Gefundenes Schmiedewerkzeug aufarbeiten

maidn

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Hi,

habe vor längerer Zeit am Schrottplatz einiges an Schmiedezangen und Schmiedehämmer gefunden.

Darunter waren auch folgende Stücke:



Meiner Meinung nach ist das eine Werkzeug zum aufweiten von Löchern (Fachbegriff kenne ich nicht)

Das Andere ist ein Gesenk für einen Amboss zum Warmschroten?

Und das andere schaut auch aus wie ein "Warmschrot"


Wie ihr seht hat es den ersten Versuch etwas zu durchtrennen nicht ohne blessuren überstanden.

Ist das Zeug weich geworden, oder war es etwa nie hart? Was meint ihr, soll ich einen Versuch unternehmen das Werkzeug zu retten?

Gruß
 
Nun ja, sind ja nicht die besten Werkzeuge.
Aber warum nicht, es ist ja dein Hobby und es kann durchaus was dabei rauskommen.
Ich würde vorher eine Funkenprobe machen, und es dann auf jeden fall probieren und dann schauen ob meine einschätzung stimmt.
Übung schadet nie.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Also, das erste ist ein Durchtreiber,
das zweite sieht aus wie ein Abschrot(er),
und das dritte ist wohl ein Warmschrotmeissel. Müsste mal ordentlich nachgeschliffen werden (der Abschrot auch!), aber pass auf, daß die Schneide dabei nicht ausglüht. Ob die Schneide generell zu weich ist, kannst Du mit einer alten Feile testen. Greift sie nur wenig oder so gut wie nicht, ist das Teil hart, ansonsten halt weich und müsste neu gehärtet werden.

Viele Schmiedegrüße,

Der Schlosser
 
Hi,

Ich will hier nochmal nachhaken, da ich leider bis jetzt nicht dazu gekommen bin die Teile aufzuarbeiten.
Fest steht die Dinger sind weich....... ich weiß allerdings nicht ob das schon immer so war oder erst durch falsche Behandlung weich geworden.

Angenommen ich will die beiden Teile neu Härten, wie würdet ihr vorgehen? Ich kenne die Stahlsorte nicht!
Eignet sich der Warmschrotmeißel zum trennen des Damastpakets und anschließendem "umschlagen"?

Ich habe bisher das Paket immer abkühlen lassen, mit der FLex zerteilt, blank geschliffen und wieder aufeinander verschweißt.
Finde ich sehr aufwendig, und ich würde gerne mal anders arbeiten.

Gruß Flo
 
......Fest steht, die Dinger sind weich.......Angenommen, ich will die beiden Teile neu härten, wie würdet ihr vorgehen? Ich kenne die Stahlsorte nicht!
Eignet sich der Warmschrotmeißel zum Trennen des Damastpakets und anschließendem "Umschlagen"?

Ich habe bisher das Paket.....mit der Flex zerteilt, blank geschliffen und wieder aufeinander verschweißt. Finde ich sehr aufwändig......
Diese Werkzeuge sind meist aus C45 bis C60, üblicherweise gehärtet (Härtung der Schneiden wie hier in Forum für Messer beschrieben, bei dicken Querschnitten funktioniert auch Wasser zum Abschrecken mit anschließendem Anlassen durch durch die Restwärme).

Wie Du Deine Damastpakete teilst, ist Geschmackssache. Schmiede verlieren nicht gern Substanz durch spanabhebende Bearbeitung, daher ist das Abschroten wohl das Standard-Verfahren. Bei dicken Paketen können sich allerdings die Kanten etwas verschieben, dann ist das Flexen präziser.

Das kleine stiellose Werkzeug mit dem konischen Zapfen ist ursprünglich kein Ambosswerkzeug. Das war vermutlich mal ein Dengelstock (von dem es viele verschiedene Formen gibt), der in einen Baumstumpf oder Weidepfosten eingeschlagen wurde, um damit vor Ort die Sensen zu dengeln.

Gruß

sanjuro
 
Hi Sanjuro,

reicht es denn von dem Werkzeug nur partiell die Schneide zu härten oder sollte ich das gesamte Stück auf Härtetemperatur bringen?
Ich denke ich werd das demnächst mal anpacken.

Gruß Flo
 
.....reicht es denn, von dem Werkzeug nur partiell die Schneide zu härten, oder sollte ich das gesamte Stück auf Härtetemperatur bringen?.....
Du kannst meinetwegen das ganze Werkstück auf Härtetemperatur bringen, aber wozu? Es wird ja nur die Schneide gehärtet, also spare Dir doch die Energie! Der Bereich um den Zapfen muss ja ohnehin weich bleiben!

Gruß

sanjuro
 
Hi maidn,
ich würde das ganze Werkstück mehr oder weniger auf Temperatur bringen, nur die Schneide kühlen und dann die Restwärme aus dem Haus für das Anlassen der Schneide nutzen. Dazu sofort nach dem Abschrecken die Schneide mit dem Winkelschleifer schnell blank machen. Dann kannst Du über die Anlassfarben die Härte einstellen.

