Der übliche Rahmen der Härtetemperatur bei 1.4034 wird mit 1000- 1050 Grad angegeben, wobei man von einer normalen Haltezeit von 5-10 Min. ausgeht.
Die Haltezeit braucht es deshalb, weil der Stahl durch den hohen Chromgehalt schon recht stabile Misch- und Sonderkarbide ausbildet.
Werden die nicht gelöst, so fehlt der darin gebundene Kohlenstoff bei der Härtung-die Härte wird also geringer- und zum Korrosionsschutz-da weniger Chrom in der Grundmasse vorliegt, rostet das Material.
Nur in der Grundmasse wirkt Chrom als Korrosionsschutz, in den Karbiden erhöht es die Verschleißfestigkeit, nutzt aber gegen Korrosion gar nichts.
Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man auf ein Stück weichgeglühten 1.4034 einen Essigtropfen fallen läßt.
Mit einem tieferen Eindringen der Härtewirkung hat die Haltezeit bei so kleinen Teilen wie Messerklingen nichts zu tun.
Härtet man diesen Stahl vom unteren Rand des Temperaturfensters, muß die Haltezeit eingehalten werden.
Die Ansprunghärte ist dann eher etwas höher als bei höherer Härtetemperatur, die Anlaßbeständigkeit dafür etwas niedriger. Da weniger Restaustenit vorliegt, ist der Nutzen einer Tiefkühlbehandlung in diesem Fall geringer.
Bei Härtung vom oberen Rand der vorgeschlagenen Härtetemperatur kann man die Haltezeit verkürzen. Die Ansprunghärte ist eher niedriger-Restaustenit- die Anlaßbeständigkeit besser. Hier ist eine Tiefkühlbehandlung sinnvoll.
Sie sollte so schnell wie möglich durchgeführt werden, da sich der Restaustenit stabilisiert. Durch eine Ultratiefkühlung-die als Wundermittel angepriesene Cryobehandlung- soll auch nach längerer Zeit eine deutliche Verbesserung durch Zersetzung des Restaustenits und Ausscheidung besonders feiner Karbide- sogenannter "eta-Karbide" zu erzielen sein. Ob sich eine solche aufwändige Behandlung lohnt, muß jeder selbst entscheiden.
Härtung vom unteren Rand des Temperaturfensters und zweimaliges Anlassen bei 200 Grad führen schon zu sehr brauchbaren Ergebnissen und sind ohne high-tech und ohne Kosten durchführbar.
Theoretisch könnte man den Stahl von noch höherer Temperatur härten. Dann wäre die Ansprunghärte niedrig, die Härte würde aber beim Anlassen bis ins Sekundärhärtemaximum steigen.
Da man das gewünschte Ergebnis einfacher und billiger haben kann, macht man das nicht, zumal die Gefahr bestünde, daß der beim höheren Anlassen aus dem Martensit befreite Kohlenstoff speziell mit dem Chromanteil des Stahls Sonderkarbide bilden würde, die wieder- siehe oben- für die Korrosionsbeständigkeit schädlich wären.
Die Karbide, die sich beim Anlassen bilden, sind fein bis sehr fein. Vor denen braucht man also keine Angst zu haben. Da der 1.4034 noch keine Primärkarbide bildet, braucht man bei ihm mit groben Karbiden auch nicht zu rechnen.
Ich kann nur immer wieder betonen, daß dieser Stahl weit unterschätzt wird und ein gutes Allgemeinpotential hat.
John Verhoeven hat den Grund, weshalb bei korrosionsbeständigen Stählen Kohlenstoff und Chrom in einem bestimmten Rahmen und in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorliegen müssen, sehr klar herausgestellt. Ich will das nicht rekapitulieren-man kann es selbst nachlesen.
Freundliche Grüße
U. Gerfin