Gewehrlaufstahl

Schwatvogel

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Guten Abend,

erklärt mich für blöd, aber der Thread in "Schmieden" hat mir nicht wirklich genug darüber gesagt. Für mich ist diese Stahlquelle die akuteste, Gewehrläufe müsste ich sehr günstig kriegen können.

Marcus Balbach hat in dem letzten Thread gesagt, bei Laufstahl handele es sich um "legierten Vergütungsstahl" und erwähnte, dass er gut zum Damastschmieden sei. Leider sagt mir das nicht wirklich viel über den Stahl :steirer:

Was könnt ihr mir genau darüber sagen?
Eignet der Stahl sich auch für Monostahlklingen?
Mit welchem "Normstahl" ist er vergleichbar, bzw. welche Wärmebehandlung verlangt er?

Danke vielmals,
euer (Oberdilletant) Schwatvogel
 
Das wirst du im Einzelfall klären müssen.
Gewehrläufe gibt es z.B. in Rostfrei oder auch rostendem Stahl außerdem kommt es auch vor das Läufe innen verchromt sind.

Gruss
El
 
Ebenso sollte man im Hinterkopf behalten, daß "Gewehrstahl" und "Laufstahl" im allgemeinen nicht härtbar sind, oder gar sein dürfen.

Durch die bei einem Schuß auftretenden und extrem hohen Drücke (der Prüfdruck beim Beschuß von großen Haubitzen liegt durchaus über 10.000 bar => 10kbar(!) würde ein gehärteter Stahl sich in viele, viele kleine Teilchen auflösen und als Sternschnuppen zur Erde regnen.
Diese Stähle sind so weich, daß man an einem Geschützrohr problemlos mit einem Taschenmesser kleine Späne abschnitzen kann, aber so zäh, daß dieses Material problemlos die Drücke beim Schuß aufnehmen und verdauen kann. Diese Eigenschaft kann nun aber bei einem Gebrauchsmesser aus einem ebensolchen Damast durchaus genutzt werden, die Härte bringt aber nur der im Damast zusätzlich verwendete härtbare Stahl.
Die bei der Detonation der Treibladung auftretende Wärme würde auf die Dauer der Verwendung des Geschützsrohres aus einem härtbaren Stahl zu einer unkontrollierbaren Versprödung desselben führen, welche mit Sicherheit in der Zerstörung des Rohres enden wird! Durch diese Tatsache ist eine Verwendung dieses Stahles als einziges Material für die Herstellung eines Messers nicht geeignet. Vielleicht kann Dir Roman Landes hierzu noch genauere Details verraten!

Badger
 
Ich habe da noch im Hinterkopf, daß ein deutscher Hersteller von Revolvern in Kleinserie als Material für die Läufe einen 1.7225 (42CrMo4) angegeben hat.
Zwar ein hochfester Vergütungsstahl, aber für Monostahlklingen wohl nicht die erste Wahl.
 
Laut Böhler Edelstahlhandbuch werden 2 Sorten oberflächenhärtbare Stähle für Handfeuewaffenläufe verwendet:
1. V310 = 1.7238/1.7228
= 49CrMo4/50CrMo4, 870-900°C/Wasser bis 56HRC oberflächlich.
2. V320 = 1.7225/1.7223
= 42CrMo4/41CrMo4, 870-900°C/Wasser bis 54HRC oberflächlich.
Der Mo-Gehalt verhindert Anlassversprödung.
Vielleicht konnte ich helfen.
 
Danke schonmal für die Antworten.
Ich hoffe, Marcus und Roman äußern sich vielleicht noch mal dazu.

Ich weiß, dass es verschiede Stahlsorten gibt, mitunter auch Läufe aus stainless steel. Aber die Läufe, von denen ich spreche, sind von alten 98ern, das heisst, es wird sich dabei nicht um rostträgen Stahl handeln.

Badger, du nimmst mir ein bisschen die Hoffnung. Meinst du wirklich, diese Stähle seien nicht härtbar? Ich glaube, sie sind nur nicht gehärtet, oder?
Soweit ich weiß, kommt es nämlich da, wo besonders hohe Temperaturen auftreten, im Übergangskegel zu geringfügigen Härteprozessen und Aufkohlung. Da diese Stahlschichten natürlich wegen ihrer Sprödigkeit schnell verschleißen, tritt ein "Ausbrennen" dieses Übergangskegels auf.
Ich kann mich aber auch irren, was die Deutung dieses Prozesses angeht.

