Griff mit Leinöl behandeln / Herstellung von Politur

Blacky

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Hallo,

ich habe schon öfter mal die Suchfunktion gequält, fand auch wirklich hilfreiche Hinweise zum Thema "Ölung von Holzgriffen", leider sind aber einige Fragen offen geblieben.

Folgende Themen haben mir bisher besonders geholfen:
Holzgriff ölen. Womit?
Leinöl für Griffbehandlung
Holzbehandlung bei Messergriffen

Mein Wissen bisher:
- Leinöl dringt tief ein und härtet nach einiger Zeit (bis zu mehreren Wochen) auch innerhalb des Holzes aus. Nennt sich Polymerisierung.
- Leinölfirnis ist gekochtes Leinöl, bei dem die Polymerisierung(?) schon ein wenig vorangeschritten ist(?).
- Polituren aus verschiedenen Ölen und Wachsen können zusammen geschmolzen und dann zur oberflächlichen Pflege/Nachbehandlung benutzt werden.

Bisher haben meine Messergriffe eine Politur mit Carnaubawachs erfahren, die einen schönen Glanz hervorbrachte, aber da ich in letzter Zeit (siehe Galerie) gerade wieder ein eher "raues" Holz, nämlich Morreiche, verarbeitet habe, die auch noch gebürstet wurde, stellte sich mir die Frage nach einer Alternative, die nicht die Poren und Vertiefungen in einem Weißton zusetzt, und die dem Holz gleichzeitig Stabilität gibt.

So kam ich auf die Verwendung von Leinöl, welches innen aushärten und die Poren teilweise verschließen, zudem auch keine Feuchtigkleit einziehen lassen sollte.
Leider sind mir zur Anwendung einige Punkte unklar.
Auch wollte ich mir eine Öl-/Wachspolitur erschmelzen, die zum immer wieder mal drüberschmieren gedacht ist. Sie sollte, wenn möglich, auch für Lederscheiden zu verwenden sein. Ich denke mal, dass Wachse und Öle für Leder nicht allzu schädlich sind.

Was mir unklar ist:
- Wie lange muss der Messergriff optimal im Leinölbad liegen, damit das ausreicht? Soll ja genügend Zeit haben, einzuziehen, aber auch nicht ewig zum Aushärten brauchen.
- Hängt die Aushärtezeit von der verwendeten Menge, dem Holz, der Leinölmischung oder sonstwas ab, oder ist sie immer gleich?
- Dringt normales Leinöl tiefer ein, als Firnis es tut? Habe ich so verstanden... Dann würde ich zuerst reines Leinöl einwirken und aushärten lassen, und danach oberflächlich mit der selbstgemachten Politur nachbehandeln.
- Wird aus dem Leinöl, welches einer der Politurbestandteile sein sollte, beim Schmelzen selbiger (Leinöl, Rapsöl, evtl. Orangenöl, Carnaubawachs und Bienenwachs) auch gleich Leinölfirnis, oder wird der Vorgang durch Vorhandensein anderer Ingredienzien gehemmt oder verhindert?
- Eignet sich diese Mischung auch gut für Lederscheiden, um diese gegen Feuchtigkeit zu schützen und sie flexibel/geschmeidig zu halten?

Folgende Mischung habe ich angedacht:
15 % Carnaubawachs
20 % Bienenwachs
40 % Leinöl
20 % Rapsöl
05 % Orangenöl

Hat das Rapsöl irgendwelche besonderen Eigenschaften, oder kann es durch andere Öle (welche?) substituiert werden? Jemand nannte es mal als Bestandteil seiner Mischung, aber warum es drin ist, hat er nicht erwähnt...

Zudem wüsste ich auch noch gern, ob ich beim Schmelzen auf etwas bestimmtes achten muss. Reihenfolge der Beigabe relevant? Wasserbad oder direkt im Topf? Wie danach den Topf reinigen? Ist das Zeug ewig haltbar?

Ich hoffe, ich habe in den anderen Threads nichts übersehen und freue mich auf Antworten. Ich denke, das haben hier schon genügend Leute gemacht, sodass etwas Licht ins Dunkel kommt.
 
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Also ich mache es so:

- Mit einem Tuch großzügig einreiben
- ca. 15 min. warten
- überschüssiges Öl abwischen
- ca. 30 min. warten
- erneut einölen
- wieder ca. 15 min. warten
- abwischen
- ca. 30 min. warten
- zum dritten mal einölen
- nach ca. 15 min. wieder abwischen
- über Nacht liegen lassen
- am Nächsten Tag (kann auch länger sein) nochmal einölen
- 15 min. einwirken lassen
- abwischen
- fertig

Das ist zwar nicht so wie es in der Anleitung steht, habe aber gute Erfahrungen gemacht. Ich denke auf diese Art kann man recht schnell und einfach ausreichend viel Öl ins Holz bekommen.

