Griffschale - Problem mit dem Holz

Quill

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Ich brauche Eurer Fachwissen.
Ich habe ein Messer mit Walnussholz - Griffschalen.
Das Holz hat eine glatte Obfläche mit leichtem polierten Glanz und winzigen Holzbedingten Poren.
Jetzt das Problem!
Habe es ausversehen mit einer feuchten Hand angefasst. Nun hat sich der Glanz, in eine poröse und stumpfen Oberfläche verwandelt. Es war als ob ds Holz die Feuchtigkeit aufnimmt wie ein Schwamm. Wie rklärt sich ds ? Habe noch ein anderes Walnussholz Messer, da verträgt das Holz die Feuchtigkeit ohne ein Problem
 
Das Holz schreit förmlich nach etwas (Lein-)Öl..Sonst würde die Feuchtigkeit nicht so direkt einziehen. Hast du Mal den Griff mit etwas Öl eingerieben?
 
Holz muss gegen Feuchtigkeit geschützt werden, sonst wird es schnell unansehnlich. Es gibt viele Möglichkeiten von Lack bis Öl. Für Messergriffe und Schneidbretter verwende ich Hartwachsöl, welches auch für Holzfußböden geeignet ist und damit einen hohen Schutz aufbaut, gleichzeitig aber auch jederzeit erneuert werden kann. Für deinen lädierten Walnuss-Griff empfehle ich: leicht mit 320er Schleifpapier glätten und 2 - 3 mal mit Hartwachsöl beschichten. Dabei unbedingt die vom Hersteller empfohlenen Trocknungszeiten einhalten.
 
Das Messer ist 1 Woche alt.
Es war scheinbar auch geölt. Ich vermute es liegt an der Qualität des Holzes.
Ich habe ein anderes Messer, dss kann mann bedenkenlos nass werden lassen (auch Walnussholz)
 
Holz ist ein Faserverbundwerkstoff und besteht aus Holzfasern und einer umgebenden Masse (Matrix). Wenn man das Holz schleift fällt das meistens gar nicht besonders auf, da die Oberfläche ziemlich homogen aussieht. Die Fasern und die Matrix haben jedoch stark verschiedene Eigenschaften. Die Matrix (aus Lignin und Hemicellulose) lässt sich gut und einfach schleifen und verhält sich recht ähnlich wie Kunststoff. Die Holzfasern dazwischen sind eher ein bisschen wie starke Baumwollfäden - nehmen sehr gerne Wasser auf und "fusseln" rum.
Wenn man einen Holzgriff schleift, trägt man die Matrix schön und gleichmäßig ab, die Holzfasern werden auch abgetragen, aber deren Enden sind dann ausgefranst und legen sich dann einfach an das Holz an. Wenn der Griff dann nass wird, saugen sich die Holzfasern sehr schnell mit Wasser voll und Quellen dabei (unter Volumenzunahme) auf, wodurch sie sich wie kleine Stacheln aufstellen -> die Oberfläche wird rau. Das ist bei dir passiert.

Das Problem kann man auf zwei Weisen angehen:
1. Dafür sorgen, dass die Holzfaserfransen möglichst direkt am Übergang zum Griff entfernt werden und
2. Dafür sorgen, dass möglichst wenig Wasser die Oberfläche des Holzes erreicht.

1.: Dafür feuchtet man die Holzoberfläche nach dem Schleifen an -> Fasern stellen sich auf -> man lässt das Holz trocknen -> man schleift es fein über bis es sich wieder glatt anfühlt (immer in Faserrichtung schleifen). Das macht man so lange, bis es nicht mehr wirklich besser wird, wenn man es noch mal macht (meist so 2 bis 4 mal)

2.: Man bringt eine Schutzschicht auf. Da eignen sich moderne Beschichtungen sehr gut (Polyurethan, Lacke usw.). Die meisten hier und ich auch bevorzugen dabei aber die "natürliche" Chemie (mehr Aufwand in der Pfelge bei weniger Schutz, dafür ein gutes Gefühl).
Dabei muss man zwei Sachen beachten:
Zum Einen darf das Holz in der Tiefe nicht viel Wasser aufnehmen können und zum Anderen sollte das Holz möglichst an der Oberfläche vor Wasserkontakt geschützt werden.

