Gutes Gefüge?

Koraat

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Ich hätte da eine Frage bezüglich der Qualität des Gefüges meiner Messer nach der Wärmebehandlung. Das folgende Bild zeigt einen 1cm breiten Ausschnitt des Gefüges eines meiner Messer nach dem Härten. Stahl ist C-Stahl im Bereich von 0,6%. Das Messer wurde in Form geschmiedet und mehrfach normalisiert.

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Vielleicht kann mir ja jemand sagen ob das Gefüge fein genug ist? Es ist mir nämlich wichtig zu wissen ob meine Messer qualitativ etwas wert sind oder ob ich etwas ändern muss um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Es wäre schließlich peinlich jemanden ein Messer zu schenken, welches nach kurzem Gebrauch einfach kaput geht.

mfg Ulrik
 
Hallo Ulrik,

ich bin zwar kein Spezialist auf dem Gebiet, aber wenn man mit blosem Auge noch die körnige Struktur erkennt ist da was schiefgelaufen!

Welcher Stahl ist das denn ?
Wie und auf welcher Temperatur hast Du denn normalisiert ? Wenn die Glühfarbe bei Tageslicht noch erkennbar war, dann ist es viel zu heiss! Benutz ein Magnet um zu testen ob die Temperatur erreicht ist und teste die Glühfarbe im dunkeln (oder im Eimer)

Als mir mal eine Klinge beim (zu langem) richten zerbrochen ist war das Gefüge (mit dem Auge gesehen) glatt und hat mich an Aluminium erinnert(keine Ahnung warum). Körner sollten keine erkennbar sein und wenn Du drüberstreichst, dann sollte es sich nicht wie schleifpapier anfühlen.

Zum testen der Qualität mache ich es immer so:

1. Nach dem Härten testen ob die Klinge Glas ritzt
2. Nach dem Anlassen testen ob sie glas Ritzt (Muss nicht, aber ist klasse wenn es geht :)
3. Flextest machen und gucken ob die Klinge Buckelt ohne auszubrechen oder zu verbiegen.


Hoffe ich konnte etwas helfen

Liebe Grüße

Xzenon
 
Also mit freiem Auge sieht dieses Stück eigentlich aus wie samtgraues gebrochenes Hartplastik. Das Bild ist eine Makroaufnahme. Die Länge der Bruchstückes beträgt maximal einen cm.
Was für ein Stahl es genau ist kann ich dir nicht sagen, aber da es ein alter Meissel war und die Funken an C60 erinnern wird es wohl ein ähnlicher C Stahl sein. Ich schmiede fast immer im Dunkeln (aus zeitgründen) und habe beim Normalisieren auf eine schwach kirschrote Glühfarbe geachtet. Ich habe nicht scharf normalisiert da ich gerade kein Öl zur hand hatte, habe jedoch gelesen, dass bei starker vorhergehender Verformung bei eher niedrigen Temperaturen dieser Schritt übersprungen werden kann. Auf jeden Fall danke für deine Antwort. Ich werde in Zukunft noch stärker darauf achten nicht zu stark zu erhitzen.

lg
 
Hmh.. .eine Frage die sich mir gerade stellt... ist das Werkstück direkt nach dem Härten(abschrecken) gebrochen, oder wurde es schon angelassen ???

Wenn Du die Qualität Deiner Wb testen willst, dann mach wie gesagt den Glasritztest und den Flextest.
Ich habe anfangs mit ein paar flachgehauenen Stahlstückchen experimentiert bis ich habwegs sicher war mit dem Härten.

Das mit der Verformung stimmt... allerdings ist die Frage ob Du die Kriterien für "starke Verformung" erfüllst! Ich für meinen Teil traue mir nicht zu mit meinem 1,5Kg Hammer so ein dickes Stück Metall (wie auf Deinem Foto) so stark zu verformen um das scharfe Normalisieren zu ersetzen!
Ich mache selbst bei der MinimalWB für Testmesser folgende WB:

1.Fertigschmieden bei niedriger Temp (Temp etwas über Härtetemp.)
2. 3xNormalisieren (Temp auf dunkelkirschrot + Luftabkühlung)
3. 3xScharf Normalisieren (Temp dunkelkirschrot+Abschrecken+Öl-Abbrennen lassen+gleich wieder scharf Normalisieren)
4. Weichglühen im Kohlenstaub (danke an U.Gerfin das klappt super!!!)
5. Bearbeiten/Feilen/Schleifen
6. Vorhärten (mache ich um Verzug aufzspühren und diesen zu richten)
7. Härten
8. Glasritzen
9. Anlassen 190 Grad bis Gelbbreune Färbung
10. Flextest
11. Fertig bearbeiten
--> Auf Spannungsarmglühen verzichte ich bisher, da ich eigentlich nie Verzug habe


Hierzu sei gesagt, dass ich mit dieser WB auch oft auch nach dem Anlassen Glas ritzen kann, die Klingen flexibel sind und nicht brechen und nicht verbiegen. (Flextest)

Schärfen kann ich mindestens auf "Unterarmrasieren" bis hin zu "scheisseschonwiedergeschnitten":super:

Das ist zwar auch kein wissenschaftlicher Qualitätsbeweis, aber sie schneiden besser und nachhaltiger als alle anderen meiner Küchenmesser incl. Aldi Damast, Lidl Fiskars und Tim Mälzers Haiku Santoku für 75 Euro.