Komplett in Öl einlegen tue ich es nicht.
Das Messer ist danach sofort einsatzbereit. Richtig ausgehärtet ist es aber, so wie ich das sehe, erst nach ein paar Wochen. Großer Nässe würde ich es in dieser Zeit lieber nicht aussetzen.

Bevor du anfängst dir deine eigene Mischung zusammenzubrauen, schau doch mal nach bereits Fertigen.
Ich benutze Auro Lärchenharz-Möbelbalsam Nr. 173 das ist von der Zusammensetzung deinem recht ähnlich (Leinöl, Leinöl-Standöl, Lärchenharz-Balsam, Bienen-, Carnaubawachs, Orangenöl) .
Das Zeug zieht schnell ein, ist leicht zu verarbeiten, schützt das Holz sehr gut gegen Feuchtigkeit, bringt die Maserung schön zum Vorschein, ist rein natürlich und riecht auch noch gut. Was will man mehr...?

Was die Anwendung bei Leder angeht, habe ich keine Ahnung :confused:

Guggst du:
http://www.creasyst.de/products/merkblaetter/tm.au.0173.pdf
 
Hi Blacky, so viele Fragen.
Also zum Leder: Havard Bergland empfielt sogar eine Mischung aus Bienenwachs und Speiseöl (Soja) fürs Leder. Geht auch mit Firnis, aber die ist mir wegen dem Firnis nach einiger Zeit im Gefäß ausgehärtet.
Meine Griffe lege ich über nacht in 50-60 Grad (nur anfangs)warmen Leinölfirnis, der aber 1:1 mit Terpentinersatz gemischt ist, so zieht es besser ein.
Der Firnis ist auch kein rein gekochtes Leinöl, sondern mit Sikkativen versetztes (evtl gekochtes?) Leinöl, das viel schneller Trocknet und eine goldgelbe Farbe hat. Diese sind aber nicht immer ganz ohne, da Schwermetallsalze enthaltend.
Deshalb wird auch mit Wachs kein Firnis draus.
Beim Schmelzen Wachs/Leinöl habe ich glaub ich nicht auf eine Reihenfolge geachtet, das ganze bekommt beim Abkühlen die Konsistenz von Schuhkreme.
Wegen dem Rapsöl, schau halt mal wie viel % ungesättigte Fettsäuren enthalten sind, ich glaub die sind verantwortlich für die Polymerisation.

So das war alles was mir darüber einfällt, mit dem Aussehen der Lederscheide mit Bienenwachs/Leinölfirniss war ich ganz zufrieden.
Grüße,
Eisenbrenner
 
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....ich habe schon öfter mal die Suchfunktion gequält,.....leider sind aber einige Fragen offen geblieben......

.....Auch wollte ich mir eine Öl-/Wachspolitur erschmelzen, die zum immer wieder mal Drüberschmieren gedacht ist. Sie sollte, wenn möglich, auch für Lederscheiden zu verwenden sein......

Was mir unklar ist:
- Wie lange muss der Messergriff optimal im Leinölbad liegen, damit das ausreicht?
- Hängt die Aushärtezeit von der verwendeten Menge, dem Holz, der Leinölmischung oder sonst was ab, oder ist sie immer gleich?
- Dringt normales Leinöl tiefer ein, als Firnis es tut? .....
- Wird aus dem Leinöl, welches einer der Politurbestandteile sein sollte, beim Schmelzen selbiger.... auch gleich Leinölfirnis....?
- Eignet sich diese Mischung auch gut für Lederscheiden, um diese gegen Feuchtigkeit zu schützen und sie flexibel/geschmeidig zu halten?
Das ist hier alles schon erörtert worden, allerdings wohl in unterschiedlichen Beiträgen.

Ich fasse mal zusammen:

Leinöl härtet langsam aus (es trocknet nicht, sondern - wie Du korrekt schreibst - es polymerisiert). Das ist chemisch das Gleiche wie 'ranzig werden' oder oxidieren. Ob es eindringt und wie tief, hängt vor allem vom Holz und von den physikalischen Bedingungen ab (z.B. Vakuum, Wärme). Die Aushärtezeit variiert ebenfalls je nach Sauerstoffverfügbarkeit (tief innen im Griffholz ist da nicht viel!) und Wärme.