Dafür gibt es zwei gut geeignete Rohstoffe:
Für die Tiefe Öl, für die Oberfläche Wachs.
Da gibt es jetzt wieder tausend Möglichkeiten und manche Öle schützen auch etwas mehr die Oberfläche als andere usw...

Für mich haben sich zwei Öle bewährt: Leinöl, wenn das Holz ein wenig warme Farbe bekommen darf und Wallnussöl, falls es möglichst farbecht bleiben soll.
Bei Leinöl kann man das Holz richtig Tränken, dann den Überschuss abnehmen und paar Wochen Trocknen lassen. Bei Wallnussöl sollte nur eine dünnere Schicht aufgebracht werden, da es sonst leicht ranzig werden kann bevor es getrocknet ist. Trocknen meint hier, dass der Sauerstoff aus der Luft das Öl oxidiert, wodurch sich die einzelnen Ölketten verbinden und einen durchgehenden Kunststoff bilden (Polymer: weil viele (poly) Ketten sich verbunden haben) (Linoleum (Boden) ist genau so ein Leinölkunststoff).
Immer Wenn du Öl nimmst, sollte es Bio Öl sein, da das garantiert, dass nichts dem Öl zugesetzt wurde. Sonst sind da oft Vitamine und ähnliches drin, die das Aushärten verhindern.

Für die Oberfläche nimmt man typischerweise Bienenwachs (weil einfach verarbeitbar, dafür bleibt oft ein etwas klebriges Gefühl) oder Carnaubawachs (super hartes Wachs mit hohem Schmelzpunkt).
Ich nehme Carnaubawachs. Damit man das auf die Oberfläche bekommt, erhitze ich es in einem Marmeladenglas in einem Topf mit kochendem Wasser zusammen mit Leinöl, bis es geschmolzen ist (Also Leinöl + Wachs ins Glas. Das Glas dann in einen Topf mit heißem Wasser). Wenn das abkühlt, bleibt dann eine Wachspaste übrig, die sich super für Oberflächen eignet (Verhältnis ist fast komplett egal. ich würde ein paar Gewichtsprozent Wachs ins Öl tun, dann abkühlen lassen und dann entsprechend der Konsistenz der Paste mehr Öl oder mehr Wachs dazugeben.
Die Paste kann man dann dünn Auftragen, den Überstand abreiben und paar Tage aushärten lassen.

Mit Öl und Wachs hast du dann eine super geschützte Holzoberfläche! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim Firnis sind Sikkative halt immer ein Thema.
Vermutlich kein Problem, da sie ja dann im Polymer gebunden sind. Aber mir macht die Zeit nichts aus.

Man könnte das Öl natürlich auch selber voroxidieren und dafür Kochen, das ist aber recht viel Risiko für wenig Vorteil.
 
Das Forum ist einfach super. Danke an Robeck und Womba. Werde das Bienenzeug demnächst bestellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Holz ist ein Faserverbundwerkstoff und besteht aus Holzfasern und einer umgebenden Masse (Matrix). Wenn man das Holz schleift fällt das meistens gar nicht besonders auf, da die Oberfläche ziemlich homogen aussieht. Die Fasern und die Matrix haben jedoch stark verschiedene Eigenschaften. Die Matrix (aus Lignin und Hemicellulose) lässt sich gut und einfach schleifen und verhält sich recht ähnlich wie Kunststoff. Die Holzfasern dazwischen sind eher ein bisschen wie starke Baumwollfäden - nehmen sehr gerne Wasser auf "fusseln" rum.
Wenn man einen Holzgriff schleift, trägt man die Matrix schön und gleichmäßig ab, die Holzfasern werden auch abgetragen, aber deren Enden sind dann ausgefranst und legen sich dann einfach an das Holz an. Wenn der Griff dann nass wird, saugen sich die Holzfasern sehr schnell mit Wasser voll und Quellen dabei (unter Volumenzunahme) auf, wodurch sie sich wie kleine Stacheln aufstellen -> die Oberfläche wird rau. Das ist bei dir passiert.

