Güde Chai Dao ( neu interpretiert )

kup

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Hallo Zusammen,

ich stelle hier mal ein Messer vor, das mir im Original immer schon sehr gut gefallen hat bis auf....:D

Die Fa. Güde hat in ihrem Programm ein sog. chinesiches Gemüsemesser; zumindest von der Klingenform aber nicht in der Griffgestaltung.
Die ist nämlich klassisch europäisch geprägt, und als sog. Doppelkropf im Gesenk geschmiedet.
Nachdem ich die Gelegenheit hatte in einem kleinen Küchenfachgeschäft bei mir zu Hause in Köln das Messer auf einem Schneidbrett zu testen war meine Entscheidung gefallen.
Beim arbeiten mit dem Original von Güde vermittelte die Klingenhöhe ein sehr sicheres Schneidgefühl aber mir war beim Schneiden aufgefallen das der Griff doch etwas kantig ist.
Ein Versuch die Klinge von einem jungen Messermacher in einer Carbonstahlvariante zu reproduzieren schlug leider fehl.
Also musste ich mir was neues einfallen lassen. In Zusammenarbeit mit einem Arbeitskollegen entstand dann ein Custom Projekt des Güde Messers...:D

Das Original sieht so aus: http://www.manufactum.de/guede-chai-dao-p1456075/

Wir haben den ungeschliffenen Klingenrohling hier gekauft: http://www.weber-messer.eu/store/pr...d=501&XTCsid=baae85cc7f29755c10fddb6780397802

Aus dem Doppelkropfgriff wurde ein Steckerl und als Griffholz wählte ich "serpent wood" das sog. südamerikanische Schlangenholz.
Die Länge der Schneide ist übrigens knapp 18cm lang, entgegen der sogar falschen Angaben auf der Güde homepage, wo die Klingenlänge mit 16cm angegeben wird.

Bilder der Entstehung:

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Mein Arbeitskollege ist ein sehr begabter Hobbyhandwerker hat aber nie zuvor ein Messer gefertigt.
Das Ergebnis war so gut, dass ich mit Recht behaupten darf von professionellen Messermachern schlechtere Arbeiten gesehen zu haben.

Hier ein Beispiel der sauberen Einfassung des Erls:
( von links nach Rechts: Tritz Gyuto / Shiro Kamo Santoku / Custom Chai Dao von meinem Arbeitskollegen )

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Monate später schickte ich mein Chai Dao noch zu Jürgen Schanz und ließ die Klinge ausdünnen und alle Kanten verrunden.
Hier nochmal die Kehlshots von drei sehr schneidfreudigen Messern:
( von links nach rechts: Custom Chai Dao / Shiro Kamo Santoku / Tritz Gyuto )

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Die Geometriedaten des Chai dao im Einzelnen:

Kehl / Mitte / 1cm vor Spitze

1mm über der Wate: 0,20 / 0,17 / 0,15
1cm über der Wate : 0,93 / 0,93 / 0,62
2cm über der Wate : 1,39 / 1,28 / 0,87
Klingenrücken: 2,07 / 1,83 / 0,40
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Uns so siehts heute aus...:D Ich hoffe es gefällt.

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Grüße aus der Domstadt Köln
Kai-Uwe
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo
Der Schlangenholz-Griff gefällt mir immer noch sehr .Ich mag ja kräftig gemasertes Holz wie zB auch Olive ,aber Olive gibt es leider nicht an C-Stahlklingen .
Die anderen 2 oder 3 Messer ,die du damals in der KM Galerie gezeigt hast mit stabilisierten und gefärbten Griffen sind nicht so meins .
Ist aber einfach Geschmackssache .
Ist das Messer denn ohne Doppelkropf jetzt stark klingenlastig ? Denn auch J.Schanz hat die Klinge ja nur um geschätzte 6 g erleichtert .

Gruß Jens
 
Hallo Jens,

das Messer ist nicht stark klingenlastig.
Der Balancepunkt liegt ziemlich genau am Kehl.
Das Original hatte den Balancepunkt am vorderen Kropf.

Der Grund warum sich die Balance nur ca. 1cm vom Kropf zur Klinge hin bewegt hat liegt zum einen in der Größe/Länge des Griffs ( ca. 14cm ) und an der Schwere des Schlangenholz.

Auch der Materialabtrag durch Jürgen Schanz sind mehr als 6g gewesen. Ich tippe auf ungefähr 20g.