Leinölfirnis ist aufgekochtes Leinöl (bis zum Aufschäumen). Wenn er frisch ist und damit dünnflüssig, dringt er nicht weniger gut als der Ausgangsstoff in Hölzer ein. Älterer Firnis wird durch Polymerisation dickflüssiger. Daraus folgt, dass Leinölfirnis (der heute fast immer, wie schon von Eisenbrenner erwähnt, Sikkative enthält) nur begrenzt haltbar ist. Je mehr Luft im Behälter ist, desto mehr Sauerstoff nimmt der Firnis auf. Manchmal kann man das daran erkennen, dass sich Gefäße nach innen einbeulen.

Die Polymerisation wird durch das Aufkochen gestartet und beschleunigt, so dass Firnis unter Einwirkung von Sauerstoff und Licht innerhalb weniger Tage aushärtet.

Öl-/Wachsmischungen werden auf dem Wasserbad nur milde erwärmt, daher kommt es bei Beteiligung von Leinöl nicht zur Umwandlung in Firnis.

Leinölfirnis in Lederpflegemitteln würde - wie oben geschrieben - zu begrenzter Haltbarkeit des Produkts führen (je nach Anteil des Firnis). Zudem würde der Firnis im Leder aushärten, was manchmal wünschenswert sein kann, aber für ein Pflegemittel eher selten der Fall sein dürfte.

Öle wie Rapsöl, die sehr langsam oxidieren, gibt man der Mischung zu, um sie einerseits etwas haltbarer und andererseits geschmeidiger zu machen (bei hohem Bienenwachsanteil).

Den Topf zum Schmelzen kannst Du mit sehr heißem Wasser und etwas Spülmittel reinigen. Manchmal braucht es mehrere Durchgänge. Ich entferne die noch warmen Reste zunächst weitgehend mit Haushaltspapier, dann gehts schneller.

Deine Mischung musst Du selbst testen. Ich kann nur sagen, dass Carnaubawachs (das härteste natürliche Wachs) einen hohen Schmelzpunkt hat und auch die Mischung sehr hart macht. Zudem fügt man es solchen Pflegemitteln zu, die hohen Glanz erzeugen sollen.

Orangenöl ist ein Lösungsmittel für Fette. Da diese in trockenes Leder begierig eindringen, braucht man es in Lederpflegemitteln aus technischer Sicht nicht. Lediglich der Duft wäre ein Argument.

Für die gelegentliche Anwendung könnte man mit einem nicht aushärtenden Holzöl auch mal eine Lederscheide vor akutem Regen schützen, wenn man nichts Anderes hat. Aber der natürliche Stoff zur Lederpflege ist wasserfreies Wollfett (wie ich hier schon oft berichtet habe) - nicht etwa Lanolin! Daher sollten nach meinem Dafürhalten solche Mischungen immer einen Anteil von wenigstens 20% davon enthalten. Etwas Bienenwachs für den Glanz, ein guter Anteil Pflanzenöl für die Einstellung der richtigen Konsistenz - schonend auf dem Wasserbad zusammengeschmolzen - da freut sich das Leder!

Für Holzgriffe nehme ich neben Leinölfirnis (OHNE Sikkative heißt das Zeug 'Lackleinöl' - gibts z.B. von Kreidezeit) am liebsten TUNG-Öl.

Gruß

sanjuro
 
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Danke für die Infos!

Sanjuro, es tut mir Leid, wenn ich das alles übersehen habe... Die Suchsituation gestaltete sich etwas unübersichtlich, das Thema wurde in vielen Threads nur kurz angeschnitten. Einen sehr "gehaltvollen" Thread habe ich ersts nach Erstellen dieses Themas unter "Ähnliche Themen" gefunden - warum ich den vorher nie gesehen hatte, weiß ich leider nicht. Vielleicht falsche Suchwörter?

Vielen Dank jedenfalls für die sehr informative Zusammenfassung! Die Mischung sollte dann wohl nochmal überdacht werden, wenn auch Leder davon etwas abbekommen mag. Oder ich mache zwei.
Kann denn eine Mischung mit Wollfett auch auf Holz angewendet werden, oder hat das Nachteile?

Ich habe gestern den Mooreichegriff erstmal sanft mit Leinöl bestrichen, und als das - schwupps - weg war, gleich in ein Glas voll Öl gestellt. Nach einer halben Stunde rausgenommen, liegt jetzt zum Trocknen. Ein Kombigriff aus Olive und Mooreiche wurde nur bestrichen. Mal sehen, ob die heute Nachmittag noch mehr Öl wollen...

