gehärtete Klinge - nicht hart

tobsucht_

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Hallo,

am Freitag habe ich eine Messerklinge vom Härten zurückbekommen. Sie sollte eigentlich 60 HRC haben.
Aber mir ist aufgefallen, dass diverse andere - weichere - Klingen und Werkzeuge die Klinge ritzen (auch vorne bei der Schneide). Beispielsweise macht eine Klinge mit 55HRC unter etwas Druck einen Kratzer, umgekehrt mach ich mit der neuen Klinge auf der anderen aber nur eine "oberflächliche" Schliere. Das selbe Spiel bei anderen Versuchen.

Würdet ihr die Klinge zurückschicken? Oder gibt´s eine andere Erklärung?

lg Oliver
 
Hi,

wo hast du den die Kling zu härten hin gegeben?
Und hast du eine Materialbeschreibung dazu gelegt?

Und in Berlin hab ich schon ähnliches erlebt.


Denis
 
Schlag doch mal mit der Klinge auf ein Stück Baustahl, dieses solltet nach mehrmaligem "Hauen" mit zahlreichen Kerben übersäht sein - Deine Klinge sollte dabei nichts abbekommen haben.

Wenn dies nicht so ist, solltest du dir jemanden suchen, der ein Härtemessgerät hat, und eventuell nochmal härten bzw. von einer anderen Firma härten lassen.
 
Hallo, die Klinge (Böhler N690) habe ich bei einem Messermacher aus Österreich härten lassen. Materialbeschreibung war selbstverständlich dabei.
Es ist nicht so, dass sie garnicht hart wäre, eine gute Feile greift nämlich auch nicht mehr wirklich gut. Ich habe eher das Gefühl, dass sie z.B. 50 statt 60 HRC hat.

lg Oliver
 
Härten ist Vertrauenssache. Es ist richtig ausgeführt so einfach, daß sich niemand große Gedanken darum macht.
Härtereien werden zudem oft danach ausgesucht, wie schön sauber die Klingen nach dem Härten aussehen.
Ein klassisches Beispiel aus meinen Erlebnissen: Ich hatte mal vor langer Zeit für einen bekannten Messermacher-Profi eine Dolchklinge mit vier tordierten Bahnen gemacht und sie nur oberflächlich überschliffen, weil der Profi für das Ausschleifen ja viel bessere Mittel zur Verfügung hatte. Auf der Klinge war natürlich kein Torsionsmuster zu sehen, sondern nur die oberflächlichen Winkel, wie bei einem Tannenbaum eben.
Der Fachmann schloß messerscharf, daß die Klinge dieses Muster durch und durch zeigen würde und hat sie als völlig unattraktiv erst mal beiseite gelegt. Nach etwa einem Jahr fragte ich mal nach und konnte die Sache aufklären. Er schliff die Klinge also aus und war ganz begeistert. Ich bot nun-vorgewarnt- an, die Klinge zu härten.
"Nein, nein, ich habe eine Superhärterei an der Hand, da wird sie von 1050 Grad in Stickstoff abgeschreckt und kommt blitzeblank aus der Härterei zurück "-No comment !.
Was hier passiert sein kann:
1. Man wußte nicht, um welchen Stahl es sich handelt, und hat ihn nach dem Zufallsprinzip einfach zu irgendeiner Charge dazugesteckt.
2. Die Zuordnung war schon richtig, die Klinge wurde aber zu irgendwelchen viel massiveren Stücken zusammengepackt und stundenlang erhitzt. Dadurch kann soviel Restaustenit entstanden sein, daß die Härte nur kümmerlich ausfiel. Das hätte noch nicht einmal den Vorteil, daß die Klinge besonders zäh wäre. Durch Überhitzen oder Überzeiten kann man nämlich den Idealzustand: weich und brüchig erreichen.
Ich würde die Klinge als erstes auf Härte testen lassen und wenn sie nicht wenigstens 58 HRC hat zurückgeben, um sie ordentlich härten zu lassen. Wird dies abgelehnt oder wieder schlecht erledigt, kannst du auf Kosten der ersten Härterei die Härtung bei einer anderen Härterei in Ordnung bringen lassen.
Denkbar ist natürlich aus-was ich aber nicht unterstellen will- daß Du aus Versehen einen nicht wirklich härtbaren Stahl hingeschickt hast. Das wäre dann dein Problem.
MfG U. Gerfin
 
Ist schon klar, dass das Härten eine Frage des Vertrauens ist.

Ich habe auch schon einiges bei diesem Messermacher härten lassen, bis jetzt hats auch gepasst. Ich denke, ich werde dann die Klinge einfacht zurückschicken und ihn bitten, sie neu zu Härten.

lg Oliver
 
Was mich irritiert, ist, dass eine Feile nicht greift, obwohl ein Werkstück mit 55HRC einen Kratzer macht.

Ab welcher Härte kann man sagen, dass die Feile nicht greift? Oder ist das Abhängig von der Feile? Die ist in meinem Fall jedenfalls eine gute.

lg Oliver
 
Oliver, möglicherweise machst du dir jetzt schon zu viel Gedanken. Mach mal einen Schliff an die Klinge und sehe was passiert. Wenn an dem gehärteten Rohling nämlich noch eine Randentkohlung von ca. 0,2 mm ist, dann würden deine Beschreibungen auch dazu passen.
Hier ein alter Beitrag:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=56475&highlight=Entkohlung In #32 findest du eine Excel Tabelle, mit der du den Mindestabtrag an der Schneide je nach Geometrie berechnen lassen kannst.

Klaus
 
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