Gruß, Kai-Uwe
 
Servus,

danke für die Vorstellung! :cool:

Das war ja ein ziemlich aufwendiger Umbau und ist jetzt ein sehr spezielles Ergebnis geworden, wenn ich das Original als Vergleich hernehme und selbst nur den Rohling umzuschleifen war schon ein Aufwand. Gesamtgewicht und Schwerpunkt im Vergleich zum Original hat sich wohl verändert, die Optik und Haptik, wie auch die Klingenstärke, der Anschliff, die Oberfläche vom Klingenspiegel und die Schneidfähigkeit.

Im Prinzip ist nur der Stahl und das Profil erhalten geblieben, dass nenn ich mal eine Individualisierung! :D

Die Klinge ist sauber in den Griff eingebracht und super "geschanzt"! :super: Man sieht schön, wie auf den letzten Millimetern der Anschliff ballig wird. Was wiegt das Güde jetzt eigentlich und wie weit sitzt der Schwerpunkt in der Klinge? Das Profil ist sehr bauchig, also zum Choppen nicht wirklich geeignet, nur wenig "Sweetspot" Ungeübten bleiben wohl "Ziehharmonika-Paprikastücke am Brett liegen, geht zumindest mir öfters so, wenn ich von einem flachen Profil auf ein rundes wechsle und die Schnitttechnik nicht anpasse. ;)

Edit: Schwerpunkt kenne ich jetzt, die Beiträge haben sich überschnitten!

Gruß, güNef
 
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Servus,


Das war ja ein ziemlich aufwendiger Umbau und ist jetzt ein sehr spezielles Ergebnis geworden, wenn ich das Original als Vergleich hernehme und selbst nur den Rohling umzuschleifen war schon ein Aufwand.
Im Prinzip ist nur der Stahl und das Profil erhalten geblieben, dass nenn ich mal eine Individualisierung! :D
Die Klinge ist sauber in den Griff eingebracht und super "geschanzt"! :super: Man sieht schön, wie auf den letzten Millimetern der Anschliff ballig wird. Was wiegt das Güde jetzt eigentlich...


Gruß, güNef

Der Umbau war wahnsinnig viel Arbeit. Jean-Jose Tritz, der für Die Güde homepage Übersetzungen ins französische geschrieben hat meinte zu uns das wir völlig verrückt seien, fand aber die Idee klasse :D

Das Messer wiegt jetzt 185g und ist knapp 34cm lang. Die Klinge ist mit 6,5cm ziemlich hoch. Wie schwer das Original ist, weiß ich nicht. Den Gewichtsangaben und auch den Klingenlängen auf diversen Händlerplattformen kann man nicht trauen.

Leider hält der Stahl die sehr fein ausgeschliffene Schneide nicht, besonders wenn mit dem Messer gröber auf dem Brett umgegangen wird. Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Die Schneide legt sich leider schnell um. Vielleicht versuch ich es mal mit einer Microfase. Ob ich das mit meinen Schleifkünsten hinbekomme steht auf einem anderen Blatt Papier :glgl:

Du hast Recht, die bauchige Klinge ist speziell und gewöhnungsbedürftig. Am ehesten lässt sich das Chai Dao noch mit einem klassischen europäischen Chefkochmesser vergleichen. Der Wiegeschnitt funktioniert einwandfrei.

Gruß, kup
 
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Moin,

das gefällt mir richtig gut.

Diese Klingenform fand ich schon immer ansprechend und hab die am Güdestand auch schon mehrfach befingert und immer wieder weggelegt,
weil mir die viel zu dick waren. Enorm was da bei Schanz abgegangen ist.
Die WB hätte ich gleich auch noch mit wiederholen lassen, da sind bestimmt noch ein paar HRCs drin. Wenn 1.4116 an der oberen Grenze vergütet
wird hält der ne feine Schneide auch recht gut.

Gruß

Uwe
 
Von der Optik her hat sich das Messer wirklich verbessert. Ein positiver Nebeneffekt einer Schanz-Kur ist ja auch, dass diese auf die Klinge gelaserten Romane verschwinden, die manche Hersteller glauben ihren Kunden mitgeben zu müssen...
 
"Lohnt sich das?" fragt der Kopf
"Nein" sagt das Herz,"aber es tut gut!"
Ganz ,ganz herrlicher Quatsch!
 
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