Oh, aus purem Interesse: Warum kommt es zum Start der Polymerisierung schon durch Aufkochen, also ohne Zusatz von Sikkativen? Weißt du das zufällig? Braucht sikkativfreier Firnis länger, bis die Polymerisierung abgeschlossen ist?
 
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Warum kommt es zum Start der Polymerisierung schon durch Aufkochen, also ohne Zusatz von Sikkativen?

IIRC ist die Polymerisation beim Leinöl vom Typ her u.a. eine radikalische Kettenreaktion. Im Stoffgemisch "Leinöl" kommt dabei wohl der Linolsäure eine große Bedeutung zu.
(Und natürlich dem Sauerstoff!)

Ich kann mir gut vorstellen, daß die zugeführte Aktivierungsenergie beim Aufkochen den Start der Reaktionskette erleichtert und durch die hohe "Beweglichkeit" der Moleküle in diesem Zustand v.a. den Vernetzungsgrad erhöht.
So ganz bis ins letzte Detail scheint die Bildung von Linoxyn aber noch nicht geklärt zu sein. (Gib den Begriff mal bei Tante Google ein - da kannst Dich totlesen...)

Braucht sikkativfreier Firnis länger, bis die Polymerisierung abgeschlossen ist?
Jein.
D.h. es kommt wie fast immer auf die Rahmenbedingungen an. Temperatur/Luftfeuchtigkeit/Vernetzungsgrad/etc.
 
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.......Die Mischung sollte dann wohl nochmal überdacht werden, wenn auch Leder davon etwas abbekommen mag. Oder ich mache zwei.
Kann denn eine Mischung mit Wollfett auch auf Holz angewendet werden, oder hat das Nachteile?.....Ein Kombigriff aus Olive und Leinöl wurde nur bestrichen.....
Keyplus hat ja Deine Fragen schon weitgehend und treffend beantwortet. Aus meiner eigenen handwerklichen Praxis weiß ich, dass Leinölfirnis aus dem Baumarkt (mit Sikkativzusatz, das sind meist Cobalt- und Zirkonverbindungen) unter ähnlichen Bedingungen etwas schneller aushärtet. Da ging es aber nur um zwei bis drei Tage Unterschied.

Ein wollfetthaltiges Lederpflegemittel, auf Holz appliziert, wird genau das machen, was es soll: es bleibt weich und geschmeidig, weil die Bestandteile ja nicht aushärten. Ins Holz wird es auch nur zum Teil einziehen. Auf die Praxis angewendet, bedeutet das, dass der Griff immer sehr schön glitschig bleibt. Ob Du das wirklich willst?

Neugierige Frage: Du hast wirklich einen Griff aus Olive und Leinöl gemacht?

Gruß

sanjuro
 
Ich fasse mal zusammen:

Leinöl härtet langsam aus (es trocknet nicht, sondern - wie Du korrekt schreibst - es polymerisiert). Das ist das Gleiche wie 'Ranzig werden'. Ob es eindringt und wie tief, hängt vor allem vom Holz und von den physikalischen Bedingungen ab (z.B. Vakuum, Wärme). Die Aushärtezeit variiert ebenfalls je nach Sauerstoffverfügbarkeit (tief innen im Griffholz ist da nicht viel!) und Wärme.

Hi,
zu dem Beitrag möchte ich noch eine eigene Ehrfahrung beisteuern, die dir vieleicht hilft

Bei Bauteilen die zuviel Öl auf einmal bekommen kann es passieren das durch z.b. Sonneneinstrahlung das nicht ausgehärte Öl auch nach Tagen wieder aus den Poren getrieben wird.
(oben genannte Sauerstoffverfügbarkeit)

Dieses härtet dann an der Oberfläche aus und bildet kleine Knubbel.

ist bei einem kleinen Bauteil aber nicht so schlimm, kann schnell mit Stahlwolle wegpoliert werden, oder austretendes Öl immer schnell wegwischen.

wenn ich mal Holz einlegt habe, dann bei 50°C im Backofen.
ÖL und Bauteil in Ofen durchwärmen, dann das Holz ins Öl (immer noch im Ofen ) und kurz einziehen lassen.
Sofort nach dem rausnehmen trockenwischen und abkühlen lassen.

mittlerweile trage ich aber nur noch täglich auf und nach einer woche
wird mit Stahlwolle 000/0000 und Leinenscheibe poliert.


mfg
 
Also für Lederscheiden habe ich die besten Erfahrungen gemacht mit
-BIWAX oder SNOSEAL, ja richtig, die gleichen Mittel die man für Wander schuhe nimmt.
Einfach einschmieren, dann die Scheide für ca.20 min in den vorgeheizten Backofen bei 50° ! damit sich die Poren öffnen.
Dann rausnehmen, einreiben und den Überschuss abwischen.