Das Problem kann man auf zwei Weisen angehen:
1. Dafür sorgen, dass die Holzfaserfransen möglichst direkt am Übergang zum Griff entfernt werden und
2. Dafür sorgen, dass möglichst wenig Wasser die Oberfläche des Holzes erreicht.

1.: Dafür feuchtet man die Holzoberfläche nach dem Schleifen an -> Fasern stellen sich auf -> man lässt das Holz trocknen -> man schleift es fein über bis es sich wieder glatt anfühlt (immer in Faserrichtung schleifen). Das macht man so lange, bis es nicht mehr wirklich besser wird, wenn man es noch mal macht (meist so 2 bis 4 mal)

2.: Man bringt eine Schutzschicht auf. Da eignen sich moderne Beschichtungen sehr gut (Polyurethan, Lacke usw.). Die meisten hier und ich auch bevorzugen dabei aber die "natürliche" Chemie (mehr Aufwand in der Pfelge bei weniger Schutz, dafür ein gutes Gefühl).
Dabei muss man zwei Sachen beachten:
Zum Einen darf das Holz in der Tiefe nicht viel Wasser aufnehmen können und zum Anderen sollte das Holz möglichst an der Oberfläche vor Wasserkontakt geschützt werden.

Dafür gibt es zwei gut geeignete Rohstoffe:
Für die Tiefe Öl, für die Oberfläche Wachs.
Da gibt es jetzt wieder tausend Möglichkeiten und manche Öle schützen auch etwas mehr die Oberfläche als andere usw...

Für mich haben sich zwei Öle bewährt: Leinöl, wenn das Holz ein wenig warme Farbe bekommen darf und Wallnussöl, falls es möglichst farbecht bleiben soll.
Bei Leinöl kann man das Holz richtig Tränken, dann den Überschuss abnehmen und paar Wochen Trocknen lassen. Bei Wallnussöl sollte nur eine dünnere Schicht aufgebracht werden, da es sonst leicht ranzig werden kann bevor es getrocknet ist. Trocknen meint hier, dass der Sauerstoff aus der Luft das Öl oxidiert, wodurch sich die einzelnen Ölketten verbinden und einen durchgehenden Kunststoff bilden (Polymer: weil viele (poly) Ketten sich verbunden haben) (Linoleum (Boden) ist genau so ein Leinölkunststoff).
Immer Wenn du Öl nimmst, sollte es Bio Öl sein, da das garantiert, dass nichts dem Öl zugesetzt wurde. Sonst sind da oft Vitamine und ähnliches drin, die das Aushärten verhindern.

Für die Oberfläche nimmt man typischerweise Bienenwachs (weil einfach verarbeitbar, dafür bleibt oft ein etwas klebriges Gefühl) oder Carnaubawachs (super hartes Wachs mit hohem Schmelzpunkt).
Ich nehme Carnaubawachs. Damit man das auf die Oberfläche bekommt, erhitze ich es in einem Marmeladenglas in einem Topf mit kochendem Wasser zusammen mit Leinöl, bis es geschmolzen ist (Also Leinöl + Wachs ins Glas. Das Glas dann in einen Topf mit heißem Wasser). Wenn das abkühlt, bleibt dann eine Wachspaste übrig, die sich super für Oberflächen eignet (Verhältnis ist fast komplett egal. ich würde ein paar Gewichtsprozent Wachs ins Öl tun, dann abkühlen lassen und dann entsprechend der Konsistenz der Paste mehr Öl oder mehr Wachs dazugeben.
Die Paste kann man dann dünn Auftragen, den Überstand abreiben und paar Tage aushärten lassen.

Mit Öl und Wachs hast du dann eine super geschützte Holzoberfläche! :)
Danke für diesen außerordentlich kompetenten Tipp zur Holzpflege und Deine Mühe beim verfassen des Textes
 
Des Rätsels Lösung, zum Thema Holzgriff.
Ich glaube die Griffschalen an meinem Messer waren nicht Stabilisiert. Das Holz ( Walnuss) wurde einfach, ab Werk ein wenig eingeölt und anpoliert .
 
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