Hoffe ich konnte Dir etwas helfen.

Liebe Grüße

Xzenon
 
Hallo!
Das hat mich interessiert und ich habe eine D~1cm Lagerwalze kalt angeflext und gebrochen und mir die Bruchstelle unter dem Mikroskop angesehen, ich habe leider keine Möglichkeit, ein Foto zu machen, aber bei 75x Vergrößerung sah die Körnung etwa so grob aus wei deine Kornung beim Makrophoto, wobei ich finde, dass das schwer zu beurteilen ist, es kann sein, dass die mikroskopierte Körnung doch leicht gröber vom Anblick her war.
Die Beschreibung "samtgraues gebrochenes Hartplastik" trifft aber ebenso zu, wobei ich denke, dass die Bruchstelle ab einer gewissen Feinheit so ausssieht und sich bei weiterer Verfeinerung nich mehr viel am Anblick ändert.
Außerdem ist meine Probe wohl 1.3505.

Ich habe gerade gehört, dass ich heute Abend wohl eine Aufnahme mit einer medizinischen Makrocam machen kann, wenn du dich bis dahin gedulden kannst, stell ich sie rein.
 
@ Xzenonbenz: Das Werkstück ist noch nicht angelassen. Es wurde differentiell gehärtet hat dabei aber durch ein zu schroffes Abschreckmedium einen Riss bekommen und ich habe es an der Stelle abgebrochen da es ja ohnehin schon egal war:hmpf:

Wegen der Verformung: Meinst du wirklich das mein Werkstück auf dem Foto so "dick" ist? ich meine es ist knapp 2 cm breit (man sieht nur etwa 1 cm am Foto) und vielleicht 2 bis 3 mm dick...

Deine WB Anleitung find ich klasse. Werde mich in Zukunft daran halten.
Danke für die Tipps und ja du konntest mir helfen:)

@glutsucht: Ich kann mich natürlich gedulden und würde mich über die Aufnahmen freuen.

mfg Ulrik
 
Danke für die interessanten Bilder.
Da sieht man mal das man noch viel zu lernen hat:D
Das ist WIRKLICH ein feines Gefüge. Ich werde wohl auf jeden fall in Zukunft immer scharf normalisieren egal wie viel oder wenig ich geschmiedet habe....
So wie das aussieht scheint das Gefüge auf deinen Fotos fast zehnmal so fein zu sein wie meins:staun:

Danke für die Mühen.

mfg
 
Also, du weißt ja hoffentlich, dass ich mit den Bildern nicht sagen wollte, dass du was besser machen musst, zumal der 1.3505 ja überall als "in der Herstellung besonders sorgfältig behandelt" etc. beschrieben wird, ich meine, hier im Forum, von Fachkundigen Leuten, und in sofern ist gar nicht gesagt, dass du das Gefüge deines Messers so fein hättest bekommen können. Ich hab grad erst mein so ziemlich erstes geschmiedetes Messer zerbrochen, und da war nix zu sehen von homogenem Hartplastik, sondern die Oberfläche war ungefähr so grob wie Straßenbelag.
Das gröbste, was ich bisher an Gefüge gesehen habe, war bei alten Autobremsscheiben vom Schrott. Vielleicht waren die aus Grauguss oder so.
 
Mir ist natürlich klar, dass Kugellagerstahl ein extrem hochqualitativer und gut behandelter Stahl ist, aber dennoch bin ich mir sicher das noch ein gutes Stück Weg von meinem Ergebniss hin zu diesem Stahl begehbar ist bevor dann schlussendlich die Art des Stahl ausschlaggebend wird und man mit der WB an Grenzen stößt. Es würde mich interessieren dein erstes geschmiedetes mal zu sehen. Falls du also Fotos hast...

mfg
 
@Koraat

Schalte mal Deine E-Mail für das Forum frei, so muss man nicht alles ins Forum spammen! :)

Sorry ich dachte es wäre dicker als 2-3mm!


Die von mir beschriebene Wärmebehandlung ist aber nicht die eigentlich perfekte !!! Das ist lediglich eine abgespeckte Version für ungeduldige oder für Teststücke die nicht perfekt werden müssen...

Lies hierzu mal diesen beitrag! Da gibt es tolle Tips für die WB von U.Gerfin und SimonSambuca (danke an Euch nochmal)
Hier Klicken

Liebe Grüße

Xzenon

PS: Woher kommst Du eigentlich genau ? Ich bin aus der Nähe von Fulda... wenn Du magst, dann komm mich mal an einem Wochenende besuchen und wir schmieden mal zusammen was nettes.
 
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