Novum64, danke schonmal. Das hieße ja, dass diese Stähle schonmal härtbar wären, wenn auch nicht so hoch.

Kann doch nicht sein, dass ich erst ne Stahlanalyse machen lassen muss, oder? D:irre: :steirer:
 
Ich habe hier ein paar unbrauchbar gemachte Gewehrläufe von Jagdgewehren und die sind nicht härtbar, leider!
Da die alten Gewehrläufe durch Kaltformen über einen Dorn, mit Zügen und Feldern, hergestellt wurden, ist es eher Logisch dass sie einen Stahl mit wenig Kohlenstoff nehmen, der Alteriert nicht si schnell, also er reist durch Keltschmieden nicht so schnell aus.
 
@Badger mach mal langsam! :cool: 10000 bar ist schon sehr sehr viel! Wir haben so im Schnitt Gebrauchsgasdrücke von um die 3500 bar.

Was genau in den Laufstahl kommt, verrät natürlich kein Hersteller. Früher zu k98er Zeiten, hat man meines Wissens Läufe aus 42CrMo4 gemacht. Und das gibt mit nem Werkzeugstahl nen Superdamast. Ich hab mir daraus mal vom Markus Balbach was machen lassen.
 
@Andy

Freddy sprach von Haubitzen bzw. Geschützrohren. Und da habe ich auch schon von 10.000 bar Innendruck gelesen.
 
@ Andy Haas

Als "Panzerknacker" (ich denke da an Bilder von Dir) und Büchsenmacher sind Dir ja schon die Gasdrücke verschiedener Kaliber geläufig. In der Regel liegst Du ja da auch richtig, aber es zählt ja hier nicht der Gebrauchsgasdruck, sondern der Prüfdruck beim Beschuß.
Da ich ja den Maximalbereich beim Beschuß angegeben habe, ist man da schon mal mit grob gerechnet 30-50% über dem Gebrauchsdruck. Bei der Gewehrmunition cal .338 Lapua Magnum sind wir dann schon bei 6000 bar im Beschuß! Diese Werte lassen sich jederzeit aus Tabellen entnehmen, ebenso aber auch bei jedem Beschußamt erfragen. Der Bereich bis und über 10000 bar wird beim hydraulischen Prüfabdrücken bei Geschützrohren problemlos erreicht. Dieses Verfahren findet bei Geschützrohren größeren Kalibers anstelle des regulären Beschusses Anwendung. Das Beschußamt in Ulm z.B. beschießt Läufe/ Geschützrohre für den "scharfen Schuß" nur bis cal 20 mm, der Prüfdruck liegt hier zwischen 6500 und 7000 bar), der Prüfdruck eines 105 mm Geschützrohres vom Leo liegt, meines Wissens nach, bei 16000 bar. Vielleicht kann ich auch mal nächste Woche bei unserer Güteprüfstelle ein paar Fachleute löchern, dann habe ich auch konkrete Angaben.

Freddie
 
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@ Andy Haas
...
Der Bereich bis und über 10000 bar wird beim hydraulischen Prüfabdrücken bei Geschützrohren problemlos erreicht. Dieses Verfahren findet bei Geschützrohren größeren Kalibers anstelle des regulären Beschusses Anwendung.

"Autofrettage" wird das Fertigungs- bzw. "Vergütungsverfahren" für Geschützrohre deutscher Fertigung genannt, sofern man einem Artikel eines suspekten "Magazins" glauben darf, Prüfdruck >10000bar wurde dort auch genannt.
Langsam gesteigerter Prüfdruck bis auf Maximum (Testdruck), und dann pötzliche Entlastung.
 
Hallo

Autofrettage kenne ich aus dem Bereich Druckbehälter.
Man verfestigt mit dem 1,4 fachen maximalen Betriebsüberdruck.
Die 10000er Latte zu reissen (bei einem Geschützrohr), stellt kein Problem dar.

Stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, da sich die Anfrage auf Gewehrlaufstahl bezogen hat, wollte ich da kurz einhaken.
Klar, bei dickeren Pillen geht der Gasdruck schon um einiges in die Höhe. Aber ich geh bei sowas vom "Normalen" aus, sprich die gängigen Kaliber in unseren Breiten.
 
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