Fraglich ist, ob die Schneide lange hält wenn es C45 ist und Du damit ein glühendes packet teilst.

Grüße

Jörg
 
Was Du da gefunden hast, ist nicht "mundgebissenes Spielzeug", sondern richtiges Handwerkzeug.
Du kannst deshalb davon ausgehen, daß es nicht aus irgendwelchen exotischen Materialien besteht, sondern aus einem Stahl, bei dem Kosten und Leistung in einer sinnvollen Relation stehen-zu deutsch-wie sanjuro geschrieben hat- aus einem Stahl in der Kategorie unlegiert bis leicht legiert und untereutektoidisch.
Zur Sicherheit kannst Du den ungefähren C-Gehalt durch die Funkenprobe-vielfach erläutert- feststellen.
Da Du den Abschrot ohnehin schleifen musst, wirst Du die Funkenprobe automatisch mitmachen.

Zum Härten wäre etwa folgendes zu sagen, wobei ich von der genannten Stahlkategorie ausgehe:

Wenn Werkzeuge als Kaltschrot eingesetzt werden, müssen sie gehärtet und auf eine vernünftige Temperatur- hier würde ich über 300 Grad C empfehlen- angelassen werden.
Der Schneidenwinkel darf nicht zu schlank sein- 45 Grad oder mehr wären zu empfehlen.

Sollte der Abschrot als Warmschrot eingesetzt werden, wird der Schneidenwinkel spitzer gehalten- 30 Grad wären nicht verkehrt.
Da das Werkzeug beim Warmschroten oft und manchmal auch längere Zeit mit dem warmen Werkstück in Berührung kommt, macht eine eigentliche Härtung wenig Sinn, weil die Härte durch die Berührung mit dem heißen Werkstück schnell verloren geht. Ein Vergüten- Härten zur Gefügeeinstellung und dann hohes Anlassen- sind besser.

Da ein Warmschrot sowieso nur schmiedewarmes Material zerteilen soll, ist die Härte des Werkzeugs nicht von ausschlaggebender Bedeutung.

Vor einer vermutlich überflüssigen Härtung würde ich an Deiner Stelle den Abschrot oder die Abschrote vernünftig schleifen und ausprobieren, ob und wie sie funktionieren.

Sollten hier wider Erwarten warmfeste Spezialstähle eingesetzt worden sein, gilt das oben Gesagte noch verstärkt-sie sind zäh, gegen Erwärmung unempfindlich und schon im geglühten Zustand fest genug, um warmes Material zu zerteilen.

Mit einem ordentlichen Warmschrot kann man selbstverständlich Damastpakete so einkerben, daß sie gefaltet werden können.
Daß man beim Warmschroten nicht völlig durchschlägt, muß nicht betont werden (???).

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallo maidn,
das wichtigste ist bisher eigentlich schon geschrieben worden. Der Stahl für dergleichen Werkzeug ist zum überwiegenden Teil ganz normal C 45, auch wenn manchmal Kaltschrot oder dergl. geschrieben wird - warm arbeiten ist wesentlich schonender für Arm und Ohr und was sonst noch so an Auge durch Splitter etc. gefährdet ist. Allerdings büßt das Werkzeug, partiell gehärtet an der Arbeitskante - dadurch bleibt die Schlagfläche weich und splittert nicht, beim Kontakt mit dem warmen Werkstück natürlich an Härte ein und muß von Zeit zu Zeit wieder nachgearbeitet werden. Durch Kühlen zwischendurch in einem Eimerchen mit Wasser wird aber vermieden das sich die Oberfläche des Werkzeuges sogar noch verformt. Im Buch von Harvard Bergland "Die Kunst des Schmiedens" ist das wirklich praxisorientiert und direkt nachvollziehbar super erklärt.
Auch die entsprechende Handhabung z.B. abschroten über der Ambosskante oder mit einem untergelegten Blech, das Arbeiten mit dem Warmlocher auch als Durchtreiber bezeichnet wird z.B. anhand der Anfertigung einer Schmiedezange erklärt. Das Buch kann ich auch deshalb empfehlen weil die Didaktik nicht nur auf verschultes Berufsbildungsniveau getrimmt ist sondern einen wirklichen Wurstsemmeleffekt hat.
Die Gebrauchspuren an den Werkzeugen zeigen ja das diese auch einem Verschleiß unterliegen, dementsprechend sind sie also mit den normalen Werkstattmitteln bearbeitbar, in der Regel muß man sich das gekaufte Werkzeug wie Zangen und Schroter sowieso für seinen individuellen Geschmack und die einzelne Anwendung umarbeiten. Also komplett etwas falsch machen kannst du nicht wenn du hier die Grundkenntnisse anwendest.
Viel Erfolg
Stefan
 
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