wird als 0,9 C alleine

Ja, semantik war noch nie meine Stärke :steirer:

Zudem geht ja auch nicht aller N oder C in Lösung damit bleibt ein beträchtlicher Teil in Karbiden gebunden
 
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