Hoffe war nicht OT
Gruß
 
Neugierige Frage: Du hast wirklich einen Griff aus Olive und Leinöl gemacht?

Wie das früh morgens so ist... Man verschreibt sich. Olive und Mooreiche sollte das heißen :p

Dann danke ich schonmal für die Infos und werde auf jeden Fall ein Lederbalsam aufsetzen, vielleicht noch eines für Holz, und die Griffe erstmal etwas nachölen und alle paar Tage abwischen, falls sich Öl davonstehlen will...



Nachtrag:

Ich habe mittlerweile die Zeit gefunden, mir die Mittelchen zusammenzuschmelzen. Folgende Erfahrungen habe ich gemacht:

- Wenn es flüssig werden soll, muss verdammt viel Öl rein, bei etwa 30/70 Wachs und Öl wird es schon sehr hart.
- Carnaubawachs braucht merklich mehr Wärme als Wollwachs oder Bienenwachs.
Ein Topf bei Stufe 1-2 von 9 auf dem Ceranfeld ging ganz gut, wurde fix warm und hat gleichmäßig geschmolzen. Die Topfreinigung erfordert etwas Schrubben, dauert aber auch nicht allzu lang.
- Plastikbehältnisse eignen sich nicht zum hineingießen :D
- Orangenöl aromatisiert die warme Suppe zwar toll, wenn das Zeug kalt ist, riecht man aber kaum noch was. Im Zweifel "viel zu viel" reinschütten!

Folgende Rezepte habe ich probiert:

Lederpflege
50 g Wollwachs (das ist wasserfreies Wollfett) aus der Apotheke, knapp 2 €
40-50 g Bienenwachs (war mal eine Zwischenwand, die Imker offenbar benutzen, die gibt es auch als Kerzendrehsets ;))
ein oder zwei Schuss Rapsöl
kleiner Brocken Carnaubawachs für etwas mehr Glanz
Orangenöl frei Schnauze getropft, je nach Geschmack dezent wenig (20-40 Tropfen) oder dominanter (entsprechend viel viel mehr).

Das Zeug pflegt Leder super, das Leder wird dadurch satt im Glanz, geschmeidig, eventuelle trockene Stellen oder stark verbogene Stellen (am Gürtel) saugen das förmlich auf und passen sich auch farblich dem Rest des Leders an. Die Konsistenz ist fest, etwa so wie festes Speiseeis, lässt sich aber mit einem Fingernagel oder einem Lappen und Druck abtragen und wird beim Verreiben cremig und gut verarbeitbar.


Holzpflege
60 g Carnaubawachs
120 g Bienenwachs, evtl. etwas mehr
250 ml Leinöl (hinzugefügt, nachdem das Wachs geschmolzen war)
300-400 ml Rapsöl (nicht genau nachvollziehbar)
eine Menge Orangenöl (immer noch zu wenig für einen guten Geruch :D)

Die Holzpflege ist ähnlich hart wie die Lederpflege, vielleicht etwas weicher. Lässt sich aber noch etwas besser aufnehmen und verteilen. Das Holz bekommt sofort eine satte Farbe, die Oberfläche wird seidenglänzend. Fasst sich angenehm an, klebt nicht und trotzdem ist Leinöl drin, welches die Oberfläche nach abgeschlossener Polymerisation versiegelt. Eignet sich meinem ersten Eindruck nach gut zum Pflegen von Usern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Frage ist noch aufgetaucht:
Ist das teilweise enthaltene Leinöl in den Mixturen immer noch gefährlich, muss ich also den Lappen, mit dem ich die Holzpflege auftrage, besonders behandeln?
 
ja, Leinöl ist dann gefährlich, mit der Gefahr der Selbstentzündung, wenn Du einen Leinenlappen benutzt hast (dann besonders), deshalb packen die Restauratoren ihre Polier-Lappen nach Gebrauch auch in ein Schraubglas und machen es fest zu!
Lass Deine Lappen also nicht einfach so herumliegen, wenn Du weggehst, oder die Werkstatt zu machst! Die gehen ruckzuck in einen schnellen "Verwesungsprozess", der in der Selbstentzündung mündet, quasi eine schnelle Rotte.
Außer, du hast ne super Feuerversicherung,
die auch bei grober Fahrlässigkeit bezahlt :glgl:
 
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