Beim Richten VOR dem Anlassen nutzt man mehrere Umstände:
- Restaustenit
- Nahezu Versatzungsfreies Kristallgitter
- Die zwei Martensitstufen
Welche beim Richten von welchem Stahl und bei welcher WB hauptsächlich greifen, hängt von eben diesen Parametern ab: Materialzusammensetzung, WB. Die Zeit spielt zusätzlich eine Rolle, betrifft aber *fast* ausschließlich den Restaustenit!
NACH dem Anlassen kann man davon ausgehen, dass alle drei genannten Umstände nur noch bedingt anwendbar sind, ebenfalls in Abhängigkeit der entsprechenden Durchführung der WB-Schritte...
Von daher:
Auf den Punkt genau sagen kann man das nur nach eingehender, Wissenschaftlicher Untersuchung von Einzelfällen, nicht pauschal.
Was ich hier erzählt habe, waren in erster Linie Erfahrungswerte.
Gerade der Si 7 hat mich dabei des Öfteren zur Weißgut getrieben, weil es von diesem FEDERstahl keine Schaubilder oder Untersuchungen gibt, die über die eigentliche Anwendung des Materials hinaus gehen.
Man findet gerade noch ein ZTU, ansonsten nur Anlassschaubilder, die bei 400°C erst anfangen. Keine Ansprunghärten, keine Endhärten, höchstens Zugfestigkeiten bei 50 HRC abwärts...
Deshalb nochmal aus de Praxis:
Ansprunghärten lagen bei mir üblicherweise zwischen 61 und 63 HRC (also keine volle Martensithärte - bei diesem Material und "üblicher" WB auch nicht zu ewarten). Auch das gibt natürlich noch etwas Raum zum Richten. Was, ebenfalls ein Erfahrungswert, durchaus auch zwei Tage später noch geht. Nicht mehr so gut, aber immernoch ausreichend.
Bei Stählen wie z.B. 2842 gerät man da schon sehr viel leichter in Hektik ;-)
Literaturmäßig ist der Schumann hier besser geeignet, als der Rapatz. Auch bei Verhoeven gibt es zwei Nebensätze dazu. Ansonsten ist auch bei denen der Bereich Federstähle eher stiefmütterlich beackert. Und ehrlich gesagt: Ich habe manches von dem, was ich da gefunden habe, inzwischen wieder vergessen
